1838 »
»> Much eine Vescheerung.
crs ist die liebe Weihnachtszeit!
Sin- auch -ie Tage trüb und dunkel,
Des Abends leuchtet weit und breit
Gin freundlich Helles Lrchtgefunkel.
Die Strafen all', wie volksbelebt!
In Läden wunderschöne Sachen,
Und Jeder kaust, denn Jeder strebt
Dem Andern Freude nun zu machen.
Besonders reichlich ist belegt
Der Tisch im Reichstagshaus, im neuen,
wenn Alles Lust und Frohsinn hegt,
Da soll sich auch der Reichstag freuen.
Gin Fürst der neue Kanzler ist,
Und fürstlich auch find feine Gaben,
wer kein verstockter Pessimist,
Muß dran ein groß' Vergnügen haben.
Da ist das schöne Umsturzsxiel,
Die neue Sozialistenfalle;
Von der versprechen sich gar viel
Schon lange die Reptilien alle.
Sie haben fleißig und geschickt
Aus alter Zlusnahmstaktik Fetzen
Zusammen dieses Ding geflickt,
Um es als neu in Rurs zu setzen.
Der Miguel auch — der fehlt ja nie! —
Gr bringt die Tabaksteuer wieder
Und legt als ,,theure" Gabe sie
Aus unserm Weihnachtstische nieder.
Nimmt sie der Reichstag freundlich an,
Dann hat der Kriegs-Moloch zu zehren,
Indeß um viele tausend Mann
Die Arbeitslosen sich vermehren.
Und weil in Asiens Meeren sich
Die Panzerkreuzer jetzt bewähren,
wird die Regierung sicherlich
Den Deutschen solche viel bescheeren.
Zum Schluß sie in Reserve hält
Noch ein Geschenk, das ,,nicht von Pappe",
wenn die Bescheerung nicht gefällt,
Dann kommt gewiß — die rothe Mappe!
Und schnell erlischt der Kerzen Strahl,
Gs wird die Ruthe hoch geschwungen,
Der Umsturz tobt dann durch den Saal,
Das Parlament hat ausgerungen.
Dann liegt's an Dir, Du Wählersmann,
Ob Du Dich Deiner Haut willst wehren,
Und nicht willst dankend nehmen an,
was Preußens Junker Dir bescheeren. k.
Jktun al Raschid.
Äürst Hohenlohe soll es lieben,
Zu hören wie bas Volk oft denkt,
Indem er lauschend seine schritte
In den gemeinen Haufen lenkt.
Nun wohl, wenn er in Wahrheit lauschet,
Was man im Volke redet laut,
so wird er von dem dort Gehörten
Im Innern wenig sein erbaut.
(Ls blieb ihm füglich dann nur übrig,
Daß seine Hoffen er packt flink
Und jenen Weg von selber wandelt,
Den Vismarck und Äaprivi ging. A. s.
Bedenkliches Zeichen.
Die in Afrika kürzlich erbeuteten ElepH anten-
zähne find auf Wunsch Hohenlohe's sofort nach
Berlin gesandt worden. Der Kanzler beabsichtigt,
dem deutschen Reichstage die Zähne zn zeigen.
Vielseitig. —
Finnlands Verfassung wurde jüngst
Vom Zaren feierlichst beschworen.
Das kommt noch so von Vätern her
Und ist dem Russen angeboren.
Verfassung hier, die Knute dort.
Die Völker lassen sich bethören.
Der Russe wird, wenn Vortheil winkt,
Selbst auf die phryg'sche Nütze schwören!
* *
*
Deinen angebornen Klauben
Sollst nicht wechseln du aus Lrden,
Ausgenommen — wenn du kannst
Kaiserin von Rußland werden.
Vkrschärsliligtil
des
Strafgesetzes.
ls neuen Reichskanz-
ler wollen Fürst
von Hohenlohe
und sein Köller-
meister im preußi-
schen Ministerium
sich bekanntlich da-
durch einschmei-
cheln, daß sie dem
deutschen Volke ein Kautschuk-Gesetz zu
Weihnachten bescheren.
Daß dieses Geschenk geeignet wäre, Effekt zu
machen und mancherleiUeberraschungen zu bringen,
läßt sich ja nicht leugnen. Man denke sich z. B.
nur die Wirkung des Passus, daß in Zukunft
nicht blos die Aufreizung zu Gewaltthätig-
keiten bestraft werden soll, sondern die Worte
„zu Gewaltthätigkeiten" weg fallen und somit
die Aufreizung allein als strafbar stehen bleibt.
Wenn nun ein biederer Krämer ein Inserat
veröffentlicht, worin er das Publikum zum An-
kauf von Matjes-Häringen ausreizt, so wird der
Mann mit Gefängniß bis zu zwei Jahren be-
straft. Die Weihnachtsbazare, welche das Publikum
durch allerlei Mittel zum Kaufen reizen, sind als
Herde der Aufreizung zu schließen und zu ver-
tilgen. Der Kondukteur, welcher durch den Ruf
„Einsteigen!" zur Benutzung eines Eisenbahnzugs
aufreizt, riskirt seine sofortige Verhaftung, und
wenn gar ein Steuerbote es noch wagen sollte,
uns zur Bezahlung von Steuern aufzureizen, so
würden wir dieses gemeingefährliche Individuum
einfach beim Kragen nehmen und auf die nächste
Polizeiwache führen.
Aber trotz dieser Ueberraschungen und An-
nehmlichkeiten, welche das Kautschuk-Gesetz in
Aussicht stellt, ist das ganze Projekt doch noch zu
hinfällig und unvollständig.
Wir sind ja mit dem schneidigsten Dorfbüttel auf
dem hintersten sächsischen Kartoffelfelde darüber
einig, daß das Strafgesetz verschärft wer-
den muß. Aber inan soll die Sache ordentlich
machen und nicht die schönsten Verschärfungs-
gelegenheiten leichtsinnig übersehen.
Das jetzt bestehende Strafgesetz bedroht z. B.
in § 81 Absatz 2 Denjenigen, der es unternimmt,
die Verfassung des Deutschen Reiches gewaltsam
zu ändern, mit lebenslänglichem Zuchthaus oder
lebenslänglicher Festungshaft. Dieser Paragraph
muß ausdrücklich auf solche Personen ausgedehnt
werden, die einen Theil der Verfassungsbestim-
mungen, insbesondere das allgemeine Wahl-
recht, gewaltsam außer Kraft zu setzen streben.
Das liegt eigentlich schon jetzt in dem Wortlaut
des Gesetzes, aber bei der großer: Milde, die
unserem Strafvollzug eigen ist, befindet sich Graf
Eulenburg noch imruer auf freiem Fuß, ja, er ist
sogar dekorirt rvorden.
Weiter ruüßte in dem Abschnitt des Ge-
setzes, welcher von: Schutze staatsbürger-
licher Rechte, also auch des Versammlungs-
rechtes handelt, eingeschaltet werden:
„8 109 a. Wer einen Saalbesitzer dahin
beeinflußt, daß er seine Räumlichkeiten zur Ab-
haltung von Versammlungen verweigert, wird
mit Gefärrgniß nicht unter sechs Monaten be-
straft. Der Versuch ist strafbar."
Zu 8 164, falsche Anschuldigung be-
treffend, ist hinzuzufügen:
»> Much eine Vescheerung.
crs ist die liebe Weihnachtszeit!
Sin- auch -ie Tage trüb und dunkel,
Des Abends leuchtet weit und breit
Gin freundlich Helles Lrchtgefunkel.
Die Strafen all', wie volksbelebt!
In Läden wunderschöne Sachen,
Und Jeder kaust, denn Jeder strebt
Dem Andern Freude nun zu machen.
Besonders reichlich ist belegt
Der Tisch im Reichstagshaus, im neuen,
wenn Alles Lust und Frohsinn hegt,
Da soll sich auch der Reichstag freuen.
Gin Fürst der neue Kanzler ist,
Und fürstlich auch find feine Gaben,
wer kein verstockter Pessimist,
Muß dran ein groß' Vergnügen haben.
Da ist das schöne Umsturzsxiel,
Die neue Sozialistenfalle;
Von der versprechen sich gar viel
Schon lange die Reptilien alle.
Sie haben fleißig und geschickt
Aus alter Zlusnahmstaktik Fetzen
Zusammen dieses Ding geflickt,
Um es als neu in Rurs zu setzen.
Der Miguel auch — der fehlt ja nie! —
Gr bringt die Tabaksteuer wieder
Und legt als ,,theure" Gabe sie
Aus unserm Weihnachtstische nieder.
Nimmt sie der Reichstag freundlich an,
Dann hat der Kriegs-Moloch zu zehren,
Indeß um viele tausend Mann
Die Arbeitslosen sich vermehren.
Und weil in Asiens Meeren sich
Die Panzerkreuzer jetzt bewähren,
wird die Regierung sicherlich
Den Deutschen solche viel bescheeren.
Zum Schluß sie in Reserve hält
Noch ein Geschenk, das ,,nicht von Pappe",
wenn die Bescheerung nicht gefällt,
Dann kommt gewiß — die rothe Mappe!
Und schnell erlischt der Kerzen Strahl,
Gs wird die Ruthe hoch geschwungen,
Der Umsturz tobt dann durch den Saal,
Das Parlament hat ausgerungen.
Dann liegt's an Dir, Du Wählersmann,
Ob Du Dich Deiner Haut willst wehren,
Und nicht willst dankend nehmen an,
was Preußens Junker Dir bescheeren. k.
Jktun al Raschid.
Äürst Hohenlohe soll es lieben,
Zu hören wie bas Volk oft denkt,
Indem er lauschend seine schritte
In den gemeinen Haufen lenkt.
Nun wohl, wenn er in Wahrheit lauschet,
Was man im Volke redet laut,
so wird er von dem dort Gehörten
Im Innern wenig sein erbaut.
(Ls blieb ihm füglich dann nur übrig,
Daß seine Hoffen er packt flink
Und jenen Weg von selber wandelt,
Den Vismarck und Äaprivi ging. A. s.
Bedenkliches Zeichen.
Die in Afrika kürzlich erbeuteten ElepH anten-
zähne find auf Wunsch Hohenlohe's sofort nach
Berlin gesandt worden. Der Kanzler beabsichtigt,
dem deutschen Reichstage die Zähne zn zeigen.
Vielseitig. —
Finnlands Verfassung wurde jüngst
Vom Zaren feierlichst beschworen.
Das kommt noch so von Vätern her
Und ist dem Russen angeboren.
Verfassung hier, die Knute dort.
Die Völker lassen sich bethören.
Der Russe wird, wenn Vortheil winkt,
Selbst auf die phryg'sche Nütze schwören!
* *
*
Deinen angebornen Klauben
Sollst nicht wechseln du aus Lrden,
Ausgenommen — wenn du kannst
Kaiserin von Rußland werden.
Vkrschärsliligtil
des
Strafgesetzes.
ls neuen Reichskanz-
ler wollen Fürst
von Hohenlohe
und sein Köller-
meister im preußi-
schen Ministerium
sich bekanntlich da-
durch einschmei-
cheln, daß sie dem
deutschen Volke ein Kautschuk-Gesetz zu
Weihnachten bescheren.
Daß dieses Geschenk geeignet wäre, Effekt zu
machen und mancherleiUeberraschungen zu bringen,
läßt sich ja nicht leugnen. Man denke sich z. B.
nur die Wirkung des Passus, daß in Zukunft
nicht blos die Aufreizung zu Gewaltthätig-
keiten bestraft werden soll, sondern die Worte
„zu Gewaltthätigkeiten" weg fallen und somit
die Aufreizung allein als strafbar stehen bleibt.
Wenn nun ein biederer Krämer ein Inserat
veröffentlicht, worin er das Publikum zum An-
kauf von Matjes-Häringen ausreizt, so wird der
Mann mit Gefängniß bis zu zwei Jahren be-
straft. Die Weihnachtsbazare, welche das Publikum
durch allerlei Mittel zum Kaufen reizen, sind als
Herde der Aufreizung zu schließen und zu ver-
tilgen. Der Kondukteur, welcher durch den Ruf
„Einsteigen!" zur Benutzung eines Eisenbahnzugs
aufreizt, riskirt seine sofortige Verhaftung, und
wenn gar ein Steuerbote es noch wagen sollte,
uns zur Bezahlung von Steuern aufzureizen, so
würden wir dieses gemeingefährliche Individuum
einfach beim Kragen nehmen und auf die nächste
Polizeiwache führen.
Aber trotz dieser Ueberraschungen und An-
nehmlichkeiten, welche das Kautschuk-Gesetz in
Aussicht stellt, ist das ganze Projekt doch noch zu
hinfällig und unvollständig.
Wir sind ja mit dem schneidigsten Dorfbüttel auf
dem hintersten sächsischen Kartoffelfelde darüber
einig, daß das Strafgesetz verschärft wer-
den muß. Aber inan soll die Sache ordentlich
machen und nicht die schönsten Verschärfungs-
gelegenheiten leichtsinnig übersehen.
Das jetzt bestehende Strafgesetz bedroht z. B.
in § 81 Absatz 2 Denjenigen, der es unternimmt,
die Verfassung des Deutschen Reiches gewaltsam
zu ändern, mit lebenslänglichem Zuchthaus oder
lebenslänglicher Festungshaft. Dieser Paragraph
muß ausdrücklich auf solche Personen ausgedehnt
werden, die einen Theil der Verfassungsbestim-
mungen, insbesondere das allgemeine Wahl-
recht, gewaltsam außer Kraft zu setzen streben.
Das liegt eigentlich schon jetzt in dem Wortlaut
des Gesetzes, aber bei der großer: Milde, die
unserem Strafvollzug eigen ist, befindet sich Graf
Eulenburg noch imruer auf freiem Fuß, ja, er ist
sogar dekorirt rvorden.
Weiter ruüßte in dem Abschnitt des Ge-
setzes, welcher von: Schutze staatsbürger-
licher Rechte, also auch des Versammlungs-
rechtes handelt, eingeschaltet werden:
„8 109 a. Wer einen Saalbesitzer dahin
beeinflußt, daß er seine Räumlichkeiten zur Ab-
haltung von Versammlungen verweigert, wird
mit Gefärrgniß nicht unter sechs Monaten be-
straft. Der Versuch ist strafbar."
Zu 8 164, falsche Anschuldigung be-
treffend, ist hinzuzufügen: