DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8183#0068
— 2152 »-
Gäjftnkapf und
Als treuer Freundschaft Unterpfand
Reich' ich dir hiermit beide Wände,
Du edles Gbotritenland,
Da^ sich bewahrt die braven „Stände".
Wir schmieren jetzt aus einem Topf
Und trotzen standhaft frechem Wohne,
Und deinen frommen Ochsenkopf
Schmück' ich mit einer Rautenkrone.
Was früher unvergleichbar schien,
Begrüßt sich nun mit frohem Rufe;
Es stehen Dresden und Malchin
In Luklmfr auf der gleichen Stufe.
Kmtenkrone.
Und ob man an der Warnow sitzt,
Ob man am Strand der stolzen Elbe
Loyal und unterthänig schwitzt,
Das ist von Stund' an ganz dasselbe.
Doch Ehre ihm, dem sic gebührt!
Mein Mecklenburg, du stehst erhaben;
Du hast erst gar nicht eingeführt
Den Schwindel, den wir jetzt begraben.
Wir hatten unsre Math und Onal
Bis auf den Gipfel schon getrieben
Du warst von altersher feudal
Und bist es unentwegt geblieben!
Dein Waupt umstrahlt des Ruhmes Schein,
Ein Beispiel hast du uns gegeben
Und Sachsens Sorge soll es sein,
L-um Ochsenkopf sich zu erheben.
,.8arus, gieß mir meineLegionen wieder!'
Der Erdball war ein Schemel nur für Rom.
Drauf seines Kaisers Füße Ruhe fanden.
Und es ergoß aus unterjochten Landen
Sich ohne Unterlaß ein goldner Strom.
Rom war die Herrin; seiner Stimme Schall
Gebot nach Lust den zitternden Nationen
Und an den Grenzen stand von Legionen
Lin wafsenstarrender. lebend'ger Wall.
Da kam's im Teutoburger Wald zur Schlacht
Und vor dem grimmen Ansturm wilder Schaaren
verachteter, verspotteter „Barbaren"
Lrlag des varus schlachtgeübte Nacht.
Die Adler trat in Roth Theruskerhuf —
Und jammernd schritt der Kaiser auf und nieder
Und: „varus, gieb die Legionen wieder!"
Kam's von den Lippen wie ein Weheruf.
Italien ward von Fremden groß gemacht;
Ls ward zu Lande und zur See geschlagen,
Doch eine jede seiner Niederlagen
Hat ihm Provinzen spielend eingebracht.
Da wurde Nimmersatt die Ländergier;
Lie wuchs sich aus zu tollem Größenwahne:
Nach Abysjinien trug es seine Fahne
Und seiner schmucken Regimenter Zier.
Nun sinkt das Kreuz Savoyens in den Staub:
LchimpflichdieFluchtundgrauenhajtdasNorden,
Und Nenelik und seine „wilden" Horden
Berauschen jauchzend sich in Blut und Raub.
Ab von Italien wendet sich das Glück;
Nag Humbert auch von seines Thrones Stufen
verzweifelt jetzt nach den Brigaden rufen:
Herr Baratieri bringt sie nicht zurück.
Nur Lins ist anders und die Spottlust würzt
Durch den vergleich die sinnende Betrachtung:
Als Roma's Stern versank in der Umnachtung,
Da hat sich varus in sein Schwert gestürzt.
Antik und römisch-heidnisch war's gedacht.
Als seine Braven in den Staub gebissen.
Ist Baratieri — schleunigst ausgerissen
Und hat sich selbst in Sicherheit gebracht.
Das behexte Deutschland.
Es war vor etwa achtzig Jahren, da ging es
schauerlich zu in der Nacht auf den ersten April.
Es war, wie man zu sagen pflegt, ein wahres
Hundewetter.
Oben auf dem Gipfel des gespenstischen Brocken,
da regte sichs trotz Sturm und Regen. Drei
Hexen kamen ans dem Besenstiel angefahren. Sie
halten die Walpurgisnacht nicht abwarten wollen,
denn da machten ihnen die jungen und hübschen
Hexlein bei der Buhlschaft mit dem Herrn Satan
zu viel Konkurrenz, und sie hatten ihn darum zu
einen: Extra-Schäferstündchen gebeten. In einer j
Steinkluft, die vor dem Winde geschützt war, |
traten sie zusammen und harrten des Höllenfürsten.
Bald hörte inan durch das Heulen des Windes
ein Meckern wie von einem Ziegenbock und die
drei Hexen schauerten freudig zusammen, denn in
Bocksgestalt pflegte der höllische Buhle gewöhnlich
zuerst zu erscheinen. Aber es kam kein Bock und
nur eine meckernde Stimme scholl wieder durch
die Lüfte, die ganz deutlich rief, Seiire höllische!
Hoheit könne heute nicht kommen, denn die
Deutschen wollten einig werden und da müsse er!
auch dabei sein, um sein Spiel zu treiben.
Die Deutschen hatten damals gerade sich von!
dem französischen Joch befreit und beriechen, was zu
thun sei und wie man zur Einheit gelangen könne.
„O diese deutsche Einheit!" rief die eine Hexe.
„Uns so unr unser Rendezvous zu bringen!"
grollte die zweite.
„Rache!" schrie die dritte, und die andern
beiden schrieen mit.
Die drei Hexen begannen nun allerlei seltsame
Beschwörungen. Da hörte alsbald der Sturm
auf, die Wolken verzogen sich und neugierig blickte
der Mond herab auf das seltsame Treiben in der
Felsenkluft.
Lauter und heftiger wurden die Beschwörungen;
da endlich loderte ein Feuer auf, über dem ein
! großer Kessel hing. Die drei Hexen tanzten vor
Freude um denselben herum.
„Jetzt schicken wir Deutschland mit seiner Ein-
heit in den April!" rief die Eine.
In dem Kessel aber brodelte eine grünliche
Suppe, die von den Hexen mit den Besenstielen
umgerührt wurde.
„Das ist die Suppe der deutschen Einheit",
rief mit grauenvollem Fluche die Erste. „In des
Tetifels Namen versalze ich sie auf immerdar."
Und die Zweite sagte mit dumpfer Stimme:
„Nach dreißig und etlichen Jahren, da man
schreibt 1848, werden viele Köche kommen, um
diese Suppe schmackhaft zu machen. Sie werden
aber den Brei gründlich verderben."
Die Dritte aber lächelte ganz besonders bos-
haft und meinte:
„Die Deutschen sollen nicht nur ein Haar in
dieser Suppe finden, sondern sogar drei. Das
erste bedeutet inneren Zwist, das zweite Feind-
schaft mit aller Welt und das dritte Verarmung."
Sie streute die drei Haare in die Suppe und
sprach eine Verwünschung dazu.
In dicsein Augenblick schlug ferne eine Glocke
Eins; es wurde finster und die Hexen flogen auf
ihren Besen nach Hause.
In derselbigen Nacht aber wurde auf einem
Rittergut drunten an der Elbe ein Knabe ge-
boren. Er hatte einen sehr dicken Kopf und als
die Mutter den Neugeborenen sah, glaubte sie auf
seiner Stirn drei Haare zu erblicken, während der
Kopf sonst ganz kahl war. Dieser Knabe war es,
dem später die Aufgabe wurde, Deutschland die
Einheitssuppe zu serviren, in der bislang noch
Jeder einige Haare gefunden hat.
Es ist bis heute noch nicht gelungen, die Haare
aus der Suppe herauszufischen. Sie schmeckt schlecht
und schuld daran ist der Fluch der Hexen auf dem
Blocksberg am 1. April.
Freiligrath in Magdeburg.
Die Magdeburger Regierung ! Sie hielt es für geboten.
Vollbracht' eine große That, ' Zu retten so den Staat,
Sie hat aus ihren Schulen ; Für sie ist ein Negierungs-
Verbannt den Freiligrath. j Mehr als ein Freiligrath.
Doch hat sie sich blamiret
Durch solche Heldenthat,
Das Volk mit neuem Eifer
Liest seinen Freiligrath.
Gäjftnkapf und
Als treuer Freundschaft Unterpfand
Reich' ich dir hiermit beide Wände,
Du edles Gbotritenland,
Da^ sich bewahrt die braven „Stände".
Wir schmieren jetzt aus einem Topf
Und trotzen standhaft frechem Wohne,
Und deinen frommen Ochsenkopf
Schmück' ich mit einer Rautenkrone.
Was früher unvergleichbar schien,
Begrüßt sich nun mit frohem Rufe;
Es stehen Dresden und Malchin
In Luklmfr auf der gleichen Stufe.
Kmtenkrone.
Und ob man an der Warnow sitzt,
Ob man am Strand der stolzen Elbe
Loyal und unterthänig schwitzt,
Das ist von Stund' an ganz dasselbe.
Doch Ehre ihm, dem sic gebührt!
Mein Mecklenburg, du stehst erhaben;
Du hast erst gar nicht eingeführt
Den Schwindel, den wir jetzt begraben.
Wir hatten unsre Math und Onal
Bis auf den Gipfel schon getrieben
Du warst von altersher feudal
Und bist es unentwegt geblieben!
Dein Waupt umstrahlt des Ruhmes Schein,
Ein Beispiel hast du uns gegeben
Und Sachsens Sorge soll es sein,
L-um Ochsenkopf sich zu erheben.
,.8arus, gieß mir meineLegionen wieder!'
Der Erdball war ein Schemel nur für Rom.
Drauf seines Kaisers Füße Ruhe fanden.
Und es ergoß aus unterjochten Landen
Sich ohne Unterlaß ein goldner Strom.
Rom war die Herrin; seiner Stimme Schall
Gebot nach Lust den zitternden Nationen
Und an den Grenzen stand von Legionen
Lin wafsenstarrender. lebend'ger Wall.
Da kam's im Teutoburger Wald zur Schlacht
Und vor dem grimmen Ansturm wilder Schaaren
verachteter, verspotteter „Barbaren"
Lrlag des varus schlachtgeübte Nacht.
Die Adler trat in Roth Theruskerhuf —
Und jammernd schritt der Kaiser auf und nieder
Und: „varus, gieb die Legionen wieder!"
Kam's von den Lippen wie ein Weheruf.
Italien ward von Fremden groß gemacht;
Ls ward zu Lande und zur See geschlagen,
Doch eine jede seiner Niederlagen
Hat ihm Provinzen spielend eingebracht.
Da wurde Nimmersatt die Ländergier;
Lie wuchs sich aus zu tollem Größenwahne:
Nach Abysjinien trug es seine Fahne
Und seiner schmucken Regimenter Zier.
Nun sinkt das Kreuz Savoyens in den Staub:
LchimpflichdieFluchtundgrauenhajtdasNorden,
Und Nenelik und seine „wilden" Horden
Berauschen jauchzend sich in Blut und Raub.
Ab von Italien wendet sich das Glück;
Nag Humbert auch von seines Thrones Stufen
verzweifelt jetzt nach den Brigaden rufen:
Herr Baratieri bringt sie nicht zurück.
Nur Lins ist anders und die Spottlust würzt
Durch den vergleich die sinnende Betrachtung:
Als Roma's Stern versank in der Umnachtung,
Da hat sich varus in sein Schwert gestürzt.
Antik und römisch-heidnisch war's gedacht.
Als seine Braven in den Staub gebissen.
Ist Baratieri — schleunigst ausgerissen
Und hat sich selbst in Sicherheit gebracht.
Das behexte Deutschland.
Es war vor etwa achtzig Jahren, da ging es
schauerlich zu in der Nacht auf den ersten April.
Es war, wie man zu sagen pflegt, ein wahres
Hundewetter.
Oben auf dem Gipfel des gespenstischen Brocken,
da regte sichs trotz Sturm und Regen. Drei
Hexen kamen ans dem Besenstiel angefahren. Sie
halten die Walpurgisnacht nicht abwarten wollen,
denn da machten ihnen die jungen und hübschen
Hexlein bei der Buhlschaft mit dem Herrn Satan
zu viel Konkurrenz, und sie hatten ihn darum zu
einen: Extra-Schäferstündchen gebeten. In einer j
Steinkluft, die vor dem Winde geschützt war, |
traten sie zusammen und harrten des Höllenfürsten.
Bald hörte inan durch das Heulen des Windes
ein Meckern wie von einem Ziegenbock und die
drei Hexen schauerten freudig zusammen, denn in
Bocksgestalt pflegte der höllische Buhle gewöhnlich
zuerst zu erscheinen. Aber es kam kein Bock und
nur eine meckernde Stimme scholl wieder durch
die Lüfte, die ganz deutlich rief, Seiire höllische!
Hoheit könne heute nicht kommen, denn die
Deutschen wollten einig werden und da müsse er!
auch dabei sein, um sein Spiel zu treiben.
Die Deutschen hatten damals gerade sich von!
dem französischen Joch befreit und beriechen, was zu
thun sei und wie man zur Einheit gelangen könne.
„O diese deutsche Einheit!" rief die eine Hexe.
„Uns so unr unser Rendezvous zu bringen!"
grollte die zweite.
„Rache!" schrie die dritte, und die andern
beiden schrieen mit.
Die drei Hexen begannen nun allerlei seltsame
Beschwörungen. Da hörte alsbald der Sturm
auf, die Wolken verzogen sich und neugierig blickte
der Mond herab auf das seltsame Treiben in der
Felsenkluft.
Lauter und heftiger wurden die Beschwörungen;
da endlich loderte ein Feuer auf, über dem ein
! großer Kessel hing. Die drei Hexen tanzten vor
Freude um denselben herum.
„Jetzt schicken wir Deutschland mit seiner Ein-
heit in den April!" rief die Eine.
In dem Kessel aber brodelte eine grünliche
Suppe, die von den Hexen mit den Besenstielen
umgerührt wurde.
„Das ist die Suppe der deutschen Einheit",
rief mit grauenvollem Fluche die Erste. „In des
Tetifels Namen versalze ich sie auf immerdar."
Und die Zweite sagte mit dumpfer Stimme:
„Nach dreißig und etlichen Jahren, da man
schreibt 1848, werden viele Köche kommen, um
diese Suppe schmackhaft zu machen. Sie werden
aber den Brei gründlich verderben."
Die Dritte aber lächelte ganz besonders bos-
haft und meinte:
„Die Deutschen sollen nicht nur ein Haar in
dieser Suppe finden, sondern sogar drei. Das
erste bedeutet inneren Zwist, das zweite Feind-
schaft mit aller Welt und das dritte Verarmung."
Sie streute die drei Haare in die Suppe und
sprach eine Verwünschung dazu.
In dicsein Augenblick schlug ferne eine Glocke
Eins; es wurde finster und die Hexen flogen auf
ihren Besen nach Hause.
In derselbigen Nacht aber wurde auf einem
Rittergut drunten an der Elbe ein Knabe ge-
boren. Er hatte einen sehr dicken Kopf und als
die Mutter den Neugeborenen sah, glaubte sie auf
seiner Stirn drei Haare zu erblicken, während der
Kopf sonst ganz kahl war. Dieser Knabe war es,
dem später die Aufgabe wurde, Deutschland die
Einheitssuppe zu serviren, in der bislang noch
Jeder einige Haare gefunden hat.
Es ist bis heute noch nicht gelungen, die Haare
aus der Suppe herauszufischen. Sie schmeckt schlecht
und schuld daran ist der Fluch der Hexen auf dem
Blocksberg am 1. April.
Freiligrath in Magdeburg.
Die Magdeburger Regierung ! Sie hielt es für geboten.
Vollbracht' eine große That, ' Zu retten so den Staat,
Sie hat aus ihren Schulen ; Für sie ist ein Negierungs-
Verbannt den Freiligrath. j Mehr als ein Freiligrath.
Doch hat sie sich blamiret
Durch solche Heldenthat,
Das Volk mit neuem Eifer
Liest seinen Freiligrath.