Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1788 *

Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dietz in Stuttgart.

Serenade. -e

Seievfaftenmcinit (vor einem herrschaftliche» Hause, singt): „Schier dreißig

Jahre bist Du alt!"

UralteJu ngfer (ein Geldstück vom Balkon herabmerfend): S i e S ch UI e i ch l c r!

>. Nur ein Tropfen. --

»Die Unterabtheilung der Arbeit ist der Meuchelmord
eines Volkes." D. Urquhart.

Es hatten die alten Römer
Ein grausiges Mittel zur hnud,

Zu strafen ihre Sklaven,

Gar häufig angewandt.

Lin einziger wassertropfen
Fiel auf des Mannes Aoxf,
Gleichmäßig immer langsam
Traf er den armen Troxf.

Der achtete -eß mit Nichten
In allererster Zeit,

Er schwatzte mit Andern und lachte
Voll Anbefangenhcit.

Indetz, es heißt iin Sprichwort:

Lin Tropfen höhlt den Stein,

Nicht durch die Gewalt des Aufschlags,
Durch langes Fallen allein.

Und immer fiel der Tropfen,

Allmälig verstummt Ser Sklav,

Fängt an sich zu besinnen —

Der Tropfen immer traf.

Und immer, immer tropft' cs
hernieder auf den Mann,

Der fängt dann endlich leise,

Ganz leise zu wimmern an.

Und weiter fällt der Tropfen
Mit tödtlicher Sicherheit,

Schon wimmert er laut und lauter
Bis plötzlich auf er schreit.

Lr zittert vor federn Tropfen,

Der treffen wird die Stirn,

Als ob er wie brennend Feuer
Ihm sengte das Gehirn.

Erbarmen, fleht er, Erbarmen!
herzbrechenden Tons er fleht,
weil über feine Uräfte
Die stumme Marter geht.

Doch als er kein Entrinnen
Mehr hofft aus seiner Noth,

Erfleht er zuletzt verzweifelnd
Als Gnadengeschenk den Tod....

Das waren barbarische Zeiten,

Gesteht ihr kühl und frei,

Na, Gott sei Dank nur, daß sie
Gar lange schon vorbei!

Nun denn, so laßt euch sagen,

Daß täglich sich erneut
Der grausenerfüllte Vorgang
Millionenfach noch heut!

Und dieser moderne ,,Tropfen",

Das ist dis minutiös

Ins Ulcinste getheilte Arbeit —

Getheilt raffinirt monströs!

Dort steht ein Mann am ,,Richth olz",
wird Nadelmacher genannt,

Und bringt doch all Lebtag
Nicht eine Nadel zu Stand!

Fremder: Wie komme ich am schnellsten zur Karlsstraße?

Kutscher: Am schnellsten und bequemsten kommen Sie hin in nieiner
Droschke.

Nur ein Tropfen.

(Fortsetzung.)

Lr hat zu strecke,:, zu „richten"
Zeitlebens nur den Draht,

Zwei, drei, vier Andre machen
Denselben des weitern parat.

Der spitzt nur immer die „Schachte"
Von beiden Enden an,

Der,,stanzt", der,,locht", öer„schauert".
Dort „drillt" ein neunter Mann.

Auf eine Linzelverrichtung
Zeitlebens eingeengt,
wir- so zum eignen Handwerk
Der Mann hinausgedrängt.

Der sonst zu sein vermöchte
wohl seines Faches Zier,

Durch ewige Tretmühlarbeit
Verblödet er halb zum Thier!

So wirkt der bohrende „Tropfen"
Aushöhlend, verwittern- fort,

Bis unter Stumxfsinnszeichen
Ihm Hand und Hirn verdorrt. —

Doch wer zu den rechten Quellen
Des Weltgeschehens drang,

Für den erschließt auch hier sich
Der wahre Zusammenhang:

Je rücksichtsloser verbraucht wird
Das Menschenmaterial,

So mehr zum allwaltenden Gott wird
Der Moloch Uaxital!

Schnitzel,

Zwietracht ist unter Verwandten immer ain heftigsten; deshalb
regen sich Anarchisten und Spießbürger so sehr gegen einander auf.

Wandreh gehst nach Sachsen Du,

Einen Häriilg iß vor allen,

Trinke auch viel Bier dazu,

Denn sonst wirst in Strafe Dil

Wegeil Bier-Boykotts verfallen.

* *

*

Merkwürdig! Alle Kirchen haben Uhren, und doch weiß die Kirche
nie, ivas es an der Zeit ist!

* *

*

A. : Di!, was ist denn „das goldene Horn"?

B. : Wahrscheinlich das Horil, das ein reicher Bankier einem armen

Schlucker aufsetzt. * *

Was ist ohne Arbeit das Kapital?

Was eine Null ohne Zahl.

Was ein Halm ohiie Kerne.

Was ohne Licht eine Laterne.

* *

*

Wenn die Marseillaise als Ariiiceniarsch gespielt, der Zar Rußland
eine Verfassung giebt und die indirekten Steiicrn abgeschafft worden sind,
dann will Oesterreich ben Versuch wagen, das allgeineine direkte Wahl-
recht einzuführen.

Trefflicher Bescheid.

gfgsff
 
Annotationen