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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0096
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2903 -

Gast: Woher haben Sie denn das gräßliche Thier, das ununter-
brochen „Ausnahmegesetz" schreit?

Wirth: Den Vogel habe ich vom früheren Wirth übernehmen müssen;
fetzt verscheucht er uns alle anständigen Leute.

r^AS' Hobrlspähnr. DVD"

Es seufzt der Herr v. Stritzow:

Wie sind die Zeiten schwer!

Man läßt dem Edelmanne
Kein einzig Vorrecht mehr!

Sonst raufte im Duelle
Allein der Kavalier,

Jetzt duellirt der Dienstmann
Sich grade so wie wir!

Wenn der alte Scharfnmcher Peter Arbucs
noch lebte, — seine Brust hätte nicht so viel
Platz, um alle Orden und Ehrenzeichen auf-
zunehmen. „ .

Und streikten auch — bei allen Geiern!
Der ganzen Erde Hände nun,

Nur nicht die Gerber sollten feiern,
Die haben grad' genug zu thun.

Ich wüßte gar so viele Felle
Des Freisinns feig, der Junker roh;

O gerbt sie ihnen gründlich, schnelle:

Ich zahle gern die Gerberloh'.

Berufskrankheiten giebt es nicht nur bei den Proletariern, sondern
auch bei den Unternehmern. Ein Beweis dafür sind die eisernen Stirnen
und die vernagelten Köpfe der Herren Bueck und Genossen.

In den Ozean schifft mit gepanzerter Faust der Jüngling,
Still von Samoa kehrt bald er verkatert zurück.

Je fauler es in einem Lande ist, desto niehr Flottenvcreine werden
OC0rih,bet' N,r getreuer Säge, Schreiner.

Sie erzählte, ein kleines Kind habe in der
Nähe des Nilufers harmlos gespielt; das Krokodil
habe den Fluß verlassen, um sich das Kind zum
Fräße zu holen. Aber noch rechtzeitig habe ihr
wohlgezielter Schuß die Bestie erlegt und das
Kind gerettet.

Bei dieser Erzählung fiel mir sozusagen die
Butter vom Brote. Schon wieder eine Empfind-
same! Ich fragte, ob das Kind wenigstens ihr
eigenes gewesen wäre, aber auch dies mußte sie
verneinen. Um eines Kindes willen, das ihr gar
nichts anging, hatte sie Pulver und Blei ver-
schwendet. Wie unweiblich, sich so aufdringlich
in fremde Angelegenheiten zu mischen!

Natürlich suchte ich nun diese Braut möglichst
schnell wieder los zu werden. Ich theilte ihr im
Vertrauen mit, ich müsse init dem nächsten Nil-
dampfer nach Kairo fahren, tim meine Schnurr-
bartbinde zu holen, die ich daselbst im Hotel zu-
rückgelassen hätte. Sie ließ mich ahnungslos
gehen und ich bestieg in Kairo den Eiscnbahnzug
nach Alexandria, wo ich mich Tags darauf init
einem Bündel geknickter Hoffnungen nach Europa
einschiffte.

Wo sollte ich eine passende Frau finden, wenn
selbst Löwenbändigerinnen und Krokodilsjägerin-
nen von der übermäßigen Humanität unserer
Zeit angekränkelt waren?

Diese verzweifelte Frage beantwortete mir in
tröstender Weise die erste deutsche Zeituirg, ivelche
ich in die Hand bekam. Ich las darin die Be-
schreibung einer herrlichen Prügelaffäre, welche
sich in einer vorderrussischen Provinz und oben-
drein in einem frommen Stift zugetragen hatte.
Eine edle Ordensschwester, Namens Karola Kar-
batscha, hatte einen Waisenknaben prügeln lassen
und ihn dabei festgehalten; als der Büttel nach
dem zwanzigsten Hiebe erlahmte, feuerte ihn die
würdige Schwester Karbatsch« zum Weiterprügeln
an und verhalf so dem Knaben zu einer doppelten
Portion von Hieben.

Mein Herz jubelte. Was waren alle Löwen-
bändigerinnen der Welt gegen eine solche Prügel-
schwester! Sofort bestieg ich den Nord-Süd-
Expreßzug, eilte auf den Flügeln der Liebe nach
Vorderrußland und trug der Schwester Karbatscha
Herz und Hand an.

Sic erröthete in jungfräulicher Scham und
fragte, wie ich auf einen solchen Einfall käme?
Ich erwiderte, sie habe sich in mein Herz hinein-
geprügelt, denn ich sei nun einmal allen empfind-
samen Weibern abhold. Um aber ganz sicher zu
gehen, fragte ich sie noch, ob sie etwa günstige
erzieherische Erfolge für die Waisenknaben vom
Prügeln erwarte.

Sie schüttelte den Kopf. „Der Erfolg ist mir
gleichgiltig, wenn's nur weh thut."

„Warum haben Sie den Knaben eigenhändig
gehalten ?"

„Dumme Frage — damit ich möglichst nahe
dabei war."

„Und warum waren Ihnen zwanzig Hiebe
nicht genug?"

„Damit er länger schreien sollte; man hat im
Kloster so selten ein Vergnügen, wissen Sie!"

„Pflichten der Humanität kennen Sie also
nicht?"

Sie sah mich verständnißlos an. Das Wort
„Humanität" war ihr unbekannt.

Also endlich mein Ideal gefunden. „Geben
Sic mir Ihr Jawort!" rief ich stürmisch.

Aber nun folgt die bitterste Enttäuschung
meines Lebens. Sie gab mir einen Korb, weil
ihr Herz nicht mehr frei wäre. Sie liebe hoff-
nungslos einen berühmten Professor der Chirurgie,
welcher noch schneidiger sei, als sie selbst. Ihm
zu Liebe wolle sie ihr Leben einsam im Beten
und im Prügeln von Waisenknaben zubringen.

Danüt mußte ich mich bescheiden und so kam
es, daß ich Junggeselle blieb.

ZU Pfingsten!

Erleuchtet vom heiligen Geiste sprach einst der
Apostel Schaar

Die Wahrheit mit feurigen Zungen — vor bald
zweitausend Jahr';

Die heute sich wagemuthig zum gleichen Amte
bekannt:

Sie haben die feurigen Zungen — wie oft! — sich
böse verbrannt!

Ein Wunder.

Lehrer: Nenne mir das Wunder, welches
geschah, als am ersten Pfingstfeiertage der heilige
Geist zu den verfolgten Jüngern herniederstieg.

Schüler: Der heilige Geist wurde nicht
arretirt. —..—

Elinas Neues.

Serenissimus: Sagen Sie, lieber Hof-
inarschall — warum ist denn heute früh der alte
Mann in unsereni Schloßwalde arretirt worden?
Hofmarschall: Er hat Holz gesammelt.
Serenissimus: Holz gesammelt?... Holz
gesammelt — äh — sagen Sie — was ist denn
das wieder für ein neuer Sammel-Sport?

Nolhwendiges Dementi.

In Berlin soll eine Versiche-
rungsgesellschaft gegen Ungeziefer
in Backstuben errichtet werden.

Wir erhalten aus dem Olymp folgenden Ex-
prcßbrief: Lieber Jacob!

Ich bitte Sic, festzustellen, daß ich beim Dichten
der Verse in meinem ,Faust':

„Der Herr der Ratten, Flöhe, Läuse,

Der Herr der Wanzen, Schaben, Mäuse ..re.

keineswegs an den Inhaber einer modernen
deutschen Bäckerstube, sondern an den Teufel
selbst gedacht habe. Ergebenst ^ „
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