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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0231
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3129

Auktionator: Meine Herren! . .. zum ersten, zum zweiten und
zum dritten Mal... ein feiner Zylinder für Herrn v. Stumm!

'^zas' Hobelspähnr. '®vs>~

Der Welt Geschicke müssen wir bestimmen,
Auf jedem Meer muß unsre Flotte schwimmen.
Des Erdballs Ruhe müssen wir bewachen,
Doch ohne Schiffe läßt sich das nicht machen.

Mit Wollust hast die Steuern du zn blechen,
Und nicht dem Flottenplan zu widersprechen.
Denn wer sich weigert offen und verstohlen,
Der ist ein Schuft, ihn soll der Teufel holen.

Im württembergischen Wahlkreise Eßlingen
soll dem alten Aegir eine Denksäule errichtet
werden, weil er so erfolgreich in die Reichstags-
wahl zu Gunsten der Sozialdemokratie einge-
griffen hat.

Sie hielten am Zuchthausgesetze fest.

Sie wollten darauf bestehen —

Der Herr von Posadowsky läßt
Sich keine Blamage entgehen.

*

Ueber den Luxus in Offizierskreisen wird gegenwärtig viel geklagt.
Die Offiziere halten den Champagner für den inneren Feind, den sie
durchaus vertilgen inüssen. . ,

Ein alter Förster log: „Ich sah' Ganz ähnlich lauten aus Afrika

Jüngst Hasen Garben dreschen!" Die englischen Depeschen.

Wenn ich mich nicht der Hobelbank ergeben hätte, so wüßte ich ein
feines Gewerbe: ich würde entweder Matrose oder Gerichtsvollzieher
werden. Beiden gehört die Zukunft.

Womit ich verbleibe Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Mexiko und Transvaal.

i.

M>in Vörsrngauner, Namens Jeckrr
War eines bösen Kriegs Erwecker,

Der der französischen Gloire
Der Nasenstüber viel gebar.

Es schifften damals dir Franzosen
Mit „vive l’empereur!“ in rvthen Hosen
Voll Zuversicht, fidel und sroh
Zum Krieg sich rin nach Mexiko,

Doch haben sie in heißen Stunden
Lin dickes Haar darin gesunden.

Die Sache war durchaus kein Spaß
Und vor Puebla biß ins Gras
Die Vlüthe ihrer Bataillone,

Der Mexikaner war nicht ohne.

Das wurde auch Napoleon klar
Und ob es gleich blamabel war,

Ließ er den Kaiser Max im Stich
Ruf immerdar und — drückte sich.

ii.

Durch einen Gauner, Namens Nhodes,
Ist jetzt manch' braver Mann des Todes.
Viktoria, dir dicke Auren,

Läßt nach dem Kap die Schotten zirhn.
Dir Garden mit den Bärenmützrn,

Die ihrer Herrschaft sichre Stützen,

Sie schiffen rin mit blankem Stahl
Sich zum Spaziergang in Transvaal.

Es prügeln aber in der Regel
Dir Buren sie, dir groben Flegel.

Sehr spaßhaft ist die Sache nicht,

Da dieser Bur verteufelt sicht,

Und auch im Punkte der Kanone
Ist augenscheinlich er nicht ohne.

Man wird in England bald sich sagen:
Das Ving liegt uns wir Blei im Wagen.
Und — drückt sich aus dem Burenlande
Zu guter Letzt mit Schimpf und Schande.

Ein Mahnruf.

von Viktor Schwrinvurg.

Es giebt noch immer unpatriotische Philister,
die eine Kaffeekochniaschine für wichtiger halten, als
eine Mordmaschine, und die ein kräftiges Mittag-
essen einer kräftigen Weltmachtpolitik vorziehen.

Solche Kreaturen zu zerschmettern, muß hin-
fort die einzige Aufgabe unserer Parlamente und
der deutschen Presse sein.

Daß uns eine zehnfach vergrößerte Flotte
bitter Noth thut, wer wagt es zn leugnen? Sehet
den Bettler an der Straßenecke mit zerrissenen
Kleidern und gramdnrchfurchtem Antlitz! Was
fehlt ihm? Eine Flotte fehlt ihm! Hätten
wir eine Flotte, so groß, wie sie für eine Welt-
macht sich schickt, dann stände er vielleicht als
Kapitän auf der Kommandobrücke.

Hätten wir eine Flotte, so groß wie die eng-
lische, dann brauchten wir unsere Kolonialbegeiste-
rung nicht mit armseligen Brocken wie Samoa
oder die Karolinen zn füttern; dann könnten wir
den Amerikanern das Eskiinogebiet, den Russen
Sibirien und den Franzosen die Teufelsinsel ab-
nehmen.

Und fehlt es uns etwa an Mitteln? O nein,
wir sind viel reicher, als wir aussehen. Der
ärmste Leineweber schwelgt in Kartoffeln und
echtem Kneippschen Malzkaffee, aber für die Flotte
hat er kein Herz. Er verlangt, daß ein Theil
des Staatseinkommens für Volksbildung und
Volkswohlfahrt zu verwenden ist.

Welche Verblendung! Wozu brauchen wir
Volksbildung, wozu nützen uns Schulen? Was
das Volk zu lernen nöthig hat, lernt es zeitig
genug in der Jnstruktionsstunde vom Herrn Unter-
offizier, dem Stellvertreter Gottes auf Erden.

Wozu also das Geld für Schulen wegwerfen?
Für jedes Schulhaus einen Panzerkreuzer, für
jeden Lehrer eine Kanone anzuschaffen, das muß
das Bestreben jedes wahren Patrioten sein. Auch
unsere Professoren sind längst überflüssig ge-
worden; sie erfinden nie eine neue Flinte, wie
sie überhaupt das Pulver nicht erfunden haben.

Man setze sie also ab und verwende das an ihnen
ersparte Geld für Dum-Dum-Geschosse.

Der Forderung, man müsse auch für das
Volkswohl etwas khun, ist ohnedies durch die
Zuchthausoorlage Genüge geschehen. Wir wollen
Zuchthäuser für das Volk bauen, mehr kann es
nicht verlangen. Ist man aber verblendet genug,
die Zuchthausvorlage abzulehnen, dann werden
wir auch statt der Zuchthäuser neue Panzerschiffe
bauen lassen. .

Generelle Leiden.

Bei einem hohen Militär, welcher durch an-
gestrengten Manöver- und Hofdienst etwas von
Kräften gekommen war und namentlich im Rück-
grat sich soweit behindert fühlte, daß man sich
bereits wiederholt nach einem Ruheposten als
Reichskanzler für ihn uingesehen, wurden von
dem behandelnden Arzte folgende, chronisch aus-
geartete Leiden konstatirt:

Fahnenbandwurm,

Defilirium tremens,
Allarmblasenkatarrh und
Nordpollutionen.

Deutsche Sxeisenkarte

für die paragraphen-Schlemmer-i des Reichstags.

Suppe:

Sewerbeordnungssuppe mit Arbeitskammern-Fettaugen.

Lingangsgerichte:

Agrarkohl mit offiziösem Preßkopf.
Unfallversicherungs-Ragout.

Lingebranntes mit Samoatunke.

Vorspeise:

tzecht im Rarpfenteich.

Vlle ehrliche Seemannsordnung (kalt).
Mittelgerichte:

Fleisch (-Beschau).
tzohenlohe-Uüchlein in Miqu-Vel.
Lchnepfen-Lex nach tzeinze.

Braten:

Post-Filet.

Farce von willigem Fleisch in Zucht-tzausenblase.
Nachspeise:

Englischer Reise-Pudding mit Lumberlandtunke.
Lieber-Cheegebäck (Zuckerbrot).

Flotten-Auflaus auf königliche Art.

Pflaumenweichkäse.

Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Verlag und Druck von I. H. W. Dietz Nachf. (G. m. b. H.) in Stuttgart, Furthbachstraße 12.
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