Vellkige zuin „Wahren Z acuö“ ßv. 224. aas*..
Zentrum und Amstungeseh.
„Lins, zwei, drei! vorwärts für Wahrheit, Freiheit und Recht!"
Die örer Aegire.
ttarnevals-tzumoreske.
er Karneval neigte sich seinem Ende zu,
womit er gleichzeitig auch seinen Höhe-
punkt erreichte. In der süddeutschen Metropole
an der Isar hallte Sang und Klang in allen
Straßen wieder und die abenteuerlichsten Masken
sagten sich dreist ans helle Tageslicht. Freilich herrschte auch hier
^inz Karneval nicht mehr absolut, wie in alten biergemüthlichen
Seiten — mit dem absoluten Regiment ist es nun einmal gründlich
herbei —, aber er besaß doch noch großen Anhang und alle Masken-
^>tc, insbesondere die öffentlichen Redouten in den größten Vergnügungs-
Etablissements der Stadt, .waren stets überfüllt.
So kam es, daß der Maskenverleiher Müller heute beinahe seine»
ganzen Vorrath an den Man» gebracht hatte. Es waren nur noch
»tvei Zigeunerinnen, drei Hebammen und ein Münchener Kindl vor-
landen; an männlichen Kostümen fehlte es gänzlich.
„Habe ins Magazin zu Meyer geschickt", sagte Müller zu seiner
o^au, „er soll mir einige Herrenkostüme Massen. . . . Aha", unterbrach
er sich, „da kommen sie schon."
^ ®n_ Bursche brachte ein riesiges Packet und legte es auf den
">a entisch, worauf er ein Trinkgeld empfing und sich empfahl.
Müller enthüllte den Inhalt des Packeis und schüttelte den Kopf.
Sein Kopfschütteln wurde stärker, je niehr er auspacktc, und endlich
brach er in den Ruf aus: „Der Meyer ist verrückt!"
Seine Frau trat hinzu und fragte, was es gäbe.
„Schickt mir der Mensch dreimal den Aegir und weiter nichts!"
rief Müller. „Was soll ich mit den drei Kerlen anfangcn? Man
kann sie keinem Menschen zur Auswahl vorlegen."
Mißmuthig hing er den einen Aegir an die Wand und legte die
anderen bei Seite.
Da kam schon ein Kunde — ein preußischer Student.
„Ick möchte wat janz Besonderes, wat man noch auf keinem
Karneval hier jesehen hat."
„Sehr wohl, Herr Doktor", sagte Müller, „da kann ich dienen!
Habe den Aegir, der war voriges Jahr noch gar nicht erfunden — ist
direkt aus Berlin importirt. Sehen Sie: in der Rechten hat er den
Dreizack, um andere Masken zu necken, in der Linken hat er nir.—"
„Nir und Neck — janz jut, jeben Sie her", entschied der Student
befriedigt.
Kaum hatte er den Laden verlassen, da kam der behäbige Bäcker-
meister Huber, ivelcher nebenan wohnte.
„Sie, Herr Nachbar", sagte er geheiinnißvoll, „heut soll's a Hetz
geben! Bin meiner Alten auskommen und will auf d'Redont! Habens
nit a paffends Kostüm für mich? Was Respektables müßt's scho' sein,
so a weng patriotisch, Wissens —".
Müller nickte. „Da hätt' ich was ganz Ausgezeichnetes: den Aegir.
Der ist nagelneu unb hochpatriotisch, ganz wie cö für Sie, den Vorstand
eines patriotischen Männervereins, paßt."
Er zeigte das Kostüm und erklärte die Bedeutung desselben. Stolz
ging Huber damit ab.
Ein Rechtspraktikant, Namens Freimund, betrat jetzt den Laden.
„Der muß den dritten Ae^ir nehmen", dachte Müller, indem er
den Kunden begrüßte.
„Ich möchte etwas Pikantes, das Stoff zu politischen Scherzen
und Anspielungen giebt — vielleicht einen rochen Teufel —."
„Aber ich bitte Sie", sagte Müller, „die rochen Teufel sind schon
zu alltäglich geworden, da habe ich viel Pikanteres — den Aegir!"
„Den Herrn der Fluthen — nun meinetwegen!"
So waren die drei Aegire angebracht und sie wandelten alle drei
auf die große Redoute, die am selben Abend einen Mittelpunkt des
Faschingstreibens bildete.
Zentrum und Amstungeseh.
„Lins, zwei, drei! vorwärts für Wahrheit, Freiheit und Recht!"
Die örer Aegire.
ttarnevals-tzumoreske.
er Karneval neigte sich seinem Ende zu,
womit er gleichzeitig auch seinen Höhe-
punkt erreichte. In der süddeutschen Metropole
an der Isar hallte Sang und Klang in allen
Straßen wieder und die abenteuerlichsten Masken
sagten sich dreist ans helle Tageslicht. Freilich herrschte auch hier
^inz Karneval nicht mehr absolut, wie in alten biergemüthlichen
Seiten — mit dem absoluten Regiment ist es nun einmal gründlich
herbei —, aber er besaß doch noch großen Anhang und alle Masken-
^>tc, insbesondere die öffentlichen Redouten in den größten Vergnügungs-
Etablissements der Stadt, .waren stets überfüllt.
So kam es, daß der Maskenverleiher Müller heute beinahe seine»
ganzen Vorrath an den Man» gebracht hatte. Es waren nur noch
»tvei Zigeunerinnen, drei Hebammen und ein Münchener Kindl vor-
landen; an männlichen Kostümen fehlte es gänzlich.
„Habe ins Magazin zu Meyer geschickt", sagte Müller zu seiner
o^au, „er soll mir einige Herrenkostüme Massen. . . . Aha", unterbrach
er sich, „da kommen sie schon."
^ ®n_ Bursche brachte ein riesiges Packet und legte es auf den
">a entisch, worauf er ein Trinkgeld empfing und sich empfahl.
Müller enthüllte den Inhalt des Packeis und schüttelte den Kopf.
Sein Kopfschütteln wurde stärker, je niehr er auspacktc, und endlich
brach er in den Ruf aus: „Der Meyer ist verrückt!"
Seine Frau trat hinzu und fragte, was es gäbe.
„Schickt mir der Mensch dreimal den Aegir und weiter nichts!"
rief Müller. „Was soll ich mit den drei Kerlen anfangcn? Man
kann sie keinem Menschen zur Auswahl vorlegen."
Mißmuthig hing er den einen Aegir an die Wand und legte die
anderen bei Seite.
Da kam schon ein Kunde — ein preußischer Student.
„Ick möchte wat janz Besonderes, wat man noch auf keinem
Karneval hier jesehen hat."
„Sehr wohl, Herr Doktor", sagte Müller, „da kann ich dienen!
Habe den Aegir, der war voriges Jahr noch gar nicht erfunden — ist
direkt aus Berlin importirt. Sehen Sie: in der Rechten hat er den
Dreizack, um andere Masken zu necken, in der Linken hat er nir.—"
„Nir und Neck — janz jut, jeben Sie her", entschied der Student
befriedigt.
Kaum hatte er den Laden verlassen, da kam der behäbige Bäcker-
meister Huber, ivelcher nebenan wohnte.
„Sie, Herr Nachbar", sagte er geheiinnißvoll, „heut soll's a Hetz
geben! Bin meiner Alten auskommen und will auf d'Redont! Habens
nit a paffends Kostüm für mich? Was Respektables müßt's scho' sein,
so a weng patriotisch, Wissens —".
Müller nickte. „Da hätt' ich was ganz Ausgezeichnetes: den Aegir.
Der ist nagelneu unb hochpatriotisch, ganz wie cö für Sie, den Vorstand
eines patriotischen Männervereins, paßt."
Er zeigte das Kostüm und erklärte die Bedeutung desselben. Stolz
ging Huber damit ab.
Ein Rechtspraktikant, Namens Freimund, betrat jetzt den Laden.
„Der muß den dritten Ae^ir nehmen", dachte Müller, indem er
den Kunden begrüßte.
„Ich möchte etwas Pikantes, das Stoff zu politischen Scherzen
und Anspielungen giebt — vielleicht einen rochen Teufel —."
„Aber ich bitte Sie", sagte Müller, „die rochen Teufel sind schon
zu alltäglich geworden, da habe ich viel Pikanteres — den Aegir!"
„Den Herrn der Fluthen — nun meinetwegen!"
So waren die drei Aegire angebracht und sie wandelten alle drei
auf die große Redoute, die am selben Abend einen Mittelpunkt des
Faschingstreibens bildete.