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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0210
3108
-s« Der Krieg gegen die Düren.
^lt-Lngland, das man „Ibeucbellanb"
Benennt aus guten Gründen,
JSrfuibnte sieb, den Feuerbrand
Des Krieges zu entzünden.
Ls sass ja jüngst noch mit zu IRatb
Bei Friedenskonferenzen,
Die sebönen Morte muss die That
Lntspreebend nun ergänzen.
Das ist die wahre Frömmigkeit,
Das ist ein edles Magen,
Zus ferne Land den blut'gen Streit
Mit frevler Dand zu tragen,
Lin friedlieb Volk aus Tlebermuth
Zu einen Krieg zu drängen,
Lu rauben ibm sein Ibab' und Gut,
Lu morden und zu sengen.
Das ebrt Britanniens Königin,
Sie ist „von Gottes Gnaden",
Tlnd pflegt den ebristlieb frommen Sinn
Zn allen ihren Staaten.
Sie zeigt uns, was das Königtbum
ißocb Grosses kann vollbringen,
Sie wird für England neu den IRubm
Des IRäuberstaats erringen.
Ls ist ein freies Volk jedoch,
Das, trotzend Englands Ibeeren,
Sieb mutbig gegen fremdes Zoeb
Mit aller Kraft will wehren.
Manch' britischer Soldat wird bleich
Zm Kampfe niedersinken -
Mas tbut's? Ls wird das Dimmelreieb
Dem Braven sicher winken.
Tlnd fielen hunderttausend Mann,
Britanniens Kraft und Blütbe,
Die dicke Llueen, sie ücht's nicht an,
Mit gläubigem Gemütbe
Vertraut sie, dass der Sieg zum Schluss
Die Opfer wird ersetzen,
Menu England schwelget im Genuss
Von Transvaals goldnen Schätzen.
Die Mächte schauen ruhig drein,
Sie führen nicht die Matten,
Tlm gegen freche IRäuberei'n
Gerechtigkeit zu schaffen.
Sie lassen auch durch Mensehenlieb'
Sieh zur Aktion nicht drängen
Ls ist ein viel zu grosser Dieb,
Den darf man ja nicht hängen.
Inhalt der Unterhaltung«-Beilage.
Unterm Zuchlhauskurs. Illustration. — Die Edelsten der
Nation. (Gedicht.) — Die beste der Welten. (Gedicht.) —
Auch ein Kurerfolg. Humoreske von Karl Düker. — Die
Rache des Malerlehrlings. (In vier Bildern.) — Feierabend.
(Gedicht.) — Marianne. Eine Geschichte aus der Hamburger
Cholerazeit. Von Hans Hyan. (Jllustrirt.) — Gedanken-
balken. — Ein Opfer neuer Kunst. (Mit 10 Illustrationen.) —
Probatum est. (Jllustrirt.) — „Jacob" in der Kaserne. —
Karikaturen über den Krieg zwischen England und Transvaal.
(Mit 3 Illustrationen.) — Anzeigen.
Zwei Minister.
Ls wachen zwei Minister
Ueber Volkes wohl und weh,
Der eine anr Strand der Seine,
Der andre am Strand der Spree.
Der eine heißt posadowsk^
Und ist ein Aristokrat,
Und Millerand heißt der andre,
Lr ist Sozialdemokrat.
Der eine, der posadowsk^,
Der wirkt mit aller Uraft,
Durch Zuchthausstrafen zu knicken
Die Bliithe der Arbeiterschaft.
Der andre ist eifrig am Werke,
Zu besfern der Arbeiter Loos,
Und Frankreichs Freiheit zu schützen
Wider der Rückschrittler Troß.
Vor ropalistischen Tücken
Gewahrt die Verfassung ist
Durch ihn, und als Hüter der Vrdnung
Bewährt sich der Sozialist.
Run saget, welcher von beiden
Dient besser dem Volk und Staat —
Der Millerand, oder in Preußen
Der Zuchthaus-Aristokrat?
Kleine Haemlusiglreilen.
von S-i.
Es war einmal ei» Maitreßchen. Dasselbe
hatte dunkle Augen mit einem noch dunkleren
Kohlenstrich unter denselben, schwarze Haare,
einen vielsagenden Mund und Beine, wie sie
Heinrich Heine einmal an den Engländerinnen
gelobt: liebe lange lasterhafte Beine.
Dieses Maitreßchen kam aus den Händen,
auf denen sie schon in früher Jugend von einem
Tugendfreunde getragen worden war, in die
Linke einer hochstehenden Persönlichkeit und
von da mit ihren immer noch ansehnlichen
Blüthenresten in die Ehe. Ob diese Reste nicht
genügten, oder ob es an Draht fehlte, sie zu-
sammenzuhalten — mag dahingestellt sein und
ist auch nebensächlich. Maitreßchen wurde die
Ehe los und ging „unters Theater". Talente
hatte es keine anderen als dunkle Augen mit
einem noch dunkleren Kohlenstrich unter den-
selben, schwarze Haare, einen vielsagenden
Mund und liebe lange lasterhafte Beine.
Aber das ist schier mehr als nöthig, um
kolossale Erfolge zu erzielen. Jugendliche Hel-
den, Väter, Charakter- und andere Spieler
waren einig in der Bewunderung solcher Ta-
lente. Namentlich in einer alten Hansestadt
feierte das Maitreßchen glänzende Triumphe
bei einigen „Vätern", die Alle „liebes Kind"
zu ihr sagten und mit ihr zu Abend speisten
oder den Morgenkaffee nahmen — je nachdem.
Maitreßchen hatte wundervolle Toiletten,
fünfundsiebzig Mark Gage und Einen, der
seinem Herzchen am nächsten stand, wenn er
da war. Alle Woche etwa — sofern nicht
Familienangelegenheiten, meine Tante, deine
Tante rc. ihn abhielten. Einmal aber geschah
es, daß er furchtbares Glück im Spiel hatte.
Eine wüthende Eifersucht erfaßte ihn; unver-
inuthet kam er angereist und fand, daß Maitreß-
chen sich in seiner Zimmernummer geirrt hatte.
In der ersten Wuth wollte er der Freundin
das Monatliche entziehen. Dann aber gewann
die vernünftige Ueberlegung Raum in seiner
ritterlichen Seele. Er richtete einen „beschei-
denen Hausstand" ein, Maitreßchen gab Ge-
sellschaften, in der nur die feinsten Leute ver-
kehrten und er wußte von Stund an, weshalb
er immer beim Spiel so'n Schwein hatte.
Es waren einmal fünfhundert Flaschen
Sekt und ein Prinz — dem Andenken des
letzteren sind wir schuldig, zu konstatiren, daß
er zur Zeit immer nur eine getrunken hat.
Es waren einmal fünfundzwanzigtausend
Mark Apanage und ein Prinz — wir sind
schuldig, zu konstatiren, daß er zur Zeit immer
nur dreitausend Mark davon verjuckt hat.
Es waren einmal fünfhundert Mitglieder
der goldenen Jugend und ein Prinz — wir
sind schuldig, zu konstatiren, daß er immer nur
mit so Vielen gespielt hat, als am Tische
Platz hatten.
Es waren einmal-doch wir find
es dem Andenken Sr. Königl. Hoheit schuldig,
davon lieber gar nicht zu reden.
Wir haben davon auch nicht angefangen.
Die Edelsten und Besten.
Sie haben feine Manieren,
Sie kleiden sich elegant,
Doch all' ihr Dichten und Trachten
Dem Spiel ist zugewandt.
And wenn nicht hold Fortuna
Will ihren Wünschen sein.
Da wird das Glück „korrigire'".
Da mogeln sie ganz gerne »
-s« Der Krieg gegen die Düren.
^lt-Lngland, das man „Ibeucbellanb"
Benennt aus guten Gründen,
JSrfuibnte sieb, den Feuerbrand
Des Krieges zu entzünden.
Ls sass ja jüngst noch mit zu IRatb
Bei Friedenskonferenzen,
Die sebönen Morte muss die That
Lntspreebend nun ergänzen.
Das ist die wahre Frömmigkeit,
Das ist ein edles Magen,
Zus ferne Land den blut'gen Streit
Mit frevler Dand zu tragen,
Lin friedlieb Volk aus Tlebermuth
Zu einen Krieg zu drängen,
Lu rauben ibm sein Ibab' und Gut,
Lu morden und zu sengen.
Das ebrt Britanniens Königin,
Sie ist „von Gottes Gnaden",
Tlnd pflegt den ebristlieb frommen Sinn
Zn allen ihren Staaten.
Sie zeigt uns, was das Königtbum
ißocb Grosses kann vollbringen,
Sie wird für England neu den IRubm
Des IRäuberstaats erringen.
Ls ist ein freies Volk jedoch,
Das, trotzend Englands Ibeeren,
Sieb mutbig gegen fremdes Zoeb
Mit aller Kraft will wehren.
Manch' britischer Soldat wird bleich
Zm Kampfe niedersinken -
Mas tbut's? Ls wird das Dimmelreieb
Dem Braven sicher winken.
Tlnd fielen hunderttausend Mann,
Britanniens Kraft und Blütbe,
Die dicke Llueen, sie ücht's nicht an,
Mit gläubigem Gemütbe
Vertraut sie, dass der Sieg zum Schluss
Die Opfer wird ersetzen,
Menu England schwelget im Genuss
Von Transvaals goldnen Schätzen.
Die Mächte schauen ruhig drein,
Sie führen nicht die Matten,
Tlm gegen freche IRäuberei'n
Gerechtigkeit zu schaffen.
Sie lassen auch durch Mensehenlieb'
Sieh zur Aktion nicht drängen
Ls ist ein viel zu grosser Dieb,
Den darf man ja nicht hängen.
Inhalt der Unterhaltung«-Beilage.
Unterm Zuchlhauskurs. Illustration. — Die Edelsten der
Nation. (Gedicht.) — Die beste der Welten. (Gedicht.) —
Auch ein Kurerfolg. Humoreske von Karl Düker. — Die
Rache des Malerlehrlings. (In vier Bildern.) — Feierabend.
(Gedicht.) — Marianne. Eine Geschichte aus der Hamburger
Cholerazeit. Von Hans Hyan. (Jllustrirt.) — Gedanken-
balken. — Ein Opfer neuer Kunst. (Mit 10 Illustrationen.) —
Probatum est. (Jllustrirt.) — „Jacob" in der Kaserne. —
Karikaturen über den Krieg zwischen England und Transvaal.
(Mit 3 Illustrationen.) — Anzeigen.
Zwei Minister.
Ls wachen zwei Minister
Ueber Volkes wohl und weh,
Der eine anr Strand der Seine,
Der andre am Strand der Spree.
Der eine heißt posadowsk^
Und ist ein Aristokrat,
Und Millerand heißt der andre,
Lr ist Sozialdemokrat.
Der eine, der posadowsk^,
Der wirkt mit aller Uraft,
Durch Zuchthausstrafen zu knicken
Die Bliithe der Arbeiterschaft.
Der andre ist eifrig am Werke,
Zu besfern der Arbeiter Loos,
Und Frankreichs Freiheit zu schützen
Wider der Rückschrittler Troß.
Vor ropalistischen Tücken
Gewahrt die Verfassung ist
Durch ihn, und als Hüter der Vrdnung
Bewährt sich der Sozialist.
Run saget, welcher von beiden
Dient besser dem Volk und Staat —
Der Millerand, oder in Preußen
Der Zuchthaus-Aristokrat?
Kleine Haemlusiglreilen.
von S-i.
Es war einmal ei» Maitreßchen. Dasselbe
hatte dunkle Augen mit einem noch dunkleren
Kohlenstrich unter denselben, schwarze Haare,
einen vielsagenden Mund und Beine, wie sie
Heinrich Heine einmal an den Engländerinnen
gelobt: liebe lange lasterhafte Beine.
Dieses Maitreßchen kam aus den Händen,
auf denen sie schon in früher Jugend von einem
Tugendfreunde getragen worden war, in die
Linke einer hochstehenden Persönlichkeit und
von da mit ihren immer noch ansehnlichen
Blüthenresten in die Ehe. Ob diese Reste nicht
genügten, oder ob es an Draht fehlte, sie zu-
sammenzuhalten — mag dahingestellt sein und
ist auch nebensächlich. Maitreßchen wurde die
Ehe los und ging „unters Theater". Talente
hatte es keine anderen als dunkle Augen mit
einem noch dunkleren Kohlenstrich unter den-
selben, schwarze Haare, einen vielsagenden
Mund und liebe lange lasterhafte Beine.
Aber das ist schier mehr als nöthig, um
kolossale Erfolge zu erzielen. Jugendliche Hel-
den, Väter, Charakter- und andere Spieler
waren einig in der Bewunderung solcher Ta-
lente. Namentlich in einer alten Hansestadt
feierte das Maitreßchen glänzende Triumphe
bei einigen „Vätern", die Alle „liebes Kind"
zu ihr sagten und mit ihr zu Abend speisten
oder den Morgenkaffee nahmen — je nachdem.
Maitreßchen hatte wundervolle Toiletten,
fünfundsiebzig Mark Gage und Einen, der
seinem Herzchen am nächsten stand, wenn er
da war. Alle Woche etwa — sofern nicht
Familienangelegenheiten, meine Tante, deine
Tante rc. ihn abhielten. Einmal aber geschah
es, daß er furchtbares Glück im Spiel hatte.
Eine wüthende Eifersucht erfaßte ihn; unver-
inuthet kam er angereist und fand, daß Maitreß-
chen sich in seiner Zimmernummer geirrt hatte.
In der ersten Wuth wollte er der Freundin
das Monatliche entziehen. Dann aber gewann
die vernünftige Ueberlegung Raum in seiner
ritterlichen Seele. Er richtete einen „beschei-
denen Hausstand" ein, Maitreßchen gab Ge-
sellschaften, in der nur die feinsten Leute ver-
kehrten und er wußte von Stund an, weshalb
er immer beim Spiel so'n Schwein hatte.
Es waren einmal fünfhundert Flaschen
Sekt und ein Prinz — dem Andenken des
letzteren sind wir schuldig, zu konstatiren, daß
er zur Zeit immer nur eine getrunken hat.
Es waren einmal fünfundzwanzigtausend
Mark Apanage und ein Prinz — wir sind
schuldig, zu konstatiren, daß er zur Zeit immer
nur dreitausend Mark davon verjuckt hat.
Es waren einmal fünfhundert Mitglieder
der goldenen Jugend und ein Prinz — wir
sind schuldig, zu konstatiren, daß er immer nur
mit so Vielen gespielt hat, als am Tische
Platz hatten.
Es waren einmal-doch wir find
es dem Andenken Sr. Königl. Hoheit schuldig,
davon lieber gar nicht zu reden.
Wir haben davon auch nicht angefangen.
Die Edelsten und Besten.
Sie haben feine Manieren,
Sie kleiden sich elegant,
Doch all' ihr Dichten und Trachten
Dem Spiel ist zugewandt.
And wenn nicht hold Fortuna
Will ihren Wünschen sein.
Da wird das Glück „korrigire'".
Da mogeln sie ganz gerne »