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„Die Cenzi kann ich Ihnen wirklich nicht abtreten, Herr Konfrater!
Sie ist schon zu gut auf meinen Geschmack eingearbeitct."
m ftobelfpäne. r©
Die Sonne geht noch auf,
Die Sonne geht noch unter.
Es scheint des Nachts der Mond,
Noch immerdar ganz munter.
Die Erde dreht sich noch
Stets um sich selber rum
Und für sehr pfiffig hält
Sich mancher noch, der dumm.
Ans keinem Hanse sahn
Wir noch den roten Hahn
Und alles das zumal
Trotz solcher roter Wahl.
„Unsinn, du siegst!" sagte der alte Talbot. Der ahnte gewiß, daß
im Jahre 1993 immer noch fünfzig Nationalliberale und hundert Zentrnms-
niänner gewählt würden.
Wenn du bist ein Bankbeamter,
Acht', daß dich kein Blatt geniert;
In der Welt ist nichts verdammter,
Als ein Kerl, der Zeilen schmiert.
Scheint dir seine Liebe nötig,
Schmiere ihn. Er schmiert gerührt
Vieles Lob dir, gern erbötig,
Und — 's Geschäft geht „wie geschmiert!"
Der Marinefähnrich Hüssener ist zum Instrukteur der serbischen Armee
ernannt worden.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
anders. Solange Männer wie Jraf Büloiv am
Ruder, ivird's auch nicht schöner. Habe längst
jede Hoffnung ans Besserung bei diescni Reichs-
kanzler anfjejeben. Der Mann will mit Jlacc-
handschuhen rejieren, ivo er mit jepanzerter Faust
dazwischen fahren sollte. Na, das weitere wird sich
finden. Ihr stets wohlgeivogener
Bodo Jraf Knippenbur.
Piefke: Den Haujrafen Pücklerhaben sc ja sein
Jesängnis in Jeldstrafe umjewandelt. Dausend
Märker for jede Woche!
Lehmann: Allabonöhr! Wat den Mann seine
Sitzjclejcnheit for en Heidenjeld kostet!
Piefke: Na, et handelt sich ja ooch um seinen
edelsten Körperdeil.
Piefke: Also der Hüssener kommt nu doch
nick, ins Zuchthaus und wird ooch nick, dejradiert.
Lehmann: Mir wundert bet jar »ich.
Piefke: Wenn bet Urteil umjestoßcn mt en
neier Prozeß jeführt wird, wat jibr et dann?
Le h m a nn:Dann wird er jlänzendfreijesprochen.
Piefke: Un schließlich wird die Sache wohl mit
eene klecne Beförderung ihren Abschluß finden.
Lehmann: So is cs!
Die flotte.
Die Zukunft jetzt auf dem CUasscr liegt,
Hurra, du deutsche Jlotte,
jetzt musst du stechen hinaus in See,
Willst du nicht verfallen dem Spotte!
Das Flaggschiff „ßiilow“ tat man gar schön
mit tausend Wimpeln verzieren,
jedoch sein Kurs nur im Zickzack geht,
Cs muss beständig lavieren.
Cs lauert gefährlich manch Telsenriff
Herbergen unter den Wellen,
Cs kann das lavierende „ßiilow“ Schiff
IDal kläglich daran zerschellen.
Der „Kröcher“ trägt einen „starken IDann“,
Doch der muss Schlimmes erleben,
Cr kriegt beständig die Seekrankheit,
muss fürchterlich sich übergeben.
Der „Bassermann“ kläglich unterging.
Der „Sattler" kam an seine Stelle,
Und es verschlingt den gebrechlichen Kahn
Gar bald eine grimmige Welle.
Der „Richter“ war einst ein kecker Pirat,
Beladen mit reichem Raube,
Doch treibt er nun hilflos vor dem Wind,
Cs ist bei ihm los eine Schraube.
Der „Kardorff“, das Sargschiff, ist längst ein Wrack,
Uersichert zu öfteren malen.
Doch geht dieser alte Kasten zu grund,
Wird niemand die Prämie zahlen.
Der „Gröber“, der dampft so stolz daher,
So übermütig und trotzig,
Cr führt eine Ladung Kühe an Bord,
Will handeln damit gar protzig.
Gebt acht, es besteht das deutsche Holk
Doch lang nicht aus lauter Gimpeln,
Cs kommt eine flinke Korvette, geschmückt
mit roten Bannern und Wimpeln.
Stolz schiesst auf den Wogen daher das Schiff —
Da wird’s mit dem Kuhhandel hapern,
Cs wird der schwarzen Galeere bald
Die ganze Ladung wegkapern. Raus siux.
Lieber Jaeob!
Der tapfere Fähnrich Hüssener hat sich ja in
bet Vertrauen zu seine Vorjesetzten nn doch nick,
jetänscht. Ick freie mir uffrichtig, bet seine Ver-
dienste endlich von bet Oberkriegsjericht jebiehrend
jewirdigt wurden un bet se den Schitzling bet
sclijen Volks- un Jngendfreindes Krupp nick, in't
Jesängnis injespunnt haben, 'nc stramme Recht-
sprechung, bet lasse ick mir nick, ansredcn, bleibt
noch immer bet wirksamste Mittel zur Bekämpf-
ung der Sozialdemokratie!
Eene rechte Freide haben mir ooch die Verhand-
lungen in den Pommernbankprozeß jemacht, der
in de letzte Zeit schon anfing, 'n bißken lang-
weilig zu werden. Wat doch dc Handelsredakteere
von unsere staatserhaltenden Börsenjobberblätter
for tichtije un fleißije Leite sin! Neben die uff-
reibende Tätigkeit in ihre Redaktionen verdienen
se fick, jährlich noch Dansende durch Nebenarbeetcn
for allerhand wohltütije Bankinstitute. Un dabei
wollen se nich mal, dct dariebcr ville jeredet wird.
Bloß in de Jcheimbiccher von Schultz und Ro-
meick sind de Spuren von ihre Wirksamkeit ver-
zeichent. Det der „Vorwärts" daran wat zu
nerjeln findet, is ja selbstverständlich, aber um
so scheencr is et, det det Tageblatt un de Tante
Voß un de Freisinnije Zeitung sor ihre Kollejcn
in de Schranken treten. Ick jloobe, man nennt
det: Wahrung der Standesehre. Jebcrhaupt be-
jreife ick nich, wat se jetz immer mit de Berliner
Presse haben. Da wird ’rt jroßet Jeschrei jc-
macht, weil de Pommernbank den Presseklub
lansije zehndausend Märker zum Bau von eenen
Uffzug jeschenkt hat. Ick finde et janz in de
Ordnung, rvenn reiche un seine Leite, die Bezieh-
ungcn zum Hofe haben, uff ihre Weise zur
„Hebung" von de Presse beitrajen!
Mit meine perseenliche Jesundheit jeht et oojen-
blicklich leider nich jut. Ick habe mir uff de
letzte Jeburtstagsfeier bei meinen Freind Ede-
ward den Majcn verdorben un weeß nu nich,
wie ick mir auskurieren soll. Zu meinen Kassen-
arzt traue ick mir nämlich nich hin, da et mir
an die dazu neetije feine Jarderobe mangelt un
ick firchtc, det et mir so jehen kennte, wie neilich
den Metallarbeiter in de Sprechstunde von den
Doktor Röhr in de Kommandantenstraße. Vielleicht
kannst du mir 'ne Augströhre un 'neu alten Frack
pumpen, damit ick bei die ärztliche Untersuchung
mit meine Kluft keenen Anstoß nich errejc?
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein jetreier
Jotthilf Ranke,
an'n Jörlitzcr Bahnhof, jleich links.
/~YTOir frfUf),en Parteigenoffen, eine recht kräftige Agitation für den Mahren Jaeob zu entfalten. OyS)
« * « Probenummern werden auf vorhergehende ßeftellung gratis und franko geliefert. « • •
„Die Cenzi kann ich Ihnen wirklich nicht abtreten, Herr Konfrater!
Sie ist schon zu gut auf meinen Geschmack eingearbeitct."
m ftobelfpäne. r©
Die Sonne geht noch auf,
Die Sonne geht noch unter.
Es scheint des Nachts der Mond,
Noch immerdar ganz munter.
Die Erde dreht sich noch
Stets um sich selber rum
Und für sehr pfiffig hält
Sich mancher noch, der dumm.
Ans keinem Hanse sahn
Wir noch den roten Hahn
Und alles das zumal
Trotz solcher roter Wahl.
„Unsinn, du siegst!" sagte der alte Talbot. Der ahnte gewiß, daß
im Jahre 1993 immer noch fünfzig Nationalliberale und hundert Zentrnms-
niänner gewählt würden.
Wenn du bist ein Bankbeamter,
Acht', daß dich kein Blatt geniert;
In der Welt ist nichts verdammter,
Als ein Kerl, der Zeilen schmiert.
Scheint dir seine Liebe nötig,
Schmiere ihn. Er schmiert gerührt
Vieles Lob dir, gern erbötig,
Und — 's Geschäft geht „wie geschmiert!"
Der Marinefähnrich Hüssener ist zum Instrukteur der serbischen Armee
ernannt worden.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
anders. Solange Männer wie Jraf Büloiv am
Ruder, ivird's auch nicht schöner. Habe längst
jede Hoffnung ans Besserung bei diescni Reichs-
kanzler anfjejeben. Der Mann will mit Jlacc-
handschuhen rejieren, ivo er mit jepanzerter Faust
dazwischen fahren sollte. Na, das weitere wird sich
finden. Ihr stets wohlgeivogener
Bodo Jraf Knippenbur.
Piefke: Den Haujrafen Pücklerhaben sc ja sein
Jesängnis in Jeldstrafe umjewandelt. Dausend
Märker for jede Woche!
Lehmann: Allabonöhr! Wat den Mann seine
Sitzjclejcnheit for en Heidenjeld kostet!
Piefke: Na, et handelt sich ja ooch um seinen
edelsten Körperdeil.
Piefke: Also der Hüssener kommt nu doch
nick, ins Zuchthaus und wird ooch nick, dejradiert.
Lehmann: Mir wundert bet jar »ich.
Piefke: Wenn bet Urteil umjestoßcn mt en
neier Prozeß jeführt wird, wat jibr et dann?
Le h m a nn:Dann wird er jlänzendfreijesprochen.
Piefke: Un schließlich wird die Sache wohl mit
eene klecne Beförderung ihren Abschluß finden.
Lehmann: So is cs!
Die flotte.
Die Zukunft jetzt auf dem CUasscr liegt,
Hurra, du deutsche Jlotte,
jetzt musst du stechen hinaus in See,
Willst du nicht verfallen dem Spotte!
Das Flaggschiff „ßiilow“ tat man gar schön
mit tausend Wimpeln verzieren,
jedoch sein Kurs nur im Zickzack geht,
Cs muss beständig lavieren.
Cs lauert gefährlich manch Telsenriff
Herbergen unter den Wellen,
Cs kann das lavierende „ßiilow“ Schiff
IDal kläglich daran zerschellen.
Der „Kröcher“ trägt einen „starken IDann“,
Doch der muss Schlimmes erleben,
Cr kriegt beständig die Seekrankheit,
muss fürchterlich sich übergeben.
Der „Bassermann“ kläglich unterging.
Der „Sattler" kam an seine Stelle,
Und es verschlingt den gebrechlichen Kahn
Gar bald eine grimmige Welle.
Der „Richter“ war einst ein kecker Pirat,
Beladen mit reichem Raube,
Doch treibt er nun hilflos vor dem Wind,
Cs ist bei ihm los eine Schraube.
Der „Kardorff“, das Sargschiff, ist längst ein Wrack,
Uersichert zu öfteren malen.
Doch geht dieser alte Kasten zu grund,
Wird niemand die Prämie zahlen.
Der „Gröber“, der dampft so stolz daher,
So übermütig und trotzig,
Cr führt eine Ladung Kühe an Bord,
Will handeln damit gar protzig.
Gebt acht, es besteht das deutsche Holk
Doch lang nicht aus lauter Gimpeln,
Cs kommt eine flinke Korvette, geschmückt
mit roten Bannern und Wimpeln.
Stolz schiesst auf den Wogen daher das Schiff —
Da wird’s mit dem Kuhhandel hapern,
Cs wird der schwarzen Galeere bald
Die ganze Ladung wegkapern. Raus siux.
Lieber Jaeob!
Der tapfere Fähnrich Hüssener hat sich ja in
bet Vertrauen zu seine Vorjesetzten nn doch nick,
jetänscht. Ick freie mir uffrichtig, bet seine Ver-
dienste endlich von bet Oberkriegsjericht jebiehrend
jewirdigt wurden un bet se den Schitzling bet
sclijen Volks- un Jngendfreindes Krupp nick, in't
Jesängnis injespunnt haben, 'nc stramme Recht-
sprechung, bet lasse ick mir nick, ansredcn, bleibt
noch immer bet wirksamste Mittel zur Bekämpf-
ung der Sozialdemokratie!
Eene rechte Freide haben mir ooch die Verhand-
lungen in den Pommernbankprozeß jemacht, der
in de letzte Zeit schon anfing, 'n bißken lang-
weilig zu werden. Wat doch dc Handelsredakteere
von unsere staatserhaltenden Börsenjobberblätter
for tichtije un fleißije Leite sin! Neben die uff-
reibende Tätigkeit in ihre Redaktionen verdienen
se fick, jährlich noch Dansende durch Nebenarbeetcn
for allerhand wohltütije Bankinstitute. Un dabei
wollen se nich mal, dct dariebcr ville jeredet wird.
Bloß in de Jcheimbiccher von Schultz und Ro-
meick sind de Spuren von ihre Wirksamkeit ver-
zeichent. Det der „Vorwärts" daran wat zu
nerjeln findet, is ja selbstverständlich, aber um
so scheencr is et, det det Tageblatt un de Tante
Voß un de Freisinnije Zeitung sor ihre Kollejcn
in de Schranken treten. Ick jloobe, man nennt
det: Wahrung der Standesehre. Jebcrhaupt be-
jreife ick nich, wat se jetz immer mit de Berliner
Presse haben. Da wird ’rt jroßet Jeschrei jc-
macht, weil de Pommernbank den Presseklub
lansije zehndausend Märker zum Bau von eenen
Uffzug jeschenkt hat. Ick finde et janz in de
Ordnung, rvenn reiche un seine Leite, die Bezieh-
ungcn zum Hofe haben, uff ihre Weise zur
„Hebung" von de Presse beitrajen!
Mit meine perseenliche Jesundheit jeht et oojen-
blicklich leider nich jut. Ick habe mir uff de
letzte Jeburtstagsfeier bei meinen Freind Ede-
ward den Majcn verdorben un weeß nu nich,
wie ick mir auskurieren soll. Zu meinen Kassen-
arzt traue ick mir nämlich nich hin, da et mir
an die dazu neetije feine Jarderobe mangelt un
ick firchtc, det et mir so jehen kennte, wie neilich
den Metallarbeiter in de Sprechstunde von den
Doktor Röhr in de Kommandantenstraße. Vielleicht
kannst du mir 'ne Augströhre un 'neu alten Frack
pumpen, damit ick bei die ärztliche Untersuchung
mit meine Kluft keenen Anstoß nich errejc?
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein jetreier
Jotthilf Ranke,
an'n Jörlitzcr Bahnhof, jleich links.
/~YTOir frfUf),en Parteigenoffen, eine recht kräftige Agitation für den Mahren Jaeob zu entfalten. OyS)
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