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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 20.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.6612#0211
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4139

Äugen Richters

allerneuestes „politisches AVÄ-Ruch
für das Jahr 1903".

Die Arbeit lebt vom Kapital.

Dem Ahlwardt folg' auch ich einmal.

Berlin war einst des „Freisinns" Hort.
Des Bebels Rotte haust jetzt dort.

Der Lentrumsturm hat arge Risse.

Der „Freisinn" brauchet Lompromisse.

Der Durchfall macht oft viel Beschwer.
„Deutschfreisinn" gibt es längst nicht mehr.

Die Ehe ist mein Heiligtum.

Bei dem Etat da blüht mein Ruhm.

Freisinn war einst der Bürger Zier.
Feigheit ist heute ihr Panier.

Getreidezoll verderblick) ist.

Gradaus marschiert der Sozialist.

In Hagen halt' ich nochmals Vlück.

Der Vr. Hahn kehrt nicht zurück.

Hutsch sind des „Freisinns" Ideale.

Ls siegt die Internationale.

8ottlob! der Jesuiten Schar
Bleibt draußen auch noch dieses Jahr.

In unserer Raiserstadt, der lieben.

Ist Kämpf als einz'ger mir geblieben.

Der Liberalismus liegt im Sterben.

Nit Lachen nahn die roten Erben.

Für die Marine schwärmt jetzt alles.
Manchesterman sitzt tief im Dalles.

Die Nihilisten atlentaten.

Die Neuwahl ist sehr schlecht geraten.

Opposition ich manchmal treibe.

Nit Obstruktion bleibt mir vom Leibe.

Die Politik bringt böse Stunden.

Das Pulver Hab' ich nicht erfunden.

Der Wahlen Oual macht mich noch toll.
Lehr hoch ist der Ouebrachozoll.

Der Reichstag sich bedenklich rötet.

Die Reaktion mir 'n Loblied flötet.

Der Sozialismus sprengt die Ketten.

In Sachsen ist nichts mehr zu retten.

Tirpitz will neue Panzerschuten —

Tabak und Bier, die müssen bluten.

Die Union der Liberalen —

Unsinn, sie an die Wand zu malen.

Der „Vorwärts" schasst mir viel Verdruß —
Verflixt, daß ich ihn lesen muß!

Der Wasserstiefel steckt im Sumpf,

Daneben auch der wadelstrumpf.

X Jahre Hab' ich mit Bedacht
Dem Volk ein X für ’rt U gemacht.

Das Ypsilon, es kommt jetzt dran.

Der Yankee ulkt den Nichel an.

Zu Ende ist das KBD.

Der Zolltarif bringt uns viel Weh. e. p.

Ährendoktoren.

Zur höheren Festesweihe hat man es bei der
Jubelfeier der Universität Heidelberg für ange-
bracht gehalten, mit freigebiger Hand mit Doktor-
titeln herumzuwerfen. So haben die verschie-
denen Fakultäten mehrere englische Forscherinnen,
einige Kammerpräsidenten, einen Verleger, einen
österreichischen Minister usw. usw. mit dem Ehren-
doktorhut geschmückt.

Von diesem Rechte der einzelnen Fakultäten
sollte man unserer Meinung nach noch in iveit
ausgiebigerem Maße Gebrauch machen. Warum
sollte mau einen Einbrecher, der Generationen
von Richtern und Referendaren praktisch heran-
gebildet hat, an dem richterliche Beamte aller
Grade ihren Geist und Scharfsinn geübt haben,
dieses Titels nicht für würdig halten? Welchen
Zweck hätte die ganze Juristerei, wenn es solche
wackeren Leute nicht gäbe?

Und warum sollte ferner ein biederer Schnaps-
freund, der im Alter fromm wird und Traktätchen
verteilt, nicht auch dieser Ehre teilhaftig werden?
Welch ausgiebigen Stoff hat nicht sein Sünden-
leben mit dem schließlichen gottgefälligen Aus-
gang den Theologen aller Richtungen gegeben?

Auch an medizinischen Bewerbern wäre kein
Mangel. Wie viele Menschenfreunde, die in
großen Zeitungsinseraten Heilung jeglicher Übel
und Krankheiten ankündigen, harren noch vergeb-
lich des wohlverdienten Lohnes.

Am schwersten gesündigt wird aber gegen die
zahlreichen praktischen Philosophen. Ich nenne
nur einige bekannte Namen: Latten-Fritze, Zinken-
Gottlieb, Klamotten-Ede usw., die bisher schnöde
in den Hintergrund gedrängt worden sind. Haben
diese wackeren Männer des Volkes nicht mindestens
ebensoviele Verdienste wie der österreichische Mi-
nister? O Gerechtigkeit, verhülle dein Antlitz!

Hoffen mir, daß dieser schlimme Fehler bald
gut gemacht wird, wozu ja in unserer jubiläums-
frohen Zeit Gelegenheit genug vorhanden ist.

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