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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 17.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.8185#0096
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3239

England und Transvaal.

(Nach Uesop).

Löwe und Eber kamen an eine Quells, um daraus zu trinken, Jeder wollte der Erste
ibin und bald entstand -in tödtlicher Kampf unter den Zweien. Als sie ein wenig inne
hielten, um Athen, zu schöpfen, bemerkten sie auf den Bergspitzen Aasgeier, die nur daraus
warteten, sich aus das erste Opfer des Kampfe? zu stürzen,

Aesop erzählt nicht, ob die beiden Kämpfer auf die einfache Idee gekommen sind, Frieden
j“ schließen, um nicht den Aasgeiern als Fraß zu dienen, Leider sieht der Streitende in der
Regel den Wald oor Bäumen nicht, (Rach „Life“, Newyork).

''©/(? Hobrlspähnr. '«ksv

Ich ließe gern die Flottenenthusiasten
Einmal erklimmen eines Schulschiffs Masten,
Ich ließe sie, und wenn „Graf von" sie hießen.
Des Seeinanns Lebens ganze Lust genießen.

Ich fütterte sie mit Matrosenfutter,
Verdorb'nem Pöckelfleisch und ranz'ger Butter,
Und ließe dann das Schiff vom Sturme wiegen,
Und seekrank sie in einem Winkel liegen.

Die Freizügigkeit findet auch bei den Kon-
servativen eine Werthschätzung. Die Haupt-
angeklagten im „Harmlosen-Prozeß" sind ins
Ausland verzogen.

„Agraria" mit heft'gem Spotte
Von Tirpitz sich hat abgcwandt,

Am liebsten setzte sie die Flotte

Und das, was dran hängt, auf den Sand.

Dieser Lukull, sagte Graf Kanitz, als ein städtischer Arbeiter sich für
zehn Pfennige Margarine kaufte.

Der Krieg im fernen Transvaal
Ist lang' noch nicht vorbei, —

Das Gold will England haben
Und es bekomint nur Blei.

Eine Petition der Pfarrersköchinnen gegen die lex Heinze hat den
Bundesrath stutzig gcu,acht. Er wird das Gesetz im Papierkorks ver-
schwinden lassen. Man sieht, wie weit der Einfluß der Pfarrersköchinnen

Kid)t! Mr getreuer Säge, Schreiner.

Die Namenlosen.

(Handelsminister Millerand gedachte bei Er-
öffnung der Pariser Weltausstellung auch der
„Namenlosen", di- an dem Werke mitgewirkt,)

Es staunt die west die schimmernde» Paläste,

Den Reichlijlun an, so mächtig, riesengroß,

Doch die da lijitrmtc» Stein auf Stein der Veste
Sinb namenlos.

Bfos ohne Paine»? (Ohne Schmuck und habe
Siehn weiter sie des Wegs, der Hunger drängt,
Daum daß sie ihres Fleißes stolzer Gabe
Doch einen Blick geschenkt.

Und brausend schlingt die ungczäysten Heere
Das Lebe» wieder in den dunklen Schoß;
Zerstoben wie der Dünensand am flieere
Und namenlos! m, L,

Der Nickrlstahlkönig.

8rei nach den Brüdern Grimm.

In alten Zeiten, da hatte jeder Klang noch
S'nn und Bedeutung. Wenn der Hammer des
Schmieds ertönte, so rief er: „Smict mi to! smiet
to!" Wenn der Hobel des Tischlers schnarrte,
sprach er: „Dor häst! dor, dor hast!" Fing
das Räderwerk der Mühle an zu klappern, so
sprach eZ: „Hgsp, Gott! Help, Herr Gott!"
Und war der Müller ein Betrüger, so sprach die
Mühle hochdeutsch und fragte erst langsam: „Wer
'st da? wer ist da?" Dann antwortete sie schnell:
»Der Müller! der Müller!" und endlich ganz
geschwind: „Stiehlt tapfer, stiehlt tapfer, vom
Scheffel drei Achtel!"

Zu dieser Zeit hatten auch die Vögel ihre
eigene Sprache, die Jedermann verstand; jetzt
lautet es nur wie ein Zwitschern, Kreischen und
Pfeifen. Ebenso ist jetzt aus dem Sausen der
großen Kunstmühlen und Fabriken selten etwas
Verständliches herauszuhören.

Aber es giebt noch Ausnahmen.

Kürzlich kam einmal ein solcher Geist der
alten Zeit in die Dillinger Werke, die be-
kanntlich Nickelstahl - Schiffspanzerplatten fabri-
ziren, und thatsächlich ein Monopol auf die
Lieferung von Panzerplatten besitzen. Als nun
dieser Geist in das Getriebe dieser Nickelstahlwerke
fuhr, da hörte nian init einem Male ails dem
Pochen der großen Dampfhänuner mit Donner-
stimme dröhnen: „Wer ist Hauptaktionär? wer
ist Hauptaktionär?" Und dann die Antwort:
„Freiherr v. Stumm! Freiherr v. Stumm! und
seine Sippe — Sippe!" Und als der größte
Hammer in vollein Schwünge war, da krachte
es: „Stiehlt tapfer! stiehlt tapfer! Millionen,
Millionen, vom Kreuzer dreie, von Linienschiff
viere, zusainmen in die Hundert! Stiehlt tapfer,
stiehlt tapfer, dem duinmen Michel — dumm,
dumin, dumm, dumnr!" Und das letzte „dumm,
dumm, dumm, dumm!" dröhnte der Hammer
so entsetzlich laut, daß es durchs ganze deutsche
Reich klang — und sogar den Flottenrummel
übertönte, von denen vielen Leuten der Kopf so
duntnt geworden war, daß sie es schon gar nicht
mehr merkten. _,,

Gewohnheitsrecht.

Ein schlesischer Gerichtshof hat einem wegen
Nothzucht angeklagten Rittergutsbesitzer zu Gute
gehalten: daß Personen in dergleichen Stellungen
ivie die Zeugin, die sich zu unverheiratheten Dienst-
herren vermiethen, denselben „auch sonst" ge-
fällig zu sein pflegen.

Dieser mildernde Umstand ist nicht nur für
den betreffenden Gutsbesitzer, sondern „auch sonst"
sehr wichtig und interessant. Es wird nur fest-
zustellen sein, ob blos armen Dienstboten gegen-
über und blos in geschlechtlicher Hinsicht die An-
nahme eines solchen Gewohnheitsrechts zulässig
erscheint. Es soll vorkornmen, daß angesehene
und sozusagen unabhängige Beamte, deren Un-

bestechlichkeit nur von verwegenen Münchener
Professoren in Frage gezogen werden kann, nach
Oben hin „auch sonst" gefällig zu sein pflegen.

Torpedos auf dem Rhein.

Ls schwimmen düst're Wasserratzen
Zum heil'ge» Mln hinauf den Rhein,
Gebt acht, Ihr Leute, auf die Batzen,

Die gtottc putzt den Beutel rein.

Ecclesia militans in Köln: Ripp, hipp, burrab!

Nachdruck sämmtlicher Artikel verboten.
 
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