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— 1791

Starkes Hindernis.

A. : Warum finden die edlen Bestrebungen zur Begründung des
dauernden Weltfriedens gerade bei den „Edelsten der Nation" so wenig
Anklang?

B. : Weil die Friedensfreunde es versäumt haben, an Stelle des
überflüssig werdenden Offiziersberufs eine andere Versorgungs-
anstalt für den Adel in Aussicht zu nehmen.

Die ostpreußischen Junker.

Lieber als „vergeben und vergessen"
war' ihnen sicher „Geben ungemessen".

Meteorologisches.

A. : Werden wir heuer einen kalten Winter bekommen?

B. : Keinesfalls. Der Miguel mit seinen Steuerplänen wird uns

schon warm machen. , , ,

Der preußische PostchilfMote.

(Frei nach Heine.)

Wir fuhren allein im dunkeln
Postwagen dir ganze Nacht;

Wir ruhten einander am Herzen,
Wir haben gescherzt und gelacht.

Doch als wir ans Heirathrn dachten,
Mein Vind, wir erschraken wie:
Ach, zwischen uns stand Stephan
Als „blinder Pastagier".

Asyl für Kranke.

A. : Der alte Bismarck scheint wirklich sogar dem Pfarrer Kneipp
noch Kollkurreirz zu machen.

B. : Wie so?

A.: Während viele Kranke zu Kneipp wallfahrten, um barfuß zu
laufen, wallfahrten andere zu Bismarck, um dort auf dem Bauch zu
rutschen. -- .—

Der „Rreuzzeitnng".

„Im Geisteskampf der Gegenwart
Der Adel steht voran." —

Das heißt: roo man den Geist bekämpft,

Stellt stets er seinen Mann.

-EvtO Hobelspähne.

Allen Umsturz - Elementen
Wird jetzt tüchtig eingeheizt,

Die zum Bruche der Verfassung
Frevelrld haben aufgereizt.

Die erschüttern das Vereinsrecht,

Und am Wahlrecht mäkeln schon —

Auf! ganz Deutschland soll sich wehren

Gegen diese Rebellion!

* *

*

Der russische Polizeispitzel und falsche Baron
___ von Ungern-Sternberg soll schon wiederholt
verhaftet worden sein, aber man hat ihn stets
” wieder entkommen lassen. Es scheint also, daß

man diesen Ungern sehr ungern faßt.

* *

*

Es ist doch anders geworden
Beim Adel einigermaßen.

Denn früher bekam er nur Orden,

Und heute bekommt er allch „Nasen".

* *

*

Die Ultramontanen verlangen die Wiedcrhcrstellling des Kirchen-
staates. Da sollten sie aber doch zunächst dafür sorgen, daß die Kirche

mit ihnen selbst mehr Staat machen kann.

* *

*

Es färbt der Herbst die Blätter,

Oed wird's, wohin man blickt,

Sogar die Kanitz und Mirbach

Erscheinen sehr geknickt.

* *

*

Die deutschfreisinnigen Parteitage treten vorsichtig hinter ver-
schlossenen Thüren zusammen, weil sonst leicht ein scharfer Zug-
wind die Partei auseinanderblasen könnte.

Ihr g-tr-u-r Säg-, Schr.m-r.

Dem guten Manne kostete dieses Amt, das der
Parteityrann ihm aufgezwungen hatte, manchen
schweren, stillen Seufzer. Aber was half es?
Er mußte gehorchen, magerte ab und litt sichtlich.
Oh! hörte man ihn oft sagen, märe ich doch nie
von Nordhausen fortgezogen und hätte in friedlicher
Zurückgezogenheit weitergedichtet.

Eugen Richter hatte mit dem ganzen Arbeiter-
schutz reinen Tisch gemacht, jede Maßregel, die
darauf abzielte, wurde abgestellt, jede Besserung
der Gesetze, die auf Sozialpolitik sich leiten ließ,
fiel ohne Gnade. Das freie Spiel der Kräfte
waltete schrankenlos im Wirthschastsleben, und
ein neuer Paragraph des Strafgesetzbuches, der
Paragraph 530 a, besagte: „Wer den Normal-
arbeitstag, Maximalarbeitstag u. s. w. empfiehlt,
oder wer für die gesetzliche Verkürzung der Ar-
beitszeit durch Wort oder That, Mieuen oder Ge-
berden eintritt, wird mit Zuchthausstrafe nicht
unter zehn Jahren bestraft. Im Wiederholungs-
fälle tritt die Todesstrafe ein. Das Begnadigungs-
recht ist für dieses Verbrechen ausgeschlossen."

Ein edler Vorkämpfer der Freiheit, öffnete er
auch dem zartesten Kindesalter wieder die Fabriken;
die grüne Jugend, die Frauen und Mädchen
drückte kein Polizeigesetz mehr, das die Arbeit ver-
bot oder einschränkte.

Auf der Börse blühte das Geschäft. Im großen
Saale des Palastes der Prinzessin Mumpitz in
der Burgstraße, mitten unter der Kuppel, da wo
die Baissiers und die Haussiers, die Jobber und
die Fixer, die Agiotageure und die Gründer im
rauhen Kehlton der durch Gänseschmalz geschmei-
digten Stimmbänder durcheinander toben, erhebt
sich auf einem stattlichen Sockel die Bildsäule
Eugens. Schöne Reliefs schmücken das Posta-
ment: anmuthig tanzt eine Schaar edler Börsen-
Makkabäer mit gekrümmter Hose um das goldene
Kalb, andere, scharfäugige, kühngenäste Männer,
denen Knoblauch und sonst nichts Menschliches

sreind, huldigen dem Verfasser der Irrlehren und !
schlachten Bebel auf dein Altar. Richter selbst
aber steht in Lebensgröße da, ausgehauen in
karrarischem Marmor, sein Haupt geschmückt mit
einem Kranze von Tausendgüldenkraut und mit
der Linken die Bewegung des Geldzählens machend.
In der Rechten hält er eine Tafel mit der In-
schrift: Bereichert Euch!

Höher und höher stiegen die Noth und der
Ingrimm der ausgebeuteten Masse, die Gummi-
schläuche und Hinterlader arbeiteten unaufhörlich.
Der Sturm brach los, die Tausende, die Zehn-
tausende zogen vor das Ministerhotel, noch ehe
der Morgen graute. Die Trommeln rasselten,
der Generalmarsch klang durch die Gassen, die
Fluth der Erbitterung schwoll furchtbar, unauf-
haltsam. Von den Thürmen heulte die Sturm-
glocke. Athemlos stürzte auf Seitenwegen durch
ein Hinterthürchen der treue Knörcke in Eugens
Schlafgemach. „Sie kommen", rief er keuchend,
beinahe athemlos. Aufsprang der unerschrockene
Volkstribun, blaß und schlotternd fuhr er in die
Unterhosen und flüchtete, während die Scheiben
klirrten, die Thore aufsprangen, die Treppen
hinauf, auf den Boden, auf das regenfeuchte Dach
mit den schlüpfrigen Schieferplatten. Draußen
flammten Hunderte von Fackeln, ein Lagerfeuer
lohte haushoch auf dem Ziethenplatz. Da sehen
ihn die draußen, ein einziges, gewaltiges, dröh-
nendes Gelächter schallt empor zu dem Kanzler
in Kamisol und Unterhosen. Er schwankt, er
gleitet, er stürzt hinunter, wo auf dem Asphalt-
pflaster Bajonnette und Piken starren.

Ein Angstschrei und Herr Richter erwacht.
Der letzte Artikel, worin er die Sozialdemokratie
zum hundertsten Male todtgeschlagen hatte, lag
im Bürstenabzüge vor ihn;. Er war beim Korrektur-
lesen eingeschlafen. Nein, so zu träumen! Uff!

«UM» A

Druckfehler.

Bei dem gestrigen Volksfeste sah man die Spitzel der

Behörden. * *

*

In X. tagte gestern der Verband rasender Kaufleute.

* *

*

»Die Polizei", sprach der Minister, „bedarf des Zu-
schusses. Ohne ihn kann sie nicht bestechen."

* *

*

»Und führe uns nicht in Untersuchung", betete der Herr
Bankdirektor. _

Nach Wunsch!

Mann (dem seine Frau soeben einen Topf
nachgeworfen) wüthend: „So, Du weißt wirklich
nichts Besseres, als mir eine Schüssel an den
Kopf zu werfen?"

Frau: „Na, Du willst doch immer, daß
Alles nach Deinen: Kopse gehen soll!"

Probat.

In einer Synagoge war während der Predigt
die ganze Gemeinde eingeschlafen. Darüber ärgerte
sich der Rabbiner nicht wenig. Er strengte seine
volle Lungenkraft an — vergebens, das Volk
Israel schnarchte ungestört weiter. Da verfiel
er auf folgendes Mittel. Er unterbrach die
Predigt und rief: „Einmalhunderttausend
Mark, zweimalhunderttausend Mark —"
Er brauchte nicht fortzusahren, denn die ganze Ge-
meinde war plötzlich munter geworden. (NB. Mag

auch in christlichen Kirchen Wirkung thun.)

* *

*

A. : Merkwürdig!

B. : Was denn?

A. : Ein amerikanischer Millionär in Toblach
ivurde von drei Hunden begleitet, welche diamanten-
besetzte Halsbänder trugen.

B. : Was ist da zu wundern? Ich habe schon
eine Menge Gänse gesehen, welche diamanten-
besetzte Halsbänder trugen.
 
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