Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung (18.1901)

Der Rnabe von Budapest.

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„Arbeit gebt uns, und gebt uns Brot;

Air leiden Kälte, wir leiden Bold —

Air haben ein Recht auf das Leben:

Das Recht nur sollt Ihr uns geben!“ —

Gin Reer von abertausend Mann,

Mit dröhnenden Schritten rückt es an,

Zur Seite ihm Bier und Schrecken —-

Der Sturm saust um die Ecken.

Der Schneesturm pfeift. Aus dem warmen Raus
Lugen Cschako und Reim heraus,

1m kalten Schneelicht blitzen
Goldene Knöpfe und Litzen.

— „Zurück! Air gaben Euch Bolz und Brot,

Air batten Erbarmen mit Eurer Doch; —

Doch ein Recht auf Arbeit und Leben,

Aer bat Euch das gegeben?! — “

Und lähmende Stille. — Ein Aetterschlag
Juhr aus den Rimmein am kält’sten Lag,

Dann — dröhnend wie Donnergrollen:

„Air haben es, wenn wir wollen!“

Und hämmernd das Blut in den Schläfen braust,
An dem tbürgriff rüttelt die Schwielenfaust,

Auf dem Estrich krachen die Sohlen:

„Air werden das Recht uns holen!“

— „Zurück! Gewalt denn wider Gewalt!“ —
Und der Säbel klirrt, und die Büchse knallt.
„Zurück!“ Und die Stürmenden weichen
Ueber Wunden zurück und Leichen!

Auf brüllt die Menge in Scham und Auch. —
Und mitten in tosender Kämpferflutb
Mit blonden, flatternden Raaren
Ein Knabe von dreizehn ]abren.

Da hebt die wehrende Rand — Ein Schrei —

Ein Stauen und Stampfen, — nun ist's vorbei:
Im Strassengewühl zertreten! —

Und fluchende Lippen beten.

— „Und wenn das Recht zu des höchsten Ehr’
Ans Rimmelsgewölbe genagelt wär,

So wüchsen uns Adlerschwingen:

Wir werden das Recht erringen!

Zurück — für beute! — Was beulst Du, Weib?
Auf diesem zuckenden Kinderleib
Soll unser Recht auf das Leben,

Ein leuchtendes Mal, sich heben!“

Des JUbrers Wort grollt hart und heiss;

— Und stille wird es und leer im Kreis.

Er kniet im fegenden Winde

Bei seinem todten Kinde.

Tn webenden Wirbeln treibt der Schnee
Und kühlt die Wunden und löscht das Web
Und hüllt in schützende Decken
Die blutige Saat der Schrecken.

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Dankbarkeit.

Der Amtsrichter Knutschke Hatte einmal Ge-
legenheit, den Taglöhner Schnltze wegen Majestäts-
beleidigung zu sechs Monaten Gesängniß zu ver-
urtheilen. Dafür wurde Knutschke zum Land-
richter befördert.

Zn Neujahr erhielt Schnitze eine Flasche Roth-
spohn mit beiliegender Karte: „Die herzlichsten
Glückwünsche von Ihrem dankbaren

Landrichter Knutschke."

Darauffolgende Ostern kam eine Kiste mit
bunten Eiern, Kuchen, Back- und Naschwerk,
adressirt an „Se. Hochwohlgeboren Herrn Tag-
löhner Schnltze sammt Frau Gemahlin und

Kindern", nebst Begleitbrief: „Vergnügte Feier-
tage wünscht Ihnen und Ihre lieben Angehörigen

Ihr dankbarer _ t.,,

Knutschke,

Direktor der Strafkammer I in Tripstrill."

Seitdem erinnert sich Knutschke bei jeder Ge-
haltsaufbesserung re. in schwärmerischen Aus-
drücken seines Wohlthäters, dem er das erste
Avancement zu verdanken hatte und übersendet
ihm ein „kleines Zeichen seiner Dankbarkeit".

Schnltze freut sich schon auf die heurigen Weih-
nachten, da er bis dahin Knutschkes Beförderung
zum Reichsgerichtsrath für gewiß hält.

Dieser schöne Zug menschlicher Dankbarkeit
verdient sicherlich der Vergessenheit entrissen und
bildsamen Gemiithern zur Nachahmung empfohlen
zu werden, was hiermit geschehen soll. e.

U

Wie die Alten sungrn . ..

Spricht der Bauernvater zu dem Sohne:
Merke: noble Passionen
Sind der Weg zur Gunst bei Hofe.
Würden auch der Hypotheken
Mehr noch ans dem Ritterhofe.

Spricht der Bauernsohn zum Vater:

Weiß schon! Und die Hypotheken
Machen mir auch keine Sorge.

Denn der Staat mit höhern Zöllen
Hilft mir, wenn ich noch mehr borge!

V

Nentrunr.

„Madame, mir scheint, unsere Tochter verkehrt
mit unserem Hauslehrer, dem Kandidaten, zu
intim..."

„Bah, er ist ein Schulmeisterssohn! Eine Kom-
tesse von Hohennasewitz sieht in einem solchen
Menschen niederer Herkunft kein Geschleäit."