—*}r Proletarier.
P
Das Dirn erschöpft, der Arm erschlafft.
Den ganzen Tag hav' ich geschafft.
Zn meiner Merkstatt musst' ich stehn, -
Meiss nicht, oh wir uns Wiedersehn,
Meiss nicht, oh ich dich wiederfind'»
Mein armes, sterhenskrankes Kind.
*
Du schauerliche, grimme Macht,
Die aus den Menschen Sklaven macht,
Du Angeheuer Kapital,
Dicht fühlen dürfen wir zumal»
Dicht Sehmerz empfinden sollen wir, -
Mir konnten Mehrwerth rauhen dir!
Du sangst an uns polppengleieh, -
So machst du deine Klasse reich!
Du saugst ans uns das Lehensmark, —
So machst du deine Klasse stark,
Dann zwingt sie uns mit mäeht'ger Dand,
Lins, die in Düngers Joch gespannt,
Lnr Arbeit für den Sklavenherrn,
Andess die Ansern sterhen fern.
Doch jede Thräne, die entquoll.
And jeder Seufzer, der erscholl.
And unterdrückten Grimmes Sehrei,
Lrpresst durch eure Tyrannei,
Häuft an das Maass!- Doch wenn es voll,
Dann zahlt ihr uns des IRcchtcs Loli.
Dann dankt dem Gott, an den ihr glaubt,
Zn dessen Damen ihr gerauht,
Dass menschlicher als ihr wir fühlen»
An euch nicht unsre Kaehe kühlen,
Dur Grdnung sehaffen hier auf Lrden,
Dass aus den Sklaven Menschen werden.
Dscknggernaut.
¥
flu der Strassenecke stand ich. Dor mir
ein weiter leerer Platz, Rart klirrten die Steine
unter meinem Jusse, wenn ich hin und wieder
schritt.
Erdrückend lastete der regengraue Rimmel
über den Mauern der Gebäude, die wie Sil-
houetten nur ihre groben Umrisse zeigten.
Unheimlich hallte mein Tritt. Soweit mein
fluge reichte, konnte es kein lebendes UJcsen
erblicken. Ich fühlte mich verlassen. Ein Druck
lastete auf meinem Rerzen. In dem heissen
Kopfe schwirrten quälende Bedanken und
Tragen, gleich boshaften Spukgeistern.
| Bum!_Bum!_Uom Kirchthurm
j herab, der sich protzig über seinen scheu zu
sammengeduckten Nachbarn erhebt, schallen
sechs schwere, dumpfe Schläge. Jeder schnei-
det mir ins Rerz, durchschauert mich bis ins
innerste Mark.
Knarrend öffnen sich die schweren Tbiiren
des Gefängnisses für unschuldig Uerurtheilte,
über die der Ricbtersprucb gefallen: „Sie
sollen langsam hingerichtet werden!“
Ein langer Zug; so wallen sie heraus.
Greise, alte zitternde Männer, der Erlösung
nabe durch den Tod, ihren einzigen wahren
Trost, ihre einzige untrügliche Roffnung.
Sie werden wohl bald ihr müdes Raupt in
einem stillen (Dinkel zur ewigen Ruhe legen,
imbeweint, unbeklagt und unbekannt. Sie
werden dem milden Tröster folgen ohne Groll,
ohne Tluch, matt und dumpf.
Schlafen! Schlafen!
Siehst du den Mann dort, noch unge-
brochen, in der Dollkraft seines Lebens?
Rart, wie aus Granit gemeisselt, sind seine
Züge. Noch lodert in den Augen eine ver-
zehrende Glutb und unter der hohen, früh-
gefurchten Stirn leben und weben heisse,
wilde Gedanken.
Die Noch hat ihn denken gelehrt. Sie bat
ihn nachgrübeln lassen über die dunkeln
Quellen all dieses Elends, dieser Derkomnien-
beit einerseits, dieser gemeinen Derscbwen-
dung und Dergeudung andererseits, und er
bat erkannt, dass jeder zuerst selbst den
Nebel des (Dahns undlrrtbums, der ihn um-
lagert, durchbrechen muss, ehe er andern den
(Deg zur Befreiung und Erlösung zeigen kann.
Dort kommt die Schaar der Jünglinge,
kräftige Gestalten voll Lebensdrang, fluch
sie fühlen den Druck, der auf allen lastet.
Ihr Rerz schlägt rascher und ihre Rand ballt
sich krampfhaft, wenn sie Zusehen müssen,
wie andere: „Schmarotzer der Menschheit“,
die Trüchte ihres Schweisses, ihrer Knecht-
schaft einheimsen.
Und nachdem die Seierabendglocke ertönt,
wenn das ärmliche Mahl mit Dater, Mutter,
P
Das Dirn erschöpft, der Arm erschlafft.
Den ganzen Tag hav' ich geschafft.
Zn meiner Merkstatt musst' ich stehn, -
Meiss nicht, oh wir uns Wiedersehn,
Meiss nicht, oh ich dich wiederfind'»
Mein armes, sterhenskrankes Kind.
*
Du schauerliche, grimme Macht,
Die aus den Menschen Sklaven macht,
Du Angeheuer Kapital,
Dicht fühlen dürfen wir zumal»
Dicht Sehmerz empfinden sollen wir, -
Mir konnten Mehrwerth rauhen dir!
Du sangst an uns polppengleieh, -
So machst du deine Klasse reich!
Du saugst ans uns das Lehensmark, —
So machst du deine Klasse stark,
Dann zwingt sie uns mit mäeht'ger Dand,
Lins, die in Düngers Joch gespannt,
Lnr Arbeit für den Sklavenherrn,
Andess die Ansern sterhen fern.
Doch jede Thräne, die entquoll.
And jeder Seufzer, der erscholl.
And unterdrückten Grimmes Sehrei,
Lrpresst durch eure Tyrannei,
Häuft an das Maass!- Doch wenn es voll,
Dann zahlt ihr uns des IRcchtcs Loli.
Dann dankt dem Gott, an den ihr glaubt,
Zn dessen Damen ihr gerauht,
Dass menschlicher als ihr wir fühlen»
An euch nicht unsre Kaehe kühlen,
Dur Grdnung sehaffen hier auf Lrden,
Dass aus den Sklaven Menschen werden.
Dscknggernaut.
¥
flu der Strassenecke stand ich. Dor mir
ein weiter leerer Platz, Rart klirrten die Steine
unter meinem Jusse, wenn ich hin und wieder
schritt.
Erdrückend lastete der regengraue Rimmel
über den Mauern der Gebäude, die wie Sil-
houetten nur ihre groben Umrisse zeigten.
Unheimlich hallte mein Tritt. Soweit mein
fluge reichte, konnte es kein lebendes UJcsen
erblicken. Ich fühlte mich verlassen. Ein Druck
lastete auf meinem Rerzen. In dem heissen
Kopfe schwirrten quälende Bedanken und
Tragen, gleich boshaften Spukgeistern.
| Bum!_Bum!_Uom Kirchthurm
j herab, der sich protzig über seinen scheu zu
sammengeduckten Nachbarn erhebt, schallen
sechs schwere, dumpfe Schläge. Jeder schnei-
det mir ins Rerz, durchschauert mich bis ins
innerste Mark.
Knarrend öffnen sich die schweren Tbiiren
des Gefängnisses für unschuldig Uerurtheilte,
über die der Ricbtersprucb gefallen: „Sie
sollen langsam hingerichtet werden!“
Ein langer Zug; so wallen sie heraus.
Greise, alte zitternde Männer, der Erlösung
nabe durch den Tod, ihren einzigen wahren
Trost, ihre einzige untrügliche Roffnung.
Sie werden wohl bald ihr müdes Raupt in
einem stillen (Dinkel zur ewigen Ruhe legen,
imbeweint, unbeklagt und unbekannt. Sie
werden dem milden Tröster folgen ohne Groll,
ohne Tluch, matt und dumpf.
Schlafen! Schlafen!
Siehst du den Mann dort, noch unge-
brochen, in der Dollkraft seines Lebens?
Rart, wie aus Granit gemeisselt, sind seine
Züge. Noch lodert in den Augen eine ver-
zehrende Glutb und unter der hohen, früh-
gefurchten Stirn leben und weben heisse,
wilde Gedanken.
Die Noch hat ihn denken gelehrt. Sie bat
ihn nachgrübeln lassen über die dunkeln
Quellen all dieses Elends, dieser Derkomnien-
beit einerseits, dieser gemeinen Derscbwen-
dung und Dergeudung andererseits, und er
bat erkannt, dass jeder zuerst selbst den
Nebel des (Dahns undlrrtbums, der ihn um-
lagert, durchbrechen muss, ehe er andern den
(Deg zur Befreiung und Erlösung zeigen kann.
Dort kommt die Schaar der Jünglinge,
kräftige Gestalten voll Lebensdrang, fluch
sie fühlen den Druck, der auf allen lastet.
Ihr Rerz schlägt rascher und ihre Rand ballt
sich krampfhaft, wenn sie Zusehen müssen,
wie andere: „Schmarotzer der Menschheit“,
die Trüchte ihres Schweisses, ihrer Knecht-
schaft einheimsen.
Und nachdem die Seierabendglocke ertönt,
wenn das ärmliche Mahl mit Dater, Mutter,