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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0225
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UntirryalQli^gs -^eitaae

-es wahren Jacob

-v~ (Lin gefährliches Land.

Erster Sachse: Der Geenig is ä guder
Lchidze.

Zweiter Sachse: Dar? Ra, ich hädd'
D'r balde was gesagd!
Schutzmann: Das genn' mer uns
denken, was Le da sagen wollden.
Das is Lotus efendualis! Le
gomm'n mid. Ja, so machen
mersch!

Die alte Waschfrau.

8rei nach Adalbert von Ctzamiffo.

In Mainz habe ich nur ein kleines Vattist-
tüchlein gewaschen, ich bin aber bereit, die ganze
schwarze Wäsche der Herren öffentlich vor dem
deutschen Volke zu waschen.

Dr. Lieber, in Mühlheim.

Du siehst geschäftig ,nit dem Schnabel
Herrn Lieber dort in kurzem Haar,
Reichswaschfrau ist er nun geworden,

Der kürzlich noch Reichstöxfer war.

Gesorgt hat er mit saurem Schweiß,

Daß keine Scherben Vorgekommen,

Und schützend hat er, wie man weiß,

Auf jedem Topfe Platz genommen.

Er hat bis zu den jüngsten Tagen
Mit Lieber-Thee gehandelt kühn,

Jetzt macht er auch in Flottenfragen,

Doch das Geschäft will noch nicht blühn.

So hat er auch den Reiseplan
Nach Pekko-Souchong aufgegeben
Und wird, wie er versprach, fortan
Nach reiner Wäsche — Andrer streben.

wird er erfüllen diesen Spruch,

Den übermüthig stolzen, raschen?
wird er das Diplomatentuch
Bei dieser großen Wäsche waschen?
wird er versäumen nicht die Frist?

Und-wie zur Zeit die Dinge liegen —

Aus mancher schwarzen Wäsche ist
Das Schwarze gar nicht 'rauszukriegen!

Die große Halle der Technischen Hochschule zu Ghar»
lottenburg bei Berlin wird — wahrscheinlich durch wallot —
einen Umbau erfahren, und zwar wegen ihrer schauder-
haflen Akustik. Bei der kürzlich stattgehabten Hundert-
jahvseier nämlich hat die ganze hochansehnliche fest-
versammlung „Goethe" verstanden, während der Kaiser
richtig „Schiller" zitirt hat.

Aus diesem peinlichen Anlaß wird übrigens von
einzelnen gutgesinnten Blättern in Anregung gebracht,
wegen der doch häufiger vorkommenden Mißverständ-
nisse die Werke der beiden Dichter zusammenzulegen.
Bei den Renten kenne man sich ohnehin nicht aus —
und auf Denkmälern hätte man die Beiden ja auch schon
nebeneinander gestellt, so daß sie ein Kavallerie-Gfsizier
kaum auseinanderhalten kann.

Herr von Miquel hatte jüngst ein schreckliches Ge-
sicht. Nachts um die zwölfte Stunde trat ein Wesen bei
ihm ein, dem er in seinen Kreisen noch nicht begegnet:
ein Geist.

„verzeihen Sie, wenn ich störe", sagte der Geist,
„mein Name ist Lueanus —"

„Aber erlauben Sie 'mal!" schrie Miquel angstvoll,
„ich war doch erst neulich in Hannover und —"

„Tanz recht; — und ich bin ja auch nicht der
Ninistertödter, sondern der andere Lueanus, wissen Sie,
der Dichter. Ich wollte Sie nur darauf aufmerksam
machen, was ich in ,Pharsalia‘ I \2S geschrieben habe."

Damit war er weg.

Miquel aber nahm den Lucan zur Hand und las:
Viotrix causa diis placuit, sed victa Catoni, zu deutsch:
Die siegreiche Lache gefiel den Göttern, aber die unter-
liegende dem Lato.

Wohl an die drei Stunden saß der preußische finanz-
minister über dem Spruch und konnte keinen Sinn, keine
Beziehung hineinbringen. Schließlich schlug er das Buch
ärgerlich zu und brummte:

„Der soll einen Andern uzen. — Götter haben wir
ja genug, aber Gato's? — Nee!"

Lr räusperte sich und ging zu Bett.

Die „Konservative Korrespondenz" hat die Hand-
langerschaft des „Kleinen Journals" des Herrn Leo
Leipziger aus der friedrichstraße unzweideutig abgelehnt.

Herr Leipziger ist baff. Obwohl er evangelisch ist,
schiebt er die Daumen in die Armlöcher der Weste und
versinkt in Nachdenken über die Undankbarkeit der Sport-
und andern Welt. Dann drückt er neunmal auf die
elektrische Klingel. Die Redakteure am „Kleinen Journal"
werden nämlich nach der Anzahl der Zacken gerufen, die
sie haben. Die gewöhnlichen bürgerlichen haben blos
einen und werden daher auch blos einmal gedrückt; die
adligen fünf bezw. sieben — Graf Königsmarck neun.

„Herr Graf", ruft der Verkannte dem Lintretenden
entgegen, „ich werd' Ihnen geben von jetzt ab fünfzehn
Pfennige für die Zeile, aber sagen Sie mir aus Ihrer
freien ehrlichen Ueberzeugung heraus, der Kavalier zum
Kavalier, bin ich konservativ?"

„Jawohl, Herr Leipziger, Sie sind einer der Ldelsten
der Nation!"

„Sehr gut; ich werde Ihnen geben zwanzig Pfennige!
Und war ich nicht harmloser Kronzeuge wie Sie?"

„Jawohl, Herr Leipziger."

„Nu also! — was wollen die Leute denn! — Ls ist
zum Nanteuffelholen!! — Aber das wird uns nicht

hindern, weiter zu arbeiten-für Kayser und —

reich."

Beilage zum „wahren Jacob" Nr. 3^8 24, J899.
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