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https://doi.org/10.11588/diglit.8182#0031
1871
Bür
Da
tfyat sich der Senat von Lalenburg zusammen, und hob der
^urgxrmei>ter, den sie den Mosjöh Plötzlich hießen, an, mit den für-
saü e^r^aren Herren zu rächen und zu thaten. Im Prunksaal
Nar" ^ ^ hohen, reichgeschnitzten Polstersesseln, die Weibel standen
aurl, unk( faif im Wappenrock, den silbernen Stadtschild am Kettlein
der ' an ^en Eingängen, und oben auf erhöhtem Sitze saß
ater der Stadt. Die Luft schwirrte von den Heuschrecken, eine
Mder Perrücke des Herrn
urgermei>ters und geigte, daß
^ -me Lust war.
Draußen aber standen die
L ndwerksknechte und das andere
2t m"E-in, so der Ehrbarkeit
Rii bereitete, darbende
Lerchen, Hörige der Stadt,
erarmw Meister, und lauschten
^ganten, der ihnen die
e Lehre kündete, jubelten
w schalten die Lalen-
burgcr Herren.
sprach der Fahrende:
derlick^°^.k. Freunde, son-
sB.rJj Mühseligen und
f nl ’en' bie Stunde ist ge-
b" Richter dem
den widersetzen wird,
U a9 brechen über die
Achten. Sehet, wie sie Euch
Aö? schinden und schalen.
um w L Unb sch^nrct Euch
De»« Banner der Erlösung.
Euer ist die Kraft, und
Euch uiir @Ie9' ®0<^ fÜ9et
zusammen zu Einem Hau-
gebeu? was Euer Herz
war der Lalen-
worden F' schlüssig ge-
g < ' b' Dmge ihren Lauf
vli ^ *a^en und der Land-
,, machen
lich w,< t»»d-
*Ä. !« ift. ist »er.
müsse» tC^e ^tnnchtung, wir
Spezies bf ^gen. Diese
aus, baf/etrnCt ^ dadurch
Frechheit9^ Recht auf
und Devise? ^^kzeichen
schrieben L d°mer ge-
} t und dafür helden-
,... oasur helden-
müthig ficht. Lasset fie also
weiterzehren, Ihr Herren, werfet
ihnen das gemeine Volk vor,
das geduldig ist und sich es
wird gefallen lassen. Uns hält ^r knallen,
dw Pastete noch aus. Und im Nothsall jl Vertrag zwischen den
Es wurde also in diesem Sinne em g , geschlossen, ein Beute-
Heuschrecken und den Lalenburger Rathsher ^ Neuburger
vertrag auf Gewinn und Verlust. Sch' ^ in Reih und
Knüppelgarde zufammenberufen, sie Mg« Morgensternen, wres
Glied mit Hellebarden und Steinschloßflmten ^^telmönch, die Hand-
gerade traf. Sie griffen die Unruhstifter, d zehn Fuß
werksknechte, die Hörigen, und warfen ste "'s LocMI
Die Rathsherren aber trauerten und hielten dafür, ihres Bleibens sei nicht länger
in diesem Sündennest.
unter der Erde, aufs Stroh, lvo das Wasser von der Decke tropfte und
die Ratten raschelten.
Nur Einer war entronnen, das war ein Schlossergesell und hieß
Veit Immergrün und war ein Oberschwabe. Der ging hin des Nachts,
überwältigte den Thorwächter und öffnete die Kerkerpforte. Aus dem
Dunkel stiegen die Gefangenen, liefen zu den Waffen, trugen Fackeln,
schrieen Hojo und pochten an die Thüren der Rathsherren. Veit aber
ließ zusammenschleppen Heu,
Stroh, Lumpen, Pech, Theer
und Schwefel, zündete den
Scheiterhaufen an und siche,
ein furchtbarer Qualm stieg
empor. Da krochen und schwirr-
ten, surrten und purrten, zogen
und flogen aus allen Ritzen
und Löchern, Hallen und Haufen,
wo sie genistet, die Heuschrecken,
fielen in die Flaininen, ver-
sengten und tvurden ausge-
räuchert. Wurden niemals mehr
gesehen.
Die Rathsherren aber trauer-
ten und hielten dafür, ihres
Bleibens sei nicht länger mehr
in diesem Sündennest, wo man
schon daran sei, das neue Reich
einzurichten. Zogen ab in feier-
licher Prozession, eine Nacht-
mütze auf einer Stange trug
Mosjöh Plötzlich vor ihnen her,
ein Trauerlied sang die wan-
dernde Schaar. Nun verschwan-
den sie auf der Heerstraße und
nur einmal noch nickte aus den:
Fcrneblau der weiße Zipfel der
Nachtinütze herüber.
Das gemeine Volk in Lalen-
burg aber freute sich eines sorgen-
losen Daseins und >var sehr ver-
gnügt, wie gut es fertig wurde
ohne Heuschrecken rmd ohne
Rathsherren. Der Pfnüssel aber,
so die Leute stuinpf und dumm
gemacht, wich von ihnen in
der Feuergluth der Befreiungs-
macht.
Hie hat das Lalenbuch ein
Ende.
Einige Neuerer behaupten,
es habe nie ein Lalenburg ge-
geben, und das Ganze sei eine
Prophezeiung des gelahrten Chro-
nisten Eusebius, der damit habe
sagen wollen, wenn wieder die
Grippe, oder wie man's jetzt
heißt, die „Influenza", auftreten würde, dann kämen auch die Heu-
schrecken in Uebermenge, daß sich der gemeine Mann ihrer gar nicht
mehr erwehren könne. Aber dann sei auch Matthäi am Letzten. Veit
Immergrün, der stets ein warmes Herz für das arbeitende Volk hat,
stehe schon bereit, um die Landplage auszuräuchern, die Influenza
wird weichen und mit ihr Heuschrecken, Rathsherren und dergleichen
Uebcrflüssiges, — das Volk wird aber gesund werden und guter Dinge
sein. Hcpsi!
Bür
Da
tfyat sich der Senat von Lalenburg zusammen, und hob der
^urgxrmei>ter, den sie den Mosjöh Plötzlich hießen, an, mit den für-
saü e^r^aren Herren zu rächen und zu thaten. Im Prunksaal
Nar" ^ ^ hohen, reichgeschnitzten Polstersesseln, die Weibel standen
aurl, unk( faif im Wappenrock, den silbernen Stadtschild am Kettlein
der ' an ^en Eingängen, und oben auf erhöhtem Sitze saß
ater der Stadt. Die Luft schwirrte von den Heuschrecken, eine
Mder Perrücke des Herrn
urgermei>ters und geigte, daß
^ -me Lust war.
Draußen aber standen die
L ndwerksknechte und das andere
2t m"E-in, so der Ehrbarkeit
Rii bereitete, darbende
Lerchen, Hörige der Stadt,
erarmw Meister, und lauschten
^ganten, der ihnen die
e Lehre kündete, jubelten
w schalten die Lalen-
burgcr Herren.
sprach der Fahrende:
derlick^°^.k. Freunde, son-
sB.rJj Mühseligen und
f nl ’en' bie Stunde ist ge-
b" Richter dem
den widersetzen wird,
U a9 brechen über die
Achten. Sehet, wie sie Euch
Aö? schinden und schalen.
um w L Unb sch^nrct Euch
De»« Banner der Erlösung.
Euer ist die Kraft, und
Euch uiir @Ie9' ®0<^ fÜ9et
zusammen zu Einem Hau-
gebeu? was Euer Herz
war der Lalen-
worden F' schlüssig ge-
g < ' b' Dmge ihren Lauf
vli ^ *a^en und der Land-
,, machen
lich w,< t»»d-
*Ä. !« ift. ist »er.
müsse» tC^e ^tnnchtung, wir
Spezies bf ^gen. Diese
aus, baf/etrnCt ^ dadurch
Frechheit9^ Recht auf
und Devise? ^^kzeichen
schrieben L d°mer ge-
} t und dafür helden-
,... oasur helden-
müthig ficht. Lasset fie also
weiterzehren, Ihr Herren, werfet
ihnen das gemeine Volk vor,
das geduldig ist und sich es
wird gefallen lassen. Uns hält ^r knallen,
dw Pastete noch aus. Und im Nothsall jl Vertrag zwischen den
Es wurde also in diesem Sinne em g , geschlossen, ein Beute-
Heuschrecken und den Lalenburger Rathsher ^ Neuburger
vertrag auf Gewinn und Verlust. Sch' ^ in Reih und
Knüppelgarde zufammenberufen, sie Mg« Morgensternen, wres
Glied mit Hellebarden und Steinschloßflmten ^^telmönch, die Hand-
gerade traf. Sie griffen die Unruhstifter, d zehn Fuß
werksknechte, die Hörigen, und warfen ste "'s LocMI
Die Rathsherren aber trauerten und hielten dafür, ihres Bleibens sei nicht länger
in diesem Sündennest.
unter der Erde, aufs Stroh, lvo das Wasser von der Decke tropfte und
die Ratten raschelten.
Nur Einer war entronnen, das war ein Schlossergesell und hieß
Veit Immergrün und war ein Oberschwabe. Der ging hin des Nachts,
überwältigte den Thorwächter und öffnete die Kerkerpforte. Aus dem
Dunkel stiegen die Gefangenen, liefen zu den Waffen, trugen Fackeln,
schrieen Hojo und pochten an die Thüren der Rathsherren. Veit aber
ließ zusammenschleppen Heu,
Stroh, Lumpen, Pech, Theer
und Schwefel, zündete den
Scheiterhaufen an und siche,
ein furchtbarer Qualm stieg
empor. Da krochen und schwirr-
ten, surrten und purrten, zogen
und flogen aus allen Ritzen
und Löchern, Hallen und Haufen,
wo sie genistet, die Heuschrecken,
fielen in die Flaininen, ver-
sengten und tvurden ausge-
räuchert. Wurden niemals mehr
gesehen.
Die Rathsherren aber trauer-
ten und hielten dafür, ihres
Bleibens sei nicht länger mehr
in diesem Sündennest, wo man
schon daran sei, das neue Reich
einzurichten. Zogen ab in feier-
licher Prozession, eine Nacht-
mütze auf einer Stange trug
Mosjöh Plötzlich vor ihnen her,
ein Trauerlied sang die wan-
dernde Schaar. Nun verschwan-
den sie auf der Heerstraße und
nur einmal noch nickte aus den:
Fcrneblau der weiße Zipfel der
Nachtinütze herüber.
Das gemeine Volk in Lalen-
burg aber freute sich eines sorgen-
losen Daseins und >var sehr ver-
gnügt, wie gut es fertig wurde
ohne Heuschrecken rmd ohne
Rathsherren. Der Pfnüssel aber,
so die Leute stuinpf und dumm
gemacht, wich von ihnen in
der Feuergluth der Befreiungs-
macht.
Hie hat das Lalenbuch ein
Ende.
Einige Neuerer behaupten,
es habe nie ein Lalenburg ge-
geben, und das Ganze sei eine
Prophezeiung des gelahrten Chro-
nisten Eusebius, der damit habe
sagen wollen, wenn wieder die
Grippe, oder wie man's jetzt
heißt, die „Influenza", auftreten würde, dann kämen auch die Heu-
schrecken in Uebermenge, daß sich der gemeine Mann ihrer gar nicht
mehr erwehren könne. Aber dann sei auch Matthäi am Letzten. Veit
Immergrün, der stets ein warmes Herz für das arbeitende Volk hat,
stehe schon bereit, um die Landplage auszuräuchern, die Influenza
wird weichen und mit ihr Heuschrecken, Rathsherren und dergleichen
Uebcrflüssiges, — das Volk wird aber gesund werden und guter Dinge
sein. Hcpsi!