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https://doi.org/10.11588/diglit.8186#0014
3670
Nicht spitzeln!
Ts schleichen sich in unsre Reihen
Verdächtige Gestcttten ein,
Die eifrig schimpfen, kräftig schreien
And ihre Dhren spitzen fein.
Alan weiß es, was von diesen Kerlen
And ihrem Thun ju hatten sei:
Ts sind der Drdnung rarste Verlen,
Spione jind's der Votyei.
Ihr Herren Staatenretter, saget,
Was solche Sendung wohl bezweckt?
Wie sehr Tuch auch die Neugier plaget,
Was hat ein Spitzel je entdeckt?
Warum nicht an der rechten Stelle
Nragt Ihr getrost und ungenirt?
Wir sagen aus der besten Duelle,
Tuch alles, was Tuch int'resstrt.
Was wir von Tuch, Ihr Lerren, halten?
— Äch, das ist ein Geheimniß nicht;
Ihr les't es in der Vreffe Spalten,
Sowie im Varlamentsbericht.
And wie )u Äuerem Negieren
Sich die Nartei der Arbeit stellt?
— Wir werden immer opponiren,
Vis daß die Klassenherrschaft fällt.
„Wann wird der Zukunflsstaat erstehen?"
So fragt Ihr mit geheimem Grau'n.
— Sobald wir uns im Stande sehen,
Die neue Drdnung austußau'n.
And macht Tuch noch die Nrage Sorgen:
„Wann tritt wohl dieser Zeitpunkt ein?"
— Äs wird an einem Aiontag Morgen
Wohl Mischen neun und ?ehn Ahr fein.
„Die bureaukratischen Verrücken,
Sie laufen wohl dabei Gefahr?"
— D nein, man wird sie noch erblicken
Im Staatsmuseum manches Jahr.-
Seht, dies und mehr könnt Ihr erfahren,
Wenn Ihr nur fraget frank und frei,
And könnt das schöne Geld Tuch sparen
Nur Ture öde Spitzelet.
M. K.
Inhalt der Unterhaltungs-Beilage.
Zuversicht. — Das verhütete Attentat. — Die Staals-
ftütze. Von M. E. — Die Wähler erster Klasse. Von J. W.
(illustr.) — Jesuitisches. Von F. — Der arme Mann. Von
M. K. — Nur herrrein spaziert! Von gg. — Eduards Ende.
Von M.K. — Trübe Aussichten. Von F. — Au! Von J.K.—
Die Maßnahmen der Regierung gegen die Arbeitslosigkeit.
Illustration. — Das Existenz-Minimum. Von M. E. —
Gedankenbalken. Von Lovtus. — Der standesgemäße Szmai-
kampf. Illustration. — Herr und Diener. Illustration. —
Unsere Schwarzen. Von R. L. — Hände weg! Von E. —
Briefkasten.
Die drei Nothleidenden.
(Frei nach Lenau.)
Drei Agrarier sastrn einmal
Schwelgend am Marmorlische,
Feierken heule ein Varchanal
In verschwiegener Nische.
Halt' der Erste auf seinem Schost
Line Schönezu schen —
Um die üpptgru Glieder floh
Lin Gewebe von Spitzen.
Schenkt' der Bwrile die Gläser ein
Und mit fröhlichen Sinnen
Liest den perlenden edlen Wein
Durch die Behle er rinnen.
Und der Drille beim leckrrn Mahl
Säst mil stillem Behagen.
Baum vermochte der Tisch dir Zahl
Ast der Speisen zu tragen.
Waren geschmückt zu der Soiree
Reich mit Ringen und Steinen,
Und erst ihr großes Portemonnaie,
Strotzend von Kassenscheinen!
Dreifach hat gezeigt ihr Thun,
Wir bei frohen Gelagen
Und bei Wein und Weibern ruhn
Die agrarischen Klagen. Uno.
Comtny’s Weihnachten.
üor Jahresfrist bekamen durch die gnade
Der dicken Queen die Gruppen in Cransvaal
Ais Gxtrazuschuss für ihr (Ueihnachts-tDahl
ln Jeindesland ein Päckchen — Ghokolade.
ln diesem Jahr war Commy's Weihnacht mager,
Denn kein Geschenk kam aus dem fjeimathland,
Dagegen nahm Dewet mit kecker stand
Am heil’gen Abend ein verschanztes Lager.
w er uns beschenkt, denkt tommy, ist ja Schnuppe,
Kam diesmal gar nichts aus des Königs haus —
So theilten doch die braven Buren aus
Mit vollen ständen eine — Prügelsuppe, r. l.
Aus München.
In der Münchener Pinakothek ist dieser Tage
eine interessante Veränderung getroffen worden,
die sich auf Böcklins berühmtes Gemälde „Im
Spiele der Wellen" bezieht. Da nämlich die
Resultate der neuesten Berliner Kunstforschung
ergeben haben, daß die bisherige Bezeichnmrg des
Meisterwerkes eine irrthümliche war, so ist seine
Unterschrift jetzt geändert morden und das Bild
heißt von nun ab „Im Spiele des Rinnsteins".
J. 8.
Vor der Berliner Kunstakademie.
Erstes Modell: Ede, du siehst ja so ver-
schwiemelt aus, wat fehlt dir denn?
Zweites Modell: Ick habe jetz so 'ne an-
strengende Beschäftigung.
Erstes Modell: Nanu, seit wenn denn?
Zweites Modell: Seit se mir als Otto den
Faulen in die Siejesallee ausjehauen haben.
Erstes Modell: Det jreift doch nich an.
Zweites Modell: Quatsch nich, Lude! Weeßte
denn nich, det ick jetz die Uffjabe habe, erzieherisch
uff det arbeetende Volk inzuwirken un die nie-
dern Stände die Möglichkeit zu jeben, sich nack-
harter Mühe un Arbeet an mir wieder uffzn-
richten? __ j. s.
Aus dem Zirkus.
Hinz: Der Athlet Strampler hat schon zwölf
Ringer zu Boden gestreckt.
Kunz: Das ist noch gar nichts. Ich kenne
einen ultramontanen Abgeordneten, der hat sechs-
tausend Wähler über die Ohren gehauen, m. k.
Line seltsame Geschichte.
Das ist ein wunderbares Ding,
Wie es dem Herrn von Nünch erging.
Wenn er im Schwabenlande weilt.
Dann kommt die Polizei geeilt.
Die in das Irrenhaus ihn schickt.
Denn, heißt's —: „mein Freund du bist verrückt.
„Auch fällst der Nitwelt du beschwerlich.
Dieweil du höchst gemeingefährlich.
„Du querulirst und giebst nicht Fried' —
Drum fort mit dir nach Schussenried!"
Wie anders ist's im Preußenland!
Da gilt Herr Nünch als ganz charmant.
Rein Arzt rekognoseirt ihn schlau,
Lein Irrenwärter packt ihn rauh.
Silan grüßt ihn ganz nach gutem Ton:
Und fragt: „Belieben Herr Baron?"
&t freut der Freiheit sich, soweit
In Preußen dieses Lraut gedeiht.
Geht wo er immer will spazieren
Und Niemand kommt ihn zu geniren.
Doch sollte plötzlich er begehren
Ins Heimathland zurückzukehren.
Sofort ertönt das alte Lied:
„Fort, marsch mit dir nach Schussenried!"
So geht es hin, so geht es her.
So geht es kreuz, so wieder quer.
Die Sache scheint mir sehr verzwickt:
Wer ist nun eigentlich verrückt? Quidam.
Erklärliches Wunder.
Am Wcihnachtsfest bot sich den in Berlin an-
kommenden Fremden ein rührendes Bild dar.
Schutzleute eilten mit Brotlaiben, Würsten,
Schinken, wollenen Kleidungsstücken, Tannen-
bäumchen u. dergl. in die Häuser der Aermsten,
wo sie mit Jubel empfangen und ihrer Gaben
ledig wurden. Dieser Wohlthätigkeitsdrang seitens
der Polizei erklärt sich daraus, daß die Lektüre
des beschlagnahmten Flugblattes „Arbeitslos"
einen ergreifenden Eindruck auf die oft bewährte
Mildherzigkeit unserer Schutzleute gemacht halte.
Nicht spitzeln!
Ts schleichen sich in unsre Reihen
Verdächtige Gestcttten ein,
Die eifrig schimpfen, kräftig schreien
And ihre Dhren spitzen fein.
Alan weiß es, was von diesen Kerlen
And ihrem Thun ju hatten sei:
Ts sind der Drdnung rarste Verlen,
Spione jind's der Votyei.
Ihr Herren Staatenretter, saget,
Was solche Sendung wohl bezweckt?
Wie sehr Tuch auch die Neugier plaget,
Was hat ein Spitzel je entdeckt?
Warum nicht an der rechten Stelle
Nragt Ihr getrost und ungenirt?
Wir sagen aus der besten Duelle,
Tuch alles, was Tuch int'resstrt.
Was wir von Tuch, Ihr Lerren, halten?
— Äch, das ist ein Geheimniß nicht;
Ihr les't es in der Vreffe Spalten,
Sowie im Varlamentsbericht.
And wie )u Äuerem Negieren
Sich die Nartei der Arbeit stellt?
— Wir werden immer opponiren,
Vis daß die Klassenherrschaft fällt.
„Wann wird der Zukunflsstaat erstehen?"
So fragt Ihr mit geheimem Grau'n.
— Sobald wir uns im Stande sehen,
Die neue Drdnung austußau'n.
And macht Tuch noch die Nrage Sorgen:
„Wann tritt wohl dieser Zeitpunkt ein?"
— Äs wird an einem Aiontag Morgen
Wohl Mischen neun und ?ehn Ahr fein.
„Die bureaukratischen Verrücken,
Sie laufen wohl dabei Gefahr?"
— D nein, man wird sie noch erblicken
Im Staatsmuseum manches Jahr.-
Seht, dies und mehr könnt Ihr erfahren,
Wenn Ihr nur fraget frank und frei,
And könnt das schöne Geld Tuch sparen
Nur Ture öde Spitzelet.
M. K.
Inhalt der Unterhaltungs-Beilage.
Zuversicht. — Das verhütete Attentat. — Die Staals-
ftütze. Von M. E. — Die Wähler erster Klasse. Von J. W.
(illustr.) — Jesuitisches. Von F. — Der arme Mann. Von
M. K. — Nur herrrein spaziert! Von gg. — Eduards Ende.
Von M.K. — Trübe Aussichten. Von F. — Au! Von J.K.—
Die Maßnahmen der Regierung gegen die Arbeitslosigkeit.
Illustration. — Das Existenz-Minimum. Von M. E. —
Gedankenbalken. Von Lovtus. — Der standesgemäße Szmai-
kampf. Illustration. — Herr und Diener. Illustration. —
Unsere Schwarzen. Von R. L. — Hände weg! Von E. —
Briefkasten.
Die drei Nothleidenden.
(Frei nach Lenau.)
Drei Agrarier sastrn einmal
Schwelgend am Marmorlische,
Feierken heule ein Varchanal
In verschwiegener Nische.
Halt' der Erste auf seinem Schost
Line Schönezu schen —
Um die üpptgru Glieder floh
Lin Gewebe von Spitzen.
Schenkt' der Bwrile die Gläser ein
Und mit fröhlichen Sinnen
Liest den perlenden edlen Wein
Durch die Behle er rinnen.
Und der Drille beim leckrrn Mahl
Säst mil stillem Behagen.
Baum vermochte der Tisch dir Zahl
Ast der Speisen zu tragen.
Waren geschmückt zu der Soiree
Reich mit Ringen und Steinen,
Und erst ihr großes Portemonnaie,
Strotzend von Kassenscheinen!
Dreifach hat gezeigt ihr Thun,
Wir bei frohen Gelagen
Und bei Wein und Weibern ruhn
Die agrarischen Klagen. Uno.
Comtny’s Weihnachten.
üor Jahresfrist bekamen durch die gnade
Der dicken Queen die Gruppen in Cransvaal
Ais Gxtrazuschuss für ihr (Ueihnachts-tDahl
ln Jeindesland ein Päckchen — Ghokolade.
ln diesem Jahr war Commy's Weihnacht mager,
Denn kein Geschenk kam aus dem fjeimathland,
Dagegen nahm Dewet mit kecker stand
Am heil’gen Abend ein verschanztes Lager.
w er uns beschenkt, denkt tommy, ist ja Schnuppe,
Kam diesmal gar nichts aus des Königs haus —
So theilten doch die braven Buren aus
Mit vollen ständen eine — Prügelsuppe, r. l.
Aus München.
In der Münchener Pinakothek ist dieser Tage
eine interessante Veränderung getroffen worden,
die sich auf Böcklins berühmtes Gemälde „Im
Spiele der Wellen" bezieht. Da nämlich die
Resultate der neuesten Berliner Kunstforschung
ergeben haben, daß die bisherige Bezeichnmrg des
Meisterwerkes eine irrthümliche war, so ist seine
Unterschrift jetzt geändert morden und das Bild
heißt von nun ab „Im Spiele des Rinnsteins".
J. 8.
Vor der Berliner Kunstakademie.
Erstes Modell: Ede, du siehst ja so ver-
schwiemelt aus, wat fehlt dir denn?
Zweites Modell: Ick habe jetz so 'ne an-
strengende Beschäftigung.
Erstes Modell: Nanu, seit wenn denn?
Zweites Modell: Seit se mir als Otto den
Faulen in die Siejesallee ausjehauen haben.
Erstes Modell: Det jreift doch nich an.
Zweites Modell: Quatsch nich, Lude! Weeßte
denn nich, det ick jetz die Uffjabe habe, erzieherisch
uff det arbeetende Volk inzuwirken un die nie-
dern Stände die Möglichkeit zu jeben, sich nack-
harter Mühe un Arbeet an mir wieder uffzn-
richten? __ j. s.
Aus dem Zirkus.
Hinz: Der Athlet Strampler hat schon zwölf
Ringer zu Boden gestreckt.
Kunz: Das ist noch gar nichts. Ich kenne
einen ultramontanen Abgeordneten, der hat sechs-
tausend Wähler über die Ohren gehauen, m. k.
Line seltsame Geschichte.
Das ist ein wunderbares Ding,
Wie es dem Herrn von Nünch erging.
Wenn er im Schwabenlande weilt.
Dann kommt die Polizei geeilt.
Die in das Irrenhaus ihn schickt.
Denn, heißt's —: „mein Freund du bist verrückt.
„Auch fällst der Nitwelt du beschwerlich.
Dieweil du höchst gemeingefährlich.
„Du querulirst und giebst nicht Fried' —
Drum fort mit dir nach Schussenried!"
Wie anders ist's im Preußenland!
Da gilt Herr Nünch als ganz charmant.
Rein Arzt rekognoseirt ihn schlau,
Lein Irrenwärter packt ihn rauh.
Silan grüßt ihn ganz nach gutem Ton:
Und fragt: „Belieben Herr Baron?"
&t freut der Freiheit sich, soweit
In Preußen dieses Lraut gedeiht.
Geht wo er immer will spazieren
Und Niemand kommt ihn zu geniren.
Doch sollte plötzlich er begehren
Ins Heimathland zurückzukehren.
Sofort ertönt das alte Lied:
„Fort, marsch mit dir nach Schussenried!"
So geht es hin, so geht es her.
So geht es kreuz, so wieder quer.
Die Sache scheint mir sehr verzwickt:
Wer ist nun eigentlich verrückt? Quidam.
Erklärliches Wunder.
Am Wcihnachtsfest bot sich den in Berlin an-
kommenden Fremden ein rührendes Bild dar.
Schutzleute eilten mit Brotlaiben, Würsten,
Schinken, wollenen Kleidungsstücken, Tannen-
bäumchen u. dergl. in die Häuser der Aermsten,
wo sie mit Jubel empfangen und ihrer Gaben
ledig wurden. Dieser Wohlthätigkeitsdrang seitens
der Polizei erklärt sich daraus, daß die Lektüre
des beschlagnahmten Flugblattes „Arbeitslos"
einen ergreifenden Eindruck auf die oft bewährte
Mildherzigkeit unserer Schutzleute gemacht halte.