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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0188
3086 -
Das Ende des Drexfus-Prozesses, oder wie es hätte kommen müssen.
(Asino, Rom.)
PossdowsKy.
Aus den Sommerfrischen kehren
Exzellenzen nun zurück.
Neugestärkt. Doch aus den Augen
Leuchtet nicht der frohe Blick
Dessen, dem die Brust geschwellt ist
von dem Trieb der hohen Kraft,
Die, glückspendend allem Volke,
Großes wirkt und Schönes schafft.
Stirn gefurcht, auf den Gesichtern
Liegt es wie ein grauer Kor,
Gleich dem Kommis, der verschlafen
Morgens steigt auf sein Kontor.
Engere Beklemmung aber
Schnürt auf seiner Heimwärtsfahrt
Einen, der mit bangem Seufzen
Greift in seinen langen Bart:
„Noch einmal soll ich bestehen
Um den Balg den schweren Strauß!
Soll die eingebrockte Luppe,
Die verwünschte, löffeln aus!
Zoll den wucht'gen Keulenschlägen
von der Linken halten Stand,
Einem Durchfallkandidaten
Gleichend, der sich bös verrannt!
V wie stand in erster Lesung
Innerlich ich da geknickt.
Mit den Pfeilen der Blamage
vorn und hinten voll gespickt!
Ganz in Ktzen das Gewebe,
Das ich — auf Kommando — spann,
Riß der grimme Bebel grausam,
Sekundirt von Bassermann.
Bodelschwingh, o hält' der Kukuk
Dich geholt! — Welch' harte Nuß,
Wenn man eine faule Zache
Pflichtgemäß vertreten muß! —
Auch ein Sekretär des Staates
Trägt ein Joch der Sklaverei.
Könnt' ich, möcht' ich selber streiken. —
Himmel! wär's doch schon vorbei!"
Ein Muster-Miethverkrag.
Frei nach den von der Elberfelder Hausagrarierversammlung
getroffenen Bestimmungen.
8 l. Der Miether ist verpflichtet, die Miethe
sechs Wochen vor seinem Einzug zu erlegen.
8 2. Während dieser Frist hat er sich über
Lieblingsgewohnheiten, Konfession und politische
Gesinnung des Hauseigenthümers genau zu m-
formiren und sich in kürzester Zeit eventuell taufen
oder beschneiden zu lassen.
8 3. Der Miether hat das Recht, trotz ge-
zahlter Miethe, sich anderswo einzulogiren.
8 4. Er hat, um die Harmonie des Haus-
friedens nicht zu stören, bei seinen Wein- und
Zigarreneinkätlfen stets auf den Geschmack des
Hausherrn und seiner Familie Rücksicht zu nehmen,
sowie das Skatspiel zu erlernen, um in Nothfällen
als Vierter einspringen zu können.
8 5. Die Frari des Miethers (eventuell dessen
Tochter) haben gegebenen Falls der Familie des
Hausherrn Ammendienste zu leisten. Länger als
zehn Monate dauernder Ungehorsam giebt dem
Vermiether das Recht auf Schadenersatzklage und
Kündigung.
8 6. Die vom Miether aufzunehmenden Dienst-
mädchen sind vorher zur Begutachtung dem ältesten
Hausherrnsohn vorzustellen.
8 7. In der Anzahl der Kinder hat sich der
Miether auf das vom Hausherrn festgesetzte Maß |
zu beschränken. Unerlaubt gezeugte Kinder ver-
fallen dem Findelhause. Zwillinge werden nüt
hoher Konventionalstrafe belegt.
lprobutum est.
Der Aiiger-Franzel braebt' cs ntc
Dum Diihn im Sonntagstopf,
Doch lustig war er alleweil
lUnS batte Stütz im Utopk.
Hut Üblicher, »eilen er nicht grün,
übünzf er manch’ Stacbelwort,
Hls Ibo'Uenbraten haben sie
Ahn »rum verschrie'ii im ®rt.
Hls ihn ein schweres Ittörperlei»
Hufs litranhenlager warf,
Der Pfarrer Itam, salbaderte
3hm ins Gewissen scharf
Von Fegefeuer, Dellenpein
Hin» Keelzebüberei,
Ifltt» quält ihn, zu bekehren sieh
Zur ipfaffenfrömmelei.
Dem Franzel widerwärtig war
Der abgesehmaekte Schwatz;
„Derr Pfarrer", sagt' er, „lassen Sie's,
Ls ist »och für die Utafz."
Hlnisonst; der Pfarrer Dag für Dag
Hm Iftranbenbett erschien,
Selbst Franzels Spott und utetzerei
fßiebt kennt' verscheuchen ihn.
Der Franzei sann und sann, da zuckt
3bm Lurch das Dirn ein Blitz,
Lr lachte hellauf: „flbeiner Dreu,
Das ist ein guter HAitz!"
Lr flüstert, als der Pfarrer Kain,
3bm etwas in das ©hr.
Der fuhr, als hätte eine flbaus
Gebissen ihn, empor
Hlnd ging und kam nicht mehr. — Mas war's,
Das hat gewirkt so stark?
„Derr Pfarrer, pumpen Sie mir doch",
Kat Franzei, „Fünfzig übark!" »
Druckfehler.
... Jedes Urtheil eines sächsischen Gerichts-
hofes bildet einen interessanten Beitrag zur
Geschichte der deutschen Rechts brechung . . .
Soeben ist erschienen:
Bernstein
und das
VoMldmMtW Wogramm.
Line Antikritik
Aarl Kantsky.
wie bei Bernsteins Streitschrift ist auch hier Bedacht
genommen worden auf eine billige Ausgabe für die
Parteigenossen.
Preis pro Exemplar Wk. J.—
In Partien billiger.
Becht baldigen Bestellungen entgegensehend, zeichnen
Hochachtungsvoll
2- H. w. Dietz Nachf., Stuttgart.
Verantwortlich für die Redaktion Georg Boßler in Stuttgart. — Verlag und Druck non I. H. W. Dietz Rachf. (G. m. d. H.) in Stuttgart, Furthbachstraße 12.
Das Ende des Drexfus-Prozesses, oder wie es hätte kommen müssen.
(Asino, Rom.)
PossdowsKy.
Aus den Sommerfrischen kehren
Exzellenzen nun zurück.
Neugestärkt. Doch aus den Augen
Leuchtet nicht der frohe Blick
Dessen, dem die Brust geschwellt ist
von dem Trieb der hohen Kraft,
Die, glückspendend allem Volke,
Großes wirkt und Schönes schafft.
Stirn gefurcht, auf den Gesichtern
Liegt es wie ein grauer Kor,
Gleich dem Kommis, der verschlafen
Morgens steigt auf sein Kontor.
Engere Beklemmung aber
Schnürt auf seiner Heimwärtsfahrt
Einen, der mit bangem Seufzen
Greift in seinen langen Bart:
„Noch einmal soll ich bestehen
Um den Balg den schweren Strauß!
Soll die eingebrockte Luppe,
Die verwünschte, löffeln aus!
Zoll den wucht'gen Keulenschlägen
von der Linken halten Stand,
Einem Durchfallkandidaten
Gleichend, der sich bös verrannt!
V wie stand in erster Lesung
Innerlich ich da geknickt.
Mit den Pfeilen der Blamage
vorn und hinten voll gespickt!
Ganz in Ktzen das Gewebe,
Das ich — auf Kommando — spann,
Riß der grimme Bebel grausam,
Sekundirt von Bassermann.
Bodelschwingh, o hält' der Kukuk
Dich geholt! — Welch' harte Nuß,
Wenn man eine faule Zache
Pflichtgemäß vertreten muß! —
Auch ein Sekretär des Staates
Trägt ein Joch der Sklaverei.
Könnt' ich, möcht' ich selber streiken. —
Himmel! wär's doch schon vorbei!"
Ein Muster-Miethverkrag.
Frei nach den von der Elberfelder Hausagrarierversammlung
getroffenen Bestimmungen.
8 l. Der Miether ist verpflichtet, die Miethe
sechs Wochen vor seinem Einzug zu erlegen.
8 2. Während dieser Frist hat er sich über
Lieblingsgewohnheiten, Konfession und politische
Gesinnung des Hauseigenthümers genau zu m-
formiren und sich in kürzester Zeit eventuell taufen
oder beschneiden zu lassen.
8 3. Der Miether hat das Recht, trotz ge-
zahlter Miethe, sich anderswo einzulogiren.
8 4. Er hat, um die Harmonie des Haus-
friedens nicht zu stören, bei seinen Wein- und
Zigarreneinkätlfen stets auf den Geschmack des
Hausherrn und seiner Familie Rücksicht zu nehmen,
sowie das Skatspiel zu erlernen, um in Nothfällen
als Vierter einspringen zu können.
8 5. Die Frari des Miethers (eventuell dessen
Tochter) haben gegebenen Falls der Familie des
Hausherrn Ammendienste zu leisten. Länger als
zehn Monate dauernder Ungehorsam giebt dem
Vermiether das Recht auf Schadenersatzklage und
Kündigung.
8 6. Die vom Miether aufzunehmenden Dienst-
mädchen sind vorher zur Begutachtung dem ältesten
Hausherrnsohn vorzustellen.
8 7. In der Anzahl der Kinder hat sich der
Miether auf das vom Hausherrn festgesetzte Maß |
zu beschränken. Unerlaubt gezeugte Kinder ver-
fallen dem Findelhause. Zwillinge werden nüt
hoher Konventionalstrafe belegt.
lprobutum est.
Der Aiiger-Franzel braebt' cs ntc
Dum Diihn im Sonntagstopf,
Doch lustig war er alleweil
lUnS batte Stütz im Utopk.
Hut Üblicher, »eilen er nicht grün,
übünzf er manch’ Stacbelwort,
Hls Ibo'Uenbraten haben sie
Ahn »rum verschrie'ii im ®rt.
Hls ihn ein schweres Ittörperlei»
Hufs litranhenlager warf,
Der Pfarrer Itam, salbaderte
3hm ins Gewissen scharf
Von Fegefeuer, Dellenpein
Hin» Keelzebüberei,
Ifltt» quält ihn, zu bekehren sieh
Zur ipfaffenfrömmelei.
Dem Franzel widerwärtig war
Der abgesehmaekte Schwatz;
„Derr Pfarrer", sagt' er, „lassen Sie's,
Ls ist »och für die Utafz."
Hlnisonst; der Pfarrer Dag für Dag
Hm Iftranbenbett erschien,
Selbst Franzels Spott und utetzerei
fßiebt kennt' verscheuchen ihn.
Der Franzei sann und sann, da zuckt
3bm Lurch das Dirn ein Blitz,
Lr lachte hellauf: „flbeiner Dreu,
Das ist ein guter HAitz!"
Lr flüstert, als der Pfarrer Kain,
3bm etwas in das ©hr.
Der fuhr, als hätte eine flbaus
Gebissen ihn, empor
Hlnd ging und kam nicht mehr. — Mas war's,
Das hat gewirkt so stark?
„Derr Pfarrer, pumpen Sie mir doch",
Kat Franzei, „Fünfzig übark!" »
Druckfehler.
... Jedes Urtheil eines sächsischen Gerichts-
hofes bildet einen interessanten Beitrag zur
Geschichte der deutschen Rechts brechung . . .
Soeben ist erschienen:
Bernstein
und das
VoMldmMtW Wogramm.
Line Antikritik
Aarl Kantsky.
wie bei Bernsteins Streitschrift ist auch hier Bedacht
genommen worden auf eine billige Ausgabe für die
Parteigenossen.
Preis pro Exemplar Wk. J.—
In Partien billiger.
Becht baldigen Bestellungen entgegensehend, zeichnen
Hochachtungsvoll
2- H. w. Dietz Nachf., Stuttgart.
Verantwortlich für die Redaktion Georg Boßler in Stuttgart. — Verlag und Druck non I. H. W. Dietz Rachf. (G. m. d. H.) in Stuttgart, Furthbachstraße 12.