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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0182
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— 3080

Herbstgeöanken.

Wir hatten recht viel Sonnenschein
Und reichlich war die Lrute Heuer,

Man brachte trocken sie herein,

So wird das Brot nicht allzu theuer.

Nur die Ostelbier wünschen leise

Sich noch mehr Roru und — höh're Preise.

Doch diese Braven sind zum Gluck,
wenn sie die Wahrheit auch nicht fassen,
Vom Ganzen nur ein kleines Stück;

Man kann sie ruhig maulen lassen
Und sich erfreuen allerwegen
An diesem reichen Lrntesegen.

Zn Hilfe kain der Sonnenschein
Trotz Sauerwurm und Beerenstecher
Zur rechten Zeit dem edlen wein,

Dem altbewährten Sorgenbrecher.

Des freu'n sich Gläubige wie Aetzer,

Denn vor'ges Jahr wuchs eitel Urätzer.

Nicht Jeder kann in Aellerlnft

Air unsres Rheingaus goldrren Gaben

Und ihrem seinen, starken Duft

Andächtig Zung' und Nase laben,

Doch wälzen fort die Sorgensteinc
Auch Mosel- oder Schwabenweine.

wem nun versagt so edles Naß,

Der greif' getrost zu Malz und Hopfen,

Und lag're sich vor einem Faß,

Auch Braunbier ist ein guter Tropfen;

Laßt schäumend mit vergnügten Sinnen
Den Inhalt in die Artige rinnen.

Doch welcher Art auch euer Trank,

Ob bairisch er, ob er vom Rheine —

Ihr zechtet nimmer nrir zu Darrk,

Vergäßet dabei ihr das Line:

Das erste Glas ist stets zu leeren
Mit Hurrah zu der Freiheit Lhren!

Gedenket auch der Reaktion,

Lin pcreat gilt's ihr zu bringen!

Sie soll bald unter Spott und Hohn
Aus unserm guten Deutschland schwinden!
In solchem Geist genießt in Frieden,
was dieser reiche gerbst beschieden!

Der wahre Jacob.

Inhalt drr Unterhaltungs-Beilage.

August Jacobey. (Mit Porträt.) — Villagos und Arad.
Von Hranz Mehring. — Bilder aus der Dreyfus-Affaire.
(Jllustralion.) — Posadowsky. Gedicht. — Ein Muster-Mieth-
vertrag. — krobatum est. Gedicht. — Druckfehler. — Anzeigen.

Außerdem liegt dieser Nummer bei: Kunde von
Nirgendwo. 11. Bogen.

Die Henker von Heimes.

wenn ihr ein Werk des Wahnsinns und derDummbeit,
Ein Werk der Bosheit zu vollenden habt,

So legt’s nur ruhig in Soldatenhände.

Die Soldateska hat’s ja immerdar

Als ganz hesondern Hochgenuss betrachtet,

Dem aufgeklärten Bürgertbum die Jaust
ITlit vollem Dachdruck ins Besicht zu schlagen
Und an! den bürgerlichen Rechtsbegriffen
Herumzutrampeln mit den Dagelscbub’n.

Seit Monden nun verfolgen atbemlos
Millionen braver, aufgeklärter Menschen
Den Kampf des Rechts mit dem Soldatenthum,

Den Kampf der Wahrheit wider Lüge und Betrug.
Sie jauchzen auf, wenn nach und nach der Knaul
Entwirrung findet durch gewandte Hände,

Wenn hell und immer heller aus den Wolken
Der Stern der Wahrheit milden Glanzes tritt,

Wenn jeder Lag die Hoffnung zur Gewissheit
Zu steigern scheint, man werde doch am Schluss
Der Soldateska das gequälte Opfer
Siegreich entreissen. Millionen Herzen
Dergessen eigner Doch und eignen Leids
Und pochen rascher bei den Wechselfällen
Des unerhörten Kampfs mit der Gewalt,

Und Lausenden entreisst der Mörderschuss
ln des beredten, kühnen und geschickten
Uertheid’gers Kücken einen Schrei der Angst.

So weit nur Bildung und Gesittung reichen,
Schlingt dieser Riesenkampf um Millionen
Ein Bruderband und über Land und Meere
Rauscht wie ein Sturm auf nimmermüden Schwingen
Gen Rennes der Ruf: „Gerechtigkeit und Sühne!“
Undenkbar scheint es, dass zum zweiten Mal
Sich Richter finden, die das bleiche Opfer
Jühllos verdammen zu lebend’gem tod;

Undenkbar scheint es, dass auf die zerfetzten,
Zerpflückten und zerstückelten „Beweise“

Zum zweiten Male man ein Urtbeil baut,

Das Jrankreichs Damen für die Ewigkeit
Mit Schmach bedeckt. Dicht bloss naive Cräumer
Sind ihrer Sache sicher und gewiss,

Auch kalte Köpfe, kühle Denker zweifeln
Am Ausgang nicht und wagen zu vergessen,

Dass alle Richter nur — Soldaten sind
Und dass dem Holzkopf, der nur Disziplin
Und Unterordnung kennt, ein blosses Dicken
Des Uorgesetzten auch die schönste Rede,

Den triftigsten Beweis zu Rauch verflüchtigt,

Dass es den Holzkopf kitzelt, aller Welt

Zu Crötz und Hohn sein „Schuldig!" auszusprechen.

Die Soldateska fühlte das Bedürfniss
Den Absatz ihres Stiefels in den Dacken
Dem Bürgerthum zu drücken,— das genügt;

Den Schützling dieses Bürgerthums zu treffen
Mit plumper Jaust und in des Kerkers Dacht
Zurückzustossen das verfehmte Opfer.

Seit Arads Galgen hat die Soldateska
Ein zweites Denkmal sich noch nicht errichtet,

Wie das von Rennes. Hnrrah! Es lebe die Armee!

r. r.

Lin Xebewobl!

Ach, Abc musstet öoeb Hinunter,
Hülle 3br Euch auch hieltet fest,

Der Lukanus nabte minlter,

Hlnb er säuberte das tßest.

Lebe wobl nun, alter Kesse,

Don der IRecfce, lebe wobl,

Lenket Heimwärts Eure Messe,
Kauet friedlieb Euren Ikobl.

Armer IRecbe, sebwer getragen
Ibast Du an des Amtes Last,

Lind wie viel Du moebtest wagen,
Märst blamirt Du immer fast.

Dir aueb, Kesse, sind geratbett
Ifceine Merke der IRultur,

And es zeugt von Deinen Tbateu
Iklägiieb die Lex Arons nur.

Manchen saben sebon wir scheiden
©bne Lust und ebne Schmerz,

Doch beim Abschied von Euch Keiden
Schlägt in Mebmutb unser Derz.
Meeket Euer Geb'n nicht IKIagen,
Muffs aueb keine Detfnuug wacb,
Denn wir wissen ebne Fragen:

Etwas Kesseres kommt nicht nach.

Seht die beiden AlMtsterhnaben,

Die Euch folgen, fromm und gut,
Einer nennt sieb von IRbctnbabcn
And der andere von Studt.

Junker von der besten Sorte,
Dienstbeflissen» so wie Abr;

Abr Urogramm umfasst die Morte:
„Meiterwursteln sei's Danier!"

t Deutscher

_

/*- 4-“’F

Aus den Geheimnissen eines Ministeriums.

Die Flucht des abgesetzten Ministers Recke
vor den revolutionären Rotten der empörten
Landräthe ging so eilig vor sich, daß der Weg,
den er nahm, mit Toilettengegenständen, ministe-
riellen Aktenstücken, abgesprungenen Hosenknöpfen,
Schießerlassen n. s. iv. förmlich übersät mar. Einem
unserer Freunde, welcher dieser tollen Minister-
jagd beiwohnte, fiel bei dieser Gelegenheit ein ge-
heimes Dossier in die Hände, welches uns als-
bald übermittelt wurde. Wir geben daraus nach-
stehend einige Proben, ersuchen unsere Leser aber,
nichts davon weiter zu erzählen, denn diese Akten
sind streng vertraulich und geheim.

Da ist zunächst ein Erlaß an die preußischen
Polizeibehörden, welcher im Wesentlichen Folgendes
besagt:
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