1831 ® •
-evtp Hobrlspäkznr. dvD-
Wir haben neue Minister,
Einen neuen Kanzler sogar,
Ein neues Haus hat der Reichstag,
Der Rufs' einen neuen Zar,
In Asien neue Siege
Erfochten hat Japan —
Nur Miquel fängt schon wieder
Die alte Leier an!
* *
„Es giebt keine Oesfentlichkeit", dachten
die Spießbürger. Dabei konnte ein Reichs-
kanzler über einen Zeitungsartikel stürzen,
sjpy? ^ * * *
Ich kann keine Verschlimmerung der Lage darin sehen, daß der alte
Reaktionär Eulenburg im preußischen Ministerium durch den jungen
Reaktionär Koller abgelöst wurde, denn Herr von Köller ist ja doch nur
die Parodie auf den Eulenburg.
* *
*
Verschoben ist des Reichstags Anfang,
Den Umsturz-Krieg verzögert man,
Weil sich der alte Hohenlohe
So schnell zurecht nicht finden kann.
Dann wird die Strafgesetz-Verschärfung
Zur Weihnacht durchgedrückt geschwind —
Germania, Du armes Pfandweib,
Die Prügel schon Dir sicher sind.
* *
*
„Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens", des-
halb hält sich der „Bund der Landwirthe" für unüberwindlich.
„Scheiterhaufen für den freien Gedanken!" schrien die
Reaktionäre, und da war auch schon das Aufflammen einer hohen
Lohe bemerkbar. . *
*
Die Kanzler kommen und gehen,
Minister wechseln still,
Doch Niemand deukt an den Bismarck,
Der wieder ans Ruder will.
* *
*
Die Sozialdemokratie ist das Heil-Serum gegen die Reaktions-Seuche.
Ihr getreuer gj^ Schreiner.
Schlimmer Irrthmn.
A. : Wie kam das Militär dazu, im Walde bei Fuchsmühl friedliche
Bauern niederzustechen?
B. : Ach, das war nur ein lokaler Jrrthum; die Soldaten
dachten, sie wären in Afrika und hätten dort europäische Kultur
zu verbreiten.
Zu alt.
Alter Arbeiter: Lieber Meister, könnte ich vielleicht bei Ihnen
Arbeit bekommen?
Seifensieder-Meister: Wie alt sind Sie denn?
Arbeiter: Fünfundsechzig Jahre.
Meister: Oho! Und da wollen Sie noch Seifensieder werden? Sie
leiden wohl an Größenwahn?
Arbeiter: Na, der Hohenlohe ist zehn Jahre älter wie ich, und ist
noch Reichskanzler geworden!
Meister: Ja, Reichskanzler! Dazu braucht man ja blos ernannt zu
werden, dann ist man's, aber die Seifensiederei muß man gelernt haben.
Die SchwarM und der Umsturz.
wie freudig auch das Zentrum
Sonst für den Rückschritt ficht —
Die Aase Hohenlohe's
Gefällt den Schwarzen nicht!
Sie machten gar so gerne
Den Umsturz-Rummel mit,
Doch gehn sie Hohenlohe
Entgegen keinen Schritt.
Druin, wenn dem Umsturz-Rummel
Erfolg nicht blühen kann —
Die Aase Hohenlohe's
Ist einzig schuld daran.
Vliernchen im Vierkriege.
Na sähnse, heernse, mid den verflixten Dräsner
Waldschleßchen-Bier-Boigodd, da sein mer scheene
in de Käse geflogen!
Ich, inet Fremd urt noch Eener, mir ließen
uns nämlich von de Andiesemidden beschwatzen,
mer sollden uns ünner schdaadserhaldenden Bier-
Konsum-Vereinigung anschließen, die so viel Wald-
schleßchen-Bier verdilgen sollde, daß der soziale
Boigodd ausgeglichen wärst
Na, wenn's for änne gude Sache gild, da
sein mir da, un daß Bier änne gude Sache is, :
das wissen mer gans genau, wenn mer ooch
aus logalbadderiodischen Grinden merschdendeels
Bliemcheugaffee drinken.
Also mir setzen uns ins Stadt-Waldschleßchen
am Bostblatze, lvo de Neischdädter Fcrdebahn
vorbeizabbeld, un genehmigen immer ee Debbchen
nach'n andern, aber 's war, als wenn der Deisel
drinne säß, das verflixde Bier worde nich alle!
Mir woll'n uns begeistern un singen de Wachd
am Rhein un denken nu, daß unsere Dabferkeed
in Biergriege ä gudes Beischbiel giebd, un daß
de ganse Bevölkerung uns nachfolgd — ja Quark-
schbitzen! da heeßd's, mer sollden uns ruhig ver-
haldeu, 's war' schon Zwelfe dorch.
Nu wolld' ich nüch erheben un änne Rede
Halden, aber der Disch war so wacklich, daß de
Bierdebbchen von selber Umfallen dahden: da hieß
es, ich wär' besoffen un hädd' se umgeschmissen.
Under solchen Umschdüuden gab ich den Biergrieg
vorleifig uff, schloß Waffenschdillschdand un ließ
mich mid nieinen gedreien Midgämfern an de
Lufd setzen. Na, die Beeden war'n so begeistcrd,
daß se immer hin- und herdaumelden, der Eene
fiel schließlich in ä Schaufenster un der Andere
drad än Nachdwächder uff de Hicneroogen. Ich
aber schdimmdc den Biergriegsgesang „Bier her!"
an un wollde wieder ins Waldschleßchen.
Na, wie die Geschichde weider gegangen is,
weeß ich weeß Gnebbchen nich genau. Ich weeß
blos, daß mir alle Dreie in Griegsgefangenschafd
gerathen sein, un wie mer endlich wieder raus
gameu, da war nadierlich die gude Sache ver-
loren. Die Biergrieger hadden sich iebergeben,
das Waldschleßchen hadde gabbedulierd un de
soziale Bardei hadde mid ihren Boigodd än großen
Sieg erfochden. Ich mußde änne Menge Schdrafe
berabben un hadde drei Tage Gobbschmerzeu,
mein' Fremd seine Frau ließ sich von mein'
Freinde scheiden, weil se und so än Saufaus nich
leben gennde, un der Dridde, der mid derbei war,
is gar zu den Sozialen iebergedräden, denn er
meend, da brauchd er sich wenigstens nich mehr
zu bedudeln, wenn er arredicrt sein will, denn
die Sozialen Ham das bei uns in Sachsen gans
umsonst.
So is es gegommen, daß mir bei'n Biergriege
grindlich geschlagen worden sein.
Widerspruch.
A. : Ist es wahr, daß die preußischen Junker
gegen den „Umsturz" die Politik von „kurzer
Haud" empfohlen haben?
B. : Unglaublich — sie lieben doch sonst die
Politik der langen Finger!
Liebesgaben.
A>: Obgleich das Betteln eigentlich verboten
ist, verlangen die ostpreußischen Junker doch
schon wieder neue Liebesgaben. Wird sie der
Reichstag wohl bewilligen?
B.: Möglich; aber der Reichstag sollte sich
wenigstens darauf beschränken, den Junkern Leier-
kasten zu bewilligen, mit deren Hilfe sie dann
die Liebesgaben selbst ein sammeln könnten.
Miguel.
A. : Warum ist eigentlich der Miquel nicht
Reichskanzler geworden?
B. : Das geht nicht, er ist ja nur ein Bürger-
licher, den würden die „Edelsten der Nation"
nicht respektiren.
A. : Aber er ist ja doch so schlau, daß er diese
Edelsten sammt und sonders in die Tasche steckt.
B. : Das soll er eben nicht, er soll ihnen als
Finanzminister nur die Taschen füllen.
Eulvuburg und Caprivi.
Sie wollten den Umsturz bannen,
Zum Schulz fiie das Publikum,
Doch r!;' ste fich recht noch besannen»
Da stürzten ste selber um.
Der Fviedensfürst.
A. : Merkivürdig — jetzt wird der tobte Zar
allgemein als Friedensfürst gerühmt, und
während der letzten Militärdebatten im Deutschen
Reichstage erfuhr man doch offiziell aus dem
Muilde der Minister ganz unheimliche Dinge
über die russischen Kriegsrüstungen!
B. : Ach, das mar ja eben die große Fried-
fertigkeit des Zaren. Er hat damals nur gerüstet,
damit sich die delltschen Militärvermehrer auf ihn
berufen konnten, denn hätten sie das nicht gekonnt,
so wären sie vielleicht ärgerlich über Rußland
geworden, und dieser Unlstand hätte den Frie-
den bedrohen können.
Fürsorge.
A. : Es heißt immer, neben der Umsturzgesetz-
gebung solle auch etwas für die Arbeiter
gethan werden; worin wird denn das bestehen?
B. : Man wird vielen Bauarbeitern
Beschäftigung verschaffen — durch neue
Gefängnißbauten.
Kasernenhosblütstv.
Korporal: Na, Müller, Sie schleichen ja in
allen Winkeln herum wie eine leibhaftige
Hofintrigue.
-evtp Hobrlspäkznr. dvD-
Wir haben neue Minister,
Einen neuen Kanzler sogar,
Ein neues Haus hat der Reichstag,
Der Rufs' einen neuen Zar,
In Asien neue Siege
Erfochten hat Japan —
Nur Miquel fängt schon wieder
Die alte Leier an!
* *
„Es giebt keine Oesfentlichkeit", dachten
die Spießbürger. Dabei konnte ein Reichs-
kanzler über einen Zeitungsartikel stürzen,
sjpy? ^ * * *
Ich kann keine Verschlimmerung der Lage darin sehen, daß der alte
Reaktionär Eulenburg im preußischen Ministerium durch den jungen
Reaktionär Koller abgelöst wurde, denn Herr von Köller ist ja doch nur
die Parodie auf den Eulenburg.
* *
*
Verschoben ist des Reichstags Anfang,
Den Umsturz-Krieg verzögert man,
Weil sich der alte Hohenlohe
So schnell zurecht nicht finden kann.
Dann wird die Strafgesetz-Verschärfung
Zur Weihnacht durchgedrückt geschwind —
Germania, Du armes Pfandweib,
Die Prügel schon Dir sicher sind.
* *
*
„Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens", des-
halb hält sich der „Bund der Landwirthe" für unüberwindlich.
„Scheiterhaufen für den freien Gedanken!" schrien die
Reaktionäre, und da war auch schon das Aufflammen einer hohen
Lohe bemerkbar. . *
*
Die Kanzler kommen und gehen,
Minister wechseln still,
Doch Niemand deukt an den Bismarck,
Der wieder ans Ruder will.
* *
*
Die Sozialdemokratie ist das Heil-Serum gegen die Reaktions-Seuche.
Ihr getreuer gj^ Schreiner.
Schlimmer Irrthmn.
A. : Wie kam das Militär dazu, im Walde bei Fuchsmühl friedliche
Bauern niederzustechen?
B. : Ach, das war nur ein lokaler Jrrthum; die Soldaten
dachten, sie wären in Afrika und hätten dort europäische Kultur
zu verbreiten.
Zu alt.
Alter Arbeiter: Lieber Meister, könnte ich vielleicht bei Ihnen
Arbeit bekommen?
Seifensieder-Meister: Wie alt sind Sie denn?
Arbeiter: Fünfundsechzig Jahre.
Meister: Oho! Und da wollen Sie noch Seifensieder werden? Sie
leiden wohl an Größenwahn?
Arbeiter: Na, der Hohenlohe ist zehn Jahre älter wie ich, und ist
noch Reichskanzler geworden!
Meister: Ja, Reichskanzler! Dazu braucht man ja blos ernannt zu
werden, dann ist man's, aber die Seifensiederei muß man gelernt haben.
Die SchwarM und der Umsturz.
wie freudig auch das Zentrum
Sonst für den Rückschritt ficht —
Die Aase Hohenlohe's
Gefällt den Schwarzen nicht!
Sie machten gar so gerne
Den Umsturz-Rummel mit,
Doch gehn sie Hohenlohe
Entgegen keinen Schritt.
Druin, wenn dem Umsturz-Rummel
Erfolg nicht blühen kann —
Die Aase Hohenlohe's
Ist einzig schuld daran.
Vliernchen im Vierkriege.
Na sähnse, heernse, mid den verflixten Dräsner
Waldschleßchen-Bier-Boigodd, da sein mer scheene
in de Käse geflogen!
Ich, inet Fremd urt noch Eener, mir ließen
uns nämlich von de Andiesemidden beschwatzen,
mer sollden uns ünner schdaadserhaldenden Bier-
Konsum-Vereinigung anschließen, die so viel Wald-
schleßchen-Bier verdilgen sollde, daß der soziale
Boigodd ausgeglichen wärst
Na, wenn's for änne gude Sache gild, da
sein mir da, un daß Bier änne gude Sache is, :
das wissen mer gans genau, wenn mer ooch
aus logalbadderiodischen Grinden merschdendeels
Bliemcheugaffee drinken.
Also mir setzen uns ins Stadt-Waldschleßchen
am Bostblatze, lvo de Neischdädter Fcrdebahn
vorbeizabbeld, un genehmigen immer ee Debbchen
nach'n andern, aber 's war, als wenn der Deisel
drinne säß, das verflixde Bier worde nich alle!
Mir woll'n uns begeistern un singen de Wachd
am Rhein un denken nu, daß unsere Dabferkeed
in Biergriege ä gudes Beischbiel giebd, un daß
de ganse Bevölkerung uns nachfolgd — ja Quark-
schbitzen! da heeßd's, mer sollden uns ruhig ver-
haldeu, 's war' schon Zwelfe dorch.
Nu wolld' ich nüch erheben un änne Rede
Halden, aber der Disch war so wacklich, daß de
Bierdebbchen von selber Umfallen dahden: da hieß
es, ich wär' besoffen un hädd' se umgeschmissen.
Under solchen Umschdüuden gab ich den Biergrieg
vorleifig uff, schloß Waffenschdillschdand un ließ
mich mid nieinen gedreien Midgämfern an de
Lufd setzen. Na, die Beeden war'n so begeistcrd,
daß se immer hin- und herdaumelden, der Eene
fiel schließlich in ä Schaufenster un der Andere
drad än Nachdwächder uff de Hicneroogen. Ich
aber schdimmdc den Biergriegsgesang „Bier her!"
an un wollde wieder ins Waldschleßchen.
Na, wie die Geschichde weider gegangen is,
weeß ich weeß Gnebbchen nich genau. Ich weeß
blos, daß mir alle Dreie in Griegsgefangenschafd
gerathen sein, un wie mer endlich wieder raus
gameu, da war nadierlich die gude Sache ver-
loren. Die Biergrieger hadden sich iebergeben,
das Waldschleßchen hadde gabbedulierd un de
soziale Bardei hadde mid ihren Boigodd än großen
Sieg erfochden. Ich mußde änne Menge Schdrafe
berabben un hadde drei Tage Gobbschmerzeu,
mein' Fremd seine Frau ließ sich von mein'
Freinde scheiden, weil se und so än Saufaus nich
leben gennde, un der Dridde, der mid derbei war,
is gar zu den Sozialen iebergedräden, denn er
meend, da brauchd er sich wenigstens nich mehr
zu bedudeln, wenn er arredicrt sein will, denn
die Sozialen Ham das bei uns in Sachsen gans
umsonst.
So is es gegommen, daß mir bei'n Biergriege
grindlich geschlagen worden sein.
Widerspruch.
A. : Ist es wahr, daß die preußischen Junker
gegen den „Umsturz" die Politik von „kurzer
Haud" empfohlen haben?
B. : Unglaublich — sie lieben doch sonst die
Politik der langen Finger!
Liebesgaben.
A>: Obgleich das Betteln eigentlich verboten
ist, verlangen die ostpreußischen Junker doch
schon wieder neue Liebesgaben. Wird sie der
Reichstag wohl bewilligen?
B.: Möglich; aber der Reichstag sollte sich
wenigstens darauf beschränken, den Junkern Leier-
kasten zu bewilligen, mit deren Hilfe sie dann
die Liebesgaben selbst ein sammeln könnten.
Miguel.
A. : Warum ist eigentlich der Miquel nicht
Reichskanzler geworden?
B. : Das geht nicht, er ist ja nur ein Bürger-
licher, den würden die „Edelsten der Nation"
nicht respektiren.
A. : Aber er ist ja doch so schlau, daß er diese
Edelsten sammt und sonders in die Tasche steckt.
B. : Das soll er eben nicht, er soll ihnen als
Finanzminister nur die Taschen füllen.
Eulvuburg und Caprivi.
Sie wollten den Umsturz bannen,
Zum Schulz fiie das Publikum,
Doch r!;' ste fich recht noch besannen»
Da stürzten ste selber um.
Der Fviedensfürst.
A. : Merkivürdig — jetzt wird der tobte Zar
allgemein als Friedensfürst gerühmt, und
während der letzten Militärdebatten im Deutschen
Reichstage erfuhr man doch offiziell aus dem
Muilde der Minister ganz unheimliche Dinge
über die russischen Kriegsrüstungen!
B. : Ach, das mar ja eben die große Fried-
fertigkeit des Zaren. Er hat damals nur gerüstet,
damit sich die delltschen Militärvermehrer auf ihn
berufen konnten, denn hätten sie das nicht gekonnt,
so wären sie vielleicht ärgerlich über Rußland
geworden, und dieser Unlstand hätte den Frie-
den bedrohen können.
Fürsorge.
A. : Es heißt immer, neben der Umsturzgesetz-
gebung solle auch etwas für die Arbeiter
gethan werden; worin wird denn das bestehen?
B. : Man wird vielen Bauarbeitern
Beschäftigung verschaffen — durch neue
Gefängnißbauten.
Kasernenhosblütstv.
Korporal: Na, Müller, Sie schleichen ja in
allen Winkeln herum wie eine leibhaftige
Hofintrigue.