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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0141
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. 3038

Huf der Suche nach weiterem Material für die Denkschrift. ~v—

„Wir werden ein ganz erstaunliches Material zur Begründung
der Zuchthausvoriage zusammenbringen."

„Hm. hm. wenn wir das auf den Tisch des Reichstags niederlegen,
dann wollen wir doch einmal sehen, ob der Schrecken nicht wirkt!"

Sozialisten im kDimsterium.

Dies ist die neueste TKHunöermär,

Die alle Wielt erregt so sebr.

Die /Daneber Dcrzcn trob bewegt,
Andcss manch Anderer Trauer trügt:
Am IKablnctt MaldeeK-lltousseau
Sitzt /IKillcrand und Waudin trob.

Wnd die so scbnetdige AunKersebaar,
Sie seutzet: „Gross ist die Getabr,
Die unser Auge da erblickt.

Sind die Franzosen ganz verrückt!?
Dagegen biltt nur eines sebnell:
Stellt Frankreich unter Ikuratel!"

ICn.

Der Segen des Beichtstuhles in
Frankreich.

Beichtkind (französischer Offizier »ttd ehemals Bei-
sitzer im Dreyfus-Kriegsgerichl): Ach Hochwürden — ich
habe schon längere Zeit Gewissensbisse!

Beichtvater: So beichte mein Sohn, — die
Kirche hat von Gott die Macht auf Erden, alle
Sünden zu vergeben, sie ist dein Aufrichtigen
gnädig!

Beichtkind: Nun denn: ich habe böse Ge-
wissensbisse über unser Verfahren und Urtheil im
Dreyfnsprozeß. Wir verdammten diesen Menschen
ans Grund des geheimen Dossiers, der nur uns
vorgelegt wurde.

Beichtvater: Aber mein Sohn, das Vorbild
deiner Vorgesetzten, Boisdeffre, Mercier u. s. w.,
welche schweigen, muß doch auch dir Beruhigung
geben, denn, was die von Gott gewollte Obrig-
keit .....

Beichtkind: Aber wie inan jetzt erst auf-
geklärt wird, ist ja ein solches Verfahren gesetz-
widrig und ein Verbrechen!

Beichtvater: Jin Namen des heiligen Geistes:
Unseliger, schiveig! Du bist „a u f g e k l är t" worden!
Sagt dir dieses Wort nicht, daß dich nicht das
gute, sondern das böse Gewissen verführen will?
O, der Satan in höchsteigener Person will dich
überlisten! Aber laß der Sünde nicht ihren Willen,

sondern herrsche über sie! Der Herr schütze dich
und gebe dir Kraft!

Beichtkind: Gelobt sei Jesus Christus —
Ihnen! k.

Briefkasten.

(Unverlangte Manuskripte werden nicht zurückgesandt.)

F. Ls. in A. Sehr hübsch, aber zum Abdruck ungeeignet.

w. L. Unverständlich.

w. F. in w. Gut ist es, wenn „Alle fest Zusammen-
halten, sobald die mächtige Fackelflamme zum Kampf ruft".
Daß wir „nach dem Kainpf glücklich sein können", ist recht
erfreulich.

M. LN. in B. Sie singen in dem Gedicht „An Bebel
und den Zukunftsstaat":

„Du, der du doch (!) immer als Held für Wahrheit
Büßtest, die nur im Traum gesungen ward.

Und hochbeglückt den Strang (?) iin Schwünge führest.

Der jetzt uns frech das Heiligste verletzt."

Wir veröffentlichen hiermit den Kern Ihres Gedichts und
schließen mit der berühmten Strophe: Dir, den der dunkle
Drang des deutschen Dichters durchdrungen, dir, Diogenes,
Dank durch den deutlichsten Druck! - „Eine römische Ver-
brechergesellschaft" ungeeignet. — Ihr Brief kostete uns 20 Pf.
Strafporto!

A. w. Daß ein „von allerhöchster Hand geschossener
Bock ein Hochgenuß für einen patriotischen Magen ist", dürfte
kaum zu bezweifeln sein.

Schm, in A. Siefragen: „Was ist Gottesgnadenthum?"
Eine sehr bekannte Sache, die des Näheren in 8 95 des Straf-
gesetzbuchs auseinandergesetzt ist. Wir bitten dort Nachlesen
zu wollen.

Paracelsus. So böse war es doch nicht gemeint. Der
gute Doktor P. würde wohl selbst über das Bild gelacht haben.

<£. R. in Pegau. Ihr Bürgermeister ist bereits berühmt
genug, wir wollen es dabei bewenden lassen. — Eine ver-
heirathete Frau kann selbstverständlich nie minderjährig sein,
daran ändern auch die Pegauer Schöffen nichts.

<£. 2C. in B. „Die Wage der Gerechtigkeit" wird auch
nicht richtiger wiegen, wenn sie vor das kgl. Aichamt kommt.
Eine Krähe hackt bekanntlich der andern die Augen nicht aus.

Ls. Ls. in B. Bereits in anderer Form benützt.

Zwei lustige Studenten in Königsberg. Wir sotten
die Nichtbestätignng Kirschncrs illustriren, und zwar nach dem
Verse Vergils: „Theseus sitzet, der Arme, und wird hier
ewiglich sitzen." Die Illustrationen besorgt der „Ulk" prompt
jeden Samstag; der nichtbesttttigte Bürgermeister von Berlin,
der moderne Thilo v. Wartenberg, mag sich daran genügen
lassen. Wenn „Herkules Proletariat erst die rostigen Ketten
zerschlagen hat, mit denen das Bürgerthum schmachvoll ge-
fesselt ist", dann wird der Bär von Berlin wohl allein tanzen
können.

Zi. D. „Es ist erreicht!" — der Papierkorb nämlich.

A. w. Zum Theil verwendet.

Schreiben des Lserrn von Vufselthier an den
,,wahren Jacob".

Herr Redakteur! Es ist, sapperlot.

Mit der Arbeiter Frechheit die alte Leier!

Vor Aufregung bin ich, auf Ehre, halb todt.

Als ich von einer patriotischen Feier
Heut' früh in bester Stimmung kam.

Da gingen zwei Arbeiter vor mir her.

Von dem Einen ich folgende Worte vernahm:

„Wat? Siebzehn Fröschen kriegst du? Nich mehr?

Und vor det Sündenjeld arbeetst du weiter?!"

Voll Entsetzen verblieb ich starr und stumm.

Der Verbrecher entkam! Es ist wirklich heiter.

Der Mensch, der läuft jetzt noch frei herum!

Wenn Sie nun in Ihrem geschützten Blatt
In dieser Sache 'nen Aufruf erlassen.

Vielleicht wär' der Kerl, der die Aeußerung that
Und ins Zuchthaus muß, trotzdem noch zu fassen.

(Auch hier wär' die Prügelstraf' angebracht!)

Jchmein', daß nichtSitteundOrdnungliebt,
Ja, daß sich geradezu strafbar macht.

Wer solchen Leuten noch Arbeit giebt.

Die Gesinnung ist „gut", die Ihr Blatt vertritt,

Herr Redakteur! — so sagte man mir —,

Drum hoff' ich, geht wohl nicht fehl meine Bitt'

Um Veröfsentlichnng. Ihr u0„ ®uffe[t$ier.
Vielleicht kann Herr v. Posadowsky diese Denunziation für
seine Denkschrift verwenden.

Abgelehnt: Prager Genosse. — N. F. in B. —
R. N. in B. — A. X. in D. — Z. in Ls. — K. LN. in G.
Ls. Ls. in LN. — X. P. in w. — w. X. in B.

Ansichtspostkarten
des Ulabren Jacob

legt jeder Kolporteur vor.« «

wr- lüir bitten zu verlangen! «

¥

erschienen sind neun farbige
und vierzehn schwarze Karten.

(Heitere Serien sind in (Jorbereitung.

Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dietz Rachf. (G. m. b. H.) uv Stuttgart.
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