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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 20.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.6612#0069
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3993 --

Bus Hamburg.

Der besoffene Polizeileutnant: Eine famose Einrichtung, daß
es Schutzleute gibt.

HoveWauc. eT

Vergangen ist des Winters Qual
Und Knabe Lenz kommt hold gezogen;
Dem Volk winkt neue Reichstagsmahl,
Da wird des Winters Schuld gewogen.

Kein Frost schließt mehr die Blumengrüfte,
Ihn scheucht des Frühlings Siegeshauch;
„Kartellideen" zieh'n durch die Lüfte —
Der Wahlfrühling besiegt sie auch!

„Die Kirche ist die Mutter der Schule", so
versichern die frommen Zentrumsblätter. Wenn
das wahr ist, dann wäre es an der Zeit, daß
rC? . d,e hochbetagte Mutter sich endlich auf ihr Alten-

teil zurückzöge und der längst erwachsenen Tochter das Geschäft überließe.

Zog Bülow auch ein schief Gesicht —

In Trier, da fürchtet man ihn nicht.

Von vorn tat man sich vor ihm bücken,

Von hinten — an die Wand ihn drücken.

Gar schwach war seine Gegenwehr —

Er braucht das liebe Zentrum sehr.

Um zu bestehn vor diesem Forum,

Hat „akkordiert" er mit Herrn Korum.

„Ich ziehe mit meinem letzten Streckenarbeiter an einem Strang",
sagte Minister Budde. Es fragt sich bloß, ob beide nach derselben Rich-
tung Ziehen. Ihr getreuer Säge, Schreiner.

wie's kommen wird.

Aus zog im ersten Morgenschein
Mit Ljufsa! das Aartell;

Sie teilten schon in Vorhinein
Des Bären Fleisch und Fell;

Doch als die Dämm'rung niedersank
And als der Abend kam.

Da schlichen heim sie wund und krank
Und kreuz- und lendenlahm.

wo nur der tolle Aebermut
Der mut'gen Jäger blieb?

Sie hatten 's ganze Maul voll Blut
von ei,rem Tatzenhieb.

Sechs Zähne hatten sie verschluckt
Mit halbersticktem Schrei —

Die andern hatte ausgesxuckt
Die stolze Jägerei.

Und als der letzte Schimmer wich,

Die Nacht kam schon daher,

Verkroch in seiner Höhle sich
Der siegesfrohe Bär.

<£x hat in sich hinein geknurrt
Ironisch, kaum erregt:

,,Von solchen Lumpenspinnern wurö'

Noch nie ein Bär erlegt.

,,warö solche Frechheit je gesehn
Von Lindau bis nach Aiel?

Sie wollten mir zu Leibe gehn,

Als wär's ein Ainöersxiel.

Doch brauchte es nur einen Schlag,

Da war man nicht mehr keck —

Die ganze Rasselbande lag

wie hingemäht im Dreck." R. L.

Der Äall Dohna.

„Haben Sie gehört, daß dem Dohna 600 000 Märker mehr
aufgedrängelt worden sind, als sein Sand taxiert war?"

„Is 'n tüchtiger Landwirt, — erntet auch, wo er nich
jesät hat!"

„Hoppla, wie die Kerls zappeln, — man könnte
sich lotlachen!"

Äus Werün.

Lude: „Kiek mal, da is eener von die Elek-
trische ieberfahren worden!"

Ede: „Dct sagste mir noch? Daran habe ick
mir schon längst ieberjesehn!"

Moderne Kunst.

„Herr Bandagist, ich brauche zwei Krücken, eine
Zwangsjacke, einen Eisbeutel, eine Morphium-
spritze. . .."

„Sie sind wohl Krankenhausvcrwalter?"

„Nein, Regisseur. Wir bringen ein modernes
Stück zur Aufführung."

Lieber Jacob!

De freikonservativen Neichstagsabjcorutcu wol-
len 'ne Petizjon an den Kaiser loslassen, in die se
bitten, vermittelst eenes Juadeuakts alle Zweifel
an die ehrenhafte Jesinnung von den Hänge-Peters

endjiltig zu beseitigen. Det Verfahren is praktisch
un verdient Nachahmung. De Konservativen, die
es iinmer schwerer fällt, de notwendije Anzahl von
repräsentable Ehrenmänner uffzutreiben, kennten
sich uff diesem bisher unjewöhnlichen Weje ihre
zahlreichen ramponierten un in de Versenkung
verschwundenen Parteiheilijen for neu ausflicken
un uffputzen lassen. Et wäre doch zum Beispiel
bloß jerecht un billig, wenn se neben den Hänge-
Peters ooch Hammersteinen dein dankbaren Vater-
land wiederjeben möchten.

Det Limburg-Stirum de Notlage von unsere
Minister mit reichlichere Nepräscntazjonsjelder ufs-
helfen will, finde ick janz in de Ordnung. Budde
hat doch neilich erst in't Abjeornteuhaus betciert,
er hätte ville Bedirfnissc, die er immer misse un-
ncru Tisch fallen lassen. Det is ja unappetitlich.
Ick meene, wenn 't ooch zu Luxusausjaben nich
reicht, so muß doch jeder Minister wenigstens
haben, wat er for seine Notdurft brauchen tut.

De Jroße Berliner Straßenbahnjesellschaft hat
sich bereit erklärt, uff ihre Kosten in 'n Tierjarten
Monumente errichten zu lassen. Det is sehr
freindlich von die Herrschaften, ick weeß bloß nich,
wen se eejentlich noch 'u Denkmal setzen wollen;
de Siejesallee hat doch so ziemlich allen Bedarf
jedeckt. Vielleicht soll et 'n Jrabmonument for
die Zeitjenossen sind, die unner de Räder un
Schutzvorrichtungen von de Jroße Berliner zu
Tode befördert sin. Det wäre jewiß 'n scheener
un rührender Jedankc.

Wat mit de Offenbarung nu eejentlich los is,
damit bin ick noch immer »ich in't Reine jekommen.
Mein Freind Edeward hält in de Theorie sehr
ville von, aber in de Praxis is er ooch nich kon-
sequent. Wie neilich sein Ältester wieder mit'n
schlechtst Zeugnis aus de Schule kommt un er ihm
fragt, woso er nischt nich lernt, un der Bengel
ihn antwortet: „Wir erwarten jetz allens von de
Offenbarung!" — Da haut er ihn det Leder voll.
Un dabei is niein Freind Edeward in diese theo-
lojischen Fragen sehr jut bewandert, sintemalen
er erst in's vorije Jahr seinen Offenbarungseid
jelcistet hat.

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein jetreier
Jotthilf Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.

wir ersuchen die Parteigenossen, eine recht kräftige Agitation siir den wahren Jacob zu entfalten.
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