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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0021
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2921 ►

Aus Schwaben. DVD"

Bumiller: He, Schuhma, kommet Se schnell, do hinta wird
Oiner verschtocha.

Schutzmann: I han koi Zeit. D'r Schuttes hör mi do na g'schtellt,
i soll uff d'Sozi uffpassa, daß se koin Landfriedensbruch machet.

-«/t? Hobelspähne. DvD"

Willst du Rußlands Pläne schauen,

Fahre nach Sebastopol,

Wo sie auf den Werften bauen
Schiff um Schiff wie fiebertoll!

In der linken Faust die Knute
In der rechten die Schalmei:

Flötet Nikolaus der Gute,

Schlägt und peitscht im Takt dabei!

Der zweite Vizepräsident des Reichstags,
Herr Reinhard Schmidt, nimmt jetzt für
Audienzen stets ein Fläschchen Riechsalz mit,
um im Falle eines Ersterbens vor Ehrfurcht
sofort Wiederbelebungsversuche an sich selbst anstellen zu können.

Den Richtern, die, gerecht bis auf die Knochen,

Sogar ein flüchtig hingeworfnes Wort,

Das unbesonnen Jemand ausgesprochen,

Als Hüter der Gerechtigkeit sofort
Mit fünfzig Monaten im Loch gerochen:

Ein Lü lü lü!

„Volksstimme ist Gottes Stimme", das merkt man in Magdeburg,
wo die „Volksstimme" von den Reaktionären so gefürchtet wird.

Das eingelullte Nationalgewissen
Schnarcht sanft auf seinem Ruhekissen.

Die Gräber der Märzgefallenen sind den Berliner Reaktionären ein
Dorn im Auge, — mir auch; ich würde lieber sehen, wenn statt der
einstigen Freiheitskämpfer die heutigen Freiheitsfeinde da drunten lägen.

Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Mur nicht aus der Ärt schlagen.

Nun, weither Reichstag, wieder hübsch beisammen,
Mit der Bescheidenheit, die stets dich ziert?

Recht zahm hast du von jeher räsonnirt,

ilnd schüchtern knistern deines Unmuths Sfamiwtt.

Du bist schon froh, wenn sie nicht mehr verlangen,
Als zu gewähren irgend du vermagst,

Und wenn zuletzt dein „Ja!" du kleinlaut sagst,

5o glühen vor Erleicht'rung dir die Wangen.

Das voki soll nicht die Illusion verlieren,

Es wird schon lo verteufelt unbequem,

Und — Widerstand den: herrschenden ftgstem?
ftchon der Gedanke geht dir an die Nieren.

Du würdest hüblch dich in die Tinte reiten, .
versuchtest du's einmal mit Tests Gelchosi,

Gewisse Leute steigen nur aufs Nosi,

Um über'» Schwanz sogleich herabzugleitc».

DasAnfehendesDeutschenimAuslande

ist bekanntlich ganz gewaltig gestiegen. Das be-
weist wieder folgender Vorfall:

Der Reisende Friedrich Wilhelm Schulze hatte
in einer orientalischen Weinstube sich betrunken
und hierauf grobe Exzesse verübt. Am nächsten
Morgen wurde er vor den Kadi geschleppt, der
ihn wegen Beleidigung des Wirthes und dessen
Gattin, Beschädigung der Gläser re. zu einer
Bastonnade von hundert Stockstreichen auf die
Fußsohlen verurtheilte. Als ihm jedoch Schulze
erklärte, er sei ein Deutscher, stieg sein Ansehen
so gewaltig, daß der Kadi den Turban zog und
ihm die Stockstreiche nicht auf die Fußsohlen,
sondern nach deutscher Sitte, auf den Aller-
werthesten aufmessen ließ!

Von Srrenisstmus.

Adjutant: „Haben Durchlaucht gelesen:
wegen Majestätsbeleidigung wurde ein Redakteur
in Magdeburg zu vier Jahren und einem Monat
verurtheilt...?"

Serenissimus: „Aeh ... ja... wirklich
viel... äh ... sehr viel... Majestätsbeleidigung
sollte... äh . .. lieber mit Hinrichtung geahndet
werden ... äh ... würde nicht so lange dauern
...äh...!" .

Sporn.

Seitdem Maler Menzel mit dem Schwarzen
Adlerorden dekorirt worden ist, übt er sich täglich
zwei Stunden länger im Zeichnen und Farben-
reiben, um sich in seiner Kunst zu vervollkommnen.

Michels Klage.

Zwei Schrauben ohne Ende
Dreh'n sich durch meinen Leib;

An des Jahrhunderts Wende
Welch' holder Zeitvertreib!

Die eine heißt Marine,

Die andre Militär,

Und hält die eine inne:

Bohrt die zweite — desto mehr!

Unerhört!

Schutzmann: „Ich war Zeuge, wie der
Angeklagte eine schwere Majestätsbeleidigung be-
ging ..."

Richter: „In welcher Art?"

Schutzmann: „Er meinte, der Gesundheits-
zustand Seiner Majestät gäbe nun, Gott sei Dank,
zu keinerlei Besorgnissen mehr Anlaß .. .!"

Richter (erstaunt); „Und hierin soll eine Be-
leidigung liegen?"

Schutzmann: „Gewiß. Der Angeklagte ist
nämlich Thierarzt."

Aus dem Olymp
erhalten wir folgenden Expreßbrief:

„Geehrte Redaktion! Ich bitte Sie um freund-
liche Feststellung der Thatsache, daß mir beim
Dichten der Verse:

Weh dem Fremdling, den die Wogen
Warfen an den Unglücksstrand . .!

durchaus nicht die Austreibungen der Dänen
unter dem Köllerschen Regiinent in den Sinn ge-
kominen sind. Ergebenst

Friedrich Schiller."

Alles Er selbst!

•Ein Kürst, — so wie er war und bleib'—:
Deff' Höchstes ist sein eigner Leib!

Des Morgens wacht schon an der Thür
Lin rasselnder Leibkürassier;

Lein Leibarzt fühlt ihm stets den Puls,

Lr liest nur seines Leibblatts Schwulst;
Leibkammerdiener hin und her
Erfüllen hastend sein Begehr;

Und ohne ihn hat nichts Baison,

Es sonnt sich alles — in seiner Person;

Lein Leibstuhl selbst, voll Vbservanz,
Empfängt von ihm erst — Licht und Vlanz!

Licbeswerben ä Ia Köster.

Ein junger Mann, der von seiner Angebeteten
einen Korb erhalten hat, fragt seinen als Lebe-
mann bekannten Onkel um Rath, wie er es wohl
anstellen soll, um das Herz des Mädchens zu
gewinnen.

„Nichts einfacher als das", entgegnete der alte
Praktikus. „Du mußt ihr auf die Fußzehen treten,
ihr aufs Kleid spucken, ihr Hündchen zur Thüre
hinauswerfen, — dann hast Du sie im Hand-
umdrehen erobert."

Nachdruck sämmtlicher Artikel rc. verboten.
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