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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0227
3125
Lehrer: Nun, Jakob, kannst Du mir ein Ding nennen, das kein Ende hat?
Jakob: Ja, der Totalausverkauf.
immer mehr ob der Leistungen des Kameraden
Pnlvermann. Die Augen leuchten. „Das krachte!
Donnerwetter! Wißt Ihr noch, damals vor
Metz... ?" Bscht...! Feuerräder werden nach
Ueberwindung einiger Reibungswiderstände endlich
in Drehung versetzt. Neue Raketengarben sprühen
Leuchtkugeln aus. Ah... ahhh ... ahhhhhh...
Während die letzten Kanonenschläge krachen und
der ganze Platz nochmals in Buntfeuer strahlt,
intonirt die Musik „Die Wacht am Rhein".
Im Hintergründe werden Arbeiter verhauen.
Sie haben nicht mitgesungen und sich deshalb
des Umsturzes verdächtig gemacht.
Das Volk jauchzt!
ii.
Der Palhokrrhiiikcr oder Nrdrfrurrwerkrr.
Herr Fürchtegott Streber, Ritter des Kronen-
ordens IV. Klasse und Bürgermeister von Schild-
hausen, sitzt in seinem „Verdrußkasten", d. h. in
seinem Prioatbureau und wird allda bei der An-
fertigung eines Redefeuerwerks durch den Besuch
des Herrn Justizraths Schluckspecht gestört.
„dm, theure Kommunalmajestät? Allerhöchst-
dieselben endlich fertig mit patriotischer Kirmeß-
rede zu heut Abend? Schwierige Arbeit das...
was? Von der Stirne heiß, rinnen muß der
Schweiß! He?..."
„Schwierige Arbeit ? Nanu! Irregulärer Haupt-
mann in der Armee des sogenannten Rechts, da
kennt Ihr Buchholzcn schlecht! Wenn Einer den
Rummel versteht und weiß, was unsere Tiefen-
bachcr Gevatter Schneider und Handschuhmacher
begeistert wie den Pudel eine Leberwurst, dann
bin ich's! Habe den alten und bewährten Phrasen-
salat einfach wieder durcheinander gerührt und ihn
nur noch mit zwei bis drei gekrönten Redeblüthen
garnirt. So was hat unsereiner permanent auf
Lager! Sache muß unter allen Umständen ziehen,
wenn nur brauchbares Wetter bleibt. Garan-
tire dann für Riesenbegeisterung, ja, wenn Sie
wollen, für patriotischstes Zähnefletschen! Sollen
Ihr blaues Wunder erleben, Justizräthchen.
Wetten, was...?"
'
Der Festredner Bürgermeister Fürchtegott
Streber Abends auf der Rednertribüne.
(Nach dem Stenogramm des Schildhausener Kreisblatt-
redakteurs Kreuzwendedich Schnurz. * bedeutet Beifall,
** lebhaftes Bravo, *** stürmischer Jubel.)
„Meine hochverehrten Mitbürger! Deutsche
Männer!* Ueb' Aug' und Hand fürs Vater-
land! .. .* Deutsche Treue... In Treue fest...
Die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn.. .* Köst-
liches Kleinod... Autorität... Stabilsten..,
rocher de bronce... Wir Deutschen fürchten
Gott und sonst nichts auf der Welt.. .*** Der
Appell an die Furcht wird niemals ein Echo in
deutschen Herzen finden.. .** Nach Kanossa gehn
wir nicht..?*** Ein feste Burg... Welsche Tücke...
Erbfeind... exoriare aliquis... Donnerhall...
Sie sollen ihn nicht haben... Sturmerprobte,
schlachtenergraute Krieger, marsige Gestalten.. .***
Freudig Herzblut verspritzen... Daß für die Frei-
heit unsre Väter starben.. ,* Tod, du süßer, für's
Vaterland ... Ans Vaterland, ans theure, schließ'
Dich an... Wir bleiben treu... Lassen wir den
nationalen Gedanken leuchten vor Europa.. .**
Wohlthätige Zucht des Staatsgedankens... Barba-
blanca... Heldengreis... Glorreiche Ahnherren...
Eisenzahn... Eiserner Kanzler.. .* Treuer Diener...
Treuer Eckart... Großer Schweiger... Schlachten-
denker ... Paladine... Nicht erzittern... Schlach-
tenungewittern .. .*** Angestammt... Stamm-
verwandt ... Erhabenes Herrscherhaus... Ge-
panzerte Faust.. .* Evangelium... Glorreiche
Flagge... Vom Fels zum Meer... Deutsche
Ferne... DeutscheSterne... Deutschlands blankes
Ehrenschild.. .** Deutschland, Deutschland über
alles .. .* Heiligste Güter... Religion, Sitte und
Ordnung... Haus und Herd... Eigenthum.. **
Uralte Gebote Gottes ... Thron und Altar ...
Nationale Arbeit.. .* Du treuer deutscher Mittel-
stand . ..,*** Säule... Höllische Mächte des Um-
sturzes ... Vaterlandslose Rotte... Alles, was
dem gesitteten Menschen heilig und theuer ist...
Wehrt der Thoren Uebelthaten... Haltet Wacht...
Zerschmettern.. .** Der alte Gott... Macht des
deutschen Gemüths... Erprobter Bürgersinn.. .***
Gemeinwohl.. . Eintracht. .. Nieder mit den
Sonderinteressen... Sammlung... Friede er-
nährt.. ,** Auf dem Herzen haben... zusammen-
fassen ... Seine... unser................
Hoch! Hoch!! Und zum dritten Mal: Hoch!!!
(Rufe: „Musik, Musik!" Die Nationalhymne erbraust.)
Barhäuptig singt die begeisterte Menge mit.
Im Hintergründe werden Arbeiter verhauen.
Sie haben nicht mitgesungen und sich dadurch
des Umsturzes verdächtig geniacht.
Der von der Tribüne — selbstverständlich elasti-
schen Schrittes — herabsteigende Bürgermeister
Fürchtegott Streber wird umdrängt und nament-
lich von Kriegervereinlern, Stadtverordneten, sowie
vom Justizrath Schluckspecht stürinisch beglück-
wünscht. Viele Frauen schluchzen vor Rührung.
Das Volk jauchzt. Apostata.
Lehrer: Nun, Jakob, kannst Du mir ein Ding nennen, das kein Ende hat?
Jakob: Ja, der Totalausverkauf.
immer mehr ob der Leistungen des Kameraden
Pnlvermann. Die Augen leuchten. „Das krachte!
Donnerwetter! Wißt Ihr noch, damals vor
Metz... ?" Bscht...! Feuerräder werden nach
Ueberwindung einiger Reibungswiderstände endlich
in Drehung versetzt. Neue Raketengarben sprühen
Leuchtkugeln aus. Ah... ahhh ... ahhhhhh...
Während die letzten Kanonenschläge krachen und
der ganze Platz nochmals in Buntfeuer strahlt,
intonirt die Musik „Die Wacht am Rhein".
Im Hintergründe werden Arbeiter verhauen.
Sie haben nicht mitgesungen und sich deshalb
des Umsturzes verdächtig gemacht.
Das Volk jauchzt!
ii.
Der Palhokrrhiiikcr oder Nrdrfrurrwerkrr.
Herr Fürchtegott Streber, Ritter des Kronen-
ordens IV. Klasse und Bürgermeister von Schild-
hausen, sitzt in seinem „Verdrußkasten", d. h. in
seinem Prioatbureau und wird allda bei der An-
fertigung eines Redefeuerwerks durch den Besuch
des Herrn Justizraths Schluckspecht gestört.
„dm, theure Kommunalmajestät? Allerhöchst-
dieselben endlich fertig mit patriotischer Kirmeß-
rede zu heut Abend? Schwierige Arbeit das...
was? Von der Stirne heiß, rinnen muß der
Schweiß! He?..."
„Schwierige Arbeit ? Nanu! Irregulärer Haupt-
mann in der Armee des sogenannten Rechts, da
kennt Ihr Buchholzcn schlecht! Wenn Einer den
Rummel versteht und weiß, was unsere Tiefen-
bachcr Gevatter Schneider und Handschuhmacher
begeistert wie den Pudel eine Leberwurst, dann
bin ich's! Habe den alten und bewährten Phrasen-
salat einfach wieder durcheinander gerührt und ihn
nur noch mit zwei bis drei gekrönten Redeblüthen
garnirt. So was hat unsereiner permanent auf
Lager! Sache muß unter allen Umständen ziehen,
wenn nur brauchbares Wetter bleibt. Garan-
tire dann für Riesenbegeisterung, ja, wenn Sie
wollen, für patriotischstes Zähnefletschen! Sollen
Ihr blaues Wunder erleben, Justizräthchen.
Wetten, was...?"
'
Der Festredner Bürgermeister Fürchtegott
Streber Abends auf der Rednertribüne.
(Nach dem Stenogramm des Schildhausener Kreisblatt-
redakteurs Kreuzwendedich Schnurz. * bedeutet Beifall,
** lebhaftes Bravo, *** stürmischer Jubel.)
„Meine hochverehrten Mitbürger! Deutsche
Männer!* Ueb' Aug' und Hand fürs Vater-
land! .. .* Deutsche Treue... In Treue fest...
Die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn.. .* Köst-
liches Kleinod... Autorität... Stabilsten..,
rocher de bronce... Wir Deutschen fürchten
Gott und sonst nichts auf der Welt.. .*** Der
Appell an die Furcht wird niemals ein Echo in
deutschen Herzen finden.. .** Nach Kanossa gehn
wir nicht..?*** Ein feste Burg... Welsche Tücke...
Erbfeind... exoriare aliquis... Donnerhall...
Sie sollen ihn nicht haben... Sturmerprobte,
schlachtenergraute Krieger, marsige Gestalten.. .***
Freudig Herzblut verspritzen... Daß für die Frei-
heit unsre Väter starben.. ,* Tod, du süßer, für's
Vaterland ... Ans Vaterland, ans theure, schließ'
Dich an... Wir bleiben treu... Lassen wir den
nationalen Gedanken leuchten vor Europa.. .**
Wohlthätige Zucht des Staatsgedankens... Barba-
blanca... Heldengreis... Glorreiche Ahnherren...
Eisenzahn... Eiserner Kanzler.. .* Treuer Diener...
Treuer Eckart... Großer Schweiger... Schlachten-
denker ... Paladine... Nicht erzittern... Schlach-
tenungewittern .. .*** Angestammt... Stamm-
verwandt ... Erhabenes Herrscherhaus... Ge-
panzerte Faust.. .* Evangelium... Glorreiche
Flagge... Vom Fels zum Meer... Deutsche
Ferne... DeutscheSterne... Deutschlands blankes
Ehrenschild.. .** Deutschland, Deutschland über
alles .. .* Heiligste Güter... Religion, Sitte und
Ordnung... Haus und Herd... Eigenthum.. **
Uralte Gebote Gottes ... Thron und Altar ...
Nationale Arbeit.. .* Du treuer deutscher Mittel-
stand . ..,*** Säule... Höllische Mächte des Um-
sturzes ... Vaterlandslose Rotte... Alles, was
dem gesitteten Menschen heilig und theuer ist...
Wehrt der Thoren Uebelthaten... Haltet Wacht...
Zerschmettern.. .** Der alte Gott... Macht des
deutschen Gemüths... Erprobter Bürgersinn.. .***
Gemeinwohl.. . Eintracht. .. Nieder mit den
Sonderinteressen... Sammlung... Friede er-
nährt.. ,** Auf dem Herzen haben... zusammen-
fassen ... Seine... unser................
Hoch! Hoch!! Und zum dritten Mal: Hoch!!!
(Rufe: „Musik, Musik!" Die Nationalhymne erbraust.)
Barhäuptig singt die begeisterte Menge mit.
Im Hintergründe werden Arbeiter verhauen.
Sie haben nicht mitgesungen und sich dadurch
des Umsturzes verdächtig geniacht.
Der von der Tribüne — selbstverständlich elasti-
schen Schrittes — herabsteigende Bürgermeister
Fürchtegott Streber wird umdrängt und nament-
lich von Kriegervereinlern, Stadtverordneten, sowie
vom Justizrath Schluckspecht stürinisch beglück-
wünscht. Viele Frauen schluchzen vor Rührung.
Das Volk jauchzt. Apostata.