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1750
Grdankenspähne.
Alles hat seine Zeit, auch die Vorurlheile.
So wie eS Leute giebt, die nichts glauben, als was
sie sehen, so giebt es umgekehrt solche, die nichts sehe»,
als was sie glauben.
Ob die Gedanken „zollfrei" bleiben werden, ist
lediglich eine Frage des unaufhaltsam fortschreitenden
Erfindungsgeistes.
Mancher betrügt so wenig als er nur kann.
Wie könnte man in der Strafrechtspflege Rußland
übertrumpfen? So: Jeder Richter, der freispricht, wird
verurtheilt. Grundsätzlich.
Die alte Leger.
($.2 redet von edlen Häusern,
Von Staufen und Welsen zu uns.
Von Königen und von Kaiferrt,
Von Ritter Eötz und Kunz
Des Mittelalters beschichte.
Laut künden die Heldengedichte:
Wie da krachten die eisernen Speere,
Wie eimerweis floß das Rlut,
Wie man kämpfte ftir bott und die Lhre
(In Klammern: für Geld und 8nt)
Ans Bergen die ragenden Mauern —
Im Thale die Arbeit und Roth —
Man schund die Bürger und Bauern,
And schlug, wenn sie muckten, sie todt.
Auch heute giebt's mächtige Häuser:
So das Bankhaus Schulze und Sohn;
And mächtiger als mancher Kaiser
Sind die edlen Ritter von Lohn;
Der mächtigste aber ist weit herum
Der Lisenkönig Herr von Lumm.
Zwar spricht nicht die Weltgeschichte
Von dem neuen Ritterthum —
Doch die täglichen Kursberichte
Sie melden der Ldlen Ruhm.
Auch rennen sie nicht mehr die Speere
8en einander im Codesritt,
Richt gilt es der Minne, der Lhre —
Ihr Kampfruf ist der „Prosit"!
Sie scheuen das Blut, mitfühlend
Gehn fie mit einander um:
Sie dreh'n an der Börse spielend
Linander die Hälse um.
Sie schinden nicht Bürger, nicht Bauern
Sie sprechen: „Der Arbeit den Lohn!
Verdient' ich doch selber mit säuern
Schweißtropfen meine Million!"
Moral
Ls ist die alte Leyer:
Cb Kunz von Schlagckhn-todt —
Cb Ldler Herr von Meyer —
Dem Volk bleibt die Arbeit, die Roth!
Für de» richtigen Optimisten hat auch die taube Nuß einen süßen Kern.
Idyll. o
\ V
v ^
Jäontß hat im Munde
Der Herzallerliebste mein.
Und ich, ich Hab' im Grunde
Den Fehler, sehr naschhaft zu sein.
Der unvorsichtige Groszpapa.
1750
Grdankenspähne.
Alles hat seine Zeit, auch die Vorurlheile.
So wie eS Leute giebt, die nichts glauben, als was
sie sehen, so giebt es umgekehrt solche, die nichts sehe»,
als was sie glauben.
Ob die Gedanken „zollfrei" bleiben werden, ist
lediglich eine Frage des unaufhaltsam fortschreitenden
Erfindungsgeistes.
Mancher betrügt so wenig als er nur kann.
Wie könnte man in der Strafrechtspflege Rußland
übertrumpfen? So: Jeder Richter, der freispricht, wird
verurtheilt. Grundsätzlich.
Die alte Leger.
($.2 redet von edlen Häusern,
Von Staufen und Welsen zu uns.
Von Königen und von Kaiferrt,
Von Ritter Eötz und Kunz
Des Mittelalters beschichte.
Laut künden die Heldengedichte:
Wie da krachten die eisernen Speere,
Wie eimerweis floß das Rlut,
Wie man kämpfte ftir bott und die Lhre
(In Klammern: für Geld und 8nt)
Ans Bergen die ragenden Mauern —
Im Thale die Arbeit und Roth —
Man schund die Bürger und Bauern,
And schlug, wenn sie muckten, sie todt.
Auch heute giebt's mächtige Häuser:
So das Bankhaus Schulze und Sohn;
And mächtiger als mancher Kaiser
Sind die edlen Ritter von Lohn;
Der mächtigste aber ist weit herum
Der Lisenkönig Herr von Lumm.
Zwar spricht nicht die Weltgeschichte
Von dem neuen Ritterthum —
Doch die täglichen Kursberichte
Sie melden der Ldlen Ruhm.
Auch rennen sie nicht mehr die Speere
8en einander im Codesritt,
Richt gilt es der Minne, der Lhre —
Ihr Kampfruf ist der „Prosit"!
Sie scheuen das Blut, mitfühlend
Gehn fie mit einander um:
Sie dreh'n an der Börse spielend
Linander die Hälse um.
Sie schinden nicht Bürger, nicht Bauern
Sie sprechen: „Der Arbeit den Lohn!
Verdient' ich doch selber mit säuern
Schweißtropfen meine Million!"
Moral
Ls ist die alte Leyer:
Cb Kunz von Schlagckhn-todt —
Cb Ldler Herr von Meyer —
Dem Volk bleibt die Arbeit, die Roth!
Für de» richtigen Optimisten hat auch die taube Nuß einen süßen Kern.
Idyll. o
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Jäontß hat im Munde
Der Herzallerliebste mein.
Und ich, ich Hab' im Grunde
Den Fehler, sehr naschhaft zu sein.
Der unvorsichtige Groszpapa.