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UopernikuF.

^AS' Sommerfäden!

Derweilen emgelullt vom Wahn die tiefgebeugte Menschheit schlief.
Blieb wach allein Aoperuikus und forschte nach und dachte tief;

Als rings um ihn am Hellen Tag die Lrdennoth nahm ihren Lauf,
Ging Rachts bei goldnem Lternenlicht ihm eine neue Wahrheit auf.

Was niemals fand ein sterblicher, der nimmermüde Forscher fand,
Lin ganzes neues Weltsystem in feinem Haupte bald erstand;

Da stieß er um den alten Wahn, da zeichnet' er mit kühnem Ltrich,
Wie unsre alte Lrde dreht von jeher um die Lonne sich.

§ominerfäöen ziehen wallend
Durch die Lüfte still und lau,
Uebersxinnen silbern glitzernd
Wald und Feld und Flur und Au.

Sommerfäden in den Lüften
Llünden, datz der Sommer flieht
Und der gerbst mit Sturmesbrausen
In den welken Wald einzieht.

Auch durch unser Leben ziehen
Sommerfäden Jahr auf Jahr
Und sie fallen und durchweben
Silbern uns den Bart, das Haar.

Haft du solche Silberfäden
Schon in deinem Haar erblickt,
wisse, datz dein Lebenssommer
Schon zum Herbste vorgerückt!

A.

Die neue Wahrheit ward bekannt, erst als der große Forscher todt;
Da schrieen in Lntrüstung auf die Finsterlinge und in Roth!

Lie schrieen: „Jeder kann es sehn, wie es bestimmt des Lchöpfers Hand !
Die Lonne dreht sich stets herum; bei Iosua nur still sie stand."

Lin Glück war's für den Meister nur, daß heimgegangen er im Tod,

Lonst hätte bald der Henker ihn geschleppt auf's blutige Lchaffot-

Auch heute hat ein lichter Ltrahl die alte Finsterniß erhellt
Und eine neue Wahrheit zieht im Liege durch die alte Welt.

Weit klafft noch auf die alte Aluft, die gähnend scheidet Arm und Reich,
Doch durch die Welt erschallt der Bus: „Die Menschen, die sind alle

gleich!"

Ls hat ein kühnes Ziel gesteckt sich lebenssrisch ein neu Geschlecht;
Ls soll auf dieser Lrde sein fürder kein Herr und auch kein Unecht!

Und wieder hebt sich ringsumher der Finsterlinge Unkenruf:

„Die Lchöpfung war es selber, die die Menschenkinder ungleich schuf.
Und darum muß, solange sich im Weltraum die Gestirne drehn.

In diesem ird'schen Iammerthal der Reichen Vorrecht auch bestehn!"

Wir sehen es, was kommen wird, wir sehen es, was kommen muß.
Die Wahrheit bohrt sich siegend durch, wie einstens bei Uopernikus,
Und auf der schönen Lrde wird das Vorrecht ewig nicht bestehn,

Lo wenig als die Lonne wird sich jemals um die Lrde drehn.

- -

—*-$-* Malitiös. +*+•—

Baron X. (sein Porträt betrachtend): Man sieht doch, Herr Professor, daß
Ihr Pinsel alt wird.

Professor I.: Für einen alten Pinsel ist das Bild aber noch gut
genug.

„MnöischgräH"

-Ueber sieben
Terrassen schäumte
der Wasserfall, den
schlanke, dunkle
Edeltannen dicht-
gereiht umsäum-
ten. Ab und an
am Rande eine
Lichtung, die nur
einen Stamm
trug, dessen Wipfel
in die blaue, son-
nige Luft empor-
ragte. Felsblöcke,
aufgethürmt int
wilden Durchein-
ander, schoben sich
durch das Rinnsal.
In kühnen For-
men, breit, wuch-
tig, glattgespült
vom Anprall der
Wassergüsse, streck-
ten sie sich schlafen-
den Riesen gleich.
In der Mitte des
Falles lagerte sich
ein Steingebild
quer durch die
Schlucht, hoch und
gewaltig, bräun-
lich grau schim-
mernd, wie der
ungeheure Rücken
eines urweltlichen
Elephanten. Jahr-
tausende waren an
ihm vorübergestri-
chen wie ein Früh-
lingswölkchen,
lieber seinen Bug
schoß die weiße
 
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