Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung (18.1901)

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Wird er dir „Mittelkost" verschreiben
Acht Mal, genau gezählet,

Acht Mal dich — Hunger quälet.
Erbsen, Bohnen, Linsen, Rüben,
Brühkartoffeln voll von Grieben,
Rumfutsch, Sauerkraut und Reis,
Brotsupp', Erbsmehl, Haferspeis',
Häring, blauer Heinrich, Käse,
Griesschleim, Kuhfleisch, Kalbsgekröse.

Gern giebst du wieder auf, so wett' ich,
Die „Mittelkost", die dir zu fettig:
Kartoffeln thürmt ein Berg!

Fleisch schrumpft wie'n zäher Zwerg!
Und dazu Brühe gar sechs Löffel,

Froh kehrst zurück, gewitzter Tösfel,
Nachdem du Flucht versucht,

Zur braven Hülsenfrucht,

Die im Zweitausendliterkessel
Durch Dampf sprengt ihrer Härte Fessel,
Bis sich in dicker Gleichung
Vollzieht die Stofferweichung:

Erbsen Bohnen, Linsen, Rüben,
Brühkartoffeln voll von Grieben,
Rumfutsch, Sauerkraut und Reis,
Brotsupp', Erbsmehl, Haferspeis',
Häring, blauer Heinrich, Käse,
Griesschleim, Kuhfleisch, Kalbsgekröse.

In den Goköminen von Klondyke.

Brotsupp', Erbsmehl, Haferspeis',
Häring, blauer Heinrich, Käse,
Griesschleim, Kuhfleisch, Kalbsgekröse.

Dreimal ist „Fleischtag" in der Wochen,
Weil in dem Brei dann Fleisch gerochen.
Doch wird ein Mikroskop,

— Der Anstaltsumsicht Lob! —

Zu Mittag sorglich mitgeliefert.

Damit vom Auge wird entziffert
Exakt mit Wissenschaft
Im Napf des Fleisches Kraft,

Weil seine theuren Moleküle
Nicht eben groß sind, auch nicht viele.

So darf in Fleischeslüsten
Dreimal der Leib sich brüsten.

Erbsen, Bohnen, Linsen, Rüben,
Brühkartoffeln voll von Grieben,

Wat ben Lee'!! sten Atfl, is ben Anncr'i! sten
NachtigallI

Rumfutsch, Sauerkraut und Reis,
Brotsupp', Erbsmehl, Haferspeis',
Häring, blauer Heinrich, Käse,
Griesschleim, Kuhfleisch, Kalbsgekröse.

Klein ist zwar unsre Speisekarte,

Doch hat sie Namen, ganz aparte.

Kennst du die Graupen nicht
Mit Erbsen als Gericht,

Wo Kräuter sich in Essig gerben?
„Rumfutsch genießen und dann sterben",
Jauchzst du begeisterungstoll
Ißt du dich Rumfutsch-voll.
Buchweizengrütze vor der Nachtung
Verdient als „Blauer Heinrich" Achtung.
Alt-Brot im Wasserbade
Nennt kühn man „Cho-
kolade".

Erbsen, Bohnen,

Linsen, Rüben,

Brühkartoffeln voll
von Grieben.

Rumfutsch, Sauer-
kraut und Reis,

Brotsnpp', Erbs-
mehl, Haferspeis',

Häring, blauerHein-
rich, Käse,

Griesschleim, Kuh-
fleisch, Kalbsge-
kröse.

Doch wirst du nianchen
Schlemmer kennen,
Der nicht von Hülsen-
srüchten trennen
Sich mag, weil schlim-
men Geiz

Der Darm übt seiner-
seits;

Dann klagt er stöhnend:
„Nicht vertragen
Kann diese Anstaltskost
mein Magen",

Und sich nicht überlegt,
Daß grad' zu viel er
„trägt"!

Zum Doktor geht's. Nach
starkem Sträuben

Tie Anfangsstockung dich nicht härme;
Geschwinder werden bald die Därme,

Und rund wächst du dich ein
Ins weite Hosenbein.

Bequemer täglich wird dir's „Sitzen",

Je mehr du schlingst, wird's mehr dir nützen.
Und obendrein bedenk.

Das ist nicht ein Geschenk,

Vielmehr acht Groschen mußt alltäglich
Dem „Hause" zahlen du nachträglich;

Doch gilt das nur von „Reichen",

Den „Armen" muß man's streichen:
Erbsen, Bohnen, Linsen, Rüben,
Brühkartoffeln voll von Grieben,
Rumfutsch, Sauerkraut und Reis,
Brotsupp', Erbsmehl, Haferspeis',

Häring, blauer Heinrich, Käse,
Griesschleim, Kuhfleisch, Kalbsgekröse.