•• D»- LuöwLg Vörne. -<s --
„Mean Paul war der Jeremias seines gefangenen Volkes. Die
Klage ist verstummt, das Leid ist geblieben." So sprach Ludwig Börue
in seiner unsterblichen Denkrede auf diesen Romanschriftsteller, an dem
er sich gebildet hatte und von dem er als der Erste hervorhob, wie
tief sein Herz für die Armen gefühlt habe. In der That, das Leid
Persönlich lernten sich diese beiden kühnsten Vorkämpfer der neuen
Zeit im Herbst des JahreS 1827 kennen. Heine ging damals als
Redakteur der „Politisch-historischen Annalen" nach München und ward
durch den anregenden Verkehr mit Börue drei Tage in Frankfurt a. M.
festgehaltcn. Eines Tages durchwanderten sie das Judenviertcl und
Ludwig Börne.
war geblieben; keiner hat es so schwer und so schmerzlich an sich selbst
erfahren, wie Börne. Aber die Zeit der Klage war vorüber, und so
ergriff er die Waffen, die der Hand des Todten entfallen waren, um
das Leid zu wenden und für Wahrheit, Recht und Freiheit, die nur
noch im Reich der Träume wohnten, die Erde zu erobern. Aus-
gerüstet mit dem Humor Jean Paul's, der Ironie Swift's, der Be-
geisterung Rousseau's trat er auf den Kampfplatz. Das Ideal der
Menschheit, welches unsere Klassiker in ihren Dichtungen verkündet
hatten, auf realem Boden zu verwirklichen, war feine Lebensaufgabe
wie die Heine's.
Heine erzählt: „Betrachten Sie diese Gasse", sprach Börue seufzend,
als die schwarzen Häuser ihre finsteren Schatten in sein Gemsith warfen,
„und rühmen Sie mir alsdann das Mittelalter! Die Menschen sind
todt, die hier gelebt und geweint haben, und können nicht widersprechen,
wenn unsere verrückten Poeten und noch verrückteren Historiker, wenn
Narren und Schälke von der alten Herrlichkeit ihre Entzückungen drucken
lassen; aber wo die todten Menschen schweigen, da sprechen desto lauter
die lebendigen Steine." Börne lieh ihnen seine feurig beredte Zunge,
denn er hatte in einem dieser schwarzen Häuser am 13. Mai 1786 als
Löb Baruch das Licht der Welt erblickt; hier hatte sein glühender Haß
Beilage zum „wahren Jacob" Br. 2^\.
„Mean Paul war der Jeremias seines gefangenen Volkes. Die
Klage ist verstummt, das Leid ist geblieben." So sprach Ludwig Börue
in seiner unsterblichen Denkrede auf diesen Romanschriftsteller, an dem
er sich gebildet hatte und von dem er als der Erste hervorhob, wie
tief sein Herz für die Armen gefühlt habe. In der That, das Leid
Persönlich lernten sich diese beiden kühnsten Vorkämpfer der neuen
Zeit im Herbst des JahreS 1827 kennen. Heine ging damals als
Redakteur der „Politisch-historischen Annalen" nach München und ward
durch den anregenden Verkehr mit Börue drei Tage in Frankfurt a. M.
festgehaltcn. Eines Tages durchwanderten sie das Judenviertcl und
Ludwig Börne.
war geblieben; keiner hat es so schwer und so schmerzlich an sich selbst
erfahren, wie Börne. Aber die Zeit der Klage war vorüber, und so
ergriff er die Waffen, die der Hand des Todten entfallen waren, um
das Leid zu wenden und für Wahrheit, Recht und Freiheit, die nur
noch im Reich der Träume wohnten, die Erde zu erobern. Aus-
gerüstet mit dem Humor Jean Paul's, der Ironie Swift's, der Be-
geisterung Rousseau's trat er auf den Kampfplatz. Das Ideal der
Menschheit, welches unsere Klassiker in ihren Dichtungen verkündet
hatten, auf realem Boden zu verwirklichen, war feine Lebensaufgabe
wie die Heine's.
Heine erzählt: „Betrachten Sie diese Gasse", sprach Börue seufzend,
als die schwarzen Häuser ihre finsteren Schatten in sein Gemsith warfen,
„und rühmen Sie mir alsdann das Mittelalter! Die Menschen sind
todt, die hier gelebt und geweint haben, und können nicht widersprechen,
wenn unsere verrückten Poeten und noch verrückteren Historiker, wenn
Narren und Schälke von der alten Herrlichkeit ihre Entzückungen drucken
lassen; aber wo die todten Menschen schweigen, da sprechen desto lauter
die lebendigen Steine." Börne lieh ihnen seine feurig beredte Zunge,
denn er hatte in einem dieser schwarzen Häuser am 13. Mai 1786 als
Löb Baruch das Licht der Welt erblickt; hier hatte sein glühender Haß
Beilage zum „wahren Jacob" Br. 2^\.