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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0091
2988
Ein >Ler), das zersprungen!
Von Arno Holz.
Den Menschen fernab
In Lammt und in Trauer
Liegt einsam ein Trab,
Lin Trab an der Mauer.
Kein Marmorstein deckt
Den finkenden Hügel,
Doch drüberhin reckt
Lin Baum seine Klügel.
Lin Thristuskreuz steht
Aus blühendem Weder
And manchmal auch kniet
Lin Weib davor nieder.
And gestern, als sacht
Ich vorüber gegangen,
Da gab ich drauf Acht,
A)as die Vögel dort sangen.
Ich lauschte und sieh,
Da war es die alte,
Die Lchmerzmelodie,
Die noch niemals verhallte:
Lin Baum, der verblüht,
Lin Ton, der verklungen,
Lin Ltern, der verglüht,
Lin Herz, das zersprungen!
StandesstewnMein.
Ich bitte schön, — daß mir die Brieftasche auch recht hervortritt — ich
bin nämlich Metzgcrmeister.
Wendel.
Line Lpisode aus der Maifeier.
Die helle Frühlingssonne blickte freundlich durch die verstaubten
Fenster der Fabrik.
Die Arbeiter saßen beim Frühstück. Sie steckten die Köpfe zu-
sammen und waren in eifrigem Gespräch begriffen. Es handelte sich
in ihrer Unterredung um die Maifeier, die in einigen Tagen statt-
finden sollte. Sie wollten dieselbe durch völlige Arbeitsruhe begehen;
sie hatten sich darüber mit der Fabrikleitung ins Benehmen gesetzt und
soeben Bescheid erhalten. Dieser Bescheid lautete: wenn alle Arbeiter
der Fabrik ohne Ausnahme am ersten Mai zu feiern wünschten, dann
wolle man den Betrieb an diesem Tage einstellen. Eine theilweise
Einstellung der Arbeit werde aber als unthunlich erachtet und zum
Feiern genöthigt werde ebenfalls Niemand. Es handelte sich also nun
darum, völlige Einhelligkeit unter den sämmtlichen Arbeitern der Fabrik
herzustellen.
„Das wird schwer halten", meinte der alte graubärtige Ringler.
„Wir haben unsichere Kantonisten unter uns."
„O, die wollen wir schon herüberbekommen", rief der junge eifrige
Sozialdemokrat Wachsmuth. „Wir halten eine Versammlung ab, in
der wir die Bedeutung des Tages darlegen und an die Solidarität
aller Arbeiter mahnen."
„Das ist ganz gut", sagte Ringler bedächtig, „aber da haben wir
zum Beispiel den Wenzel — der geht in keine Versammlung und
kümmert sich um nichts, was die Arbeiterinteressen betrifft."
„Ja — der Wenzel, der Stock-Böhm", bemerkte ein Anderer
kleinlaut, „an den hatten wir freilich nicht gedacht, der versäumt
keinen Arbeitstag, wenn er nicht muß."
Die Erwähnung dieses Wenzel, der sich nicht in der Runde der
frühstückenden Arbeiter befand, sondern in einem anderen Raume an
seiner Arbeitsstätte sitzen geblieben war, wirkte verstimmend, man sah
in ihm die Klippe, an der die Arbeitsruhe scheitern würde. „.Mit dem
Böhmen ist nichts anzufangen", hieß es.
Ein >Ler), das zersprungen!
Von Arno Holz.
Den Menschen fernab
In Lammt und in Trauer
Liegt einsam ein Trab,
Lin Trab an der Mauer.
Kein Marmorstein deckt
Den finkenden Hügel,
Doch drüberhin reckt
Lin Baum seine Klügel.
Lin Thristuskreuz steht
Aus blühendem Weder
And manchmal auch kniet
Lin Weib davor nieder.
And gestern, als sacht
Ich vorüber gegangen,
Da gab ich drauf Acht,
A)as die Vögel dort sangen.
Ich lauschte und sieh,
Da war es die alte,
Die Lchmerzmelodie,
Die noch niemals verhallte:
Lin Baum, der verblüht,
Lin Ton, der verklungen,
Lin Ltern, der verglüht,
Lin Herz, das zersprungen!
StandesstewnMein.
Ich bitte schön, — daß mir die Brieftasche auch recht hervortritt — ich
bin nämlich Metzgcrmeister.
Wendel.
Line Lpisode aus der Maifeier.
Die helle Frühlingssonne blickte freundlich durch die verstaubten
Fenster der Fabrik.
Die Arbeiter saßen beim Frühstück. Sie steckten die Köpfe zu-
sammen und waren in eifrigem Gespräch begriffen. Es handelte sich
in ihrer Unterredung um die Maifeier, die in einigen Tagen statt-
finden sollte. Sie wollten dieselbe durch völlige Arbeitsruhe begehen;
sie hatten sich darüber mit der Fabrikleitung ins Benehmen gesetzt und
soeben Bescheid erhalten. Dieser Bescheid lautete: wenn alle Arbeiter
der Fabrik ohne Ausnahme am ersten Mai zu feiern wünschten, dann
wolle man den Betrieb an diesem Tage einstellen. Eine theilweise
Einstellung der Arbeit werde aber als unthunlich erachtet und zum
Feiern genöthigt werde ebenfalls Niemand. Es handelte sich also nun
darum, völlige Einhelligkeit unter den sämmtlichen Arbeitern der Fabrik
herzustellen.
„Das wird schwer halten", meinte der alte graubärtige Ringler.
„Wir haben unsichere Kantonisten unter uns."
„O, die wollen wir schon herüberbekommen", rief der junge eifrige
Sozialdemokrat Wachsmuth. „Wir halten eine Versammlung ab, in
der wir die Bedeutung des Tages darlegen und an die Solidarität
aller Arbeiter mahnen."
„Das ist ganz gut", sagte Ringler bedächtig, „aber da haben wir
zum Beispiel den Wenzel — der geht in keine Versammlung und
kümmert sich um nichts, was die Arbeiterinteressen betrifft."
„Ja — der Wenzel, der Stock-Böhm", bemerkte ein Anderer
kleinlaut, „an den hatten wir freilich nicht gedacht, der versäumt
keinen Arbeitstag, wenn er nicht muß."
Die Erwähnung dieses Wenzel, der sich nicht in der Runde der
frühstückenden Arbeiter befand, sondern in einem anderen Raume an
seiner Arbeitsstätte sitzen geblieben war, wirkte verstimmend, man sah
in ihm die Klippe, an der die Arbeitsruhe scheitern würde. „.Mit dem
Böhmen ist nichts anzufangen", hieß es.