Heinrich
Heine. •<££=rj’
Deder Dichter ist ein Kind seiner Zeit und nur aus ihren Ver-
hältnissen heraus kann seine Bedeutung richtig getvürdigt werden. Hein-
rich oder Harry Heine nennt sich scherzhaft einen der ersten Männer
des Jahrhunderts. Er tvnrde aber bereits 1797 oder spätestens 1799
zu Düsseldorf von jüdischen Eltern geboren. -Fest steht nur der 13. De-
den verschiedensten Glaubenssystemcn unterrichtet wurde. Ob seine
Skepsis/seine Zweifelsucht, hierin wurzelte, mag dahingestellt bleiben;
jedenfalls wurde sic dadurch frühzeitig angeregt und genährt. Der
Boden der Rheiulande war überhaupt damals für religiöse Unduldsam-
keit nicht geeignet. Denn die französische Herrschaft, unter der sie standen,
zember als sein Geburtstag. Im Gegensatz zu Goethe, der seine Froh-
natur der Mutter, „des Lebens ernstes Führen" dem Vater verdankte,
erbte Heine von dem seiuigen, der eine Zeit lang Offizier im Proviant-
amt ivar, die heitere Leichtlebigkeit und Liebenswürdigkeit, während sein
außerordentlich scharfer Verstand auf die Mutter zurückweist. Von
beiden Eltern entwirft er in dem kleinen Stückchen eigener Lebens-
beschreibung, das wir von ihm besitzen, treffliche Charakterbilder. Auch
erfahren wir daraus, daß in dem elterlichen Hause keinerlei religiöse Vor-
urteile herrschten, trug sich doch die Mutter, eine Schülerin Rousseau's,
sniter anderen Plänen für die Zukunft ihres Sohnes auch mit dem,
>hn katholischen Geistlichen werden zn lassen, zu welchem Behufc er in
Beilage zum „wahren Jacob" Nr. 257.
gewährte allen Glaubensbekenntnissen die gleichen staatsbürgerlichen
Rechte. Die Erinnerung an diese Zeit mußte dem jungen Heine um
so thenrer sein, als bei dem großen Länder- und Völkerschacher zu Wien
im Jahre 1815 die Rhciuprovinzen an Preußen kamen und dieses die
Juden wieder zu Staatsbürgern zweiter oder dritter Klasse erniedrigte.
Waö Wunder, wenn er aus diesen Erinnerungen heraus die Romanze
von den beiden Grenadieren dichtete, die aus der russischen Gefangen-
schaft zurückkehrten? Wenn er in den: Buche „Le Grand" unter einer
Fülle von phantastisch-romantischer Ranken die Flucht dcö angestammten
Landesvatcrs, die Franzosenzcit und den Sieg der Reaktion mit der
ganzen Schärfe seines Witzes und seinem bis jetzt unübertroffenen Humor
Heine. •<££=rj’
Deder Dichter ist ein Kind seiner Zeit und nur aus ihren Ver-
hältnissen heraus kann seine Bedeutung richtig getvürdigt werden. Hein-
rich oder Harry Heine nennt sich scherzhaft einen der ersten Männer
des Jahrhunderts. Er tvnrde aber bereits 1797 oder spätestens 1799
zu Düsseldorf von jüdischen Eltern geboren. -Fest steht nur der 13. De-
den verschiedensten Glaubenssystemcn unterrichtet wurde. Ob seine
Skepsis/seine Zweifelsucht, hierin wurzelte, mag dahingestellt bleiben;
jedenfalls wurde sic dadurch frühzeitig angeregt und genährt. Der
Boden der Rheiulande war überhaupt damals für religiöse Unduldsam-
keit nicht geeignet. Denn die französische Herrschaft, unter der sie standen,
zember als sein Geburtstag. Im Gegensatz zu Goethe, der seine Froh-
natur der Mutter, „des Lebens ernstes Führen" dem Vater verdankte,
erbte Heine von dem seiuigen, der eine Zeit lang Offizier im Proviant-
amt ivar, die heitere Leichtlebigkeit und Liebenswürdigkeit, während sein
außerordentlich scharfer Verstand auf die Mutter zurückweist. Von
beiden Eltern entwirft er in dem kleinen Stückchen eigener Lebens-
beschreibung, das wir von ihm besitzen, treffliche Charakterbilder. Auch
erfahren wir daraus, daß in dem elterlichen Hause keinerlei religiöse Vor-
urteile herrschten, trug sich doch die Mutter, eine Schülerin Rousseau's,
sniter anderen Plänen für die Zukunft ihres Sohnes auch mit dem,
>hn katholischen Geistlichen werden zn lassen, zu welchem Behufc er in
Beilage zum „wahren Jacob" Nr. 257.
gewährte allen Glaubensbekenntnissen die gleichen staatsbürgerlichen
Rechte. Die Erinnerung an diese Zeit mußte dem jungen Heine um
so thenrer sein, als bei dem großen Länder- und Völkerschacher zu Wien
im Jahre 1815 die Rhciuprovinzen an Preußen kamen und dieses die
Juden wieder zu Staatsbürgern zweiter oder dritter Klasse erniedrigte.
Waö Wunder, wenn er aus diesen Erinnerungen heraus die Romanze
von den beiden Grenadieren dichtete, die aus der russischen Gefangen-
schaft zurückkehrten? Wenn er in den: Buche „Le Grand" unter einer
Fülle von phantastisch-romantischer Ranken die Flucht dcö angestammten
Landesvatcrs, die Franzosenzcit und den Sieg der Reaktion mit der
ganzen Schärfe seines Witzes und seinem bis jetzt unübertroffenen Humor