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* 1763

-V

Erfolg -er sächsischen Sozialistenhetze,

nachgewiesen an acht Reichstagsmandaten.

26enn Polizei und Strafgesetz
Mit ihren schärfsten Alauen
Die Rothen packt, so sind sie bald
vernichtet.— Ziehe Plauen.

Au Grunde geht die Umsturzpartei
Gewiß, mit Ach und Arach.

Rur muß man derb sie fassen an. —
Zieh' llirchberg-Auerbach.

vor des Gesetzes Strenge kann
Sie nimmer halten Stand;
Llendiglich siecht sie dahin. —
Vergleiche Leipzig-Land.

Wenn ihre Führer eingesperrt
Rach Freiheit dürstend lechzen.

So kriechen sicher sie zu llreuz. —
Zieh' GHemnitz (Wahlkreis 1(6).

Zu schützen den Besitz, dazu
2st ja die Gbrigkeit da.

Greift fest sie zu. bald liegt erwürgt
Der Umsturz. — Lieh' Mittweida.

Ausnahmgesetze braucht man kaum.

Wir werden die rokhe Fahne
Zerbrechen mit unserm Vereinsgesetz. —
Vergleiche Glauchau-Meerane.

§> sächsisches Vereinsgesetz.

Du Uapitalisten-Bollwerk.

Du setzest den Sozialisten den Fuß
Auf den Racken. — Siehe Stollberg.

Wir Sächser sein ein Helles Volk.

Wir Sächser sein gar schlau;

von den Rothen befreien wir die Welt. —

Sieh' Zwickau-Grimmitzschau.

-'©/6x Hovrlspähne.

Wohl möchte ich jetzt auf die Reise
Ins herrliche Bergland gehn,

Ich inöchte die grünen Almen,

Die schiminernden Gletscher seh'n;

Doch lacht dem Proletarier
Nicht also die Natur —

Ich sehe vor wir ragen

Einen Berg von Arbeit nur.

* *

*

Auf den Eisenbahnen Rußlands sind die
Personentarife herabgesetzt worden. Jene Leute,
welche für immer weitere Ausbreitung russischer
Zustände in Deutschland arbeiten, sollten sich
dieses Beispiel zu Herzen nehmen.

Nichts auf der Welt vollkommen ist, Ein Defizit der Miguel hat,

Wie sehr man es auch rühmte noch, Und Dowe's Panzer hat ein Loch.

* * *

Sehr verspätete Einsicht hat die sächsische Polizei bewiesen, indein sie
einen Preußen als Ausländer aus Sachsen aus wies. Wenn sie
die Preußen ausweiseil wollte, so hätte sie dies im Sommer 1866
thun müssen. * * *

Italien hat in Afrika

Des Mahdi Macht bezwungen,

Hat durch die Erstürmung von Kassala
Sich Ruhm und Sieg errungen.

Doch wäre den Italienern wohl
Viel nützlicher — möchte ich wetten,
Sofern sie statt dieses Kassala

Ein wenig mehr Kassa hätten.

* *

*

Die alten Bismarckschen Reptilienblätter hören noch immer nicht
auf, um neue Ausnahmegesetze zu winseln. Da soll man ihnen doch
den Willeil thun, und ein Gesetz einführen, nach welchem aus Gründen
der öffentlichen Sicherheit und Moral jedes Reptilienblatt verboten
werden kann! Ihr getreuer Säge, Schreiner.

--j- Schnitzel.• <♦-

A. : Wie ging es zu, daß der Krieg zwischen Ehina und Japan
lange nicht so recht in Fluß kain?

B. : Das lag an den dummen Chinesen. Die haben keinen „genialen"

Staatsmanil, der die Depeschen fälscht.

* *

*

A. : Waren Sie Heuer in einem Seebad?

B. ; Nein, mir in einem Luftbad.

A. : Wie so?

B. : Mein Hauswirth hat mich an die Luft gesetzt.

Der unlautere Weltßewerö.

Wenn im gesellschaftlichen Leben irgend ein
Uebel sich zeigt, welches die Leute ärgert oder be-
lästigt, so braucht man nur ein Gesetz dagegen zu
machen, dann ist es gleich weg. Wir haben daher
Gesetze gegen den Wucher, gegen die Kuppelei n.s.w.,
und Jedermann weiß, daß diese Gesetze alle Wu-
cherer und alle Unsittlichkeit vollständig ausgerottet
haben: im Werke sind Gesetze gegen die Trunk-
sucht, gegen die Cholera und vielleicht auch gegen
den Anarchismus. Sodann werden jedenfalls Ge-
setze gegen das Podagra, gegen den Zahnschmerz,
gegen das schlechte Wetter und gegen das Sauer-
werden der Milch folgen. Dadurch wird man
auf legislativem und parlamentarischen: Wege die
Welt nach und nach zum Paradiese gestalten.

Bei dieser Art von Weltverbesserung ist man
mit Recht auch auf das Uebel der unlauteren,
respektive illoyalen Konkurrenz gestoßen.
Die Konkurrenz ist an sich schon ein Uebel,
das haben die Jnnungsmeister längst entdeckt,
weshalb sie ja bekanntlich die ganze Gewerbesrei-
heit polizeilich konfisziren lassen möchten. Aber
nun gar die unlautere Konkurrenz — die muß
unbedingt gesetzlich vernichtet werden, und die
Vorarbeiten dazu sind bereits im Gange.

Es darf nicht mehr gestattet werden, daß Je-
mandem, der den Schmiedehammer schwingt, mit
den: Dampfhammer Konkurrenz gemacht wird,
oder daß der Großproduzent das Schuhwerk mit
der Maschine Herstellen läßt, während der Jn-
nungsmeister nicht einmal Gesellen damit beschäf-
tigt, sondern sich mit Lehrlingen behilft.

Was dem Einen recht, das ist dem Andern
billig — also nicht nur die Industriellen, sondern
alle Staatsbürger müssen gegen die illoyale Kon-
kurrenz geschützt werden.

Eines solchen Schutzes bedarf vor Allem der
Steuerzahler. Zu ihm kommt der Fiskus und
fordert ihm Geld für oft recht zweifelhafte Lei-
stungen ab. Den: Fiskus inacht die Stadtbehörde

Konkurrenz, indem sie für ihre schlechten Straßen
und für allerlei Krähwinkeleien ebenfalls Geld
haben will, endlich kommt nebenbei noch das Reich
als der allerhabsüchtigste und illoyalste Konkur-
rent und nimmt den: Steuerzahler auf indirektem
Wege das Geld ans der Tasche. Das ist eine
Konkurrenz, die entschieden zu weit geht. Man
prüfe also, welche Waare die Konkurrenten bieten,
bevor man sie zur Steuererhebung zulüßt. Wer
gute Schulen, Wohlfahrtseinrichtungcn und Ver-
kehrserleichterungen bietet, soll Steuern bekoinn:en;
derjenige Konkurrent aber, bei den: wir für unser
gutes Geld nur bunte Lappen, blanke Knöpfe
und Schießprügel sehen, — er verfalle den: neuen
Gesetz; inan entziehe ihm die Konzession und be-
strafe ihn mit Haft bis zu sechs Wochen, die der
jeweilige Finanznsinister absitzen muß.

Wenn man nun noch betrachtet, welche un-
lautere Konkurrenz die reaktionären Parteien
sich machen, um den „kleinen Mann" zu kapern,
dann wird :nan von der Nothmendigkeit des in
Rede stehenden Gesetzes gewiß überzeugt sein.

Die Konservativen versprechen die staatliche
Ordnung hochzuhalten, worunter sie die Konkurs-
ordnung verstehen; sie versprechen den: kleinen
Manne große Arineen zum Schutze seines häus-
lichen Herdes und seines Eigenthuins, aber da
kommt der Gerichtsvollzieher und es ist aus mit
dem Schutze und das Eigenthum ist futsch. Die
Liberale!: schützen Freiheit und Recht; sie lassen
näm.lich Jeden: die Freiheit, zu verhungern, und
das Recht, sich aufzuhängen. Alle Konkurrenz
aber überbieten die Ultramontanen, die ihren An-
hängern ewige Himmelsfreuden versprechen und
dei: Andern ewige Höllenstrafen androhen. Glück-
licheriveise glaubt man ihren Reklamen nicht ohne
Weiteres, denn n:an weiß: es ist noch kein Ultra-
montaner aus der Hölle zurückgekehrt, also kann
der Aufenthalt daselbst nicht gar so schlimm sei,:.

Jedenfalls wird aber eine Konkurrenz, die
Himmel und Hölle ausbietet, unter das Gesetz
gegen den unlauteren Wettbewerb fallen müssen.

Der italienische Banstproxest.

A. ; Da alle Beschuldigte in: römischen Bank-
skandal frei ansgehen, so ist der Bankkrach erst
vollständig geworden.

B. ; Wie so?

A.: Na — auch die Anklagebank hat
sallirt.

Jin Verlage von Z. K. W. Dich in Ztuttgart
ist soeben erschienen:

Die

Bewegung in Sizilien

im Hinblick

auf die letzten verurltzeiluugeu.

Von Ndolso Rosst.

Deutsch von Leopold Iaroby.

Preis broschirt 75 Pfennig.

Der bekannte Berichterstatter der „Tribuna" in Rom,
Adolfs Roffi, machte Ende des vorigen Jahres anläßlich
der anschwellenden Bewegung der Fasci eine Reise durch
Sizilien und veröffentlichte seine Berichte in der „Tribuna".
— Heute nun, wo die Berurtheilung De Felice's und Genossen
die Erörterung der sizilianischen Frage brennender als jemals
gemacht, hat der Verfasser den Inhalt jener Briefe im Zu-
sammenhang bearbeitet und einige Betrachtungen über die
Lage in Sizilien daran geknüpft. Auf die zuverlässige Arbeit
wurde bereits im italienischen Parlament, sowie in dem so-
eben abgeschlossenen Prozeß De Felice's hingewiesen.

Die Schrift giebt zum ersten Mal eine eingehende Dar-
stellung von jener großen sozialistischen Bewegung in Sizilien,
die in der ganzen zivilisirten Welt ein berechtigtes Aufsehen
erregt hat. Die entsetzliche Lage der sizilianischen Bauern,
Land- und Bergarbeiter wird von dem Verfasser in wahr-
heitsgetreuer Weise geschildert, ebenso die unter der Bevölkerung
erwachte Organisationslust, die ihre Form in den Arbeiter-
bünden (Fasci dei lavoratori) finden. — Das Buch bildet
eine Anklageschrift gegen die italienische Regierung, wie sie
schwerer nicht gedacht werden kann.

Die llcbcrsetzung wurde von Herrn Leopold Jacoby
in trefflicher Weise besorgt.

Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart.
Druck und Verlag von I. H. W. Dietz in Stuttgart.
 
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