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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 13.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.8183#0017
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2105

Vlihdraßt-Kleldungen.

^erlitt. Die Minister Bötticher und Berlepsch sind vom König Stumm sozialistischer
Umtriebe beschuldigt worden und sehen ihrer Verhaftung entgegen.

— In der konservativen Partei sind jetzt häufig Cholerasälle aufgetreten. Man bringt
dies mit der Angst vor den Enthüllungen, die der Prozeß Hammerstein ergeben kann, in
Verbindung.

Friedrichsruh. Zahlreiche arbeitslose Lockspitzel haben sich an Bismarck um Unter-
kunft gewandt. Er hat ihnen versprochen, auch in Zukunft unentwegt für ein neues
Sozialistengesetz zu agitiren. _(

Die Vamermerster.

Verne würden unser Elend
Klagen wir vor der Regierung,
Daß es wird uns etwas schwierig
wegen unsres Lebens Mhrung.

Ach, wenn unsere Gesellen
Rur der Stunden zwölf arbeiten,
Nüssen bald wir armen Neister
Rittern, bittern Nangel leiden.

Und mit allen unfern Klagen
Können Nichts mehr wir erreichen
Und der Grund von diesem Elend
Liegt in unfern dicken Bäuchen.

Neue Sprachform.

In Dresden lassen sich die ärgsten Reaktionäre „Kammerfort-
schrittler" nennen. Wenn diese Benennungsart in Mode kommt, so
wird man künftig die Schnecke als Kammerschnellläuferin be-
zeichnen; der sächsische Dorfschulmeister wird ein Kammermillionär
sein, Hammerstein wird als Kammerehrenmann gelten, der Kartoffel-
schnaps wird als Kammerchampagner verkauft werden, den Esel
wird man als Kammerlöwen fürchten, das Blech wird als Kammer-
gold respektirt werden, und wenn ein Konservativer eine Rede hält, so
wird man ihm Kainmerweisheit nachrühmen können.

Vörlzster kerstnifrljer Fortschritt.

Der Staatsanwalt Greifzu will sich eine Setzmaschine kommen
lassen, um unbotmäßige Sozialisten massenhaft mittels der Setzmaschine
setzen zu können.

Hobelfpähnr.

Ja, feiert nur mit Hurrahschrei'n
Des deutschen Reiches Gründung;

Sie war im großen Ganzen nicht
Die schlechteste Erfindung.

Doch was sie uns gekostet hat
Durch fünfundzwanzig Jahre —

Für so viel Geld verlange ich
Doch eine bess're Waare.

Nachdem die Mundbinden in Brauweiler
gerichtlich gerechtfertigt wurden, wird es nicht lange
dauern, da werden die „Hamburger Nachrichten" und
verwandte Berufsgenossen empfehlen, für deutsche
Unterthanen allgemein Mundbinden einzuführen.

Eine neue Art von Arbeiter-Versicherung scheint der König
Stumm zu erstreben. Er wünscht nämlich, daß jeder Arbeiter, der
sich für seine Rechte rührt, in Nummer Sicher gebracht werde.

Die Bismarck-Presse hetzt fleißig
Und giebt zu Gewaltstreichen Rath—

Der Paragrgph hundertunddreißig
Für sie nicht Geltung hat.

Wir leben in einer Zeit der Auflösung alles Bestehenden.
Warum also soll die preußische Polizei nicht mit der Zeit fortschreiten
und die bestehenden Vereine und Parteien auflösen?

Der Ahlwardt in Amerika
Errang Erfolge schon:

In faulen Eiern zahlte man
Jhnl seiner Thaten Lohn.

O König Stumm und Bismarck, folgt
Dem Ahlwardt eilend nun.

Daß Ihr auch den gerechten Lohn
Empfangt für Euer Thun.

Die heftigsten Wetter toben gar bald aus, dafür hat erst kürzlich
wieder ein Brausewetter den Beweis gegeben.

Ihr getreuer Säge, Schreiner.

„Gennfl du das Land?"

Ich weeß ä gleeues, scheenes, schdilles Ländchen,
Da had de Leide der Schandarm am Bändchen.
Lei Arm reechd hoch un bis ins gleenste Hiddchen
And wer da muckst, den schflbbd er ford ins
Giddchen.

Ich weeß ä gleenes, scheenes, schdilles Ländchen,
Da gähm de Sinder dem Schandarm ä Händchen
Un gehd er fchdols durchs dichdeste Gewärge,
Da wärd's so schdille rings wie in der Gärche.

See friedlich-schdillres Ländchen giebd's hinieden.
De ganze Nenschheed is hier sehr zufrieden,
lln alle Vogen vor Begeistrung schdrahlen —
Jetzt griech'n mer breißische Dreiklassenwahlen.

Die Engländer in Transvaal.

warum friedlich seinen Kohl
Nicht wie früher pflanzen?

Wird dem Esel es zu wohl.

Geht aufs Bis er tanzen.

Zähltet ihr auf Krämer nur
Und auf müß'ge Gaffer?

Leider ist der freie Bur
Nicht ein feiger Kaffer.

Zogt ihr prahlend, hoch zu Boß,
Ueber weite Fluren?

Besser als der Rothrock schoß
Stets das Volk der Buren.

Habt ihr euren frühern Zwist
Denn total vergessen?

Nit den freien Buren ist
Schlechtes Kirschenessen.

Meintet ihr, sie würden sich
In die Knechtschaft fügen?

Stolzes England, hüte dich
vor Flibustierzügen!

Arbeiterfchuh.

Die Feudalen und die Manchestermänner sind
darüber einig, daß die Gesetzgebung sich nicht mit
Arbeiterschutz beschäftigen soll, denn sie brauchen
nur Schutz vor den Arbeitern und hierzu
sind bereits genügend Schutzmänner vorhanden.

Hammerfleins Thränen.

Lein Lchwindelgebäude zusammenbrach,
versiegt ist des Goldes Guelle,

Jedoch der Thränenquell hintennach
Strömt' reichlich ihm in der Kapelle.

Wie schade, daß er nicht als Flüchtling geweilt
Am schlammig strömenden Nile,

Dort hätten mit ihm um die Wette geheult
Zehntausend Krokodile.

Nicht braucht zu verzweifeln der Ehrenmann,
Er ist noch nicht ganz verloren.

So lang er Thränen vergießen kann.

Ist er zu Großem erkoren.

Im Zuchthaus wird ihm durch manches Jahr
Die Seele geputzt und geläutert
And kommt er heraus, dann ist wunderbar
Der Sinn und Blick ihm erweitert.

Er wird als bewährter virtuos
verdrehen rührend die Augen,

Er wird auch drum einst ganz famos
Zum Ltadtmiffionar noch taugen.

Die Köpfe.

A. t Ist es wahr, daß die Scharfmacher dcu
Sozialdemokraten die Köpfe abhacken möchten?

B. : Allerdings; aber es ist nur des Aus-
gleichs halber. Die Minister und die staats-
erhaltenden Parteien sind längst schon kopflos,
warum sollten also gerade die Sozialdemo-
kraten ihre Köpfe behalten?

Bevorzugt.

A. : Warum will man dem Kreuzzeitungs-
rcdaktcur Hammerstein die schönste Zelle
des Berliner Gefängnisses einräumen, während
andere verhaftete Redakteure sich mit weit
schlechteren Zellen begnügen müssen?

B. : Ja, das ist eben ein Unterschied. Die
anderen Redakteure sind ja nur wegen politi-
scher Vergehen verhaftet, aber Herr von Hammer-
stcin, alle Achtung! der ist ein gemeiner Ver-
brecher.

Brausewrkker.

Der Brausewett er sitzt im stillen Hau«,

Die Welt hat Ruh' vor seinen Zornergüssen —
Nun laßt dafür die Anderen heraus.

Die seinetwegen sitzen müssen!

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