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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0239
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3137

Endlich.

„Ich sei. gewährt mir die Bitte,
In Lurem Bunde der Dritte,"

Hobelspälzne.

Hätt' Sachsen Sechsundsechzig
'ne starke Flotte gehabt,

So hätten die Preußen sich nimmer
An Leipziger Gose gelabt.

„Dorum richtet die Seestadt Leipzig",
Spricht Hasse, „zum Kricgshasen ein,
Franzosen, Türken und Russen,

Die können dann nicht mehr hinein."

'

Jetzt sollen sogar einige „aktive" Zeugen im
Harmlosenprozeß versetzt sein. Merkwürdig,
^ daß darauf Jemand etwas gegeben hat.

ifb * *

Die preußischen Reaktionäre
Besorgt in die Zukunft sehn,

Es will jetzt mit dem Rückschritt
Nicht recht mehr vorwärts gehn.

Wie konnte der Kaplan Hitze behaupten, daß die Sozialdemokraten
die Mutter abschaffen wollen! Das wäre der katholischen Geistlichkeit
viel eher zuzutrauen, da sie den Vater bereits abgeschafft hat.

"

Ladnerin, du kleine,

Thun dir weh die Beine?

Wärst du doch ein Redakteur,

Sitzen möcht'st du nimmermehr!

Im 2. Buch Mose heißt es: Aron hob den Stab auf und schlug damit
ins Wasser, das im Strom war, vor Pharao und seinen Knechten. —
Als Privatdozent an der Berliner Universität hätte er das nicht thun dürfen.

Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Wenn jwd dasselbe lbun.

Ls waren einmal zwei Diebe,

Der eine erwischt' ein Ltück Brot,
Der andre drei goldene Binge,

Als sich die Gelegenheit bot.

Der eine — ein armer Teufel,
vor Hunger ohnmächtig schier;

Der andre, ein schneidiger Leutnant,
Der stahl beim Juwelier.

Den einen sofort zu zehn Monat
Lefängniß verdammten sie;

Den andern behandelt der Doktor,
Lr litt an — Kleptomanie.

Der Weihnachtsabend einer Verlorenen.

Von dem Fenster ihrer Kammer starrte sic
eine Minute lang in den Hof. Es war bald
fünf Uhr Nachmittags, das Feuer in allen Küche»
war erloschen, das Geschwätz der Dienstmädchen
auf Stiegen und Gängen, das Klappern der
Teller, das Teppichklopfen war verstummt, nur
drei Stock tiefer unter ihr sang eine Köchin:
„Ob ich dich liebe, frage die Sterne. . ." Wie
Gefängnißmauern schlossen sich die finsteren,
schmutziggclben Häuserwände zum Gevierte. Lang-
sam schlich die Dämmerung höher und höher.

Eben war sie von ihrem Einkauf zurllckgekchrt
und zog nun die Nadel aus ihrem Hut und legte
die Handschuhe auf den Tisch. Da stand das
Bäumchen und daneben lag eine schmale Schachtel

voll Wachskerzen und eine Düte mit goldenen
Nüssen und allerhand verschnörkelteilt Backwerk,
wie man es an den grünen Aesteu aufhängen kann.

Das war ihr erster Christbaunl, den sie sich
selber schmückte.

Sie steckte ein Lichtchen an und ließ die Vor-
hänge herab. Ihr Gesicht hatte heute etwas
merkwürdig stilles und zuversichtliches, mit jedeui
Kerzcheu flammte ein Strahl der Freude darin
auf. Als gälte es lieben Angehörigen, putzte sie
Ast für Ast, bis aller Vorrath zu Ende war.
War das eine Pracht!

Dann setzte sie sich auf die Bettkante und
kreuzte die Hände übers Knie.

Ein einschmeichelnder weicher Duft von den:
brennenden Wachs und den harzigen Nadeln
strömte durch das Gemach. Ihr ward so ivohlig
zu Muthe wie. . . wie das letztemal.. . Das
Zimmer war ja damals auch nicht viel größer.
In der Ecke stand ein ebensolcher Waschtisch aus
Weißblech, mit dem Steinkrug am Boden, rechts
davon ein einfacher, schwarzpolirter Kleiderkasten.
Die Stühle auch so mit zcrschlisseneui Futter über-
zogen. Nur an der Wand hingen, in goldenen
ovalen Rahmen, die Bilder der seligen Großeltern.
Und um den Tisch herum saßen Vater und Mutter
und die zwei kleinen Brüderchen. Sie hatte da-
mals ein rothgesticktes Mieder bekommen, sie trug
cs noch heute, Otto ein Federpennal und eine
Jndiancrgcschichte, der Kleinste, Ernst, eine selbst-
laufende Seerobbc.

Damit brach sie ihre Erinnerungen jäh ab.
Warum auch an das Weitere denken. Es war die
alte Geschichte vom Vorderhaus und Hinterhaus.
Verführt, verlassen, — dann das Spital. Später
hatte sie sich nicht mehr zu den Eltern zurückgetraut,
keine Hand streckte sich aus, um sie wieder aufzu-
richten, und so war sie immer mehr verkommen
... und das alles im Trubel Eines Jahres ...

Es klopfte heftig an die Thür, so daß sie zu-
sammenschrack. Ein Besucher anr heiligen Abend!
Aber wer immer ... hastig nahm sie die kleine
Petroleumlampe vom Ofen und zündete sie an.

Schnell blies sie ein Kerzchen nach dem ander::
aus. Schon wollte sie die Hand an die Klinke
legen und den Schlüssel umdrehen ... aber nein,
den Duft von den grünen Aesten und verbrann-
ten Lichtern wollte sie nicht entweihen. Rasch
riß sie das Fenster auf, ein kalter Windstoß
schnaubte herein und verschlang im Nu die
harzigen Gerüche. Dann nahm sie das Bäuinchen
vom Tisch und schob es unter die Bettlade.

Nun öffnete sie die Thür... e.

Äus dem

„Goldenen Vrich des deutschen Volkes".

Die Jugend ist unser Heil und unsre Hoffnung, ihr
laßt uns folgen! Nichts thörichter denn das Alter, das
der lebensstarken, sieggewohnten Jugend nicht Raum zu
frischem wirken giebt. Fürst Hohenlohe.

Aopf hoch! Duseke, Scharfrichter.

Der Militarismus, das ist der Feind! Arieg ihm
bis zur Vernichtung! v. Goßler.

Besser trockenes Brot, von deinem eigenen, heißen
Schweiß bethaut, als 2rüffeln und Pasteten, die du nicht
redlich dir verdient hast! Die Arbeit hoch!

v. Arächer, Assessor und Leutnant.

Ls ist die Pflicht jedes Staatsbürgers, nach Aräften
zum wohl der Allgemeinheit beizusteuern, wer diese
Pflicht verletzt, verdient den Namen eines Schmarotzers!

Freiherr v. Wangenheim.

Halt deine Zunge immer ungespalten,

was du versprichst, sollst ohne Falsch du halten,

Gieb Silber nicht für Gold aus und nicht Nickel

Für echtes Silber! Dein Johannes v. Miquel.

wenn der Löwe beim ersten Sprung seine Beute
verfehlt hat, dann zieht er beschämt den Schwanz ein und
entfernt sich. Lei wie der Löwe! Graf posadowsky.

wer die Ausbeutung der Arbeiter bekämpft, ist e'.n
Hochverräther. Abg. v. Stumm.

wir müssen zum Mittelalter zurückkehren, wenn
wir vorwärts kommen wollen. Abg. v. Aardorff.

Dem Sozialismus gegenüber befolge man den Grund-
satz: Nichts davon verstehen, heißt Alles verwerfen.

Abg. v. Heyl.

Ls ist eine Schande, daß wir Staatserhaltenden
nicht besser Zusammenhalten. Ahlwardt.
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