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3651

Vor dem Schiedsgericht.

„Kort mit ihm! Durch seinen beleidigenden Ton hat er
die diplomatische Etikette verletzt."

Hovelspähne. -Dvs-

„Wie stimmt doch fromm die Weihnacht!"
So spricht der Leuteschinder,

„Gott gebe mir Frieden ans Erden
Und reichen Profit nicht minder.

Und wenn die Zölle vertheuern
Das Brot der armen Leute —

O gütiger Himmel, gewähre
Mir Anthcil an der Beute!"

Es bestätigt sich, daß die Bäcker bereit sind,
die Folgen des erhöhten Weizcnzolles auf sich
zn nehmen. Sie werde» die Semmeln so klein
backen, daß sie den Zoll ruhig aus ihrer Tasche
dranfzahlcn können.

Es ward in unsrer rauhen Zeit
Nichts Zarteres geboren,

Als eine ergebenste Opposition
Von deutschen Professoren.

Berlin ist reich an großstädtischen Vergnügungen; zum Beispiel findet
dort häufig die Komödie einer Bürgermeisterivahl statt.

„Weh' dir, bist du ein Polenkind
Und willst du dich erfrechen
In deiner Muttersprache laut
Zu deinem Gott zn sprechen!

Ein Wreschner Kind, das beten will,

Spricht deutsch, sonst setzt es Hiebe."

So lehrt in Preußisch-Polen man
Die „Religion der Liebe".

Der lange Möller übertrifft sich selbst — seine Reden sind noch länger
als er. Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Gefangenen - Transporte.

„Vorwärts nmrsch, Sie, Sie... Redakteur!"

„Bitte sich zu bedienen, Herr Graf!"

Schnitzel.

Das einzige Uebel, welches die Reichen gern
nüt den Armen theilen, ist die Arbeitslosigkeit.

Jedes Volk hat seine eigenen Belustigungen.
Die Spanier haben ihre Sticrkämpfe, die Wiener
ihre Reichsrathsverhandlungen.

Die Bevölkerung Berlins vermehrt sich so rapid,
daß die dortige elektrische Straßenbahn ihre Be-
triebsmittel vermehren muß, um mit dem Ueber-
schuß an Menschen in genügendem Maße auf-
räumen zu können.

Die Engländer reihen in ihre südafrikanischen
Streitkräfte zahlreiche Schwarze ein. Das hätten
sic gar nicht nöthig, denn die englische Armee
wird auf die Kapitulation der Buren ohnedies
warten müssen, bis sic schwarz wird. m.k.

Aus dem Militsrwochrnblatt
vorn Jahre 1923.

Dem kommandirenden General des 3196. Armee-
korps, Exzellenz Graf A., wurde jüngst auf der
Promenade von dem zufällig vorbeigetragenen
Baby des Regierungsraths Z. die Zunge aus-
gestreckt. Da der Beleidiger sowohl, wie seine
Amme, die verlangte Genugthuung ablehnten,
so ist nunmehr der Vater des Babys durch das
militärische Ehrengericht aufgefordert worden, sich
dein gekränkten Offizier zur Verfügung zu stellen.

Während des letzten Manövers ereignete sich der
bedauerliche Fall, daß der Leutnant Lehmann bch
einem Durchmarsch durch das Dorf 1. von dem
unter dem Namen Hopslabär bekannten Dorf-
trottel mit „Herr Kamerad" angeredet wurde. Da
nach den jüngst verschärften Satzungen des mili-
tärischen Ehrenkodcx die Satisfaktionssähigkeit des
Trottels nicht anzuzweiseln ist, so dürfte die un-
angenehme Affäre demnächst durch einen ritter-
lichen Zweikampf aus der Welt geschafft werden.

Der Rittmeister von A. ivurde auf einer Ge-
birgspartie, die er während seiner Urlaubszeit
unternahm, von einem wüthendcn Bullen ange-
griffen, niedergeworfen und an eincin rückseitlich
liegenden Körpcrtheil in einer die Ehre des Offi-
ziers untergrabenden Weise mit den Hörnern be-
arbeitet. Das sofort zusammengetrctene Ehren-
gericht erklärte, daß ein Zweikampf unvermeidlich
sei; doch war derselbe nicht ausführbar, da sich bei
den Duellanten eine Gleichheit der Waffen — der
Rittmeister ist unverheirathet — nicht Herstellen
ließ. Der Beleidigte ist daher mit schlichtem Ab-
schied aus der Armee entlassen worden, j. s.
 
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