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ttVUUIlUimUPUt'VlIiyUliytU vrp «UUIJHUU »JUIUM. Abonnementspreis pro Jahr M. 2.60, pro Tuartal 65 Pfennig. Preis pro Kummer HO Pfennig.
Berlin im Schnee, 'sn»"
Der ahnungslose Johannes und dis bösen Buben.
Hobrlspähne.
Limburg-Stirum, Kardorff, Kröcher
Schreien nach dem „starken Mann",
Der der Freiheit an die Gurgel
Springen und-erwürgen kann.
Seht, es naht heran der Starke,
Nehmt Euch nur in Acht, Ihr Herrn,
Nicht die Freiheit wird er würgen,
Aber Euch versohlen germ!
*
Die Sache macht sich, sagte der Vundesrath
da ordnete er an, daß das 20. Jahrhundert
mit denr 1. Januar 1900 zu beginnen habe.
Ein seltener Fall, daß der Bundesrath seiner
Zeit voraus ist.
Zu Windsor in dem Schlosse,
Da meint eine alte Frau,
Drauf nahm sie einen Whiskey,
Vom Weinen wurde sie flau.
Ich lernte in der Schule,
Daß in den hcil'gen Nil
Vor Hunger oftnials weinte
Ein fromines Krokodil.
Nach den Anschauungen der Konservativen darf ein deutscher Reichs-
kanzler zwar Reden, aber nicht Wort halten.
Wo am dünnsten das Brett ist, da bohre mein Lieber.
Also auch Miqtiel, da schlug er dem Lieber aufs Haupt.
Die Deutschen nennt man deshalb das Volk der Denker, weil
sie sich das Meiste denken müssen, das Aussprechen steht unter dem
Groben-Unfugs-Paragraphen.
Womit ich verbleibe Ihr getreuer Säge, Schreiner.
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<T>
Weihnacht, das liebliche Fest, war im Anzug;
es roch schon nach Kerzen.
Friede auf Lrden verkündet die Botschaft, und
jeglichen Menschen
Btand nach Pfefferkuchen der Zinn, nach Aepfeln
und Aüssen.
Also von festlichem Frieden erfüllt war die Halle
des Aeichstags,
Daß man zu Biere schon ging, zum parlamen-
tarischen Abend,
Den Graf Ballestrem gab — willkommen für
Manche zum Aachweis,
Daß nicht Hopfen und Malz vollständig an
ihnen verloren.
Mitten in diesem behaglichen Thun erhob sich
die Kunde,
Daß Herr Miquel der Fuchs, des Kastanien-
wäldchens Beherrscher,
Wieder durchtriebene Streiche gemacht und die
alten verschärft hat.
Gleich erhob sich ein Klagen, ein Murren und
Schütteln des Kopfes,
Jeglicher wußte ein Leid, das ihm Miquel der
Fuchs angethan hat,
viele aber, gestachelt von Kram und peinvoller
Borge,
Huben die Stimmen gar laut in Schrift und
geredeter Bede,
Daß man halte Gericht über Miquel den Fuchs
und Finanzmann.
Als nun dieser gemerkt, daß man ernst ihm
wolle zu Leibe,
Zog er das schlaue Gesicht zuerst in bedenkliche
Falten,
Grübelte dann ein wenig und war alsbald auch
entschlossen.
Wie Freund Reineke einst genäßt zum Kampf
seine Ruthe,
Ilm damit beim Turnei den Feind, den grimmen,
zu blenden.
Taucht er den duldsamen Kiel in die Tinte
und schrieb ein Dementi:
Alles sei Trug und Verleumdung! Aiemals
habe das Füchslein
Jemand ein Härchen gekrümmt, ein Federchen
etwa gerühret —
Weder allein, noch durch Zedlitz, noch sonst
einen „Post"-Praktikanten.
Alles sei Trug und Verleumdung! Niemals
habe das Füchslein
Kontremiue gemacht, noch hinter- noch quer-
'was getrieben!
Aiemals Miquel der Fuchs! Das Karnickel
war immer — der And're-!
Und wie's der Schlaue gedacht, so ist es auch
wirklich gekommen:
Was an rassigem Blut auf Vstelbiens Stoppeln
einherhüpft,
Pferde des Heus und Bind- auch Federvieh
freuten sich dessen;
Hat es doch Niemand geglaubt, daß der Treue
sie treulos betrogen.
Als dann gekommen der Tag, da dem Schelm
man wollte zu Leibe,
Lächelte Miquel der Fuchs so ftoh, als wär'
gar nichts geschehen;
Neigte nach rechts sich und links und wippte
vergnügt mit der Buthe,
Die er Freund wie auch Feind oft heimlich zu
kosten gegeben.
Um sie mit frommem Gesicht dann zu bergen:
„Nein, Lieber, — ich war's nicht!"
Niemals Miquel der Fuchs! Das Karnickel
war immer — der And're-!
Lieber aber, der Töpfer des Reichs und des
Vaterlands Waschfrau,
Griff dem Schelm nach dem Schopf und suchte
das Fell ihm zu waschen —
Wusch und sprach, daß es schäumte, doch Alles
fein diplomatisch.
Damit Niemand dereinst, wenn das Zentrum
zum Kanzler ihn küret,
Lage: Lr ist nicht von Adel und überdies auch
ein Rauhbein!
Also wusch er ganz zart — ein Battisttüchlein,
fein von Gewebe;
Was sich an schwarzer Wäsche noch bot, das
behielt er im Zentrum.
Miquel der Fuchs trat kühnlich dann auf —
umjauchzt von den Gläub'gen,
Blinzelte listig ins Haus und sagte: Mein Name
ist Hase!
Denn ich weiß von nichts, von gar nichts, was
Lieber mir vorwirst.
Wohl geb' ich zu, daß ich agrarisch denk' und
empfinde,
Aber auch sehr liberal — zu Zeiten — und
wo es noth thut
Bin ich katholischer fast als der Papst, als
Lieber und Alle!
Aiemals stellt' ich ein Bein dem Linen oder
dem Andern,
Niemals Hab' ich das Reich mit den Linzel-
staaten verquengelt.
Niemals zu Falle gebracht, was die Pflicht mir
geboten zu halten —
Niemals Miquel der Fuchs! Das Karnickel
war immer — der And're-!
Als der Schelm so gesagt, überließ er die Andern
dem Staunen,
Schlich sich bei Seite und ging vergnüglich
lächelnd zu Hofe.
verantwortlich für die Redaktion (Seorjj »aßler in Stuttgart. — Verlag und Druck von I. H. W. Dietz Nachf. (®. m. b. H.) in Stuttgart, Furthbachstrasie 12.
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Berlin im Schnee, 'sn»"
Der ahnungslose Johannes und dis bösen Buben.
Hobrlspähne.
Limburg-Stirum, Kardorff, Kröcher
Schreien nach dem „starken Mann",
Der der Freiheit an die Gurgel
Springen und-erwürgen kann.
Seht, es naht heran der Starke,
Nehmt Euch nur in Acht, Ihr Herrn,
Nicht die Freiheit wird er würgen,
Aber Euch versohlen germ!
*
Die Sache macht sich, sagte der Vundesrath
da ordnete er an, daß das 20. Jahrhundert
mit denr 1. Januar 1900 zu beginnen habe.
Ein seltener Fall, daß der Bundesrath seiner
Zeit voraus ist.
Zu Windsor in dem Schlosse,
Da meint eine alte Frau,
Drauf nahm sie einen Whiskey,
Vom Weinen wurde sie flau.
Ich lernte in der Schule,
Daß in den hcil'gen Nil
Vor Hunger oftnials weinte
Ein fromines Krokodil.
Nach den Anschauungen der Konservativen darf ein deutscher Reichs-
kanzler zwar Reden, aber nicht Wort halten.
Wo am dünnsten das Brett ist, da bohre mein Lieber.
Also auch Miqtiel, da schlug er dem Lieber aufs Haupt.
Die Deutschen nennt man deshalb das Volk der Denker, weil
sie sich das Meiste denken müssen, das Aussprechen steht unter dem
Groben-Unfugs-Paragraphen.
Womit ich verbleibe Ihr getreuer Säge, Schreiner.
^±Y±±±±±Y
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Weihnacht, das liebliche Fest, war im Anzug;
es roch schon nach Kerzen.
Friede auf Lrden verkündet die Botschaft, und
jeglichen Menschen
Btand nach Pfefferkuchen der Zinn, nach Aepfeln
und Aüssen.
Also von festlichem Frieden erfüllt war die Halle
des Aeichstags,
Daß man zu Biere schon ging, zum parlamen-
tarischen Abend,
Den Graf Ballestrem gab — willkommen für
Manche zum Aachweis,
Daß nicht Hopfen und Malz vollständig an
ihnen verloren.
Mitten in diesem behaglichen Thun erhob sich
die Kunde,
Daß Herr Miquel der Fuchs, des Kastanien-
wäldchens Beherrscher,
Wieder durchtriebene Streiche gemacht und die
alten verschärft hat.
Gleich erhob sich ein Klagen, ein Murren und
Schütteln des Kopfes,
Jeglicher wußte ein Leid, das ihm Miquel der
Fuchs angethan hat,
viele aber, gestachelt von Kram und peinvoller
Borge,
Huben die Stimmen gar laut in Schrift und
geredeter Bede,
Daß man halte Gericht über Miquel den Fuchs
und Finanzmann.
Als nun dieser gemerkt, daß man ernst ihm
wolle zu Leibe,
Zog er das schlaue Gesicht zuerst in bedenkliche
Falten,
Grübelte dann ein wenig und war alsbald auch
entschlossen.
Wie Freund Reineke einst genäßt zum Kampf
seine Ruthe,
Ilm damit beim Turnei den Feind, den grimmen,
zu blenden.
Taucht er den duldsamen Kiel in die Tinte
und schrieb ein Dementi:
Alles sei Trug und Verleumdung! Aiemals
habe das Füchslein
Jemand ein Härchen gekrümmt, ein Federchen
etwa gerühret —
Weder allein, noch durch Zedlitz, noch sonst
einen „Post"-Praktikanten.
Alles sei Trug und Verleumdung! Niemals
habe das Füchslein
Kontremiue gemacht, noch hinter- noch quer-
'was getrieben!
Aiemals Miquel der Fuchs! Das Karnickel
war immer — der And're-!
Und wie's der Schlaue gedacht, so ist es auch
wirklich gekommen:
Was an rassigem Blut auf Vstelbiens Stoppeln
einherhüpft,
Pferde des Heus und Bind- auch Federvieh
freuten sich dessen;
Hat es doch Niemand geglaubt, daß der Treue
sie treulos betrogen.
Als dann gekommen der Tag, da dem Schelm
man wollte zu Leibe,
Lächelte Miquel der Fuchs so ftoh, als wär'
gar nichts geschehen;
Neigte nach rechts sich und links und wippte
vergnügt mit der Buthe,
Die er Freund wie auch Feind oft heimlich zu
kosten gegeben.
Um sie mit frommem Gesicht dann zu bergen:
„Nein, Lieber, — ich war's nicht!"
Niemals Miquel der Fuchs! Das Karnickel
war immer — der And're-!
Lieber aber, der Töpfer des Reichs und des
Vaterlands Waschfrau,
Griff dem Schelm nach dem Schopf und suchte
das Fell ihm zu waschen —
Wusch und sprach, daß es schäumte, doch Alles
fein diplomatisch.
Damit Niemand dereinst, wenn das Zentrum
zum Kanzler ihn küret,
Lage: Lr ist nicht von Adel und überdies auch
ein Rauhbein!
Also wusch er ganz zart — ein Battisttüchlein,
fein von Gewebe;
Was sich an schwarzer Wäsche noch bot, das
behielt er im Zentrum.
Miquel der Fuchs trat kühnlich dann auf —
umjauchzt von den Gläub'gen,
Blinzelte listig ins Haus und sagte: Mein Name
ist Hase!
Denn ich weiß von nichts, von gar nichts, was
Lieber mir vorwirst.
Wohl geb' ich zu, daß ich agrarisch denk' und
empfinde,
Aber auch sehr liberal — zu Zeiten — und
wo es noth thut
Bin ich katholischer fast als der Papst, als
Lieber und Alle!
Aiemals stellt' ich ein Bein dem Linen oder
dem Andern,
Niemals Hab' ich das Reich mit den Linzel-
staaten verquengelt.
Niemals zu Falle gebracht, was die Pflicht mir
geboten zu halten —
Niemals Miquel der Fuchs! Das Karnickel
war immer — der And're-!
Als der Schelm so gesagt, überließ er die Andern
dem Staunen,
Schlich sich bei Seite und ging vergnüglich
lächelnd zu Hofe.
verantwortlich für die Redaktion (Seorjj »aßler in Stuttgart. — Verlag und Druck von I. H. W. Dietz Nachf. (®. m. b. H.) in Stuttgart, Furthbachstrasie 12.