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https://doi.org/10.11588/diglit.8184#0027
2649
Der brennende Dornbusch.
Gotthelf Weiter: O weh, jetzt haben auch die Sozialdemokraten
ihre Wahlparole!
Hobelspähne. 'sk»"
Es war ein mächtiger Herrscher,
Der machte oft nebenbei,
Wenn er vom Regieren ermüdet,
Ein wenig in Malerei.
Warum auch sollt' er nicht malen?
So frag' ich mit Recht uitb Fug —
Er hatte in seinem Gefolge
Ja wahrlich der Pinsel genug.
Bekanntlich hat Professor Schenk in Wien
ein Mittel entdeckt, durch welches er die Ent-
wicklung des Embryos zu einer männlichen
oder weiblichen Geburt nach Belieben beein-
flussen kann. Sieht man heutzutage so viele
politische alte Weiber — in Männergcstalt — herumlaufen, dann
bedauert man wirklich, daß sich das Mittel Schenk's nicht in einem
späteren Stadium anwcnden läßt.
Es sucht der Tausch ein neues Amt!
Wo wär' ein solches zu erfragen
Für Einen, der beim Spitzeln selbst
Zu würdelos sich hat betragen?
Ich geb' ein gutes Wort für ihn,
Der den Ministern war Bedränger,
Und bitte, daß die Stadt Berlin
^Jhn installirt als Hundefänger.
Herr v. Tausch ist bekanntlich dazu vcrurtheilt worden, die Umzugs-
kosten bei seiner Versetzung in ein anderes Amt selbst zu tragen. Es
wäre aber Ehrenpflicht der Polizei, dem Herrn v. Tausch wenigstens deir
Möbelwagen zn bezahlen. * .
Das Eigenthum wir heilig achten,
Wir annektiren nicht, sondern wir „pachten".
Wenn wir auch keinen Aufschwung des Handels mit China be-
kommen, — Händel kriegen wir ganz gewiß.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Parhivertrag
zwischen Mir, Michel, einerseits und dem Zopfträger
Ratatsching andererseits.
gestellt, aber nur in deutscher Sprache. Denn
die deutsch Sprak ist bekanntlich ein plump Sprak,
aber ein dcutlik Sprak.
8 1. Ich, Michel, erkenne hiermit feierlichst an,
daß ich gegenwärtigen Vertrag, ohne von irgend
Jemand gezwungen zu werden, ganz aus freien
Stücken schließe. Des zum Zeichen halte ich beim
Abschluß des Vertrags meinen Knüttel in eiserner
Faust hoch über dem Kopf.
8 2. Sollte mein Mitkontrahent Ratatsching
sich einen Augenblick besinnen, ob er den Vertrag
mit mir schließen will, so wird mein Knüttel auf
seinem Kopfe ein beschleunigtes Tempo angeben,
dergestalt, daß er die Engel im Himmel ein neues
Evangelium singen hört.
8 3. Sollte mein Mitkontrahent Ratatsching
sich weigern, den Vertrag mit mir zu schließen,
so hat er ohne jeden Zwang ganz frei zu wählen,
ob er von mir erschossen sein will, oder ob ich
ihm seinen Zopf mit dem daransitzenden Querkopf
abschneidcn soll.
8 4. Unter diesen völlig frei von mir einge-
gangenen Bedingungen pachte ich hiermit soviel
von Ratatschings Land, wie mir gefällt.
8 5. Wird ein von mir festgesetzter Termin
der Pachtzahlung nicht pünktlich innegehalten, so
fällt nrir, dem Pächter Michel, damit das ganze
gepachtete Land als unveräußerliches Eigcnthum zu,
8 6. Sobald das vorerwähnte Land aus der
Pacht in meinen ungetheilten Besitz übergeht, er-
wächst mir das Recht, mir von dem übrigen Land
Ratatschings so viel auszusuchen, wie ich will,
und dies zu dem solcher Art redlich Erworbenen
hinzuzuschlagen.
8 7. Der Mitkontrahent Ratatsching erkenn!
ankbarlichst an, daß ihm außer dem osfcnsichtz
> >en Vermögensvortheil durch gegenwärtigen Ver-
--«gleich die höhere Kultur beigebracht wird.
« s gänzlich unbekannt war.
, ? ^Erliegender Vertrag wird beiden Kow
‘ 1 eu m le einem gestempelten Exemplar zw
Aus dem Uebrrfchwemmungsgebiet.
Regierungskommissar: Haben die Leute,
welche im vorigen Jahre hier durch Ueber-
schwemmung in Roth gcriethen, etwas bekommen?
Eingeborener: Ei ja! Merschdendeels
Reimadismus.
Ans unserem Handlexikon.
Alter, vom Sachsenwalde, s. unter Krakehler.
Abgeordneter, in verschiedenem Sinne gebräuch-
lich: a. Ja-Säger (Regierungs-Auffassung),
b. Volksvertreter oder auch e. vaterlandsloser
Geselle.
Bebel, eine in hohen und allerhöchsten Kreisen
unbeliebte Persönlichkeit.
Budget,-Recht, etivas, was gerne wegeskamotirt
ivird.
Centrum, im Gegensatz zu den bekannten Steh-
auf-Männchen aus „Fall-um-Männchen"
bestehend.
Chineser, neueste Mode in Deutschland.
Duell, harmloses Vergnügen für adelige und
bürgerliche Kinder.
Denkmal, wird gewöhnlich bei Rcinhold Begas
bestellt.
Oolus svsntuaiis, wenn gar nichts hilft, geht's
damit!
Edelste der Nation, sehr oft zugleich deren
Schande.
Eisenbahn, Fahrt auf der, raffinirter Selbst-
mordversuch.
Finanzminister, konzessionirter Taschenerleich-
terer.
Flotte, Ursache der in Deutschland gegenwärtig
grassirenden Seekrankheit.
Gesellen, vaterlandslose, s.unter Abgeordneter.
Hurrah, ein bei allen Gelegenheiten gebräuch-
licher Ausbruch einer gehobenen Stimmung,
ähnlich wie die Vapeurs nach Erbsen und
Sauerkraut.
Junker, s. unter Edelste.
Justiz, eine an chronischer Augenkrankheit leidende
Dame.
Kurs, neuester, s. unter Zickzack.
Krakehler, eine abgekanzelte, knurrende Person,
auch Raketenkiste.
(Fortsetzunq folgt.)
Briefkasten.
(Unverlangte Manuskripte werden nicht zurückgesandt.)
J898 Nürnberg. Im Jahrgang 1887 befinden sich nur
25 Nummern. Die Ursache finden Sie in dem der Nr. i bei-
gelegten Inhaltsverzeichnis das bereits vorher gedruckt war.
Dafür wird der 1898er Jahrgang 27 Nummern zählen. Dann
bleibt's bei 26 Nummern.
Bernburg. Das dortige Wochenblatt findet, daß im
„Wahren Jacob" „sozialdemokratische Preßfrechheit" getrieben
wird. Der Redakteur des Blattes wird wahrscheinlich schlecht
zu Mittag gegessen haben.
H. M. in B. „Der »Simplicissimus' darf auf Berliner
Bahnhöfen nicht mehr verkauft werden" — und darüber ein
solch' Geschrei! Die sozialistische Literatur, und besonders der
„Wahre Jacob", ist noch nie auf königlichen und anderen
Bahnhöfen geduldet worden. Wir machen uns aus der Ab-
neigung der königlichen Bahnverwaltungen rein gar nichts,
entgegengesetzt, wir freuen uns darüber.
K. A. Die Dreyfuß-Angelegenheit mögen die Franzosen
unter sich auSmachen. In unseren Gefängnissen und Zucht-
häusern sitzen genug unschuldige arme Teufel, um die sich,
außer der sozialdemokratischen Presse, kein Mensch kümmert.
w. B. in S. Wenn der Bürgermeister Seeger in Schkeuditz
einen Arbeiter mit Strafe belegt, weil Letzterer des Sonntags
Arbeit verrichten mußte und in Folge dessen in Arbeits-
kleidung sich auf der Straße blicken ließ, so beweist das,
wie nöthig eine wirkliche Arbettsruhe am Sonntag ist. Im
Uebrigen hat jeder Bürgermeister und auch die Polizei das
Recht, sich je nach Bedürfniß lächerlich zu machen.
Wien 48. Lassen Sie es bei dem Erstlingswerk sein
Bewenden haben. Durch dichterische Arbeiten werden Sie Ihr
LooS nicht zu bessern vermögen.
N. N. in N. Ihre Idee, der deutschen Nation auf dem
Wege der Lotterie die Panzerschiffe zu beschaffen, ist gut.
Wenn der Spielteufel den Pfaffen Geld zum Kirche,ibau bringt,
so kann er auch Nutzen im Reiche Aegirs stiften. Vielleicht
nimmt der Reichskanzler oder der Abgeordnete Lieber Notiz
von Ihrer Idee.
Urtheile über Gedichte werden nicht abgegeben.
Nachdruck sämmtltcher Artikel rc. verboten.
Der brennende Dornbusch.
Gotthelf Weiter: O weh, jetzt haben auch die Sozialdemokraten
ihre Wahlparole!
Hobelspähne. 'sk»"
Es war ein mächtiger Herrscher,
Der machte oft nebenbei,
Wenn er vom Regieren ermüdet,
Ein wenig in Malerei.
Warum auch sollt' er nicht malen?
So frag' ich mit Recht uitb Fug —
Er hatte in seinem Gefolge
Ja wahrlich der Pinsel genug.
Bekanntlich hat Professor Schenk in Wien
ein Mittel entdeckt, durch welches er die Ent-
wicklung des Embryos zu einer männlichen
oder weiblichen Geburt nach Belieben beein-
flussen kann. Sieht man heutzutage so viele
politische alte Weiber — in Männergcstalt — herumlaufen, dann
bedauert man wirklich, daß sich das Mittel Schenk's nicht in einem
späteren Stadium anwcnden läßt.
Es sucht der Tausch ein neues Amt!
Wo wär' ein solches zu erfragen
Für Einen, der beim Spitzeln selbst
Zu würdelos sich hat betragen?
Ich geb' ein gutes Wort für ihn,
Der den Ministern war Bedränger,
Und bitte, daß die Stadt Berlin
^Jhn installirt als Hundefänger.
Herr v. Tausch ist bekanntlich dazu vcrurtheilt worden, die Umzugs-
kosten bei seiner Versetzung in ein anderes Amt selbst zu tragen. Es
wäre aber Ehrenpflicht der Polizei, dem Herrn v. Tausch wenigstens deir
Möbelwagen zn bezahlen. * .
Das Eigenthum wir heilig achten,
Wir annektiren nicht, sondern wir „pachten".
Wenn wir auch keinen Aufschwung des Handels mit China be-
kommen, — Händel kriegen wir ganz gewiß.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Parhivertrag
zwischen Mir, Michel, einerseits und dem Zopfträger
Ratatsching andererseits.
gestellt, aber nur in deutscher Sprache. Denn
die deutsch Sprak ist bekanntlich ein plump Sprak,
aber ein dcutlik Sprak.
8 1. Ich, Michel, erkenne hiermit feierlichst an,
daß ich gegenwärtigen Vertrag, ohne von irgend
Jemand gezwungen zu werden, ganz aus freien
Stücken schließe. Des zum Zeichen halte ich beim
Abschluß des Vertrags meinen Knüttel in eiserner
Faust hoch über dem Kopf.
8 2. Sollte mein Mitkontrahent Ratatsching
sich einen Augenblick besinnen, ob er den Vertrag
mit mir schließen will, so wird mein Knüttel auf
seinem Kopfe ein beschleunigtes Tempo angeben,
dergestalt, daß er die Engel im Himmel ein neues
Evangelium singen hört.
8 3. Sollte mein Mitkontrahent Ratatsching
sich weigern, den Vertrag mit mir zu schließen,
so hat er ohne jeden Zwang ganz frei zu wählen,
ob er von mir erschossen sein will, oder ob ich
ihm seinen Zopf mit dem daransitzenden Querkopf
abschneidcn soll.
8 4. Unter diesen völlig frei von mir einge-
gangenen Bedingungen pachte ich hiermit soviel
von Ratatschings Land, wie mir gefällt.
8 5. Wird ein von mir festgesetzter Termin
der Pachtzahlung nicht pünktlich innegehalten, so
fällt nrir, dem Pächter Michel, damit das ganze
gepachtete Land als unveräußerliches Eigcnthum zu,
8 6. Sobald das vorerwähnte Land aus der
Pacht in meinen ungetheilten Besitz übergeht, er-
wächst mir das Recht, mir von dem übrigen Land
Ratatschings so viel auszusuchen, wie ich will,
und dies zu dem solcher Art redlich Erworbenen
hinzuzuschlagen.
8 7. Der Mitkontrahent Ratatsching erkenn!
ankbarlichst an, daß ihm außer dem osfcnsichtz
> >en Vermögensvortheil durch gegenwärtigen Ver-
--«gleich die höhere Kultur beigebracht wird.
« s gänzlich unbekannt war.
, ? ^Erliegender Vertrag wird beiden Kow
‘ 1 eu m le einem gestempelten Exemplar zw
Aus dem Uebrrfchwemmungsgebiet.
Regierungskommissar: Haben die Leute,
welche im vorigen Jahre hier durch Ueber-
schwemmung in Roth gcriethen, etwas bekommen?
Eingeborener: Ei ja! Merschdendeels
Reimadismus.
Ans unserem Handlexikon.
Alter, vom Sachsenwalde, s. unter Krakehler.
Abgeordneter, in verschiedenem Sinne gebräuch-
lich: a. Ja-Säger (Regierungs-Auffassung),
b. Volksvertreter oder auch e. vaterlandsloser
Geselle.
Bebel, eine in hohen und allerhöchsten Kreisen
unbeliebte Persönlichkeit.
Budget,-Recht, etivas, was gerne wegeskamotirt
ivird.
Centrum, im Gegensatz zu den bekannten Steh-
auf-Männchen aus „Fall-um-Männchen"
bestehend.
Chineser, neueste Mode in Deutschland.
Duell, harmloses Vergnügen für adelige und
bürgerliche Kinder.
Denkmal, wird gewöhnlich bei Rcinhold Begas
bestellt.
Oolus svsntuaiis, wenn gar nichts hilft, geht's
damit!
Edelste der Nation, sehr oft zugleich deren
Schande.
Eisenbahn, Fahrt auf der, raffinirter Selbst-
mordversuch.
Finanzminister, konzessionirter Taschenerleich-
terer.
Flotte, Ursache der in Deutschland gegenwärtig
grassirenden Seekrankheit.
Gesellen, vaterlandslose, s.unter Abgeordneter.
Hurrah, ein bei allen Gelegenheiten gebräuch-
licher Ausbruch einer gehobenen Stimmung,
ähnlich wie die Vapeurs nach Erbsen und
Sauerkraut.
Junker, s. unter Edelste.
Justiz, eine an chronischer Augenkrankheit leidende
Dame.
Kurs, neuester, s. unter Zickzack.
Krakehler, eine abgekanzelte, knurrende Person,
auch Raketenkiste.
(Fortsetzunq folgt.)
Briefkasten.
(Unverlangte Manuskripte werden nicht zurückgesandt.)
J898 Nürnberg. Im Jahrgang 1887 befinden sich nur
25 Nummern. Die Ursache finden Sie in dem der Nr. i bei-
gelegten Inhaltsverzeichnis das bereits vorher gedruckt war.
Dafür wird der 1898er Jahrgang 27 Nummern zählen. Dann
bleibt's bei 26 Nummern.
Bernburg. Das dortige Wochenblatt findet, daß im
„Wahren Jacob" „sozialdemokratische Preßfrechheit" getrieben
wird. Der Redakteur des Blattes wird wahrscheinlich schlecht
zu Mittag gegessen haben.
H. M. in B. „Der »Simplicissimus' darf auf Berliner
Bahnhöfen nicht mehr verkauft werden" — und darüber ein
solch' Geschrei! Die sozialistische Literatur, und besonders der
„Wahre Jacob", ist noch nie auf königlichen und anderen
Bahnhöfen geduldet worden. Wir machen uns aus der Ab-
neigung der königlichen Bahnverwaltungen rein gar nichts,
entgegengesetzt, wir freuen uns darüber.
K. A. Die Dreyfuß-Angelegenheit mögen die Franzosen
unter sich auSmachen. In unseren Gefängnissen und Zucht-
häusern sitzen genug unschuldige arme Teufel, um die sich,
außer der sozialdemokratischen Presse, kein Mensch kümmert.
w. B. in S. Wenn der Bürgermeister Seeger in Schkeuditz
einen Arbeiter mit Strafe belegt, weil Letzterer des Sonntags
Arbeit verrichten mußte und in Folge dessen in Arbeits-
kleidung sich auf der Straße blicken ließ, so beweist das,
wie nöthig eine wirkliche Arbettsruhe am Sonntag ist. Im
Uebrigen hat jeder Bürgermeister und auch die Polizei das
Recht, sich je nach Bedürfniß lächerlich zu machen.
Wien 48. Lassen Sie es bei dem Erstlingswerk sein
Bewenden haben. Durch dichterische Arbeiten werden Sie Ihr
LooS nicht zu bessern vermögen.
N. N. in N. Ihre Idee, der deutschen Nation auf dem
Wege der Lotterie die Panzerschiffe zu beschaffen, ist gut.
Wenn der Spielteufel den Pfaffen Geld zum Kirche,ibau bringt,
so kann er auch Nutzen im Reiche Aegirs stiften. Vielleicht
nimmt der Reichskanzler oder der Abgeordnete Lieber Notiz
von Ihrer Idee.
Urtheile über Gedichte werden nicht abgegeben.
Nachdruck sämmtltcher Artikel rc. verboten.