<s,s Detlage zum „Wahren 'Jacuü" Lr. 240.
WüseF Dilemma.
Venn dem Herrn v. plötz man glaubt.
Diesem Schlausten aller Schlauen,
Der alltäglich Rache schnaubt.
Steht es bös in allen Kauen.
Zornig wird der erste Stand.
Der sich sonst mit Treue brüstet,
Und „es geht ein Sturm durchs Sand",
Das aufs Aeußerste „entrüstet".
Auch die Handwerksbündler sind
Aufgelegt zu finstren Augen.
Da sie längst mit Meid und Rind
An den Hungerpfoten saugen.
Demuth haben lang geübt
Diese schlichten, biedren Leute —
„Arg verstimmt" und „tief betrübt"
Lind die braven Zünftler heute.
Die Lnttäuschung. der Verdruß
Werden zur Gewitterwolke —
Wahrlich. Hohenlohe muß
Zuflucht suchen bei dem Volke,
plötzlich aber macht er Halt.
Denn es wird ihm schwül und bange —
Stumm und ernst, die Kaust geballt.
Steht das arme Volk schon lange!
Fingerzeige.
Die Sommerferien sind zu Ende. Die letzten
Rosen welken und die Staatsanwälte kommen
aus den Gerichtsferien zurück, um mit neuer
Kraft gegen „Ausschreitungen" einzuschreiten. Die
Großindustriellen kommen reingcwaschen aus den
Bädern, um sofort am nächsten Lohntage ihren
Arbeitern gegenüber wieder „schmutzig" zu werden.
Die Diplomaten kümmern sich wieder ein wenig
um die Staatsmaschine und finden, daß im Ressort
des Innern und der Polizeigewalt hier und da
eine Schraube locker ist. Die Junker und Agrarier
haben in den Seebädern ihren Appetit gestärkt
und sind bereit, der Welt wieder etwas vorzu-
hungern.
Es regt sich wieder in der Politik, und so
tritt auch an Hohenlohe die Frage heran: In
welches Fahrwasser soll er sein schwankendes
Schifflcin steuern? Soll er sich mit einer neuen
Umsturzvorlage blamiren? Soll er wieder eine
Tabakssteuer durchfallen lassen? Oder soll er
sich zur Abwechslung lieber einmal auf dem Ge-
biete der auswärtigen Politik einige Niederlagen
holen?
Wir sehen, der neue Kurs steht diesen Fragen
mit jener Nathlosigkeit gegenüber, die eben sein
Programm ist, und wir wollen ihin daher einige
weise Rathschläge crtheilen.
Man gestatte jedem Staatsanwalt, sich selbst
die Paragraphen so zu formuliren, wie er sie
braucht, was zur Abkürzung des Verfahrens und
zur Erreichung einer Verurtheilung sehr vorthcil-
haft sein wird.
Sodann wäre die Finanzreform in Angriff
zu nehmen. Man führe eine allgemeine Reichs-
stcucr mit Selbstschätzung ein. Da sich die Leute
gern überschätzen, wird dies eine vorzügliche Ein-
nahmequelle werden. Der gewöhnliche „wohl-
geborene" Mensch zahlt den einfachen Steuer-
satz; wer „hochwohlgeborcn" sein will, zahlt das
Doppelte; wer einen Titel beansprucht, wie z. B.
„Rath", der zahlt den fünffachen Satz; gicbt er
im Geheimen noch etwas in die Armenkasse, dann
darf er sich „Geheimer Rath" nennen.
Ist auf diese Weise die Miquel'schc Finanz-
reform gerettet, so kann Hohenlohe sich ungestört
dem Militarismus zuwenden. Um sich nach
oben beliebt zu machen, muß er der Vermeh-
rung des Militärs geneigt sein und zwar kann
er dies auf rein mechanischem Wege erzielen.
Wozu muß dann der gemeine Soldat überhaupt
ein Mensch sein? Das ist höchst überflüssig; die
heutige Technik ist weit genug vorgeschritten, um
Figuren herzustellen, die sich mechanisch vorwärts
bewegen, stille stehen, präsentiren und nöthigen-
falls Hurrah schreien.
Wir rächen der Rcichsregierung, diese Finger-
zeige zu beherzigen, und verweisen noch darauf,
daß die Angst vor der Ausbreitung des Sozialis-
mus in der Armee einzig durch die Herstellung
mechanischer Soldaten gestillt werden kann. Wenn
sich dieses Gebiet der Technik dann weiter ent-
wickelt, kann es selbst zur Herstellung von Offi-
zieren, Generalen re. führen, und schicßlich be-
kommen wir auf solchem Wege vielleicht gar wieder
einen eisernen Reichskanzler.
Metallurgie.
Graf X., Besitzer der größten Nickelwcrke,
ist ein wüthender Anhänger der Silbcrwährung
und gehört der jeunssss ckorss (der goldenen
Jugend) an.
Staatßrettung in Meiszen.
(Äachsischs Idylle.)
De Meißner sein ä gefährliches Volk.
De Meißner hadden was vor.
De Meißner wolldcu schbaziercn gehn,
Gans naus vor's Meißner Dhor.
Das Hürde de Meißner vollezei
Kerad' noch zor rechden Zeid,
Se drad under Waffen un ristede sich
Zum großen, gewaldigen Schdreid.
Dann gam ä Verbod vor gans Meißen 'raus.
Das schrieb den Meißnern vor:
Ls derf gee Meißner schbazieren gehn
Gans naus vor's Meißner Dhor.
WüseF Dilemma.
Venn dem Herrn v. plötz man glaubt.
Diesem Schlausten aller Schlauen,
Der alltäglich Rache schnaubt.
Steht es bös in allen Kauen.
Zornig wird der erste Stand.
Der sich sonst mit Treue brüstet,
Und „es geht ein Sturm durchs Sand",
Das aufs Aeußerste „entrüstet".
Auch die Handwerksbündler sind
Aufgelegt zu finstren Augen.
Da sie längst mit Meid und Rind
An den Hungerpfoten saugen.
Demuth haben lang geübt
Diese schlichten, biedren Leute —
„Arg verstimmt" und „tief betrübt"
Lind die braven Zünftler heute.
Die Lnttäuschung. der Verdruß
Werden zur Gewitterwolke —
Wahrlich. Hohenlohe muß
Zuflucht suchen bei dem Volke,
plötzlich aber macht er Halt.
Denn es wird ihm schwül und bange —
Stumm und ernst, die Kaust geballt.
Steht das arme Volk schon lange!
Fingerzeige.
Die Sommerferien sind zu Ende. Die letzten
Rosen welken und die Staatsanwälte kommen
aus den Gerichtsferien zurück, um mit neuer
Kraft gegen „Ausschreitungen" einzuschreiten. Die
Großindustriellen kommen reingcwaschen aus den
Bädern, um sofort am nächsten Lohntage ihren
Arbeitern gegenüber wieder „schmutzig" zu werden.
Die Diplomaten kümmern sich wieder ein wenig
um die Staatsmaschine und finden, daß im Ressort
des Innern und der Polizeigewalt hier und da
eine Schraube locker ist. Die Junker und Agrarier
haben in den Seebädern ihren Appetit gestärkt
und sind bereit, der Welt wieder etwas vorzu-
hungern.
Es regt sich wieder in der Politik, und so
tritt auch an Hohenlohe die Frage heran: In
welches Fahrwasser soll er sein schwankendes
Schifflcin steuern? Soll er sich mit einer neuen
Umsturzvorlage blamiren? Soll er wieder eine
Tabakssteuer durchfallen lassen? Oder soll er
sich zur Abwechslung lieber einmal auf dem Ge-
biete der auswärtigen Politik einige Niederlagen
holen?
Wir sehen, der neue Kurs steht diesen Fragen
mit jener Nathlosigkeit gegenüber, die eben sein
Programm ist, und wir wollen ihin daher einige
weise Rathschläge crtheilen.
Man gestatte jedem Staatsanwalt, sich selbst
die Paragraphen so zu formuliren, wie er sie
braucht, was zur Abkürzung des Verfahrens und
zur Erreichung einer Verurtheilung sehr vorthcil-
haft sein wird.
Sodann wäre die Finanzreform in Angriff
zu nehmen. Man führe eine allgemeine Reichs-
stcucr mit Selbstschätzung ein. Da sich die Leute
gern überschätzen, wird dies eine vorzügliche Ein-
nahmequelle werden. Der gewöhnliche „wohl-
geborene" Mensch zahlt den einfachen Steuer-
satz; wer „hochwohlgeborcn" sein will, zahlt das
Doppelte; wer einen Titel beansprucht, wie z. B.
„Rath", der zahlt den fünffachen Satz; gicbt er
im Geheimen noch etwas in die Armenkasse, dann
darf er sich „Geheimer Rath" nennen.
Ist auf diese Weise die Miquel'schc Finanz-
reform gerettet, so kann Hohenlohe sich ungestört
dem Militarismus zuwenden. Um sich nach
oben beliebt zu machen, muß er der Vermeh-
rung des Militärs geneigt sein und zwar kann
er dies auf rein mechanischem Wege erzielen.
Wozu muß dann der gemeine Soldat überhaupt
ein Mensch sein? Das ist höchst überflüssig; die
heutige Technik ist weit genug vorgeschritten, um
Figuren herzustellen, die sich mechanisch vorwärts
bewegen, stille stehen, präsentiren und nöthigen-
falls Hurrah schreien.
Wir rächen der Rcichsregierung, diese Finger-
zeige zu beherzigen, und verweisen noch darauf,
daß die Angst vor der Ausbreitung des Sozialis-
mus in der Armee einzig durch die Herstellung
mechanischer Soldaten gestillt werden kann. Wenn
sich dieses Gebiet der Technik dann weiter ent-
wickelt, kann es selbst zur Herstellung von Offi-
zieren, Generalen re. führen, und schicßlich be-
kommen wir auf solchem Wege vielleicht gar wieder
einen eisernen Reichskanzler.
Metallurgie.
Graf X., Besitzer der größten Nickelwcrke,
ist ein wüthender Anhänger der Silbcrwährung
und gehört der jeunssss ckorss (der goldenen
Jugend) an.
Staatßrettung in Meiszen.
(Äachsischs Idylle.)
De Meißner sein ä gefährliches Volk.
De Meißner hadden was vor.
De Meißner wolldcu schbaziercn gehn,
Gans naus vor's Meißner Dhor.
Das Hürde de Meißner vollezei
Kerad' noch zor rechden Zeid,
Se drad under Waffen un ristede sich
Zum großen, gewaldigen Schdreid.
Dann gam ä Verbod vor gans Meißen 'raus.
Das schrieb den Meißnern vor:
Ls derf gee Meißner schbazieren gehn
Gans naus vor's Meißner Dhor.