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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 19.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.8186#0264
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3921 -

morgen kam, die Bescheerung war vorüber, nun
sollte das Festfrühstück beginnen, wobei man dem
Füßchen die Glanzrolle zugedacht hatte. Aber
was war das? Gleich beim ersten Bissen, den
der Herr des Hauses andachtsvoll zum Munde
führte, machte er ein Gesicht, als ob er Spinnen
verschluckt habe. Die Familie, konnte sich nicht
enträthseln, warum der treusorgende Gatte und
Vater auf einmal, mit krampfhaft geschlossenen
Lippen und aufgeblähten Backen, auf dieCaviar-
schnitten deutete, um dann wie von Furien ge-
peitscht zur Thür hinaus zu eilen! Natürlich

kostete man jetzt allerseits voll Neugier die so ein-
ladend aussehende Delikatesse, um ebenso rasch
mit allen Geberden des Abscheus zu entfliehen.

Was war geschehen? War der Caviar ver-
giftet? Hatte irgend eine der gefürchteten
Bazillen sich darin eingenistet, um unerhörten
Jammer über eine brave und allgemein ge-
achtete Familie zu bringen? Wir wollen uns
nicht in das ungewisse Feld vager Bermuth-
ungen begeben, sondern uns an das Geständniß
halten, das der Expedient Schulze seinen Freun-
den in einer vertrauten Stunde gemacht hat:

Daß er nämlich seiner Zeit ein Füßchen ge-
kochten Sago, mit Graphit geschwärzt und mit
filtrirter Heringslake parfümirt, an seinen
Freund in Elbing gesandt habe. Verhehlen
wollen wir aber nicht, daß sich auf diese Aus-
sage des jugendlichen Missethäters kein juristi-
scher Beweis gründen läßt, da er sein Ge-
heimniß erst verrieth, als Kielwurm kurz nach
Neujahr an den Folgen einer ganz unver-
mutheten Revision seiner Sportelkasse ins Dunkel
des Privatlebens zu verschwinden genöthigt
worden war. re. r>.



Schmerzlich!

Freiherr v. kvitzenhansen: Mein tiefstes Beileid, gnädiges § teilt lein! Ls muß furchtbar sein,
den Vater zu verlieren.

Baronin v. Schönwedel: Ja, und denken Sie — so kurz vor dem Hofball!

Zeichnung von Hans G. Jentzsch.

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