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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 18.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.6609#0080
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— 8479

Die Kanalaröeiter in Zgätigkeit.

Kolonnenführer Bülow: Na, endlich
fällt das Wässer in den Kanal. Hätte
nicht geglaubt, daß die Gewerkschaft der
Junker so stramm Zusammenhalten und gar
keine Arbeitswillige stellen würde.

Prinrenerziehnng.

Hauslehrer: „Nun, Hoheit, bitte, die Vokabeln.
Die Wurzel?"

- „Radex."

— „Die Arbeit?" (Prinz schweigt.)

Fürst: „Wie können Sie auch so dumm fragen!
Was braucht denn mein Sohn zu wissen, was
,Arbeit' heißt." f.

Zufriedenheit.

Ach Freunde, seid doch hübsch zufrieden
And schickt euch in die böse Welt.

Das Loos, vom „Himmel" euch beschieden,
Ertraget standhaft als ein Held.

Laßt die Regierung weislich walten
Und lasset alles hübsch beim Alten. . . .

Es giebt auf Erden weit und breit
Nichts Schön'res als Zufriedenheit.

von Gottes Gnaden ist der König,
wir sind nur seinetwegen da.

Und murren wir einmal ein wenig,

Sperrt man uns ein. Hallelujah!

So thut man's allerwegen treiben,

So ift's, so sei's, so soll es bleiben. .. .

Drum, Brüder, seid nur ja gescheidt,

Bewahrt euch die Zufriedenheit.

wenn ihr als arme Schlucker lungert,
wenn 's Hemd euch durch die Aermel blickt,
wenn ihr vor'm Haus der Reichen hungert
And wenn der Frost euch quält und zwickt.
Bedenkt, es kann ja doch auf Erden
Wohl nicht ein Jeder glücklich werden. . . .

Den Großen: Freud' und Herrlichkeit
Den Kleinen: die Zufriedenheit!

Und habt ihr alles auch verloren
Und wird es euch so schwer und bang,

Zieht's Fell man über eure Ohren,

So denkt, es ist ein Uebergang.

Laßt euch nur drücken, schinden, treten,

Ihr dürft ja singen noch und beten!

Und denkt, wie glücklich ihr noch seid,

Habt ihr nur die Zufriedenheit.

wenn sie ins schwarze Buch euch schreiben
Viel Schand und Schimpf, viel Schimpf und Schand,
wenn sie euch mit Gendarmen treiben
Gleich Vagabunden aus dem Land,

So laßt euch dieses nicht verdrießen,

Lin einzig Wort kann viel versüßen:

Es giebt auf Erden weit und breit
Nichts Schön'res als Zufriedenheit!

Zufriedenheit ist eine Freude! —

Zufriedenheit ist eine Lust! —

In meinem abgeschabten Kleide
herrscht dies Gefühl irr meiner Brust.

Und bin ich einst verlumpt, verdorben,

Vor Hunger endlich gar gestorben.

Dann schreibt aufs Grab mir groß und breit:

Der Kerl starb an Zufriedenheit!

(j848er Antiquar.)

Bülows Bekenntniss.

(?rei nach $d)illcr.)

Nimmer, das glaubt mir, erscheint derJlgrarier,
nimmer allein.

Kaum, dass den Oertel besänftigt icb habe,

Habt auch schon Diedricb, der krähende Knabe,

Kanitz, der hagere, findet sich ein.

Sie nahen, sie kommen,

Die Gierigen alle,

Erfüllen die Eüfte
Mit klagendem Schalle.

Sagt, was erwidr’ ich der lärmenden lauten,
Schreienden Schaar?

Sprech’ ich wie weiland Gaprivi gesprochen:

Schert euch zum Ceufel, was soll denn das

Pochen,

Bin ja ein Mann ohne Halm, ohne Dr? —
Dann droht mir, o Bimmel,

Der Rasenden Rache!-

Dein, machen wir lieber
Gemeinsame Sache:

Crocknet, ihr biederen Biindler, der Chränen
Stürzenden Bach.

Blicket nicht fürder so grämlich, so zornvoll,
Geb’ euch ja gerne den kräftigsten Kornzoll,
Geht nur und flicket das dürftige Dach.

Sie tanzen, sie springen

Mit Jreudengekicher.-.-

Dun hab’ ich Ruhe

Und sitze sicher! g.

An Dr. Oerkrl und Schrempf.

„Die Prügelstrafe her!" — das Begehren —f
Wollen wir gerne Ench gewähren: — Für Broi-
vertheurer bestimme der Kodex — Täglich
Fünfundzwanzig ans den Podex!
 
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