2265 ^
Blihdrahk -Meldungen.
Berlin. In mehreren Kasernen wurden sozialistische Schristen
vorgefunden. Die betreffenden Regimenter wurden wegen sozialistischer
Umtriebe aufgelöst und der Kriegsminister als Vorstand und Leiter der
aufgelösten Korporationen^entlassen und unter Anklage gestellt.
— Der preußische Staatskörper soll nächstens mittels Röntgcn-
strahlcn untersucht werden, behufs Ermittlung darüber, wo die sozialen
Reformen geblieben sind.
Sachsen. Der russische Zar wird auf seinen Reisen in Europa die
sächsischen Grenzen sorgfältig meiden, weil er sich nicht in die Gefahr
bringen will, als Ausländer lästig zu fallen und ausgewiesen zu
werden.
An- dein Grient. Die Insel Kreta soll nächstens an den Meist-
bietenden versteigert werden, um den Streit zwischen Griechen und Türken
daselbst cndgiltig zu schlichten und einen neuen Herrn herbcizuschaffcn.
.'C verlautet, will König Stumm sie erwerben und mit der an Pascha-
wirthschaft hinreichend gewöhnten Bevölkerung ein neues Königreich
errichten.
Der Staat in Gefahr!
Was schreien die Philister
So bang nach Polizei?
Was rennen die Gendarmen?
Was will die Reiterei?
Was steht in den Kasernen
Bereit die Infanterie-?
Es machen die Sozialisten
Heut'eine Landpartie.
Kvas- an» Tuxusbad.
Hammerstein? ^ würdiger Freund, der Herr von
Der .ritt. ,-Id-r d»r«
Hvbelspälgte.
Die Freiheit zu beschränken,
Das ist bei uns der Brauch.
Beschränkt wird das Reden und Denken,
Beschränkt wird die Presse auch.
Doch eine Ausnahme immer
Macht unsere Obrigkeit:
Sie will beschränken nimmer
Die lange Arbeitszeit.
Die liebenswürdigsten Nationen sind diejenigen
^ des Orients, denn immer zur Zeit der „sauren
Gurke" veranstalten sie Wirren und Unruhen, damit
die Zeitungsschreiber nicht ganz ohne Stoff bleiben.
Man versichert, der Reichskanzler Fürst Hohenlohe werde sich durch
nichts von seinen Grundprinzipien in der politischen Leitung abwcndcn
lassen. Das ist kein Wunder, denn da er gar keine leitenden Grund-
prinzipien hat, kann er solche auch nicht verlassen.
Es giebt viele trübe Tage
Mit Stürmen, Regen und Wind,
Jedoch die allerdunkelsten
Die Handwerkertage sind.
Selbst König Stumm erkennt die Macht der Wahrheit an und
fürchtet sie, denn er verbietet „seinen" Arbeitern das Lesen sozial-
demokratischer Zeitungen.
Die Ultramontanen in Bayern erstreben daselbst die Abschaffung
der Regentschaft. Darin haben sie insofern Recht, als das Regieren
ein durchaus überflüssiges Geschäft ist.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
das Grubenlicht und die Haue zur Hand nahm
um zu probiren, wie viele Karren Kohlen
Mensch pro Schicht zu Tage fördern kann, ö.
seine Gesundheit und Arbeitskrast vorzeitig
ruiniren. Die Herren würden dann bald i
sehen, daß sie Barbaren sind, die ihre Mitmensc
aus Profitgier zu Grunde richten. Die Bi
arbeiter könnten indeß den hellen Sonncnsä
genießen und einmal so recht deutlich empfini
wie schön die Erde ist, unter der sie leben..
Von den Landarbeitern wollen wir schweif
denn die Genüsse, an denen sich ihre „Herre
die großen Agrarier, erlaben, können wir !
schlichten Bauersmanii keinesfalls empfehlen. .
gegen könnte es den Kanitz, Mirbach und '
nassen nicht schaden, wenn sie einmal Feldar
verrichteten und die Kost der Knechte und Mä
genießen müßten. Dann würden sie mit gros
Erstaunen die Entdeckung machen, daß wir!
eine Nothlage in der Landwirthschast exisi
Jetzt reden sie von einer solchen nur, aber
glauben nicht daran.
Daß durch die Verwirklichung dieser uns.
Vorschläge die Frequenz der Bäder und Sonn,
srischen einen ungeheuren Aufschwung neh>
würde, läßt sich leicht ermessen. Wir crwa:
deshalb, daß man diesen Vorschlägen an
maßgebenden Stellen begeistert zustimmt.
Aus Eugen Richters Hexenküche
Man nehme in Gedanken 1 Liter Kartoff
'/»Pfund Erbsen, Bohnen oder Linsen und V2 Pf
Speck und setze dies mit dein nöthigen We
ne>f. Daran thue man 1 Eßlöffel voll Salz
lasse das Ganze kochen bis zum Garwerden,
bei das llmrühren nicht vergessen werden d
Dann fülle man das Gericht in eine Schi
lind lege in Gedanken rund um die Schi
2 Pfund Brot, in dicke Scheiben geschnitten
eine Scheibe um die andere mit Margarine -
billigste Sorte thut's — dünn bestrichen,
jede Ecke des Tisches stelle man eine Tasse Zichor
Brühe. Die appetitliche Mahlzeit multiplizire
man mit 7 und füge für den Sonntag Vs Pfund
Pferdefleisch bei, desgleichen eine Messerspitze
Schmalz zuin Braten. So ist der Wochenkonsuin
gefunden nnd damit der schwierigste Theil unserer
Aufgabe schon gelöst. Es handelt sich jetzt nur
noch um einige Multiplikationen, allerdings mit
etwas größeren Zahlen. Nachdem sämmtliche
Zuthaten zu den gangbaren Marktpreisen angesetzt
sind, nehme man einfach x 52 — das ist der
jährliche Konsum — und dann nur noch x
50000 000 — der Jahreskonsum der Gesammt-
bevölkerung.
Diese Summe ziehe man ab von dein Jahres-
einkommen der deutschen Nation und man wird
unschwer feststellen können, wie viel jeder Staats-
bürger auf die Sparkasse zu tragen im Stande
ist. Die soziale Frage spukt demnach nur in den
Köpfen einiger unzufriedener Agitatoren, in Wirk-
lichkeit existirt sic nicht.
Nach der letzten anstrengenden Berechnung
dieser Art und nach Vertilgung eines Riesen-
rumpsteaks mit Gemüse hat Herr Eugen Richter
Nachts von so viel Kartoffeln und Speck geträumt,
daß ihn sein eigener Zustand beim Erwachen leb-
haft an seine unglückliche Strampel-Annie er-
innerte. Noch halb im Traum stöhnte er: „Besser
umrührcn! Besser umrühren!" An demselben
Morgen verfaßte er für die „Freisinnige Zeitung"
einen Artikel über den fortschreitenden Wohlstand
des deutschen Volkes und in sein Tagebuch schrieb er:
Kartoffeln viel
Und Speck des Schweins,
Salz, Pfeffer drauf.
Rühr' all' in Eins,
Dahinter schreib'
0 0 0 0 —
Das ist das Hexen-Einmaleins.
Grsetzesverlehung.
A. : Darf ich Ihnen eine Prise anbictcn?
B. : Schauen wir erst, ob kein Gendarm in
der Nähe ist, damit er Sie nicht als unver-
langter Dctailreisendcr verhaften kann.
Höflichkeit.
A. : Ist es ivohl wahr, was ein Gerücht be-
hauptete: daß der rassische Zar verrückt sei?
B. : Ach nein, er stellt sich nur so aus Höf-
lichkeit gegen die französischen Chauvinisten,
welche bereits total verrückt sind.
Bismarck und die Schwarzen.
Der Bismarck hat den Kulturkampf gemacht
lind den Christns-Orden erstritten,
Darum, Ihr Schwarzen, verehret in ihm
Den größten der Jesuiten.
Preußisches.
A. : Wie kommt es wohl, daß der Rücktritt
eines preußischen Ministers vom Publikum stets
ganz gleichgiltig hingcnommcn wird?
B. : Ach, bei den Ministern ist man das
Rückwärtsschreiten so gewöhnt, daß ein ein-
zelner Rücktritt gar nicht mehr auffällt.
Todesanzeige.
„Es hat dem allmächtigen Gott gefallen,
Von seinem gesegneten Erdcnwallen
Unfern gnädigsten Fürsten abzuberufen —"
Auch seinem Volk hat das gefallen.
Vorschlag.
Angesichts der großartigen Leistungen, welche
Jesko von Puttkamer in seiner Eigenschaft
als Gouverneur von Kamerun vollbracht hat,
wäre es angezeigt, die Kolonie Kamerun in
Zukunft Puttkamcrun zu nennen.
Kluge Taktik.
A. : Die Antisemiten wünschen, alle Juden
sollen nach Jerusalem ausivandern.
B. : Und das „jüdische Kapital"?
2t.: Das sollen sie den Antisemiten borgen.
Blihdrahk -Meldungen.
Berlin. In mehreren Kasernen wurden sozialistische Schristen
vorgefunden. Die betreffenden Regimenter wurden wegen sozialistischer
Umtriebe aufgelöst und der Kriegsminister als Vorstand und Leiter der
aufgelösten Korporationen^entlassen und unter Anklage gestellt.
— Der preußische Staatskörper soll nächstens mittels Röntgcn-
strahlcn untersucht werden, behufs Ermittlung darüber, wo die sozialen
Reformen geblieben sind.
Sachsen. Der russische Zar wird auf seinen Reisen in Europa die
sächsischen Grenzen sorgfältig meiden, weil er sich nicht in die Gefahr
bringen will, als Ausländer lästig zu fallen und ausgewiesen zu
werden.
An- dein Grient. Die Insel Kreta soll nächstens an den Meist-
bietenden versteigert werden, um den Streit zwischen Griechen und Türken
daselbst cndgiltig zu schlichten und einen neuen Herrn herbcizuschaffcn.
.'C verlautet, will König Stumm sie erwerben und mit der an Pascha-
wirthschaft hinreichend gewöhnten Bevölkerung ein neues Königreich
errichten.
Der Staat in Gefahr!
Was schreien die Philister
So bang nach Polizei?
Was rennen die Gendarmen?
Was will die Reiterei?
Was steht in den Kasernen
Bereit die Infanterie-?
Es machen die Sozialisten
Heut'eine Landpartie.
Kvas- an» Tuxusbad.
Hammerstein? ^ würdiger Freund, der Herr von
Der .ritt. ,-Id-r d»r«
Hvbelspälgte.
Die Freiheit zu beschränken,
Das ist bei uns der Brauch.
Beschränkt wird das Reden und Denken,
Beschränkt wird die Presse auch.
Doch eine Ausnahme immer
Macht unsere Obrigkeit:
Sie will beschränken nimmer
Die lange Arbeitszeit.
Die liebenswürdigsten Nationen sind diejenigen
^ des Orients, denn immer zur Zeit der „sauren
Gurke" veranstalten sie Wirren und Unruhen, damit
die Zeitungsschreiber nicht ganz ohne Stoff bleiben.
Man versichert, der Reichskanzler Fürst Hohenlohe werde sich durch
nichts von seinen Grundprinzipien in der politischen Leitung abwcndcn
lassen. Das ist kein Wunder, denn da er gar keine leitenden Grund-
prinzipien hat, kann er solche auch nicht verlassen.
Es giebt viele trübe Tage
Mit Stürmen, Regen und Wind,
Jedoch die allerdunkelsten
Die Handwerkertage sind.
Selbst König Stumm erkennt die Macht der Wahrheit an und
fürchtet sie, denn er verbietet „seinen" Arbeitern das Lesen sozial-
demokratischer Zeitungen.
Die Ultramontanen in Bayern erstreben daselbst die Abschaffung
der Regentschaft. Darin haben sie insofern Recht, als das Regieren
ein durchaus überflüssiges Geschäft ist.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
das Grubenlicht und die Haue zur Hand nahm
um zu probiren, wie viele Karren Kohlen
Mensch pro Schicht zu Tage fördern kann, ö.
seine Gesundheit und Arbeitskrast vorzeitig
ruiniren. Die Herren würden dann bald i
sehen, daß sie Barbaren sind, die ihre Mitmensc
aus Profitgier zu Grunde richten. Die Bi
arbeiter könnten indeß den hellen Sonncnsä
genießen und einmal so recht deutlich empfini
wie schön die Erde ist, unter der sie leben..
Von den Landarbeitern wollen wir schweif
denn die Genüsse, an denen sich ihre „Herre
die großen Agrarier, erlaben, können wir !
schlichten Bauersmanii keinesfalls empfehlen. .
gegen könnte es den Kanitz, Mirbach und '
nassen nicht schaden, wenn sie einmal Feldar
verrichteten und die Kost der Knechte und Mä
genießen müßten. Dann würden sie mit gros
Erstaunen die Entdeckung machen, daß wir!
eine Nothlage in der Landwirthschast exisi
Jetzt reden sie von einer solchen nur, aber
glauben nicht daran.
Daß durch die Verwirklichung dieser uns.
Vorschläge die Frequenz der Bäder und Sonn,
srischen einen ungeheuren Aufschwung neh>
würde, läßt sich leicht ermessen. Wir crwa:
deshalb, daß man diesen Vorschlägen an
maßgebenden Stellen begeistert zustimmt.
Aus Eugen Richters Hexenküche
Man nehme in Gedanken 1 Liter Kartoff
'/»Pfund Erbsen, Bohnen oder Linsen und V2 Pf
Speck und setze dies mit dein nöthigen We
ne>f. Daran thue man 1 Eßlöffel voll Salz
lasse das Ganze kochen bis zum Garwerden,
bei das llmrühren nicht vergessen werden d
Dann fülle man das Gericht in eine Schi
lind lege in Gedanken rund um die Schi
2 Pfund Brot, in dicke Scheiben geschnitten
eine Scheibe um die andere mit Margarine -
billigste Sorte thut's — dünn bestrichen,
jede Ecke des Tisches stelle man eine Tasse Zichor
Brühe. Die appetitliche Mahlzeit multiplizire
man mit 7 und füge für den Sonntag Vs Pfund
Pferdefleisch bei, desgleichen eine Messerspitze
Schmalz zuin Braten. So ist der Wochenkonsuin
gefunden nnd damit der schwierigste Theil unserer
Aufgabe schon gelöst. Es handelt sich jetzt nur
noch um einige Multiplikationen, allerdings mit
etwas größeren Zahlen. Nachdem sämmtliche
Zuthaten zu den gangbaren Marktpreisen angesetzt
sind, nehme man einfach x 52 — das ist der
jährliche Konsum — und dann nur noch x
50000 000 — der Jahreskonsum der Gesammt-
bevölkerung.
Diese Summe ziehe man ab von dein Jahres-
einkommen der deutschen Nation und man wird
unschwer feststellen können, wie viel jeder Staats-
bürger auf die Sparkasse zu tragen im Stande
ist. Die soziale Frage spukt demnach nur in den
Köpfen einiger unzufriedener Agitatoren, in Wirk-
lichkeit existirt sic nicht.
Nach der letzten anstrengenden Berechnung
dieser Art und nach Vertilgung eines Riesen-
rumpsteaks mit Gemüse hat Herr Eugen Richter
Nachts von so viel Kartoffeln und Speck geträumt,
daß ihn sein eigener Zustand beim Erwachen leb-
haft an seine unglückliche Strampel-Annie er-
innerte. Noch halb im Traum stöhnte er: „Besser
umrührcn! Besser umrühren!" An demselben
Morgen verfaßte er für die „Freisinnige Zeitung"
einen Artikel über den fortschreitenden Wohlstand
des deutschen Volkes und in sein Tagebuch schrieb er:
Kartoffeln viel
Und Speck des Schweins,
Salz, Pfeffer drauf.
Rühr' all' in Eins,
Dahinter schreib'
0 0 0 0 —
Das ist das Hexen-Einmaleins.
Grsetzesverlehung.
A. : Darf ich Ihnen eine Prise anbictcn?
B. : Schauen wir erst, ob kein Gendarm in
der Nähe ist, damit er Sie nicht als unver-
langter Dctailreisendcr verhaften kann.
Höflichkeit.
A. : Ist es ivohl wahr, was ein Gerücht be-
hauptete: daß der rassische Zar verrückt sei?
B. : Ach nein, er stellt sich nur so aus Höf-
lichkeit gegen die französischen Chauvinisten,
welche bereits total verrückt sind.
Bismarck und die Schwarzen.
Der Bismarck hat den Kulturkampf gemacht
lind den Christns-Orden erstritten,
Darum, Ihr Schwarzen, verehret in ihm
Den größten der Jesuiten.
Preußisches.
A. : Wie kommt es wohl, daß der Rücktritt
eines preußischen Ministers vom Publikum stets
ganz gleichgiltig hingcnommcn wird?
B. : Ach, bei den Ministern ist man das
Rückwärtsschreiten so gewöhnt, daß ein ein-
zelner Rücktritt gar nicht mehr auffällt.
Todesanzeige.
„Es hat dem allmächtigen Gott gefallen,
Von seinem gesegneten Erdcnwallen
Unfern gnädigsten Fürsten abzuberufen —"
Auch seinem Volk hat das gefallen.
Vorschlag.
Angesichts der großartigen Leistungen, welche
Jesko von Puttkamer in seiner Eigenschaft
als Gouverneur von Kamerun vollbracht hat,
wäre es angezeigt, die Kolonie Kamerun in
Zukunft Puttkamcrun zu nennen.
Kluge Taktik.
A. : Die Antisemiten wünschen, alle Juden
sollen nach Jerusalem ausivandern.
B. : Und das „jüdische Kapital"?
2t.: Das sollen sie den Antisemiten borgen.