Der baöisch-pfähLsche VelöMg.
von Franz Mehring.
Die badisch-pfälzische Revolution, die in diesen
Tagen vor fünfzig Jahren ihre letzten Kämpfe
schlug, konnte über verhültnißmäßig nicht geringe
militärische Hilfsmittel gebieten, über viel mehr,
als irgend einer anderen Erhebung der deut-
schen Revolutionsjahre zur Verfügung gestanden
hatten.
In der Pfalz waren etwa 3000 Mann bairi-
scher Truppen zum Aufstand übergegangen, in
Baden aber, mit der einzigen Ausnahme eines
Bataillons, das in Schleswig-Holstein stand, das
ganze Heer, fast 20000 Mann Linientruppen,
denen durch die Flucht aller Offiziere freilich
gegen 300 Führer verloren gegangen waren. Dazu
standen 14000 bis 15000 Mann Bürgcrwehreu
unter den Waffen, und ferner wurde in Baden
wie in der Pfalz das erste Aufgebot der Volks-
wehr mobil gemacht, alle ledigen Männer von
achtzehn bis dreißig Jahren, die man auf 8000
bis 10000 Köpfe schätzen konnte. Dazu kam eine
Anzahl von Freikorps, in der Pfalz ein rhein-
hessisches Korps unter den leider ganz unfähigen
Führern Zitz tind Bantberger, dann Millichs Frei-
schaar, die aus Arbeitern, Studenten, Turnern
zusammengesetzt war und auch eine Kompagnie
rheinpreußischer Rebellen umfaßte, in Baden die
Flüchtlingslegion unter Böning, die Blusenbatterie
unter Borckheim, die Heilbronner Schützen und
namentlich die Hanauer Turner, eine sehr tapfere
und tüchtige Truppe, die sich aus ihrer Heimath
zu dem badischen Aufstande durchgeschlagen hatte.
Zu einer ausreichenden Organisation dieser
Streitkräfte fam es aber nicht, obgleich reichlich
ein Monat Zeit dafür gewesen wäre. In der
Pfalz fehlte es an Geld, und die Bevölkerung
nahm die Dinge etwas sehr auf die leichte Achsel.
Engels schildert diese Zustände als Augenzeuge
ivie folgt: „Wer die Pfalz nur einmal gesehen
hat, begreift, daß eine Bewegung in diesem wein-
reichen und weinseligen Lande einen höchst heiteren
Charakter annehmen mußte. Man hatte sich end-
lich einmal die schwerfälligen, pedantischen, alt-
bairischen Bierseelen vom Halse geschafft und
an ihrer Stelle fidele pfälzische Schoppenstecher
zu Beamten ernannt. Man war endlich jene tief-
sinnig thuende bairische Polizeichikane los, die
dem flotten Pfälzer schwerer auf dem Herzen lag,
als irgend etwas Aitderes. Die Herstellung der
Kneipfreiheit war der erste revolutionäre Akt des
pfälzischen Volkes: die ganze Pfalz verwandelte
sich in eine große Schenke, und die Massen geistigen
Tranks, die ,im Namen des pfälzischen Volkes'
während dieser sechs Wochen verzehrt wurden,
überstiegen jede Berechnung." Engels verkennt
daneben nicht, daß die lachenden Regenten der
revolutionären Pfalz sich besser benommen und
verhültnißmäßig mehr geleistet haben, als der
„gesiunungstüchtige" Brentano in Karlsruhe, der
trotz allem Bitten der provisorischen Regierung
in Kaiserslautern ihr das verweigerte, was er
mit vollen Händen hätte gewähren können, und
was, nicht gewährt, auch den besten Willen lähmen
mußte, näinlich Geld und Waffen.
Die Aushebung der pfälzischen Volkswehr
ging nieist nur auf dem Papier vor sich; soweit
sie aber gelang, wurden die ganz ungeübten Re-
kruten mit den alten Liniensoldaten zusammen-
geworfen, die zum Aufstande übergegangen waren.
Das wäre in einem aktiven Feldzuge mit strenger
Disziplin und fortwährender Waffenübung auch
sehr rathsam gewesen, aber da die Waffen fehlten,
wirkliche Bataillone nicht zusammenkamen und die
Rekruten nicht einexerzirt werden konnten, so hatten
die Soldaten nichts zu thun, verbummelten alle
Disziplin und kriegerische Haltung, liefen theil-
weise selbst auseinander. Nur Millichs Freikorps
zeichnete sich aus, indem es die Festungen Germers-
heim und Landau, die in Feindeshand geblieben
waren, unausgesetzt beunruhigte und ihnen die
Zufuhren abschnitt, wenn auch der Mangel an
Artillerie ihre Eroberung verhinderte. In der
Stunde der Entscheidung hatte die Pfalz nur
5000 bis 6000 Mann aufzuweisen, die mit Ge-
wehren aller Art bewaffnet waren, und daneben
1000 bis 1500 Sensenmänner: Alles in Allem
weniger eine organisirte Kriegstruppe, als einen
schlecht gerüsteten Haufen, der zudem in dem
polnischen General Sznapde einen total unfähigen
Führer besaß.
lieber das badische Heer sagt Johann Philipp
Becker, ein kundiger Urtheiler, daß es „nicht nur
äußerlich im Verfalle, sondern auch gänzlich de-
moralisirt" gewesen sei. Das war nach der Vor-
geschichte dieses Heeres nicht anders zu erwarten,
jedoch stellten sich seiner Reorganisation die größten
Hindernisse entgegen, nicht allein durch die hin-
schleppende und verwirrende Politik Brentanos,
sondern auch dadurch, daß in dem gelichteten
Offizierkorps immer noch eine Anzahl unzuver-
lässiger Elemente zurückgeblieben und den Soldaten
die Wahl der neu einzustellenden Offiziere bis
zum Stabsoffizier aufwärts freigegeben worden
war. Die Bürgerwehren waren zum Felddienst
wenig tauglich, und theilweise, besonders in den
größeren Städten, direkt reaktionär gesinnt. Da-
gegen glückte es mit der Organisation der Volks-
wehr in Baden etwas besser, als in der Pfalz,
da die badischen Volkswehren in Johann Philipp
Becker einen tüchtigen Führer erhielten; aus der
Schule der schweizerischen Miliz hervorgegangen,
wußte dieser wackere Kämpfer mit einem Material,
das für Linienofstziere schwer oder gar nicht zu
handhaben war, wohl etwas anzufangen, nur
hatte auch er unausgesetzt mit dem bösen Willen
Brentanos zu känipfen.
Am 25. Mai wurde der ehemalige Leutnant
Sigel, der den Heckerputsch im Frühling 1848
mitgemacht hatte und dadurch populär geworden
war, zuni Oberbefehlshaber der badischen Streit-
kräste ernannt. Sigel war ein entschlossener und
tapferer, aber noch sehr junger Offizier, den die
Eifersucht seiner älteren Untergebenen und auch
wohl der Mangel an eigener Erfahrung mit
einem empfindlichen Mißerfolg beginnen ließen.
Er machte am 30. Mai einen Vorstoß nach Hessen,
in der ganz richtigen Absicht, die Revolution wenn
inöglich noch über die badischen Grenzen hinaus-
zutragen, wurde aber mit leichter Mühe zurück-
geschlagen , unter großer Panik der eigenen
Truppen. Darauf setzte ihn Brentano ab und
gab den Oberbefehl an den ebenso reaktionären
wie untüchtigen Hauptmann v. Beck. Allein da-
mit hatte der Biedermann seine Karten doch etwas
zu früh aufgedeckt, und da die ganze Lage in-
zwischen bedrohlich geworden war, so zwang ihn
ein sehr hörbares Murren in Heer und Volk, den
polnischen Feldherrn Mieroslawski zur Führung
der badisch-pfälzischen Truppen herbeizurufen.
Mieroslawski traf am 10. Juni in Karlsruhe
ein. Er hatte in Posen und Sizilien gekämpft,
immer mit Unglück, aber auch immer mit mili-
tärischem Talent, und obgleich ihn seine Un
keuntniß der deutschen Sprache wenig zum Leiter
eines deutschen Revolutionshceres befähigte, so
wußte er doch schnell das Zutrauen der Soldaten
zu gewinnen. Mit seinem Eintreffen nahm das
badische Heer eine ungleich festere Haltung ein.
Um die versäuniten Gelegenheiten einzuholen, ivar
es freilich zu spät, denn der Feind rückte heran.
Mieroslawski mußte mit dem schlagen, was
er hatte; in seinem Bulletin vom 15. Juni gab
er die Gesamnitstärke der badischen Feldarinee
auf 20000 Mann an, wovon nur zwei Drittel
zum Kampfe zu verwenden und höchstens die
Hälfte eine geregelte Schlacht zu liefern im
Stande sei. * *
*
Während Brentano die badische Revolution
lahm legte, hatte der flüchtige Großherzog sich
besser zu rüsten verstanden. Er wandte sich zu-
nächst an den sogenannten Reichsverweser, was
bei dessen Ohnmacht nicht sehr praktisch, aber in-
soweit ganz logisch war, als die badische Regierung
ja die Reichsverfassung anerkannt hatte. Auch
inachte das Reichsministerium mobil, ivas ihur
von Truppen zur Hand war, meist kleinstaatliche
Kontingente, die unter dem Befehle des bisherigen
Reichskriegsministers v. Peuckcr, eines preußischen
Generals, ein Buudesarmeckorps von 20 000 bis
25 000 Mann bildeten, um gegen Baden vorzu-
rücken. Aber da der Großherzog der zerschmettern-
den Kraft dieser Kriegsmacht nicht ohne Grund
mißtraute, so rief er auch die preußische Hilfe an
und erhielt sie um einen dreifachen Preis: um
den Verrath an der Reichsverfassung, die Aner-
kennung der preußischen Hegemonie und die Er-
nennung eines schroff reaktionären Ministeriums.
Der Großherzog zahlte willig mit seiner Ehre
und Würde, um nur ja sein Thrönchen wieder
zu ergattern.
Run wurden auch zwei preußische Armeekorps,
jedes ebenfalls 20 000 bis 25 000 Mann stark,
gegen den badisch-pfälzischen Aufstand mobil ge-
von Franz Mehring.
Die badisch-pfälzische Revolution, die in diesen
Tagen vor fünfzig Jahren ihre letzten Kämpfe
schlug, konnte über verhültnißmäßig nicht geringe
militärische Hilfsmittel gebieten, über viel mehr,
als irgend einer anderen Erhebung der deut-
schen Revolutionsjahre zur Verfügung gestanden
hatten.
In der Pfalz waren etwa 3000 Mann bairi-
scher Truppen zum Aufstand übergegangen, in
Baden aber, mit der einzigen Ausnahme eines
Bataillons, das in Schleswig-Holstein stand, das
ganze Heer, fast 20000 Mann Linientruppen,
denen durch die Flucht aller Offiziere freilich
gegen 300 Führer verloren gegangen waren. Dazu
standen 14000 bis 15000 Mann Bürgcrwehreu
unter den Waffen, und ferner wurde in Baden
wie in der Pfalz das erste Aufgebot der Volks-
wehr mobil gemacht, alle ledigen Männer von
achtzehn bis dreißig Jahren, die man auf 8000
bis 10000 Köpfe schätzen konnte. Dazu kam eine
Anzahl von Freikorps, in der Pfalz ein rhein-
hessisches Korps unter den leider ganz unfähigen
Führern Zitz tind Bantberger, dann Millichs Frei-
schaar, die aus Arbeitern, Studenten, Turnern
zusammengesetzt war und auch eine Kompagnie
rheinpreußischer Rebellen umfaßte, in Baden die
Flüchtlingslegion unter Böning, die Blusenbatterie
unter Borckheim, die Heilbronner Schützen und
namentlich die Hanauer Turner, eine sehr tapfere
und tüchtige Truppe, die sich aus ihrer Heimath
zu dem badischen Aufstande durchgeschlagen hatte.
Zu einer ausreichenden Organisation dieser
Streitkräfte fam es aber nicht, obgleich reichlich
ein Monat Zeit dafür gewesen wäre. In der
Pfalz fehlte es an Geld, und die Bevölkerung
nahm die Dinge etwas sehr auf die leichte Achsel.
Engels schildert diese Zustände als Augenzeuge
ivie folgt: „Wer die Pfalz nur einmal gesehen
hat, begreift, daß eine Bewegung in diesem wein-
reichen und weinseligen Lande einen höchst heiteren
Charakter annehmen mußte. Man hatte sich end-
lich einmal die schwerfälligen, pedantischen, alt-
bairischen Bierseelen vom Halse geschafft und
an ihrer Stelle fidele pfälzische Schoppenstecher
zu Beamten ernannt. Man war endlich jene tief-
sinnig thuende bairische Polizeichikane los, die
dem flotten Pfälzer schwerer auf dem Herzen lag,
als irgend etwas Aitderes. Die Herstellung der
Kneipfreiheit war der erste revolutionäre Akt des
pfälzischen Volkes: die ganze Pfalz verwandelte
sich in eine große Schenke, und die Massen geistigen
Tranks, die ,im Namen des pfälzischen Volkes'
während dieser sechs Wochen verzehrt wurden,
überstiegen jede Berechnung." Engels verkennt
daneben nicht, daß die lachenden Regenten der
revolutionären Pfalz sich besser benommen und
verhültnißmäßig mehr geleistet haben, als der
„gesiunungstüchtige" Brentano in Karlsruhe, der
trotz allem Bitten der provisorischen Regierung
in Kaiserslautern ihr das verweigerte, was er
mit vollen Händen hätte gewähren können, und
was, nicht gewährt, auch den besten Willen lähmen
mußte, näinlich Geld und Waffen.
Die Aushebung der pfälzischen Volkswehr
ging nieist nur auf dem Papier vor sich; soweit
sie aber gelang, wurden die ganz ungeübten Re-
kruten mit den alten Liniensoldaten zusammen-
geworfen, die zum Aufstande übergegangen waren.
Das wäre in einem aktiven Feldzuge mit strenger
Disziplin und fortwährender Waffenübung auch
sehr rathsam gewesen, aber da die Waffen fehlten,
wirkliche Bataillone nicht zusammenkamen und die
Rekruten nicht einexerzirt werden konnten, so hatten
die Soldaten nichts zu thun, verbummelten alle
Disziplin und kriegerische Haltung, liefen theil-
weise selbst auseinander. Nur Millichs Freikorps
zeichnete sich aus, indem es die Festungen Germers-
heim und Landau, die in Feindeshand geblieben
waren, unausgesetzt beunruhigte und ihnen die
Zufuhren abschnitt, wenn auch der Mangel an
Artillerie ihre Eroberung verhinderte. In der
Stunde der Entscheidung hatte die Pfalz nur
5000 bis 6000 Mann aufzuweisen, die mit Ge-
wehren aller Art bewaffnet waren, und daneben
1000 bis 1500 Sensenmänner: Alles in Allem
weniger eine organisirte Kriegstruppe, als einen
schlecht gerüsteten Haufen, der zudem in dem
polnischen General Sznapde einen total unfähigen
Führer besaß.
lieber das badische Heer sagt Johann Philipp
Becker, ein kundiger Urtheiler, daß es „nicht nur
äußerlich im Verfalle, sondern auch gänzlich de-
moralisirt" gewesen sei. Das war nach der Vor-
geschichte dieses Heeres nicht anders zu erwarten,
jedoch stellten sich seiner Reorganisation die größten
Hindernisse entgegen, nicht allein durch die hin-
schleppende und verwirrende Politik Brentanos,
sondern auch dadurch, daß in dem gelichteten
Offizierkorps immer noch eine Anzahl unzuver-
lässiger Elemente zurückgeblieben und den Soldaten
die Wahl der neu einzustellenden Offiziere bis
zum Stabsoffizier aufwärts freigegeben worden
war. Die Bürgerwehren waren zum Felddienst
wenig tauglich, und theilweise, besonders in den
größeren Städten, direkt reaktionär gesinnt. Da-
gegen glückte es mit der Organisation der Volks-
wehr in Baden etwas besser, als in der Pfalz,
da die badischen Volkswehren in Johann Philipp
Becker einen tüchtigen Führer erhielten; aus der
Schule der schweizerischen Miliz hervorgegangen,
wußte dieser wackere Kämpfer mit einem Material,
das für Linienofstziere schwer oder gar nicht zu
handhaben war, wohl etwas anzufangen, nur
hatte auch er unausgesetzt mit dem bösen Willen
Brentanos zu känipfen.
Am 25. Mai wurde der ehemalige Leutnant
Sigel, der den Heckerputsch im Frühling 1848
mitgemacht hatte und dadurch populär geworden
war, zuni Oberbefehlshaber der badischen Streit-
kräste ernannt. Sigel war ein entschlossener und
tapferer, aber noch sehr junger Offizier, den die
Eifersucht seiner älteren Untergebenen und auch
wohl der Mangel an eigener Erfahrung mit
einem empfindlichen Mißerfolg beginnen ließen.
Er machte am 30. Mai einen Vorstoß nach Hessen,
in der ganz richtigen Absicht, die Revolution wenn
inöglich noch über die badischen Grenzen hinaus-
zutragen, wurde aber mit leichter Mühe zurück-
geschlagen , unter großer Panik der eigenen
Truppen. Darauf setzte ihn Brentano ab und
gab den Oberbefehl an den ebenso reaktionären
wie untüchtigen Hauptmann v. Beck. Allein da-
mit hatte der Biedermann seine Karten doch etwas
zu früh aufgedeckt, und da die ganze Lage in-
zwischen bedrohlich geworden war, so zwang ihn
ein sehr hörbares Murren in Heer und Volk, den
polnischen Feldherrn Mieroslawski zur Führung
der badisch-pfälzischen Truppen herbeizurufen.
Mieroslawski traf am 10. Juni in Karlsruhe
ein. Er hatte in Posen und Sizilien gekämpft,
immer mit Unglück, aber auch immer mit mili-
tärischem Talent, und obgleich ihn seine Un
keuntniß der deutschen Sprache wenig zum Leiter
eines deutschen Revolutionshceres befähigte, so
wußte er doch schnell das Zutrauen der Soldaten
zu gewinnen. Mit seinem Eintreffen nahm das
badische Heer eine ungleich festere Haltung ein.
Um die versäuniten Gelegenheiten einzuholen, ivar
es freilich zu spät, denn der Feind rückte heran.
Mieroslawski mußte mit dem schlagen, was
er hatte; in seinem Bulletin vom 15. Juni gab
er die Gesamnitstärke der badischen Feldarinee
auf 20000 Mann an, wovon nur zwei Drittel
zum Kampfe zu verwenden und höchstens die
Hälfte eine geregelte Schlacht zu liefern im
Stande sei. * *
*
Während Brentano die badische Revolution
lahm legte, hatte der flüchtige Großherzog sich
besser zu rüsten verstanden. Er wandte sich zu-
nächst an den sogenannten Reichsverweser, was
bei dessen Ohnmacht nicht sehr praktisch, aber in-
soweit ganz logisch war, als die badische Regierung
ja die Reichsverfassung anerkannt hatte. Auch
inachte das Reichsministerium mobil, ivas ihur
von Truppen zur Hand war, meist kleinstaatliche
Kontingente, die unter dem Befehle des bisherigen
Reichskriegsministers v. Peuckcr, eines preußischen
Generals, ein Buudesarmeckorps von 20 000 bis
25 000 Mann bildeten, um gegen Baden vorzu-
rücken. Aber da der Großherzog der zerschmettern-
den Kraft dieser Kriegsmacht nicht ohne Grund
mißtraute, so rief er auch die preußische Hilfe an
und erhielt sie um einen dreifachen Preis: um
den Verrath an der Reichsverfassung, die Aner-
kennung der preußischen Hegemonie und die Er-
nennung eines schroff reaktionären Ministeriums.
Der Großherzog zahlte willig mit seiner Ehre
und Würde, um nur ja sein Thrönchen wieder
zu ergattern.
Run wurden auch zwei preußische Armeekorps,
jedes ebenfalls 20 000 bis 25 000 Mann stark,
gegen den badisch-pfälzischen Aufstand mobil ge-