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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0183
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-—. 3081 • - <

Zur deutsch - frans ü st schon Annäherung.

Jetzt nehmen die beiden Nachbarn bereits musikalischen Unterricht.

(„Nowoje Wreinja", St. Petersburg.)

-o— Schxnrbe I. •<--

„Soll das auch eine Liebesgabe sein?" fragte der Bund der Land-
wirthe, da wurden an seine Wortführer von der preußischen Negierung
„Nasen" erthcilt. .

Die heutigen Vorgänge in Frankreich kehren wieder: cs verträgt sich
ganz gut mit der Ehre dieser Offiziere, Lügner und Fälscher, Meineidige
und Verräther zu sein.

Hobelsgähne.

O Chlodwig, du näherst dem Umsturz dich
Auf unheildrohenden Wegen,

Den fleißigen Landrath nöthigst du,

Die Arbeit niedcrzttlegen.

O, Chlodiuig, bedenke, du schließest dich an
Den zuchthausreifen Sündern:

Den arbeitswilligen Landrath willst
An seiner Arbeit du hindern!

Allgemeine Zufriedenheit im Volke zu
erzeugen, war bisher keiner Regierung gelungen,
erst der Polizeiminister von der Necke brachte
noch bei seinem Abgang dieses Kunststück fertig
mit seiner Entfernung aus dem Amte war
nämlich ohne Ausnahme Jedermann zufrieden.

„Der größte Lump im ganzen Land, > Doch rufst du's laut ins Land hinein,
Das ist und bleibt der Denunziant", — I So steckt der Staatsanwalt dich ein.

Der französische Gencralstab sollte auf der Weltausstellung gezeigt
werden — als größte Lumpensammlung der Erde.

Vom Gaul kam jüngstens aus den Hund
Im Handumdrehen Doktor Bosse,
Und unser Schutzmann von der Necke
Fuhr schleunigst in die stille Ecke.

I Warum wohl Posadowskh bleibt
lind auch der ränkevolle Miguel?
Der eine Zuchlhausstndicn treibt,
Der andre schafft die blanken Nickel.

Im Hinterlande von Kiautschan, sind^ckunxßische. Unruhen, ans-
gebrochen. Da nierkt man schon, wie die Oppöfitlott der m'eußischen Land-

räthe ansteckend wirkt.

Ihr getreuer Säge, Schreiner.

„Es ist von der Regierung übel vermerkt wor-
den, daß bei Exzessen, Arbeiteruuruhen u. s. iv.
fast immer ausschließlich jugendliche Arbeiter
betheiligt sind und daß diese keiner Arbeiter-
organisation angehören. Durch diesen Um-
stand wurde es erschwert, jene Exzesse gegen die
Arbeiterorganisationen auszunutzen, insbesondere
gelang es nur mit Mühe, sie dem Material zur
Begründung des Arbeitsmilligen-Schutzgesetzes
einzureihen. Um solchem Uebel für die Zukunft
abzuhelfen, werden die Polizeibehörden angewiesen,
in geeigneter Weise dafür zu wirken, daß jeder
jugendliche Arbeiter einer sozialdemokratischen Ge-
werkschaft beitritt und überhaupt an der Arbeiter-
bewegung regen Antheil nimmt. Stehen Ex-
zesse bevor, so sind die organisirten Arbeiter da-
von zu benachrichtigen und zur Theilnahme auf-
zufordern. Gegen Individuen, welche dieser Auf-
forderung nicht Nachkommen, ist mit Bestrafung
vorzugehen."

Ein weiteres nicht uninteressantes Aktenstück
ist ein Verweis, den ein Polizeidirektor erhielt,
weil er Streikunterstützungsgelder konfiszirt hatte.
Es heißt darin unter Anderem:

„ ... Von den maßgebendsten Faktoren ivurde
anerkannt, daß der Schutz der Arbeitswilligen
gegen Streikende eine überaus wichtige und noth-
iveudige Maßregel ist. Weil aber diese Maßregel
fast nur bethätigt werden kann, wenn ein Streik
dazu die Möglichkeit giebt, so sind Streiks in
jeder Weise zu fördern, nicht aber durch Kon-
fiskation derStreikunterstützungen hintanznhalten."

In dem Manuskript einer vertraulichen Zu-
schrift, welche an die preußischen Laudräthe ge-
richtet ist und dieselben für das Kanalprojekt
gewinnen sollte, heißt es:

„Nicht nur die Negierung ist entschlossen, das
Kanalprojekt zu verwirklichen, sondern Tausende
von Arbeitern sind gewillt, den Kanalbau so bald
als inöglich mit Hacke und Schaufel in Angriff
zu nehmen. Eine Ablehnung der Vorlage würde
das Vorhaben dieser Arbeitswilligen vereiteln und
ein preußischer Landrath muß ivissen, daß schwerste
Strafe Denjenigen treffen soll, der arbeitswillige
Arbeiter an der Arbeit hindert."

An einen Scharfmacher, der in der Znchthans-
vorlägc statt der Zuchthausstrafe die Todesstrafe
über Streikverbrecher verhängt wissen wollte, er-
ging der Bescheid:

„Ew. Hochivohlgcboren zur Nachricht, daß Ihr
Vorschlag, so schätzbar er ist, abgelehnt werden
muß, weil durch Verhängung der Todesstrafe
über voraussichtlich sehr zahlreiche Personen die
Leutenoth erhöht würde, was wir in Rücksicht
auf die nothleidende Landwirthschaft in Ost- und
Westpreußen vernieiden müssen."

Furchtbare Strafe.

Das war Graf Limburg-Ztirum,

Des preußischen Adels Lohn,

Der schüttete nie das Bier um
Und stützte stets den Thron.

Drum ließ man auch bei Hofe
Den edlen Grafen zu,

Kniehosen dürft' er tragen
Und schöne Schnallenschuh'.

Doch all' dies Glück verscherzte
Lr sich mit frevlem iltutb,

£r hat gethan, was nimmer
Lin braver Höfling thut.

Lr hat seine eigene Neinung
Im Landtag zu äußern gewagt.

Statt „Ja", wie ihm befohlen.

Hat keck er „Nein" gesagt.

Drum ward verbannt vom Hofe
Der unbotmäßige Graf,

Ihm irrt er in der Wildniß
Wie ein verlor'nes Schaf;

Trägt eine Kniehos' nimmer,

Nicht Schuh' mit Schnallen mehr.

Das ist die schlimmste Strafe
Kür einen Reaktionär.

Fm Restaurant.

Müller (mit einem anderen am Tische sitzenden Herrn
ein Gespräch beginnend): Was sagen Sie zu dem Mi-
nisterwechsel in Preußen?

Gast: Ich? Gar nichts. Weiß nichts davon.

Müller: So, — aber was meinen Sie ziir
Dreyfusaffairc?

Gast: Kenne ich nicht. Habe nie davon gehört.

Müller: Merkwürdig. — Das Wetter wird
schon recht herbstlich.

Gast: Was geht das mich an?

Müller: Meinen Sie nicht, daß das Bier
heute sehr matt und schal schmeckt?

Gast: Keine Ahnung.

Müller: Ja — sind Sie denn ganz cmpfiu-
dungs- und gedankenlos?

Gast: Verzeihen Sie, ich bin preußischer
Staatsbeamter.

Transvaal.

Warum John Butt vor Nnhland
Sich immer schlau salvirt»

Und mit dem kleinen Transvaal
Den Krieg jeht provorirt?

John Bttll war stets rin Krämer.
Er rechnet voller List
Und holt den Schlachtenlorbeer
Da, wo er wohlseil ist.

Gebet der „Kreuxxrikung".

„O gütiger Himmel, wir rufen dich an: Er-
hitze stark den Umsturz-Vulkan — Und laß ihn
Feuer und Lava speien, — Errege Putsche lind
Meutereien, •*- Zum Entsetzen aller Mrgerpar-
teicn. — Zum Mindesten, mir brünstig flehen:
Laß ein politisch Attentat geschehen, — Damit den
Philistern allen wieder — Der Schrecken fahre
in die Glieder — Und die Regierung schleunigst
kapitulire — Und unsere Landräthe nicht mehr
vexire. — Zwar fühlen wir keineswegs uns er-
schüttcrt, — Ob's auch geivetterleuchtet und ge-
wittert, — Und sehen den Regenbogen schon: —
Der Staatsregierung Kapitulation — Vor uns,
den Herren ,zw und ,vons — Den kräftigsten
Stützen der Reaktion. — Jedoch das rothe Um-
sturzgespenst — Und die Angst vor ihm der Feigen
und Blöden, — Die sind uns unbedingt von-
nöthen, — Damit- unser Stern wieder hell er?,
glänzt."
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