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'ns/G' Zwei schwere Jungen. DvV-
~©/(ä' Hobelspähnr. -D^
Es rauscht der Wald, die Finken schlagen,
Hell tönt der Lerche Morgcngruß —
Es kam nach endlos langem Tagen
Der gute Reichstag doch zum Schluß.
Herr Kardorff läßt sich nicht mehr hören
Mit seiner Rede Silberklang,
Es schweigen Oertel, Limburg, Roeren,
Die Wähler jubeln: Gott sei Dank!
Die Große Berliner Pferdebahn sollte eine
neue Haltestelle bekommen für die —
Direktion, damit diese ihr Wort halten
lernt.
Wenn Deutsche unzufrieden
Im Staate sich gerührt,
Stets hat man die Chinesen
Als Muster vorgeführt.
Ganz anders ist's geworden,
Wild wurde Chinas Sohn,
Jetzt macht auch er da drüben
Ganz stranmi in Rebellion.
Wer keine gute innere Politik machen kann, der verlegt sich auf
die Weltpolitik; das ist leichter und macht mehr Spektakel.
Stumm sagt es selbst: es ist nicht wahr,
Daß Nickelpanzerplatten lohnen;
Denn man verdient daran pro Jahr
Blos lump'ge dreieinhalb Millionen.
Die Chinesen müssen doch sehr bösartig sein. Jetzt zerstören sie in
der besten Reisezeit die Eisenbahnen, ohne Rücksicht zu nehmen auf die
armen Aktionäre! Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Ein Zielbewusster.
gW berühmteste der Mansfelder, welche die
"Dennoch!" führen, war der muntere
h ~~ bas Chamäleon des dreißigjährigen
\ • Obwohl er den Lehnscid geschworen,
$je""0d)! ein Feind des Kaisers,
"""ch! ein Verbündeter der Schweden,
»Noch! ein Bundesgenosse des Markgrafen
§ von Baden,
""och! ein Söldner der Gencralstaaten
$ von Holland,
""och! sist Geld von Jedem zu haben,
D.» aber-
""och! ist „Dennoch!" eine sehr hübsche
Devise.
^ Der Dalles im Wasser.
W Majestät, der Herr der Fluchen, hatte
K Offenbar mit der linken Schwanzflosse zu-
?!k ", feinem Algenlager sich zu erheben geruht.
Ct '% schob er den getrockneten Seetimg,
J\t Kautabak zu nehmen pflegte, zurück.
!\c Eo Knabe hatte freilich Grund genug,
[V zu sein. Er, der Herr der Fluthen,
h fein Herr der Ebbe werden, die beständig
JW ^ Kasse herrschte. Hundert Austernschalen
^ auf — in keiner einzigen war eine
?!»!>."' Seine Ausgaben aber mehrten sich,
j»tfe ® >hm gerade so wie den Fürsten auf dem
Ach Ell Lande, nur nüt dem fatalen Unter-
fsfhjj' "aß diese sich ins Wasser stürzen oder
,^>ch So» können, wenn der Dalles zu groß
sie d?"' or, Aegir, mußte weiter schwimmen,
Ewige Jude weiter wandern muß. Was
Anleihe bei Vater Rhein oder
iNte 311 '"ochEN, getränte sich der be-
Bursche nicht mehr, feitbem ihm seine
Ve^"r’efe uneröffnet zurückgeschickt worden
So saß er denn, stumm sich in seinen
krauend, auf seinem Müschelthron und
brütete heftig, was aber nur das Auskriechen
einiger Einsiedlerkrebse zur Folge hatte, deren
Eier zufällig unter ihm lagen. Hierdurch wurde
ihm natürlich der weitere Aufenthalt auf seinem
Throne unleidlich gemacht und er trat — mit
dem Dreizack steuernd — ein kleines Spazier-
schwimmen an.
Plötzlich trübte sich das Wasser. Ein mächtiger
Haifisch nahte und spie allerunterthänigst vor
ihm den deutschen „Reichsanzeiger" aus. Der
König warf einen Blick auf das Blatt und ließ
ein majestätisches Grunzen hören. In einer eiligst
zusammengekabelten Sitzung verkündigte er seinen
Meerweibern, daß endlich das Deutsche Reich ein
paar Milliarden ins Wasser werfen wolle, womit
die Zeit der Ebbe wieder einmal vorbei sei. Diesen
wahrhaft welthistorischen Moment würdig zu
feiern, ließ er durch seine Kammerdelphine aus
einem uralten Wrack etliche Füßchen Feuerwasser
herbeirollen, die zu Ehren Müller-Fuldas geleert
wurden.
Wachhabende Steuermänner glaubten an jenem
Abend, der dein freudigen Ereigniß folgte, ein
ungewöhnlich schönes Meerleuchtcn zu bemerken,
ein Hupfen von zahllosen rothen Sternen auf
den Wellen. Es war aber nur der Widerschein
der Nase Aegirs, die zu Ehren des Tages ganz
besonders festlich angezündet worden war. m, e.
Eine Nobilitirung.
Wer hat den ersten Flottenplan eingebracht,
vertheidigt und festgelegt? : Tirpitz.
Von wem ist er nicht innegehalten?
,, : von Tirpitz.
Die beiden Bürgermeister.
Der erste Bürgernieister einer großen Stadt
hatte die Gewohnheit, wenn er von den Straßen-
laternen sprach, „meine Straßenlaternen" zu
sagen. Das verdroß den zweiten Bürgerineister,
der in mehreren öffentlichen Reden seinen Un-
muth darüber ausließ uud zu verstehen gab, daß
er an den Laternen das gleiche Anrecht habe wie
Jener. In der Bürgerschaft nahm man thells
für den Einen, theils für den Anderen Partei.
Als einmal ein hitziger Wortstreit darüber aus-
gefochten wurde, sagte ein Arbeiter: „Ihr dummen
Kerle! Wer hat denn die Laternen bezahlt? Die
Stadtbevölkerung. Folglich gehören sie ihr und
nicht den Bürgermeistern."
Eine neue Krankheit
hat durch ihre Symptome an dem Abgeordneten
Müller-Fulda die Aufmerksamkeit der weitesten
Kreise auf sich gelenkt. Sie wurde mit dem
Namen Stenerkoller belegt und äußert sich bei
den hiervon Betroffenen in der Art, daß z. B.
harmlose königliche Steuerboten vergewaltigt und
zwangsweise in die Wohnungen der Kranken ge-
schleppt werden, wo ihnen alles vorfindliche Geld
an Baarem und in Werthpapieren in die Taschen
gesteckt wird. Eine zu niedrige Einschätzung ver-
setzt die Patienten in einen Zustand von Raserei,
gänzliche Heilung ist nur durch vollständige
Mobiliarpfändung zu Gunsten des Fiskus möglich.
Die Regierung hat sich bereits mit einigen be-
rühmten Klinikern in Verbindung gesetzt, um
dem Abgeordneten Müller-Fulda ein Serum ab-
zapfen zu lassen, durch welches der Steucrkoller-
Bazillus rasch der übrigen Bevölkerung eingeimpft
werden könnte. Nach Ausbruch der zu erhoffen-
den Epidemie soll dann ein neues Flottengesetz
dem Reichstag vorgelegt werden.
Schlagfertig.
Advokat (zu einem Maurergesellen, der ihm
nicht schnell genug arbeitet): Ist es wahr, daß
Maurerschweiß so lheuer ist?
Maurer: Freilich, man macht Advokatentinte
daraus.
'ns/G' Zwei schwere Jungen. DvV-
~©/(ä' Hobelspähnr. -D^
Es rauscht der Wald, die Finken schlagen,
Hell tönt der Lerche Morgcngruß —
Es kam nach endlos langem Tagen
Der gute Reichstag doch zum Schluß.
Herr Kardorff läßt sich nicht mehr hören
Mit seiner Rede Silberklang,
Es schweigen Oertel, Limburg, Roeren,
Die Wähler jubeln: Gott sei Dank!
Die Große Berliner Pferdebahn sollte eine
neue Haltestelle bekommen für die —
Direktion, damit diese ihr Wort halten
lernt.
Wenn Deutsche unzufrieden
Im Staate sich gerührt,
Stets hat man die Chinesen
Als Muster vorgeführt.
Ganz anders ist's geworden,
Wild wurde Chinas Sohn,
Jetzt macht auch er da drüben
Ganz stranmi in Rebellion.
Wer keine gute innere Politik machen kann, der verlegt sich auf
die Weltpolitik; das ist leichter und macht mehr Spektakel.
Stumm sagt es selbst: es ist nicht wahr,
Daß Nickelpanzerplatten lohnen;
Denn man verdient daran pro Jahr
Blos lump'ge dreieinhalb Millionen.
Die Chinesen müssen doch sehr bösartig sein. Jetzt zerstören sie in
der besten Reisezeit die Eisenbahnen, ohne Rücksicht zu nehmen auf die
armen Aktionäre! Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Ein Zielbewusster.
gW berühmteste der Mansfelder, welche die
"Dennoch!" führen, war der muntere
h ~~ bas Chamäleon des dreißigjährigen
\ • Obwohl er den Lehnscid geschworen,
$je""0d)! ein Feind des Kaisers,
"""ch! ein Verbündeter der Schweden,
»Noch! ein Bundesgenosse des Markgrafen
§ von Baden,
""och! ein Söldner der Gencralstaaten
$ von Holland,
""och! sist Geld von Jedem zu haben,
D.» aber-
""och! ist „Dennoch!" eine sehr hübsche
Devise.
^ Der Dalles im Wasser.
W Majestät, der Herr der Fluchen, hatte
K Offenbar mit der linken Schwanzflosse zu-
?!k ", feinem Algenlager sich zu erheben geruht.
Ct '% schob er den getrockneten Seetimg,
J\t Kautabak zu nehmen pflegte, zurück.
!\c Eo Knabe hatte freilich Grund genug,
[V zu sein. Er, der Herr der Fluthen,
h fein Herr der Ebbe werden, die beständig
JW ^ Kasse herrschte. Hundert Austernschalen
^ auf — in keiner einzigen war eine
?!»!>."' Seine Ausgaben aber mehrten sich,
j»tfe ® >hm gerade so wie den Fürsten auf dem
Ach Ell Lande, nur nüt dem fatalen Unter-
fsfhjj' "aß diese sich ins Wasser stürzen oder
,^>ch So» können, wenn der Dalles zu groß
sie d?"' or, Aegir, mußte weiter schwimmen,
Ewige Jude weiter wandern muß. Was
Anleihe bei Vater Rhein oder
iNte 311 '"ochEN, getränte sich der be-
Bursche nicht mehr, feitbem ihm seine
Ve^"r’efe uneröffnet zurückgeschickt worden
So saß er denn, stumm sich in seinen
krauend, auf seinem Müschelthron und
brütete heftig, was aber nur das Auskriechen
einiger Einsiedlerkrebse zur Folge hatte, deren
Eier zufällig unter ihm lagen. Hierdurch wurde
ihm natürlich der weitere Aufenthalt auf seinem
Throne unleidlich gemacht und er trat — mit
dem Dreizack steuernd — ein kleines Spazier-
schwimmen an.
Plötzlich trübte sich das Wasser. Ein mächtiger
Haifisch nahte und spie allerunterthänigst vor
ihm den deutschen „Reichsanzeiger" aus. Der
König warf einen Blick auf das Blatt und ließ
ein majestätisches Grunzen hören. In einer eiligst
zusammengekabelten Sitzung verkündigte er seinen
Meerweibern, daß endlich das Deutsche Reich ein
paar Milliarden ins Wasser werfen wolle, womit
die Zeit der Ebbe wieder einmal vorbei sei. Diesen
wahrhaft welthistorischen Moment würdig zu
feiern, ließ er durch seine Kammerdelphine aus
einem uralten Wrack etliche Füßchen Feuerwasser
herbeirollen, die zu Ehren Müller-Fuldas geleert
wurden.
Wachhabende Steuermänner glaubten an jenem
Abend, der dein freudigen Ereigniß folgte, ein
ungewöhnlich schönes Meerleuchtcn zu bemerken,
ein Hupfen von zahllosen rothen Sternen auf
den Wellen. Es war aber nur der Widerschein
der Nase Aegirs, die zu Ehren des Tages ganz
besonders festlich angezündet worden war. m, e.
Eine Nobilitirung.
Wer hat den ersten Flottenplan eingebracht,
vertheidigt und festgelegt? : Tirpitz.
Von wem ist er nicht innegehalten?
,, : von Tirpitz.
Die beiden Bürgermeister.
Der erste Bürgernieister einer großen Stadt
hatte die Gewohnheit, wenn er von den Straßen-
laternen sprach, „meine Straßenlaternen" zu
sagen. Das verdroß den zweiten Bürgerineister,
der in mehreren öffentlichen Reden seinen Un-
muth darüber ausließ uud zu verstehen gab, daß
er an den Laternen das gleiche Anrecht habe wie
Jener. In der Bürgerschaft nahm man thells
für den Einen, theils für den Anderen Partei.
Als einmal ein hitziger Wortstreit darüber aus-
gefochten wurde, sagte ein Arbeiter: „Ihr dummen
Kerle! Wer hat denn die Laternen bezahlt? Die
Stadtbevölkerung. Folglich gehören sie ihr und
nicht den Bürgermeistern."
Eine neue Krankheit
hat durch ihre Symptome an dem Abgeordneten
Müller-Fulda die Aufmerksamkeit der weitesten
Kreise auf sich gelenkt. Sie wurde mit dem
Namen Stenerkoller belegt und äußert sich bei
den hiervon Betroffenen in der Art, daß z. B.
harmlose königliche Steuerboten vergewaltigt und
zwangsweise in die Wohnungen der Kranken ge-
schleppt werden, wo ihnen alles vorfindliche Geld
an Baarem und in Werthpapieren in die Taschen
gesteckt wird. Eine zu niedrige Einschätzung ver-
setzt die Patienten in einen Zustand von Raserei,
gänzliche Heilung ist nur durch vollständige
Mobiliarpfändung zu Gunsten des Fiskus möglich.
Die Regierung hat sich bereits mit einigen be-
rühmten Klinikern in Verbindung gesetzt, um
dem Abgeordneten Müller-Fulda ein Serum ab-
zapfen zu lassen, durch welches der Steucrkoller-
Bazillus rasch der übrigen Bevölkerung eingeimpft
werden könnte. Nach Ausbruch der zu erhoffen-
den Epidemie soll dann ein neues Flottengesetz
dem Reichstag vorgelegt werden.
Schlagfertig.
Advokat (zu einem Maurergesellen, der ihm
nicht schnell genug arbeitet): Ist es wahr, daß
Maurerschweiß so lheuer ist?
Maurer: Freilich, man macht Advokatentinte
daraus.