Massenversammlung im Hyde Park.
Diese Machenschaften wieder brachte
französischen Marxisten und deren pol
Freunde derart in Harnisch, daß sie den
begreiflichen, aber nicht ganz klugen E
thaten, zu erklären, sie wollten und könnte
der Majorität ihrer Delegation nicht zusav
arbeiten, und zu verlangen, daß man ihn»
statte, eine eigene Sektion zu bilden, l-
neue erregte Diskussionen, in die nanu
Millerand von den Franzosen, und Paul §
— dieser sehr kurz aber energisch — eing'
A)\t Anarchisten verübten während
Debatten die lärmendsten Skandalszenen
einen Augenblick schien es, als fei das
des Kongresses gekommen. Schließlich '
den Marxisten ihr Ansuchen bewilligt,
endlrch konnte der Kongreß sich seiner c
lichen Thätigkeit zuwenden. Bereits völli
gespannt, mußte er in zweieinhalb Tage
wichtigsten Angelegenheiten erledigen, da,
„Freiheit der Diskussion", wie sie die Anar»
meinen.
An diesen praktischen Arbeiten nah,
Majorität der holländischen Delegation
theil, obwohl ihre Mandate nicht angefl
worden. Sie endete wie sie gelebt. Sie v
unter Protest den Kongreß.
Zum Glück hatten die Kommissionen
Zeit, die ihnen durch alle diese Zwische
zu Theil geworden, fleißig ausgenützt,
stillen, von der Oeffentlichkeit nnbeaä
Arbeiten bildeten das praktisch wichtigst
gebniß des Kongresses. Das Plenum
ihnen weder etwas Erhebliches hinznzu
noch wegznnehmen.
Ueber die einzelnen Resolutionen^ z,
richten, würde zu weit führen; der größte
derselben, so die über die internationale Organi-
sation, die wirthschaftliche Aktion, die Kriegs-
frage, bedürfen auch kaum eines Kommentars.
Nur über drei der Resolutionen, die uns die
wichtigsten scheinen, einige Worte.
Ein lebhafter Kampf entspann sich um die
Resolution über das Erziehnngswesen. Die
Kommission hatte gefordert, daß durch Staats-
unterstützung fähigen Kindern auch der höhere
Unterricht zugänglich gemacht werde. Dagegen
verlangte der Engländer Keir Hardie die Ver-
pflichtung des Staates, für alle Kinder ohne
Ausnahme bis zum Abschluß der Universitäts-
bildung die Unterhaltskosten zu tragen, also
etwa bis zum 24. Jahr! Dieser Antrag wurde
angenommen, Deutschland stimmte jedoch dagegen
und unseres Erachtens mit Recht, denn wer ist
denn der „Staat", der die Unterhaltskosten
aufzubringen hat? Doch Niemand anders als
die Steuerträger, d. h. vor Allem die Prole-
tarier. Vater und Mutter im 50. und 60. Jahr
schinden sich in der Fabrik, und sollen ein
gut Theil ihres Lohnes als Steuer abgeben,
damit Sohn und Tochter bis zum 24. Jahr ein
Studentenleben führen können, um dann, nach
vollendetem Studium gelehrte Hungerleider zu
werden, die Zahl der Proletarier der Intelligenz
ins Endlose zu vermehren!
Wer das Anrecht eines jeden Mitglieds der
Jugend vom 14. bis zum 24. Jahr auf die
Erhaltung durch die Gesellschaft will, muß
diesem Recht auch eine Pflicht, eine entsprechende
Gegenleistung gegenübersetzen — die Pflicht eines
jeden dieser jungen Leute, produktive Arbeit für
die Gesellschaft zu leisten. So lange man das nicht
kann, und in der kapitalistischen Gesellschaft ist
die Durchführung dieser Verpflichtung unmög-
lich, bleibt auch die Pflicht der Gesellschaft, die
gesammte Jugend bis zum 24. Jahr zu erhalten,
ein frommer Wunsch oder sie bindet den arbei-
tenden Klassen unerträgliche Lasten ans. Man
erwäge, was heute die recht dürftige Erhaltung
eines Theils der männlichen Jugend durch zwei
Jahre in den Kasernen kostet, und man kann
ermessen, was die Erhaltung der gesummten
männlichen und weiblichen Jugend durch zehn
Jahre hindurch kosten würde!
So übereilt uns dieser Beschluß erscheint,
so sehr stimmen wir dem Beschluß des Kon-
gresses in der Agrarfrage zu.
Wir haben schon oben erwähnt, daß es nicht
Aufgabe eines internationalen Kongresses sein
kann, Streitfragen zu entscheiden, er kann nur
jene Punkte bestimmen, in denen unter den
Proletariern der ausschlaggebenden Nationen
wesentliche Uebereinstimmung herrscht. Da nun
die ländlichen Verhältnisse in den verschiedenen
Ländern weit mannigfaltiger sind als die
industriellen, und da außerdem über die Rich-
tung der jüngsten wirthschaftlichen Entwick-
lung ans dem Lande zur Zeit noch die wider-
sprechendsten Anschauungen herrsche», wäre
es ganz unmöglich gewesen, ein allseitig be-
friedigendes Aktionsprogramm für die Agitation
auf dem Lande auszuarbeiten. Aber der Kon-
greß hat zwei Gesichtspunkte festgesetzt, von
denen jeder von großer Bedeutung ist. Er hat
sich für die Vergesellschaftlichung des Grund
und Bodens erklärt in einer Weise, wie es die
englischen Gewerkschaften bisher noch nie ge-
than. Wohl hatten diese auf manchem ihrer
Kongresse schon die Nationalisirung des Grund
und Bodens verlangt, aber als vereinzelte
Maßregel in der kapitalistischen Gesellschaft,
Diese Machenschaften wieder brachte
französischen Marxisten und deren pol
Freunde derart in Harnisch, daß sie den
begreiflichen, aber nicht ganz klugen E
thaten, zu erklären, sie wollten und könnte
der Majorität ihrer Delegation nicht zusav
arbeiten, und zu verlangen, daß man ihn»
statte, eine eigene Sektion zu bilden, l-
neue erregte Diskussionen, in die nanu
Millerand von den Franzosen, und Paul §
— dieser sehr kurz aber energisch — eing'
A)\t Anarchisten verübten während
Debatten die lärmendsten Skandalszenen
einen Augenblick schien es, als fei das
des Kongresses gekommen. Schließlich '
den Marxisten ihr Ansuchen bewilligt,
endlrch konnte der Kongreß sich seiner c
lichen Thätigkeit zuwenden. Bereits völli
gespannt, mußte er in zweieinhalb Tage
wichtigsten Angelegenheiten erledigen, da,
„Freiheit der Diskussion", wie sie die Anar»
meinen.
An diesen praktischen Arbeiten nah,
Majorität der holländischen Delegation
theil, obwohl ihre Mandate nicht angefl
worden. Sie endete wie sie gelebt. Sie v
unter Protest den Kongreß.
Zum Glück hatten die Kommissionen
Zeit, die ihnen durch alle diese Zwische
zu Theil geworden, fleißig ausgenützt,
stillen, von der Oeffentlichkeit nnbeaä
Arbeiten bildeten das praktisch wichtigst
gebniß des Kongresses. Das Plenum
ihnen weder etwas Erhebliches hinznzu
noch wegznnehmen.
Ueber die einzelnen Resolutionen^ z,
richten, würde zu weit führen; der größte
derselben, so die über die internationale Organi-
sation, die wirthschaftliche Aktion, die Kriegs-
frage, bedürfen auch kaum eines Kommentars.
Nur über drei der Resolutionen, die uns die
wichtigsten scheinen, einige Worte.
Ein lebhafter Kampf entspann sich um die
Resolution über das Erziehnngswesen. Die
Kommission hatte gefordert, daß durch Staats-
unterstützung fähigen Kindern auch der höhere
Unterricht zugänglich gemacht werde. Dagegen
verlangte der Engländer Keir Hardie die Ver-
pflichtung des Staates, für alle Kinder ohne
Ausnahme bis zum Abschluß der Universitäts-
bildung die Unterhaltskosten zu tragen, also
etwa bis zum 24. Jahr! Dieser Antrag wurde
angenommen, Deutschland stimmte jedoch dagegen
und unseres Erachtens mit Recht, denn wer ist
denn der „Staat", der die Unterhaltskosten
aufzubringen hat? Doch Niemand anders als
die Steuerträger, d. h. vor Allem die Prole-
tarier. Vater und Mutter im 50. und 60. Jahr
schinden sich in der Fabrik, und sollen ein
gut Theil ihres Lohnes als Steuer abgeben,
damit Sohn und Tochter bis zum 24. Jahr ein
Studentenleben führen können, um dann, nach
vollendetem Studium gelehrte Hungerleider zu
werden, die Zahl der Proletarier der Intelligenz
ins Endlose zu vermehren!
Wer das Anrecht eines jeden Mitglieds der
Jugend vom 14. bis zum 24. Jahr auf die
Erhaltung durch die Gesellschaft will, muß
diesem Recht auch eine Pflicht, eine entsprechende
Gegenleistung gegenübersetzen — die Pflicht eines
jeden dieser jungen Leute, produktive Arbeit für
die Gesellschaft zu leisten. So lange man das nicht
kann, und in der kapitalistischen Gesellschaft ist
die Durchführung dieser Verpflichtung unmög-
lich, bleibt auch die Pflicht der Gesellschaft, die
gesammte Jugend bis zum 24. Jahr zu erhalten,
ein frommer Wunsch oder sie bindet den arbei-
tenden Klassen unerträgliche Lasten ans. Man
erwäge, was heute die recht dürftige Erhaltung
eines Theils der männlichen Jugend durch zwei
Jahre in den Kasernen kostet, und man kann
ermessen, was die Erhaltung der gesummten
männlichen und weiblichen Jugend durch zehn
Jahre hindurch kosten würde!
So übereilt uns dieser Beschluß erscheint,
so sehr stimmen wir dem Beschluß des Kon-
gresses in der Agrarfrage zu.
Wir haben schon oben erwähnt, daß es nicht
Aufgabe eines internationalen Kongresses sein
kann, Streitfragen zu entscheiden, er kann nur
jene Punkte bestimmen, in denen unter den
Proletariern der ausschlaggebenden Nationen
wesentliche Uebereinstimmung herrscht. Da nun
die ländlichen Verhältnisse in den verschiedenen
Ländern weit mannigfaltiger sind als die
industriellen, und da außerdem über die Rich-
tung der jüngsten wirthschaftlichen Entwick-
lung ans dem Lande zur Zeit noch die wider-
sprechendsten Anschauungen herrsche», wäre
es ganz unmöglich gewesen, ein allseitig be-
friedigendes Aktionsprogramm für die Agitation
auf dem Lande auszuarbeiten. Aber der Kon-
greß hat zwei Gesichtspunkte festgesetzt, von
denen jeder von großer Bedeutung ist. Er hat
sich für die Vergesellschaftlichung des Grund
und Bodens erklärt in einer Weise, wie es die
englischen Gewerkschaften bisher noch nie ge-
than. Wohl hatten diese auf manchem ihrer
Kongresse schon die Nationalisirung des Grund
und Bodens verlangt, aber als vereinzelte
Maßregel in der kapitalistischen Gesellschaft,