1810 »
LL Bisrnarckitis.
Siehst du im deutschen Geich ein ulte^ Weid,
Von Händchen Blum bis Ahlwardt und Genossen,
So hat die BiSmarckitiB e^ im Leid
Llnd ist zu jeder Kriecherei entschlossen.
Nicht zu ersinnen ist die Eselei,
Die dieser Lrosz nicht grüszt mit Fahnenwehen,
Die er nicht „doll und ganz" entschlossen sei.
Mit daterland'scher Inbrunst zu begehen.
Sie winseln förmlich nach dem Mummelgreis,
Der zu drei Vierteln todt schon und begraben —
Ihn möchten sie und zwar um jeden PreiF,
And lieber heut' alF morgen wieder haben.
Ach, würde Er geholt aus dem Depot,
Die staub'gen Stiefel büszten Ihm die Erüpfe
And schnitten Ihm dom grauen Paletot
Im Aebermasz der Innigkeit die Anüpfe.
Gewisz, e^ ist so lächerlich alß dumm
And einen Hund sogar dermag'K zu jammern.
Jedoch, die Vraden wissen schon, warum
Sie an de^ Alten morsches Vrnie sich klammern.
Er ist der Gettung freundliches Gestirn,
Drum hangen seufzend sie an seinem Strahle,
Denn schwand auch stark das fürstliche Gehirn,
Blieb die Gendarmenfaust dach, die brutale.
Sie haben keinen Getter mehr als Ihn,
Wie auch der Blick nach allen Seiten wandre;
Es steigt die rothe Fluch und in Varzin
Jagt eine Wallfahrt plärrend drum die andre.
Sie ziehn mit Pauken- und Lrompetenschall
Einher beim Mange urgermanischer Rieder,
Von Gührungsthranen fallt ein Wasserfall
Und Alles seufzt: „Ach, hatten wir dich wieder!"
Und doch ist's Wahnsinn, der auf Baume steigt.
Sich einem solchen Schützer zu gesellen!
Von der Entwicklung wird euch das gegeigt,
Dasz euch davon die langen Ohren gellen!
Raszt drum das Jammern nach der Mumie sein.
Um jedes Wort, um jeden Eon ist's schade —
Ihr müszt ja doch ins Hühnerloch hinein.
Mit oder ohne Bismarck — ohne Gnade!
„Das freie Zpiel der Kräfte"
'^Jenn je der Menschheit bittre Roth ein lüg-
nerisches Trugbild äffte.
Das Steine ihr gereicht für Brot, so rvar's das
„freie Spiel der Kräfte".
Der dieses „freie Spiel" erfand, war ein ge-
fchworner §eind des Rechtes,
Der war mit Herz und Hirn und Hand ein
ßeind des menschlichen Geschlechtes,
Und wer es rühmt, betreibt den §ang harm-
loser, ahnungsloser Gimpel,
Und bleibt ein Schuft sein Lebelang, dafern er
kein kompleter Simpel.
ward dieses Dogma nur berührt, so war die
Meute los und kläffte.
Doch wohin hat die Alelt geführt das schöne
„freie Spiel der Kräfte?"
Mer denkt nicht an Tarnegie gleich und die
bezahlte Räuberbande,
Den Streik im Pullman-Königreich, den Gruben-
streik im schwarzen Lande,
Den Zucker-Trust (o Lvörtlein hold!), den ab-
gefeimte Gauner schlossen.
Durch den ein breiter Strom von Gold in ihre
Taschen sich ergossen?
A)em fielen siedendheiß nicht ein petroleum-
und andre „Ringe",
Die durchgeführt man glatt und sein, und ähn-
liche honette „Dinge"?
Sieht man dem Allen aus den Grund, so saugt
der Menschheit Blut und Säfte
Mit nimmersattem Vampyrmund dies brave
„freie Spiel der Kräfte".
So klar das Lnde und das Ziel! Mas noch
vom Mittelstand geblieben.
Wird in der Kräfte „freiem Spiel" zermalmt,
zerscheuert und zerrieben.
verrührt in jenem großen Brei, darin der Andern
Loos es fände:
Die absolute Sklaverei des stummen Heers be-
zahlter „Hände".
wen erst das „freie Spiel" umspann, das sich
zur Beute ihn erkoren —
Wenn er sich selbst nicht helfen kann, so ist er
rettungslos verloren.
And hebt ein Zufall ihn empor und rettet ihn
vor dem Ertrinken,
Dank' er dem Glück, das ihn erkor, denn tau-
send Andre müssen sinken.
Sich helfen kann das Volk allein in urgefundem
Grimm und Haffe,
Doch muß das ganze Volk es fein, das ganze
Volk in seiner Ulaffe.
Der Umsturz.
Es giebt in Deutschland gegenwärtig nichts,
das annähernd so populär wäre, wie der Um-
sturz. Alle Welt beschäftigt sich damit, alle
Zeitungen sind voll davon, alle Politiker nehmen
dazu Stellung und alle Kannegießer empfehlen
weise Maßregeln, wie man den Umsturz beim
Kragen nehmen könne.
Trotz alledem aber herrscht über den viel-
besprochenen Umsturz alles Bestehenden eine be-
dauerliche Unklarheit, indem kein Mensch eigent-
lich weiß, wo, wie und was er ist, weshalb
auch alle empfohlenen Maßregeln und Gesetz-
Entwürfe im Dunkeln tappen, so daß selbst Eulen,
die sich bekanntlich in der Finsterniß ain besten
auskennen, ziemlich rathlos sind.
Unter solchen Umständen ist ein aufklärendes
Wort des „Wahren Jacob" gewiß am Platze;
es wird den Umsturz-Jägern den rechten Weg
weisen und die ganze Aktion in Fluß bringen.
Die Dinge liegen einfach so: wenn man den
Umsturz des Bestehenden bekänipfen will, so
muß man nicht fragen: „was ist der Umsturz?"
sondern: „was und wo ist das Bestehende?"
Das Bestehende — das ist z.B.die Sozial-
demokratie. Sie ist die stärkste aller bestehenden
Parteien und noch in fortwährendem Wachsthum
begriffen. Wer dieses Wachsthum hemmen oder
etwa gar die Rechtsgrundlagen antasten wollte,
worauf die Sozialdemokratie fußt, der würde sich
eines Umsturz-Versuches schuldig machen.
Das Bestehende — das ist das Rechts-
gefühl im Volke, welches nicht dulden will,
daß der Mann, welcher arbeitet, unterdrückt und
benachtheiligt wird; das Bestehende ist die
Menschenwürde des Proletariers, welcher
gleiche Rechte fordert mit dem Besitzenden; be-
stehend und weit verbreitet ist auch die Erkennt-
niß von der Nothwendigkeit einer zweckmäßigeren
Produktionsweise und Gütervertheilung, kurz, be-
stehend ist der gesunde Menschenverstand.
Diesem Bestehenden gegenüber, welches die
idealen Güter der Nation repräsentirt, regen sich
nun die Umstürzler.
Wo ist der Umsturz? Diese bisher unslösbare
Frage ist jetzt leicht zu beantworten. Umsturz ist es,
wenn man Gesetze zu fabrizircn sucht, welche die
geistige oder persönliche Freiheit der Staatsbürger
einschränken; Umsturz und Diebstahl oben-
drein ist es, wenn man die verfassungsmäßigen
Rechte großer Volksklassen entwenden und zer-
stören will; Umsturz ist jede Bestrebung, welche
die organische Entwicklung der Menschheit auf
geistigen: und materiellem Gebiete hindert.
Wer sind also die Umstürzler? Das sind
vor Allem die Reptilien der offiziösen und die
Lohnschreiber der kapitalistischen Presse, welche zu
Maßregeln gegen die Sozialdemokratie in einer
den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise auf-
LL Bisrnarckitis.
Siehst du im deutschen Geich ein ulte^ Weid,
Von Händchen Blum bis Ahlwardt und Genossen,
So hat die BiSmarckitiB e^ im Leid
Llnd ist zu jeder Kriecherei entschlossen.
Nicht zu ersinnen ist die Eselei,
Die dieser Lrosz nicht grüszt mit Fahnenwehen,
Die er nicht „doll und ganz" entschlossen sei.
Mit daterland'scher Inbrunst zu begehen.
Sie winseln förmlich nach dem Mummelgreis,
Der zu drei Vierteln todt schon und begraben —
Ihn möchten sie und zwar um jeden PreiF,
And lieber heut' alF morgen wieder haben.
Ach, würde Er geholt aus dem Depot,
Die staub'gen Stiefel büszten Ihm die Erüpfe
And schnitten Ihm dom grauen Paletot
Im Aebermasz der Innigkeit die Anüpfe.
Gewisz, e^ ist so lächerlich alß dumm
And einen Hund sogar dermag'K zu jammern.
Jedoch, die Vraden wissen schon, warum
Sie an de^ Alten morsches Vrnie sich klammern.
Er ist der Gettung freundliches Gestirn,
Drum hangen seufzend sie an seinem Strahle,
Denn schwand auch stark das fürstliche Gehirn,
Blieb die Gendarmenfaust dach, die brutale.
Sie haben keinen Getter mehr als Ihn,
Wie auch der Blick nach allen Seiten wandre;
Es steigt die rothe Fluch und in Varzin
Jagt eine Wallfahrt plärrend drum die andre.
Sie ziehn mit Pauken- und Lrompetenschall
Einher beim Mange urgermanischer Rieder,
Von Gührungsthranen fallt ein Wasserfall
Und Alles seufzt: „Ach, hatten wir dich wieder!"
Und doch ist's Wahnsinn, der auf Baume steigt.
Sich einem solchen Schützer zu gesellen!
Von der Entwicklung wird euch das gegeigt,
Dasz euch davon die langen Ohren gellen!
Raszt drum das Jammern nach der Mumie sein.
Um jedes Wort, um jeden Eon ist's schade —
Ihr müszt ja doch ins Hühnerloch hinein.
Mit oder ohne Bismarck — ohne Gnade!
„Das freie Zpiel der Kräfte"
'^Jenn je der Menschheit bittre Roth ein lüg-
nerisches Trugbild äffte.
Das Steine ihr gereicht für Brot, so rvar's das
„freie Spiel der Kräfte".
Der dieses „freie Spiel" erfand, war ein ge-
fchworner §eind des Rechtes,
Der war mit Herz und Hirn und Hand ein
ßeind des menschlichen Geschlechtes,
Und wer es rühmt, betreibt den §ang harm-
loser, ahnungsloser Gimpel,
Und bleibt ein Schuft sein Lebelang, dafern er
kein kompleter Simpel.
ward dieses Dogma nur berührt, so war die
Meute los und kläffte.
Doch wohin hat die Alelt geführt das schöne
„freie Spiel der Kräfte?"
Mer denkt nicht an Tarnegie gleich und die
bezahlte Räuberbande,
Den Streik im Pullman-Königreich, den Gruben-
streik im schwarzen Lande,
Den Zucker-Trust (o Lvörtlein hold!), den ab-
gefeimte Gauner schlossen.
Durch den ein breiter Strom von Gold in ihre
Taschen sich ergossen?
A)em fielen siedendheiß nicht ein petroleum-
und andre „Ringe",
Die durchgeführt man glatt und sein, und ähn-
liche honette „Dinge"?
Sieht man dem Allen aus den Grund, so saugt
der Menschheit Blut und Säfte
Mit nimmersattem Vampyrmund dies brave
„freie Spiel der Kräfte".
So klar das Lnde und das Ziel! Mas noch
vom Mittelstand geblieben.
Wird in der Kräfte „freiem Spiel" zermalmt,
zerscheuert und zerrieben.
verrührt in jenem großen Brei, darin der Andern
Loos es fände:
Die absolute Sklaverei des stummen Heers be-
zahlter „Hände".
wen erst das „freie Spiel" umspann, das sich
zur Beute ihn erkoren —
Wenn er sich selbst nicht helfen kann, so ist er
rettungslos verloren.
And hebt ein Zufall ihn empor und rettet ihn
vor dem Ertrinken,
Dank' er dem Glück, das ihn erkor, denn tau-
send Andre müssen sinken.
Sich helfen kann das Volk allein in urgefundem
Grimm und Haffe,
Doch muß das ganze Volk es fein, das ganze
Volk in seiner Ulaffe.
Der Umsturz.
Es giebt in Deutschland gegenwärtig nichts,
das annähernd so populär wäre, wie der Um-
sturz. Alle Welt beschäftigt sich damit, alle
Zeitungen sind voll davon, alle Politiker nehmen
dazu Stellung und alle Kannegießer empfehlen
weise Maßregeln, wie man den Umsturz beim
Kragen nehmen könne.
Trotz alledem aber herrscht über den viel-
besprochenen Umsturz alles Bestehenden eine be-
dauerliche Unklarheit, indem kein Mensch eigent-
lich weiß, wo, wie und was er ist, weshalb
auch alle empfohlenen Maßregeln und Gesetz-
Entwürfe im Dunkeln tappen, so daß selbst Eulen,
die sich bekanntlich in der Finsterniß ain besten
auskennen, ziemlich rathlos sind.
Unter solchen Umständen ist ein aufklärendes
Wort des „Wahren Jacob" gewiß am Platze;
es wird den Umsturz-Jägern den rechten Weg
weisen und die ganze Aktion in Fluß bringen.
Die Dinge liegen einfach so: wenn man den
Umsturz des Bestehenden bekänipfen will, so
muß man nicht fragen: „was ist der Umsturz?"
sondern: „was und wo ist das Bestehende?"
Das Bestehende — das ist z.B.die Sozial-
demokratie. Sie ist die stärkste aller bestehenden
Parteien und noch in fortwährendem Wachsthum
begriffen. Wer dieses Wachsthum hemmen oder
etwa gar die Rechtsgrundlagen antasten wollte,
worauf die Sozialdemokratie fußt, der würde sich
eines Umsturz-Versuches schuldig machen.
Das Bestehende — das ist das Rechts-
gefühl im Volke, welches nicht dulden will,
daß der Mann, welcher arbeitet, unterdrückt und
benachtheiligt wird; das Bestehende ist die
Menschenwürde des Proletariers, welcher
gleiche Rechte fordert mit dem Besitzenden; be-
stehend und weit verbreitet ist auch die Erkennt-
niß von der Nothwendigkeit einer zweckmäßigeren
Produktionsweise und Gütervertheilung, kurz, be-
stehend ist der gesunde Menschenverstand.
Diesem Bestehenden gegenüber, welches die
idealen Güter der Nation repräsentirt, regen sich
nun die Umstürzler.
Wo ist der Umsturz? Diese bisher unslösbare
Frage ist jetzt leicht zu beantworten. Umsturz ist es,
wenn man Gesetze zu fabrizircn sucht, welche die
geistige oder persönliche Freiheit der Staatsbürger
einschränken; Umsturz und Diebstahl oben-
drein ist es, wenn man die verfassungsmäßigen
Rechte großer Volksklassen entwenden und zer-
stören will; Umsturz ist jede Bestrebung, welche
die organische Entwicklung der Menschheit auf
geistigen: und materiellem Gebiete hindert.
Wer sind also die Umstürzler? Das sind
vor Allem die Reptilien der offiziösen und die
Lohnschreiber der kapitalistischen Presse, welche zu
Maßregeln gegen die Sozialdemokratie in einer
den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise auf-