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Transvaals Lnde. (I>nllod, London.)
John Bull als afrikanischer Triumphator.
(Lite, Newyork.)
Hobelspälxnr.
Auf Pump pflegt sein Gewand zu kaufen
Manch' leichtbeschwingter Studio, —
Auf Pump auch manche Maß zu saufen,
Es schmeckt ja gleich, so oder so!
Auf Pump pflegt Häuser aufzuführen
Der schwindelhafte Spekulant —
Jedoch auf Pump 'nen Krieg riskiren
Und Siege drauf hypotheziren,
Das war bis dato unbekannt.
Wir führen gar keinen Krieg mit China, be-
hauptet v. Bülow, sondern wollen uns nur der
Kaiserin-Tante bemächtigen. Der Waldersee-
Feldzug ist also nur eine Variation des beliebten
Kümmelblättcheu-Spiels: Meine Tante, deine Tante!
Borg', Michel, nnr bei Bruder Jonathan.
Sei unbesorgt, der Smarte kreidet Alles an.
Mit salbungsvollen Worten sucht man das Volk über den Ver-
lust dessen zu trösten, was man ihm mit schnöden Worten verweigert.
Goldbeladene Kamele
Täglich durch die Straße zieh»,
Und bei ihrein Anblick eilig
Tausend Schafe nieverknien.
Wenn doch einmal was fliegen soll, so wünsche ich das dem Ballon
des frommen Grafen Zeppelin auf dein Bodensee, aber nicht dem Ge-
richtsstand der Presse. » ^ *
Es sinken die Kurse,
Es steigen die Steuern,
Und Deutschland macht jetzt
In Abenteuern.
In Bayern hat sich ein 61jähriger Schuster freiwillig nach China
gemeldet. Ich hoffe, daß der Mann in China ordentlich versohlt wird.
Womit ich verbleib- Dein getreuer Säge, Schreiner.
Pastor hülle spricht:
liiel geschrieben wird heutzutage
Uon der sogenannten Koblenfrage,
Weil man jetzt alles, was brennt,
Gemeinhin eine Srage nennt.
Und allzngerne man vergisst.
Dass es nur Gottes Singer ist.
Und dass Gottlosigkeit allein
Schuld kann an solchen Döthen sein.
IDan pfeift auf die Kirche und die Pastoren
Und geht des ewigen Heils drum verloren,
Denn wisset, all' diese Schelmen und Lümmel
haben verscherzt schon lange den Himmel.
*
hätten sich nicht die Agitatoren
Wider das arme Uolk verschworen,
Und nicht das Bergvolk aufgehetzt,
ßäb’s keine Kohlenfrage jetzt.
Würden die Häuer fleissiger hauen
Und die Zimmerer fleissiger bauen
Und sich mit Gaviar begnügen,
Anstatt noch Lachs dazu zu kriegen,
Liebten sie mehr als die Kneipen die wessen,
Würden sie beten statt zu essen,
Wären sic fromm, genügsam und willig,
Dann wären auch die Kohlen billig.
Da Gott es anders wollte schicken
Dehmt jeder 'neu Sack voll auf den Rücken,
Und thut ihr euch dann fleissig rühren,
So wird’s euch sicherlich nicht frieren,
Ihr langt damit das ganze ]ahr
Und nehmet Gottes Wunder wahr
Der Segen giebt, dem der beliebt,
Und euch nur straft, weil er euch liebt.
Drum haltet still, es ist sein Wille!
So räch euch euer Pastor ljülle.
Berlin, Anfang Oktober.
Lieber Jacob!
Man soll nicht sagen, wat 'ne Sache is. Onkel
Chlodwig war zwar uff'n paar Dage aus seine
verschiedenen Sommerfrischen nach Berlin zurück-
jekehrt un seine erste Amtshandlung war, det er
die Minister, die jrade ooch in Berlin anwesend
waren, zu's Essen bei sich einlud un det er sieh
denn, um sich von die Strapaze zu erhol'n,
schleinichst nach Saßnitz bejeben mußte.
Et jeht ja ooch so. Wir haben ja ooch in seine
Abwesenheit eenen Achzichmilljonen-Pump in
Amerika uffjcnommen, von wejen weil unsre
eijnen Kaptalisten schon kalte Beene jekricht haben.
Et is eben 'ne janz besondre Sache mit die
patriotsche Bejeistrung; wenn se nischt mehr ein-
bringt, denn verflichticht se sich balde, trotz alle
Hunnenrederei. Unsre Jeldleite lejen de Hand
uff ihre heilichsten Jieter, wodrunter se ihre Jeld-
säcke verstehn, weil keen Mensch niehr weeß, wo-
hin die China-Karre jeht.
Ooch unser Allerweltsjeneral scheint schon von
'n jelinden Katzenjamnier erjriffen worden zu
sind. In Singapore haben ihm die Deitscheu
een Friehstick anjeboten, wat er aber abjelehnt
hatte mit die Bejrindung, det er keenen Apptit
hat. Da kann ick mit nieinen unjewöhnlich je-
wöhnlichen Unterthanenverstand blos sagen: Det
war doch frieher nich? Noch bei sein'n Abjang
is er bei ville patriotsche Dinehs jewesen. Sollte
er sich als oller Mann ieberjessen haben? Meg-
lich is Allens bei die flaumigen Zeiten, wo't
Schock 'n Jroschen kostet. Mir kann 't recht
sind. Wen noch?
Aber eijentlich sind wir doch recht undankbar.
Kennten wir uns nich jlicklich schätzen, det wir
eene Rejierung haben, die in ihre Fiersorge for
uns so weit jeht, det se uns sojar die Mühe
von's eijene Denken abjewöhnen will? Un det
se fiersorchlich bemüht is, det mir uff's Theater
keene Sticke nich sehn, wodurch unsre Moral
leiden un unser Jlanbe an die Jutheit un Scheem
heit von unsre Verhältnisse erschittert wer'n kennte?
Da haben wir jetzt in Berlin als neien Zensor
eenen in Folje von die abjelehnte Kanalvorlagc
abjehalfterten Landrath jekricht, der Jroßartijet
in't Verbieten von Sticke leistet. Der Mann hat et
sojar fertich jebracht, den neisten Blumendal un
Kadelburch for staatsjefährlich zu erklären.
Un ooch hinter allens Nackichte in die Buch-
un Kunsthandlungen is die Pollizei mechtich
hinterher. Alle Dage find't da een Schutzmann
wat, wat ohne unzichtig zu sind, sein Scham-
jefiehl jröblich verletzt. Man jloobt et eben jar
nich, wie emfindlich so'n richtijet Berliner Schutz-
mannsjestehl sin kann. Un det jeht Allens ohne
Apparate, wollte sagen ohne lex Heinze. Wo der
Schutzmann zu dämlich is, hilft der Jöthebund
aus, der weeß, wat unsittlich is. Blos Mitglieder-
beitreje kassiren is woll 'ne verdienstliche Leistung,
aber der Mensch lebt nicht alleen von's liebe Brot.
Det liebe Brot! Et jiebt ville Leite, die an den
Winter, der vor die Dhire steht, mit noch janz
andere Jefiehle denken wie in friehere Jahre. So
weit haben wir et ja noch nich jebracht, det wir
von scheene Redensart'n satt wer'n kennt'». Jinge
det, denn mißt'n wir uns schon den Magen ieber-
laden haben. Denn wat scheene Redensarten an
belangt, da marschir'n wir heite an die Spitze
von die Zisilisatsjon.
Ick verbleibe mit ville Jrieße Dein freier
Jotthils Naucke
an'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Transvaals Lnde. (I>nllod, London.)
John Bull als afrikanischer Triumphator.
(Lite, Newyork.)
Hobelspälxnr.
Auf Pump pflegt sein Gewand zu kaufen
Manch' leichtbeschwingter Studio, —
Auf Pump auch manche Maß zu saufen,
Es schmeckt ja gleich, so oder so!
Auf Pump pflegt Häuser aufzuführen
Der schwindelhafte Spekulant —
Jedoch auf Pump 'nen Krieg riskiren
Und Siege drauf hypotheziren,
Das war bis dato unbekannt.
Wir führen gar keinen Krieg mit China, be-
hauptet v. Bülow, sondern wollen uns nur der
Kaiserin-Tante bemächtigen. Der Waldersee-
Feldzug ist also nur eine Variation des beliebten
Kümmelblättcheu-Spiels: Meine Tante, deine Tante!
Borg', Michel, nnr bei Bruder Jonathan.
Sei unbesorgt, der Smarte kreidet Alles an.
Mit salbungsvollen Worten sucht man das Volk über den Ver-
lust dessen zu trösten, was man ihm mit schnöden Worten verweigert.
Goldbeladene Kamele
Täglich durch die Straße zieh»,
Und bei ihrein Anblick eilig
Tausend Schafe nieverknien.
Wenn doch einmal was fliegen soll, so wünsche ich das dem Ballon
des frommen Grafen Zeppelin auf dein Bodensee, aber nicht dem Ge-
richtsstand der Presse. » ^ *
Es sinken die Kurse,
Es steigen die Steuern,
Und Deutschland macht jetzt
In Abenteuern.
In Bayern hat sich ein 61jähriger Schuster freiwillig nach China
gemeldet. Ich hoffe, daß der Mann in China ordentlich versohlt wird.
Womit ich verbleib- Dein getreuer Säge, Schreiner.
Pastor hülle spricht:
liiel geschrieben wird heutzutage
Uon der sogenannten Koblenfrage,
Weil man jetzt alles, was brennt,
Gemeinhin eine Srage nennt.
Und allzngerne man vergisst.
Dass es nur Gottes Singer ist.
Und dass Gottlosigkeit allein
Schuld kann an solchen Döthen sein.
IDan pfeift auf die Kirche und die Pastoren
Und geht des ewigen Heils drum verloren,
Denn wisset, all' diese Schelmen und Lümmel
haben verscherzt schon lange den Himmel.
*
hätten sich nicht die Agitatoren
Wider das arme Uolk verschworen,
Und nicht das Bergvolk aufgehetzt,
ßäb’s keine Kohlenfrage jetzt.
Würden die Häuer fleissiger hauen
Und die Zimmerer fleissiger bauen
Und sich mit Gaviar begnügen,
Anstatt noch Lachs dazu zu kriegen,
Liebten sie mehr als die Kneipen die wessen,
Würden sie beten statt zu essen,
Wären sic fromm, genügsam und willig,
Dann wären auch die Kohlen billig.
Da Gott es anders wollte schicken
Dehmt jeder 'neu Sack voll auf den Rücken,
Und thut ihr euch dann fleissig rühren,
So wird’s euch sicherlich nicht frieren,
Ihr langt damit das ganze ]ahr
Und nehmet Gottes Wunder wahr
Der Segen giebt, dem der beliebt,
Und euch nur straft, weil er euch liebt.
Drum haltet still, es ist sein Wille!
So räch euch euer Pastor ljülle.
Berlin, Anfang Oktober.
Lieber Jacob!
Man soll nicht sagen, wat 'ne Sache is. Onkel
Chlodwig war zwar uff'n paar Dage aus seine
verschiedenen Sommerfrischen nach Berlin zurück-
jekehrt un seine erste Amtshandlung war, det er
die Minister, die jrade ooch in Berlin anwesend
waren, zu's Essen bei sich einlud un det er sieh
denn, um sich von die Strapaze zu erhol'n,
schleinichst nach Saßnitz bejeben mußte.
Et jeht ja ooch so. Wir haben ja ooch in seine
Abwesenheit eenen Achzichmilljonen-Pump in
Amerika uffjcnommen, von wejen weil unsre
eijnen Kaptalisten schon kalte Beene jekricht haben.
Et is eben 'ne janz besondre Sache mit die
patriotsche Bejeistrung; wenn se nischt mehr ein-
bringt, denn verflichticht se sich balde, trotz alle
Hunnenrederei. Unsre Jeldleite lejen de Hand
uff ihre heilichsten Jieter, wodrunter se ihre Jeld-
säcke verstehn, weil keen Mensch niehr weeß, wo-
hin die China-Karre jeht.
Ooch unser Allerweltsjeneral scheint schon von
'n jelinden Katzenjamnier erjriffen worden zu
sind. In Singapore haben ihm die Deitscheu
een Friehstick anjeboten, wat er aber abjelehnt
hatte mit die Bejrindung, det er keenen Apptit
hat. Da kann ick mit nieinen unjewöhnlich je-
wöhnlichen Unterthanenverstand blos sagen: Det
war doch frieher nich? Noch bei sein'n Abjang
is er bei ville patriotsche Dinehs jewesen. Sollte
er sich als oller Mann ieberjessen haben? Meg-
lich is Allens bei die flaumigen Zeiten, wo't
Schock 'n Jroschen kostet. Mir kann 't recht
sind. Wen noch?
Aber eijentlich sind wir doch recht undankbar.
Kennten wir uns nich jlicklich schätzen, det wir
eene Rejierung haben, die in ihre Fiersorge for
uns so weit jeht, det se uns sojar die Mühe
von's eijene Denken abjewöhnen will? Un det
se fiersorchlich bemüht is, det mir uff's Theater
keene Sticke nich sehn, wodurch unsre Moral
leiden un unser Jlanbe an die Jutheit un Scheem
heit von unsre Verhältnisse erschittert wer'n kennte?
Da haben wir jetzt in Berlin als neien Zensor
eenen in Folje von die abjelehnte Kanalvorlagc
abjehalfterten Landrath jekricht, der Jroßartijet
in't Verbieten von Sticke leistet. Der Mann hat et
sojar fertich jebracht, den neisten Blumendal un
Kadelburch for staatsjefährlich zu erklären.
Un ooch hinter allens Nackichte in die Buch-
un Kunsthandlungen is die Pollizei mechtich
hinterher. Alle Dage find't da een Schutzmann
wat, wat ohne unzichtig zu sind, sein Scham-
jefiehl jröblich verletzt. Man jloobt et eben jar
nich, wie emfindlich so'n richtijet Berliner Schutz-
mannsjestehl sin kann. Un det jeht Allens ohne
Apparate, wollte sagen ohne lex Heinze. Wo der
Schutzmann zu dämlich is, hilft der Jöthebund
aus, der weeß, wat unsittlich is. Blos Mitglieder-
beitreje kassiren is woll 'ne verdienstliche Leistung,
aber der Mensch lebt nicht alleen von's liebe Brot.
Det liebe Brot! Et jiebt ville Leite, die an den
Winter, der vor die Dhire steht, mit noch janz
andere Jefiehle denken wie in friehere Jahre. So
weit haben wir et ja noch nich jebracht, det wir
von scheene Redensart'n satt wer'n kennt'». Jinge
det, denn mißt'n wir uns schon den Magen ieber-
laden haben. Denn wat scheene Redensarten an
belangt, da marschir'n wir heite an die Spitze
von die Zisilisatsjon.
Ick verbleibe mit ville Jrieße Dein freier
Jotthils Naucke
an'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.