DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6609#0123
3523 ^
~<b*5' Der Trust-König.
Nach Le Rire.
'ne^' Hobelspäkxnr. 'Sns*'
So oft die „saure Gurke"
Dem Redakteur umcht Qual
Und stoffarm jede Zeitung,
Sorgt Serbien für Skandal.
Das galt an Serbiens Hofe
Zu Milans Zeiten schon,
Jetzt schafft den Stoff Frau Draga —
Sie ehrt die Tradition.
Es giebt einen Zoll, den Niemand den
Brotwucherern verweigert — das ist der Zoll
der Verachtung.
Schauet den Dreibund bewundernd an,
Drei Staaten mächtig verband er,
Doch rühret, rühret nicht daran,
Sonst fällt er auseinander.
„So etwas kommt in zivilisirten Ländern nicht vor", sagte
Posadowsky, da hörte er, daß in Bulgarien Minister wegen einer Be-
stcchungs-Affairc unter Anklage gestellt worden waren.
Es schrieb an den Kaiser von China
Ohm Krüger frisch und munter:
Uns Beide kann man besiegen,
Doch kriegt man uns nicht unter!
„Obdachlose werden in ihre Heimath befördert" — diesem
Gesetz verfällt nun nach dem Verlust seines Asbesthauses auch Graf
Waldersee. Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Der christliche Wühler Brust.
Das ist der große Wühler Brust,
Der wüthend uns bekläfft,
Zum Theil thut er's aus böser Lust,
Zum Theil auch „aus Geschäft",
Und Jeder sagt: ßürwahr, das ist
Doch ein ganz sonderbarer Christ!
Gut, daß S e r b i e n nicht nach sächsischen Grund-
sätzen regiert wird, denn sonst müßten dort sämnit-
liche Störche wegen Widerstands gegen die
Staatsgewalt eingefangen werden.
Vom politischen Jahrmarkt.
i.reber/y>«,Tvn.
, . . . /-5m kkk» ri*V- o *1 btTß
_3
Mit Bcrgwerkskuxen Ahlwardt handelt.
Der Tiebermann ihn drum verschandelt.
Genießen will die liebe Jugend, —
Der Schutzmann aber sieht auf Tugend!
Greifswalds liegt im pommerland.
Der Junker wird auch dort verkannt.
In der Volksschule.
Lehrer: Die Menschen, die Jesus mit der
Geißel aus dem Tempel trieb, verkauften das Korn
zu unverschämten Preisen. Wie nennt man solche
Leute?
Willy: Agrarier!
Lehrer: Gut! — Setz'Dich einen herauf!
Die Bekämpfung der gelben Rasse ivird end-
lich aufgegeben, nachdem sich unsere Stnatsweisen
überzeugt haben, daß sie gegen die Gelben nicht
viel mehr auszurichten vermögen, wie gegen die
Rothen.
Lieber Jacob!
Man soll et nich jlooben, wat inan alleiis in
die Welt erleben kann, wenn man in Berlin
wohnt. Ick hätte et nich jcdacht, bet ick mir
noch mal in 'ne Jastwirthschaft inseefcn lassen
wirde, womit ick nich etwa Jbcrtohrjehauen-
werden meene, sondern Jnjeseeftwerden von eenen
Barbier mit hinterheriget Rasiren. Wat von den
Barbierjehilfenstreik herkam, indcnl bet die Jehilfen
nich blau machten, sondern uff eijene Faust in
alle möglichen Lokäler die Berliner Arbecterschaft
det jeivetzte Rasirmesser an de Kehle setzten. Een
Streik, ivo die Streikenden weiter arbcetetcn, is'n
Fall, der noch nich vorjekommen is. Aus Soli-
daritätsjesihl habe ick mir denn während den
Ausstand die Woche zweemal rasiren lassen, wo
ick doch sonst immer janz jut mit eenmal aus-
jekomnien bin.
Iber den Löffel barbiert dajegcn sind de Agrarier
in Jreifswald, wo der Freisinnige mit Hilfe von
die Rothen den anjestammten Landrath aus den
Sattel jehoben hat. Det is een Schlag in't
Kontor for de nothleidenden Schreihälse. De
Jctreidezöllc ziehn nich mal bei die poinmcr-
schcn Bauern! Det is'n bitterer Schluck aus
de Pulle!
Eene sojenannte Feierwehr-Ausstellung haben
wir ooch draußen uff'n Kurstrstendamm. Da
kann man sehen, mit wat for Spritzen un sonstige
Einrichtungen in die verschiedensten Länder Feuer
jelöscht wird. Ick kann niir det aber nich sehre
interessant denken. For mir is eene Spritze wie
de andere. Womit ick aber nischt jegen de Feier-
wehr jesagt haben will. De Ausstellung hat
wenigstens noch det Jute, det man uff ihr reich-
lich Jelegenhect fiud't, seinen Durscht zu löschen.
Aber dazu brauche ick wieder ooch keene Aus-
stellung, wenn ick man de nöthigen Knöppe
habe.
Der olle Bismarck muß nu noch'n paar Wochen
länger in'n weißeir Schlafrock vor den Reichs-
kasten stehen, ehe er enthillt wird, weil Bill, sein
Jingster, plötzlich jestorben is. Bill hat et bis
zu'n ostpreiß'schen Oberpräsidenten jebracht, wat
'ne hohe Sprosse von die staatsmännische Stufen-
leiter is. Von die staatsmännische Bcdeitung
Bills jab bekanntlich sein Ausspruch 'ne Probe,
det de Hundesperre in Berlin for ihn eene dricken-
dere Maßregel war, als det Sozialistenjesetz. Bei
so'ne Bejabung un so jnte Familienbezichungen
hat et ihn natierlich nich fehlen können.
An „soziale" Kongresse mit'n christlichen An-
strich war in de letzten Tage keen Mangel. Pro-
fessoren un Pastoren, Stöckerianer un Nau-
mannen hab'n ville Löcher in de Luft jercdct.
Schaden thut det ja Niemanden, wenn diese Herr-
schaften eenen Wettlauf um de Junst det Ar-
beeters veranstalten, un darum woll'n wir uns
darüber ooch nich weiter uffregen. Mehr als 'ne
Hitzesche Knochensuppe kommt doch nich dabei
raus un dazu hab'n de Berliner keeu'n Appe-
tit nich.
Womit ick verbleibe
Dein jetreier Jotthilf Rauke,
an'n Jörlitzcr Bahnhof, jleich links.
Redaktionsschlnff 5. Inni.
~<b*5' Der Trust-König.
Nach Le Rire.
'ne^' Hobelspäkxnr. 'Sns*'
So oft die „saure Gurke"
Dem Redakteur umcht Qual
Und stoffarm jede Zeitung,
Sorgt Serbien für Skandal.
Das galt an Serbiens Hofe
Zu Milans Zeiten schon,
Jetzt schafft den Stoff Frau Draga —
Sie ehrt die Tradition.
Es giebt einen Zoll, den Niemand den
Brotwucherern verweigert — das ist der Zoll
der Verachtung.
Schauet den Dreibund bewundernd an,
Drei Staaten mächtig verband er,
Doch rühret, rühret nicht daran,
Sonst fällt er auseinander.
„So etwas kommt in zivilisirten Ländern nicht vor", sagte
Posadowsky, da hörte er, daß in Bulgarien Minister wegen einer Be-
stcchungs-Affairc unter Anklage gestellt worden waren.
Es schrieb an den Kaiser von China
Ohm Krüger frisch und munter:
Uns Beide kann man besiegen,
Doch kriegt man uns nicht unter!
„Obdachlose werden in ihre Heimath befördert" — diesem
Gesetz verfällt nun nach dem Verlust seines Asbesthauses auch Graf
Waldersee. Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Der christliche Wühler Brust.
Das ist der große Wühler Brust,
Der wüthend uns bekläfft,
Zum Theil thut er's aus böser Lust,
Zum Theil auch „aus Geschäft",
Und Jeder sagt: ßürwahr, das ist
Doch ein ganz sonderbarer Christ!
Gut, daß S e r b i e n nicht nach sächsischen Grund-
sätzen regiert wird, denn sonst müßten dort sämnit-
liche Störche wegen Widerstands gegen die
Staatsgewalt eingefangen werden.
Vom politischen Jahrmarkt.
i.reber/y>«,Tvn.
, . . . /-5m kkk» ri*V- o *1 btTß
_3
Mit Bcrgwerkskuxen Ahlwardt handelt.
Der Tiebermann ihn drum verschandelt.
Genießen will die liebe Jugend, —
Der Schutzmann aber sieht auf Tugend!
Greifswalds liegt im pommerland.
Der Junker wird auch dort verkannt.
In der Volksschule.
Lehrer: Die Menschen, die Jesus mit der
Geißel aus dem Tempel trieb, verkauften das Korn
zu unverschämten Preisen. Wie nennt man solche
Leute?
Willy: Agrarier!
Lehrer: Gut! — Setz'Dich einen herauf!
Die Bekämpfung der gelben Rasse ivird end-
lich aufgegeben, nachdem sich unsere Stnatsweisen
überzeugt haben, daß sie gegen die Gelben nicht
viel mehr auszurichten vermögen, wie gegen die
Rothen.
Lieber Jacob!
Man soll et nich jlooben, wat inan alleiis in
die Welt erleben kann, wenn man in Berlin
wohnt. Ick hätte et nich jcdacht, bet ick mir
noch mal in 'ne Jastwirthschaft inseefcn lassen
wirde, womit ick nich etwa Jbcrtohrjehauen-
werden meene, sondern Jnjeseeftwerden von eenen
Barbier mit hinterheriget Rasiren. Wat von den
Barbierjehilfenstreik herkam, indcnl bet die Jehilfen
nich blau machten, sondern uff eijene Faust in
alle möglichen Lokäler die Berliner Arbecterschaft
det jeivetzte Rasirmesser an de Kehle setzten. Een
Streik, ivo die Streikenden weiter arbcetetcn, is'n
Fall, der noch nich vorjekommen is. Aus Soli-
daritätsjesihl habe ick mir denn während den
Ausstand die Woche zweemal rasiren lassen, wo
ick doch sonst immer janz jut mit eenmal aus-
jekomnien bin.
Iber den Löffel barbiert dajegcn sind de Agrarier
in Jreifswald, wo der Freisinnige mit Hilfe von
die Rothen den anjestammten Landrath aus den
Sattel jehoben hat. Det is een Schlag in't
Kontor for de nothleidenden Schreihälse. De
Jctreidezöllc ziehn nich mal bei die poinmcr-
schcn Bauern! Det is'n bitterer Schluck aus
de Pulle!
Eene sojenannte Feierwehr-Ausstellung haben
wir ooch draußen uff'n Kurstrstendamm. Da
kann man sehen, mit wat for Spritzen un sonstige
Einrichtungen in die verschiedensten Länder Feuer
jelöscht wird. Ick kann niir det aber nich sehre
interessant denken. For mir is eene Spritze wie
de andere. Womit ick aber nischt jegen de Feier-
wehr jesagt haben will. De Ausstellung hat
wenigstens noch det Jute, det man uff ihr reich-
lich Jelegenhect fiud't, seinen Durscht zu löschen.
Aber dazu brauche ick wieder ooch keene Aus-
stellung, wenn ick man de nöthigen Knöppe
habe.
Der olle Bismarck muß nu noch'n paar Wochen
länger in'n weißeir Schlafrock vor den Reichs-
kasten stehen, ehe er enthillt wird, weil Bill, sein
Jingster, plötzlich jestorben is. Bill hat et bis
zu'n ostpreiß'schen Oberpräsidenten jebracht, wat
'ne hohe Sprosse von die staatsmännische Stufen-
leiter is. Von die staatsmännische Bcdeitung
Bills jab bekanntlich sein Ausspruch 'ne Probe,
det de Hundesperre in Berlin for ihn eene dricken-
dere Maßregel war, als det Sozialistenjesetz. Bei
so'ne Bejabung un so jnte Familienbezichungen
hat et ihn natierlich nich fehlen können.
An „soziale" Kongresse mit'n christlichen An-
strich war in de letzten Tage keen Mangel. Pro-
fessoren un Pastoren, Stöckerianer un Nau-
mannen hab'n ville Löcher in de Luft jercdct.
Schaden thut det ja Niemanden, wenn diese Herr-
schaften eenen Wettlauf um de Junst det Ar-
beeters veranstalten, un darum woll'n wir uns
darüber ooch nich weiter uffregen. Mehr als 'ne
Hitzesche Knochensuppe kommt doch nich dabei
raus un dazu hab'n de Berliner keeu'n Appe-
tit nich.
Womit ick verbleibe
Dein jetreier Jotthilf Rauke,
an'n Jörlitzcr Bahnhof, jleich links.
Redaktionsschlnff 5. Inni.