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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0085
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2982 « -

Moderne Gtimmzkttkl»Arnkn siir den Deutschen Reichstag.

Nach Ablehnung des Fjildebrand’scben modelles eingereicht von unserm Spezial-Bildhauer David CcbKCbt LelMUrnutsclM.

(Eignen sich auch wegen des internationalen Gedankens als Ausstellungsobjekte für die pariser Weltausstellung.)

IRübtier Vorschlag

zur

Ausschmückung des deutschen ReichsLagsgebäubes.

2^as Daus des 1t2eiches auszuschmücken,
Lürwahr ein Kindereinfach Ding:
tßchmt die, so dort die Bänke drücken,

Das kostet keinen Pfifferling!

Mlie sitzen doch so viele Lierdeiv
Vereint im deutschen Parlament,

Dass ihr mit Schmuck reich überbürden
Die nüchtern-kahlen LVlände könnt!

Ls macht Lttekt, was gilt die Stilette?

Lasst ihr Freund Lugen sturmgewohnt
Mnd Lieber, Gröber als INosette
Lind pflanzt sie hoch aut den Plafo>;d!

Als Säulenheil'ge könnten ragen
Derr Paasche und Griola,

Lind Dahn mit seinem rothen Ilrragcn»

Auch Lhren-Stöcker ist noch da!

Lind braucht ihr Laune und 'Tritone,

Die freilich Gitt statt LVlasscr spet'n:

Stellt Ahlwardt neben Bismarcks Sohne
Lind Ilrlinckowström gleich hinterdrein!

Lind wollt ihr eine LLlcndeltrcppe
Vom Bundesrathstisch in den Saal:

So nehmt von der 'Ikegierungsschleppe,

Vom Lentrum, nur das Material!

Zu Ilrar8atiden und Pilaster,

Darauf die Decke sicher ruh'»

LLiie sich von selbst versteht, da passt der
Getreue Grdnungsmann dazu;

Lind zwischendurch als Strebepfeiler
Iliammt unverzagt nur in den Grund
Die Ikardorff-Dtunlinschen 'tlieichsparteiler
Mitsammt dem ganzen Bauernbund!

Briefkasten.

(Unverlangte Manuskripte werden nicht zurückgesandt.)

rn. n. in B. Unsere Bilder werden in der Regel vier
Wochen vor der Ausgabe festgestellt — die Redaktion wird
vierzehn Tage vorher geschlossen —, das ist unangenehm, aber
nicht zu ändern. An Aktualität können wir es getrost mit
allen Konkurrenzblättern aufnehmen, und mit der Tagespresse
wollen wir überhaupt nicht konkurriren. — Th. Th. Heine
zeichnet nicht mehr für das Blatt.

£. H. „Während früher die Könige des Geldsacks vor
den Herrschern von Gottes Gnaden verstummten, riskiren
sie heute die große Lippe." — Das Andere ist für uns nicht
verwendbar.

I. w-r. in F. Sie dichten:

Ins Knopfloch steckt die rothe Nelke,

Steckt auf den Hut den Maienstraus;,

Heut' ist der Tag der Arbeitsvölker,

Des ganzen großen Weltenbaus.

Es dröhnt der Schritt der Bataillone,

Ein Schrecken jedem Bourgeois-Ohr,

Er geht über Geldsack', über.

Wir stehen vor der Zukunst Thor.

Ist denn so schwer, sich über den schönen Mai zu freuen —
ohne ihn anzudichten?

M. in w. „Wenn ein Verbrecher zur Zeit der Unthat
beim Gottesdienst gewesen wäre, so hätte er seine Unthat gar
nicht begehen können" — sagt der ultramontane Abgeordnete
Lingens. Ja ja, die Kirche hindert alle bösen Thaten. Wenn
alle Zentrumsabgeordneten bei der Abstimmung über die
Militärvorlage in der Hedwigskirche eine Messe gehört hätten,
dann wäre die Militärvorlage abgelehnt und damit ein gott-
gefälliges Werk gethan worden.

J. p. in K. Ihr Käseblatt schreibt, daß Herr v. Kar-
dorff zwanzig Zeugen beizubringen im Stande sei, die ihn
niemals im „Klub der Harmlosen" gesehen haben. — Das
glauben auch wir.

V. 2t. und Andere. Der Dresdener Schwurgerichts-
prozeß hat eine Fluth von Gedichten hervorgernsen, die wir
leider in den Papierkorb leiten inußten. Wir hätten gerne
gesehen, daß die Geschworenen selbst Kenntnis; von der Stim-
mung genommen hätten, die vielen Arbeitern die Feder in
die schwielige Faust gedrückt hat, um — „sich Lust zu machen".

R. in S. Viel Feind' viel Ehr'! Das ist jedenfalls viel
besser, als den Mantel nach dem Winde hängen.

P. H. in N. Senden Sie uns das Material dazu ein.

H. <£. in <55. Ihr „Frühlingslied" können wir nicht
abdrucken, aber einige Strophen daraus wollen wir doch zum
Vesten geben:

Des Geldsacks faule Herren liegen
Im hohen Gras auf grüner Flur,

Und athmen ein, recht mit Vergnügen,

Die Balsamdüfte der Natur.

Ich muß den jungen Lenz vertrauern
Bei namenloser Noth und Qual,

Dort hinter den Fabrikenmauern
Im ungesunden Arbeitssaal.

Und weiter singen Sie im „Lied einer Hure":

„Schon wollte ich umarmen
In meiner Noth den Tod,

Als mir der Hurenkasten
Als Rettung dar sich bot."

Sie wünschen, daß besonders des letzte Gedicht bald ab-
gedruckt wird. Das geschieht hiermit, wenn auch nur theil-
weise. — Unser Blatt wird unter Kreuzband nicht versandt.

L). L. in B. Graf Klinckowström wird wohl ein „alter
Schwede" sein.

Anonymus in Leuthenthal. Ihren Wunsch erfüllen wir
gerne. Hier Ihr Gedicht „An die Erben!"

Spott und Hohn, ! Teufel, Graus!

Revolution! ' 06 Wanze, ob Laus,

Wir Bauern lauern, ! Für sie keine Gnad',

Zu gerben die Schwarte Und ebensowenig
Der rothen Garde. ! Solchem Proletariat!

Sapperment!

Euer rother Agent
Ist längst schon ins Weite,

Wenn Ihr macht pleite
Mit der Revolution!

Sie sind gewiß ein Allhänger des wunderbaren Gottes-
mannes Jskraut? Oder vielleicht Angestellter bei Herrn
v. Klinckowström?

Nicht verwendbar: H. in Berlin, G. B. in H., K. K.
in £., 2t. F. in G.» N. in B.. F. II. in Wien, 2t. W.
in B., l?. K. in G.

Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. - Druck und Verlag von I. H. W. Dietz Alachs. (G.m.b. H.) in Stuttgart.
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