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1972


An Berrn von Bismarck.


je haken Ihre Sache gut gemacht —

Sie schlagen Ihre Gegner tobt mit Knütteln,
Nur war die Welt, soweit sie nicht gelacht,

Recht sehr geneigt, öcyu den Kopf }u schütteln.
Wan sagt: „Sie haken sich umsonst erhiht
Und werden Ihren (Lifer noch keweinen,

Denn wenn man selkst in einem Glashaus fihfi
So wirst man nicht so rücksichtslos mit Steinen."

Der ärgste StreöerMchter waren Sie!

Kat eine eigne Meinung er vertheidigt,

War ein Minister mehr als ein Kommis,

Ward er von Ihnen kurzer Kanö beseitigt.

Wenn (Liner auf die Kinterkeine trat,

So fing es gleich kei Ihnen an )u rauchen,

Denn war der Wann auch nützlich für den Staat,
Sie konnten immer nur die Streker krauchen.

Der ärgste Kleker waren wieder Sie!

(Ls hat ja wirklich einen Kund gejammert,

Wie des Jahrhunderts „strahlendstes Genie"

Sich krampfhaft an die Kanzlerschaft geklammert!
Wer so am Amt und an der Würde hing,

Daß es nur Werrige rnrd halb nur fassen,

And daß er erst beim dritten Tritte ging,

Der soll die Kleber hübsch in Ruhe lassen!

Vlihdragt-Meldungen.

Berlin. Um den Berliner Wind, welcher in Deutschland nicht
im besten Ansehen steht, vortheilhafter zu reguliren, wird Berlin jetzt von
einem eigenen Wind heim beaufsichtigt.

— Im preußischen Ministerium ist in Folge des fortwährenden
Wackclns der Ministersessel die Seekrankheit ausgebrochen.

Breslau. Während der bevorstehenden Gerichtsserien wollen sich
verschiedene Juristen auf den Weg machen, um in Hinterpommern oder in
der Polackei einen geeigneten Gerichtsstand für die Presse aufzusucheu.

Sachsen. In konservativen Kreisen wünscht man eine Justizreform
dahingehend, daß die Strafkammern künftig in Folterkammern
unigewandelt werden sollen.

Wien. Das Hohngelächtcr über die österreichische Wahlreform-

DaF trügerische Heilmittel.

Die jlaatscrhaltcnden Größen,

Sie preisen ein Heilmittel an,

Sie hoffen, baß ihre Blößen
Äs schuhend bedecken kann;

Sie meinen voll Tptimisnms,

Daß all' ihr schweres Leid
Kann heilen der Bimetallisinns,
Dem froh sie ihr Streben geweiht.

Sie irren! wenn Köller verrannte
Den Karren der Volitik,

Wenn Niemand bei ihm noch erkannte
Den klaren Staatsmannsklick,

Wenn, eifernd für Bietismus,

Die Staatskunst er diskreditirt.

Da hilft ihin kein Bimetallismns —
Är iff und bleibt blamirt.

Und wenn ihre „christliche Hieke"

Die Schwarzen posaunen aus,

Und heimlich spenden sie Hiebe
Den Kranken im frommen Haus,

Wenn Rohheit und Fanatismus
Dann wird enlhüllt vor Gericht,

Da hilft der Bimetallismus
Den schwarzen Heuchlern nicht.

Und möchten der „Kreuzzeitung" Ritter
Verjagen den Haimnerstein,

Und muffen ihm doch — wie bitter! —
Auch ferner gewogen sein,

Weil sonst er vielleicht mit Eynismus
Die Würdigen koinxromittirt —

Da hilft kein Bimetallismus,

Der Hammerstein triumphirt.

Wen» draußen im Sachsenwalde
Der Bismarck schimpft und grollt —
Aianch Großer fragt, ob balde
Ihn nicht der Teufel holt?

Doch läßt man mit Stoizismus
Gewähren den polternden Greis —

Da hilft kein Bimetallismus,

Du viel der Alte weiß!

Gar wüthenb haßt man die Rothen,

Der Arbeiter kühne Bartei;

Du ihrer Vernichtung entboten
Sind Staatsmacht und Klerisei.

Doch gegen den Sozialismus

Ist nimmer gewachsen ein Kraut —

Da hilft nicht der Bimetallismus,

Dem hoffend der Junker vertraut.

Die Legende vom Zeitigen Bismarck.

Wenn die saure Gurke drohend ihr Haupt am
politischen Hünmel erhebt und die Saison so todt ist,
daß sie schon anfängt, in üblen Geruch zu kommen,
daun rühren sich die Jünger Bismarcks und füllen
die Pause anmuthig aus mit Erzählungen von
den Thaten und Leiden ihres großen Meisters.
Zuweilen giebt er selber ein kräftiges Wörtlein
hinzu und erinnert die Welt daran, daß er noch
da ist und noch immer Kraft genug besitzt, Lob-
gesängc und Opferspendeu entgegcnzunehnien.

Dies alles spielt sich aber in den Bismarck-
blättern, den „Hamburger Nachrichten", der „Post",
der „Münchener Allgemeinen" und im Organ
des Bundes der Laudwirthe ab, so daß die Welt
nicht viel davon erfährt. Damit nun unsere
lieben Leser nicht zu kurz kommen, wollen wir ihnen
die Legende vom heiligen Bismarck erzählen.

Der Bisniarck ist geboren im gelobten Lande
Preußen, wo Milch und Spiritus fließt. Als
er auf die Welt gekommen war, verbat sich sein
Vater jeden Glückivunsch, weil er noch nicht mußte,
was aus diesem kleinen Bismarck alles werden
könnte. Und daraus ergiebt sich, daß der Bis-
marck einen sehr klugen Vater hatte.

Schon in frühester Jugend zeichnete sich unser
Bismarck durch gute Werke aus. Er verputzte
das Geld seiner Väter, um den allgemeinen
Wohlstand zu heben. Auch agitirte er für das
reaktionäre Junkerthum in möglichst klotziger
Weise, um den Widerspruchsgeist der Deutschen
zu wecken und sie an ihre nationale Bestimmung
zu erinnern.

Als er größer wurde, gab ihn sein Vater zu
einem Diplomaten in die Lehre, und nun zeigte
sich sein Talent in auffälliger Weise. Man konnte
ihn bald in diplomatischer Mission zum Frank-
furter Bundestage senden, wo es ihm gelang,
alle seine Bundeskollegen mit leichter Mühe übers
Ohr zu hauen.

In Anerkennung dafür wurde Bisniarck
preußischer Minister; von da ab hörte er nicht
mehr auf, für das Wohl des Volkes zu sorgen.
Er sah voraus, daß Preußen später einmal einen
Nordostscekanal würde bauen wollen. Um das
nöthige Terrain dazu billig zu erwerben, beredete
er die Oesterreicher dazu, mit ihm gemeinschaftlich
Schleswig-Holstein zu annektiren. Die Oester-
reicher ließen sich beschwatzen, machten mit Bis-
marck und seinen Leuten gemeinsame Sache, und
an einem nebelreichen Vormittage gelang es den
Verbündeten, die beiden Ländchen unversehens
ivegzunehmcn. Bismarck steckte sie in die Tasche
und ging heim.

Nun wollten die Ocsterreicher freilich ihren
Autheil an der Beute haben, aber Bismarck war
so weise, ihnen nichts zu geben, denn er sagte
sich: die Oesterreicher verstehen das Plattdeutsche
so schlecht, daß zwischen ihnen und den Schles-
wigern doch keine Verständigung möglich ist.

Inzwischen griffen die Fortschrittler im preußi-
schen Landtage den Bismarck heftig an, weil er
— natürlich nur gauz unabsichtlich aus reinem
Versehen — die Verfassung gebrochen hatte. Um
die Opponenten zu befriedigen und den Schaden zu
 
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