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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0083
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2980 - —

Mir wollen Land!

Mir wollen Land!

Aach dem Rumänischen von George Losbuc?

Deutsch von G. A.

V

hungernd und nackt, kein Bette weich,
Schon jeder Noth sind wir gewöhnt.

Ihr schlüget uns, habt uns verhöhnt,
Und punde war'n wir euch!

Ihr, hcrgeweht und fremd im Land,
Seid mit der Hölle wohl verwandt,
Schlagt uns nur ganz zu Kunden noch!
Mr tragen eure Last ja doch,
wir tragen wie das Vieh im Joch,

Doch woll'n wir Land!

Den letzten Bissen nehmt gemach
Ihr aus der Schüssel, führet fort
Die Söhne uns in Krieg und Mord,

Die Töchter in die Schmach,
was wir verehren, ist euch Tand,

Nie habt das Mitleid ihr gekannt,
verhungernd stirbt die arme Brut
Im Schmutze unser Fleisch und Blut.
Und alles wäre doch noch gut,
hätten wir Land!

Ein Friedhof wohl im Dorfe war
Doch hattet ihr nicht Land genug:
Gebein zerrt jetzt hervor der Pflug,

0, Sünde ift's fürwahr!

Seht, Bein ist es von unferm Bein,
Doch was gilt's euch! In Noth hinein
Habt ihr vom Herde uns verbannt,

Jetzt legt ihr an das Grab die Hand -
O, um der Todten Ruh allein
wollen wir Land!

Auch uns, auch uns fei es vergönnt,
Daß eine Stätte hat der Leib,

Daß man nicht Spott noch mit uns treib',
wenn unsre Qual zu End'.

All' die uns lieb und uns verlvandt,
Ein Ort fei ihnen doch bekannt,

Ein Grab, darauf die Thräne rinnt,
wenn um uns weinen Weib und Uind.
Denkt, daß auch wir ja Christen sind!
wir wollen Land!

Nicht Seit zum Beten bleibt uns schier,
Die Zeit auch ist in eurer Macht.

Allein noch unsre Seele wacht,

Traun, die vergaßet ihr.

Mit finstern Mächten Band in Hand
Schlugt ihr uns in ein eisern Band;

Und wenn wir murren: Schläg' und Pein,
Und Fesseln, woll'n wir uns befrei'n,
Und Blei, wenn wir verzweifelt fchrei'n:
wir wollen Land!

was birgt, Fremdlinge, euch das Feld?
Uns ist das Land der Väter Herd,

Der Lieben Grab ist uns die Erd',

Euch bringt es schnödes Geld!

Heilig und Werth ist uns das Land,
wieg' uns und Grab, hält's uns gebannt,
Gedüngt ist es mit warmem Blut,

Und trägt der Loden reich und gut,

So tränkte unsrer Thränen Fluth
Das heil'ge Land!

Nicht wollen länger auf der Erd'
wir wandern an dem Bettelstab,

Die ihr gequält uns bis zum Grab,
Fort drum von unferm Herd!
verhüte Gottes mächt'ge Hand,

Daß Blut wir fordern anstatt Land!
wenn unerträglich uns die Last,
wenn uns des Hungers wuth ersaßt —
Seit) christlich drum, den Todten laßt
Das letzte Land!

* Cosbuc ist einer der bedeutendsten Dichter Rumäniens,
der seine Motive vornehmlich dem Leben der Bauern entnimmt.
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