Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 13.1896

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.8183#0153
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zlvtite Beilage zum „Wahren Jarav" Lr. 260.

»2- Die Dallöorfer Vail-coach. ^

(Lin Berliner Straßenbild.)

DALLDORF IfT

Stumm: Moll'n uns wieder vertragen. Professor, fahren Sie 'n Bischen mit mir.
Professor Wagner: Apage Satanas! Da fahre ich lieber mit Bebel!

Der tzafenfraß im Ncichstag.

Ein Schlachten war es. keine Schlacht
Und ekelhaft war's hin und wieder.
Die Biedern säbelten mit Macht
Die Paragraphen srhockweis nieder.
Man würgte ohne Scheu und Scham
Sic in voraus gefchloff'nem Bunde;
Ein voNes Viertelkaufend Kam.

Genau gestählt. auf eine Stunde!

Das Tempo lahntke nach und nach
Beim Thema „bürgerliche Ehe";

Graf Roon. der Erxfvfstle, sprach
Und Pastor Schall schrie Uch und Wehe.
Man führte flennend iirs Gefecht
Den frommen Bürgers«,an,r und Bauer,
Doch alles Wimmern ;og nicht recht -
Die Trauben blieben also sauer.

Doch fest im iahen Schlamme sah
Und war von, Flecke nicht jit bringen
Die Karre erst beim Hafenfratz —

Wie da die Braven Feuer stngrn!
wie ist mit Wagen, Stück und Roh.
Wie ist mit Pauken und Trompeten,
Wie ist da mit dem ganrrn Trost
Die Funkergarde angrtrrtrn!

Da hat man ste im Glanz gefehnl
Man durfte dreist und ruhig wetten:
Sie lasten Deutschland untergrhn,
wenn ste nur ihre Hasen retten.

Und was im frommen Zentrum fast
Ist diesem Junker-Nein erlegen
Und stimmte für den Hafcnfrast —
Drei Stunden vorher war's dagegen.

Und was um Bennigsen sich fchaart,
Das beugte mit und ohne Flunkern
In alter „liberaler" Art
In lesttcr Stunde sich den Junkern.
Mit Staunen sah die Well das Band,
Das alte Gegner fest verkettet,

Jedoch — das thrure Vaterland
Und Meister Lampe war gerettet!

So haben ste mit Mnth und Kraft
Unfs Neue nachdruckfamst bethätigt
Die Sorge für die Bauernschaft,

Der Rasenfrast wird nicht entschädigt!
Ihr Bauern, merket euch den Spast
Und werft die Falschen j»t den Todten.
Denkt ihr nur an den Hasenfrast,

So wählt ihr sicher einen Kothen!

Natürlich.

Blau: Warum mußte Bebel im Reichstag
in die Jesuiten-Debatte den Fürsten Bismarck
hineinziehen?

R oth: Weil Bismarck der gefährlichsteJesuit ist.

Lieutenant: Ihre Dummheit ist grenzenlos;
was haben Sie denn für eine Zivilbeschäftigung?

Einjähriger: Ich bereite Fähnriche zum
Offiziersexanicn vor.

Arnim contra Bebel.

„Will der Herr Graf ein Tänzchen
wagen?"

Mit sittlicher Entrüstung ist gut flunkern,
Doch kann man leicht die Sache übertreiben
Und an den Sozialisten sich zu reiben,

Ist ein gewagtes Stückchen von den Junkern.

Weiß doch die Welt, daß freier Liebe Walten
Mit allen ihren konsequenten Rechten
Die Sozialisten immerdar verfechten, —

Ihr Haus vor Allen, aber reinlich halten.

Die Junker aber darf man daran mahnen,
Daß theoretisch sie der Ehe huld'gen,

In Praxis aber treiben und entschuld'gen
Den Ehebruch mit sänuntlichen Chieanen.

Tröstlich.

Nachdem durch die neue Gewerbeordnung und
ähnliche gesetzgeberische Maßnahmen das Hand-
werk gerettet ist, wird der Wohlstand und damit
auch die Steuerkraft der Staatsbürger ins Fabel-
hafte wachsen. Man wird deshalb bald an die Ver-
wirklichung der uferlosesten Flottenpläne denken
können. Auch wird man der Kolonialpolitik so
reichliche Unterstützung zuzuwcnden im Stande
sein, daß sie endlich lukrativ wird und die afri-
kanischen Produkte in Deutschland zur Verwerthung
kommen. Z. B. kann man den Import von Affen
im Großen betreiben und dieselben an die Uni-
versitäten zu billigen Preisen abgcben.

Die Leser werden freundlichst gebeten, den Prospekt auf der Rückseite zu beachten.
 
Annotationen